Friday, May 30, 2008

The Alien

Es lebt. Und es will raus. Um unser Haus zu übernehmen? Um uns zu fressen und die Weltherrschaft zu erlangen? Wir wollten eigentlich nur Sauerteig haben ... also hat meine Frau einen aufgesetzt. Und der wächst und gedeiht, wirft Blasen und entwickelt langsam eine eigene Persönlichkeit. Das Brot, das daraus entsteht ist sehr köstlich - ich denke mal, solange wir ihn regelmäßig verarbeiten, können wir ihn unter Kontrolle halten. Aber wehe, wir vergessen das mal eines Tages ... wenn er dann die Treppe zum Schlafzimmer heruafgekrochen kommt eines Nachts, werden wir plötzlich die Hauptdarsteller eines schwarzweissen Science Fiction B-Movies aus den 50er Jahren - "Das Sauerteig-Alien aus dem Kühlschrank". Ich lege vorsichtshalber schon mal mein Lichtschwert unters Kopfkissen ...


TV less ... or less TV

Wir haben es vier Monate ausgehalten. Doch ab heute haben auch wir wieder zurückgefunden in die Zivilisation - wir haben TV! Ganz ehrlich, wir haben es eigentlich gar nicht vermisst. Die Abende waren auch so gut ausgefüllt - und wenn wir mal wirklich nichts im Haus zu tun hatten oder für die SCA oder mit Vorbereitungen auf dieses und jenes, dann haben wir einfach gelesen. In Büchern. Mit Buchstaben. Manchmal waren auch Bilder drin.
Wieso also jetzt der Sinneswandel? Weil Ferien sind. Nein, das hat rein gar nichts mit Langeweile zu tun und damit, die Kinder davor parken zu können. Davon halten wir sowieso nichts. Der Grund ist eigentlich ganz simpel - dadurch, dass die Ferien zehn Wochen lang sind, in denen der Kontakt zur englischen Sprache im Vergleich mit dem regelmäßigen Schulaltag doch eher sporadisch sein wird, besteht tatsächlich die Gefahr, dass die englischen Sprachkenntnisse etwas einrosten. Also werden in den Ferien englische Bücher gelesen (Per Anhalter durch die Galaxis ist das erste ... ist im Original noch viel witziger als in der deutschen Übersetzung) und Ami-TV geguckt. Und da sage noch einer, Fernsehen würde nicht bilden ... und außerdem kann ich dann endlich wieder Baseball gucken. Natürlich auch in Englisch.


Natürlich ist es ein modernes Flachbildschirm-Gerät - 26 Zoll, das ist hier am unteren Rand der Skala und sonst nur in Badezimmern, Küchen oder Babyzimmern zu finden. Jede richtige amerikanische Familie hat mindestens einen 40 Zöller, mit angeschlossenem Home Theatre System, Playstation und X-Box.
Und wir haben auch nur die 80 Standardkanäle - inklusive NASA TV ...
Trotzdem, nun können wir mitreden. Und fallen nicht mehr dumm auf, wenn in der Schule ein Aufsatz über die Lieblingsfernsehsendung geschrieben werden muß ...

