Tuesday, April 29, 2008

Lines of Communication

Der moderne Mensch ist erreichbar. Ständig und überall. Das Klingeln des Cell Phones stoppt alle anderen Tätigkeiten und die Wichtigkeit des gegenwärtigen Calls steht über allen sonstigen irdischen Notwendigkeiten.

Einfach nicht abnehmen, weil man vielleicht gerade etwas anderes zu tun hat, ist reine Blasphemie und ruft nur Unverständnis und Mißtrauen hervor. Das hieße dann ja, das Prinzip der totalen Erreichbarkeit eigenmächtig außer Kraft setzen zu wollen. Und wer will sich schon so ins gesellschaftliche Abseits stellen?!

Heute in der Warteschlange im Wendy’s war ein Vater mit seiner Tochter. Die Kleine war vielleicht vier Jahre alt und ganz aufgeregt mit Papa einen Burger essen zu gehen. Es wurde diskutiert, welche Combo man nehmen würde und ob mit oder ohne Käse und ob mit Cola oder Iced Tea. Die Kleine sprudelte nur so über und Daddy grinste sich eins und gab auch ab und zu seinen Senf dazu.

Wie der Zufall es wollte nahmen sie dann am Nebentisch Platz und ich konnte den weiteren Lauf der Dinge mit verfolgen. Nun, so furchtbar viel gab es da dann nicht mehr zu verfolgen, weil nämlich kurz darauf Daddy’s Cell Phone klingelte und er von da an telefonierte. Ausgiebig und ausführlich. So auf dem Stuhl sitzend, daß sein Rücken halb dem Töchterchen zugewandt war – ein deutliches Zeichen für sie, ja nicht zu stören. Das tat sie auch nicht, sondern aß brav ihren Burger auf, wippte ein wenig mit den Beinen als sie fertig war, rutschte auf dem Stuhl herum, stand schließlich auf und ging ein paar Schritte in die eine Richtung und dann ein paar Schritte in die andere Richtung. Ihr war die Langeweile und die Enttäuschung sehr deutlich am Gesicht abzulesen. Und Daddy? Der hing immer noch am Cell Phone, stopfte sich ab und an eine Fritte in den Mund und hatte sein Töchterchen offensichtlich völlig ausgeblendet.

Zuvor schon war mir in der Warteschlange vor mir eine Frau aufgefallen, die ebenfalls ausgiebig telefonierte, während wir darauf wareteten dass endlich eine zweite Kasse aufgemacht wurde. Dann kam sie dran – aber anstatt nun das Gespräch zu beenden, telefonierte sie einfach weiter und bestellte zwischendurch. Das ergab dann mehrere Nachfragen, weil natürlich diese Art von Drei-Wege-Kommunikation so ihre Tücken hat. Als es dann ans bezahlen ging, jonglierte die Frau das Cell Phone mit der Schulter am Ohr, während sie versuchte das Geld aus ihrer handtasche zu fischen. Das Telefon einfachmal für drei Sekunden wegzulegen – oder gar das Gespräch zu beenden und danach wieder aufzunehmen – kam ihr gar nicht in den Sinn.

Einzelfälle? Nein, leider die (selbst beobachtete) Regel. Da stellt sich mir die Frage: Was zur Hölle kann denn nur so wichtig sein?! So viele wirklich weltbewegende Dinge, deren Besprechung nicht noch bis zu einem günstigeren Moment warten könnten, kann ich mir da gar nicht vorstellen. Da wird ständig mit allen möglichen Leuten drahtlos parliert, geplappert und geratscht – nur die, die sich in unmittelbarer Nähe befinden werden dabei ignoriert und übergangen. Sie werden für die Zeit eines Telefonates zu Waisen. Es macht sich eine gewisse Sprachlosigkeit im direkten Miteinander zwischen den Menschen breit und ich warte nur auf den Moment, wenn dann zwei am gleichen Tisch sich miteinander über das Cell Phone unterhalten, weil sie es einfach nicht mehr anders können. Und demnächst kommen dann die Babies gleich mit eingebautem Transceiver zur Welt ... siehe Post „Resistance is futile!“ ... Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich kotzen möchte.

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