Say No to Wayne Parker


Vielleicht hatte die Times doch nicht recht. Für die republikanischen Wähler unter uns hat sie ja Wayne Parker empfohlen. Nun kommen mir da aber echte Zweifel. Begründet wurden die durch das Studium des Flugblattes, das heute im Briefkasten lag.
Der gute Wayne scheint ein echter Looser zu sein, ein Lügner noch dazu und ein Lobyist! Pfui Teufel ... und zwei Gesichter hat er auch noch.
Ein echter Dämon also, der nur mit Menschenhaut überzogen ist. Und wer war da so nett, uns über den wahren Charakter dieses Individuums aufzuklären?
"Paid for by the Committee to Elect Cheryl Baswell Guthrie to Congress" steht da klein gedruckt auf der Vorderseite.
Aha. Die Dame Guthrie ist durchaus keine unbekannte im politischen Zirkus hier. Wie schrieb die Times über sie: "Sie kommt immer dann aus dem Loch gekrochen, wenn es irgendetwas zu gewinnen gibt. Ansonsten hält sie sich aus der Tagespolitik heraus. Und im übrigen ist ihre Frisur scheußlich und nicht altersgerecht." Oder so ähnlich.
Da weiß ich jetzt gar nicht mehr, was ich denken soll. Kann man sich denn heute nicht mal mehr auf die Zeitung verlassen und muß man sich gar seine eigene Meinung bilden? Und wo soll man sich denn bitteschön informieren um eine eigene Meinung zu bekommen? Zum Glück haben wir seit heute TV und die werden höher bezahlt als bei der Zeitung, also kann man denen auch mehr trauen. Ich werde die Augen offen halten ...

Nachtrag am 01.06.2008:
... hat nicht lange gedauert. Gleich in den ersten Minuten unseres neuen TV-Glücks, beim ersten Durchzappen, sprang mir ein Advertisement entgegen. Man ahnt es schon, die gute Dame Guthrie beschränkt sich nicht auf Flugblätter. Das scheint ein richtiger Kreuzzug zu werden. Ich bleibe am Ball ...

Wednesday, May 28, 2008

For Congress

Der Abgeordnete Bud Cramer, eine politische Institution in Alabama, tritt nicht mehr zur Wiederwahl für den US Kongress an. Es bewerben sich acht Kandidaten um seinen Sitz.
Und seit dem Wochenende wissen die Leute in Madison County darüber Bescheid, wen sie wählen sollen. Demokraten sollten Parker Griffith wählen, weil der im State Senat ist und schon mal die Bürgermeisterwahl in Huntsville verloren hat. Republikaner sollten Wayne Parker wählen, weil der bereits zweimal gegen Bud Cramer verloren hat und daher weiß, wie man eine Wahlkampagne bestreitet.
Woher wir das alles wissen? Es stand in der Sunday Times. Inklusive der Empfehlungen der Redaktion.
Man stelle sich vor, eine deutsche Tageszeitung würde derart massiv und direkt in die politische Meinungsbildung ihrer Leser eingreifen. Die Begriffe "Überparteilich" und "Unabhängig" sind bei den hiesigen Medien wohl eher nicht bekannt. Ich bin mal gespannt, welche Emphehlung die Times für die Präsidentschaftswahl im Novemeber ausspricht. Ich darf hier zwar nicht wählen - aber wem ich die Daumen drücken soll, möchte ich schon gerne wissen.

Tuesday, May 27, 2008

Name-Name

Müller-Lüdenscheid. Mit diesem Namen hat Loriot damals die Eigenheiten der deutschen Namensgebung auf den Punkt gebracht. Ein Doppelname, getrennt durch einen Bindestrich. In Deutschland völlig normal. Hier ... nicht.
Da gibt es dann die verschiedensten Varianten. Mal wird der erste Nachname als Vorname genommen und der zweite als eigentlicher Nachname. Manchmal wird gar der Vorname zum Nachnamen gemacht und der Doppelname zum Vornamen. Geradezu harmlos ist da noch die Variante, wo der zweite Nachname ganz weg gelassen wird. Dass auch der mit dazu gehört und erst alle drei Teile den vollständigen Namen bilden interessiert hier keinen. Selbst die Post kommt an, wenn der Name bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt wurde. Verschärft wird die Situation dann noch dadurch, dass man ja auch keine zwei typisch angelsächsischen Namen hat sondern diese unaussprechlichen deutschen Dinger. Wer weiß da schon, was Vor- und was Nachname ist?! Schließlich nennt man hier seine Kinder auch Hunter, Walker oder Madison mit Vornamen - und das waren (und sind immer noch) klassische Nachnamen im englischsprachigen Raum.
Da haben die Amis aber Glück, dass ihnen die ehemalige deutsche Spitzen-Biathletin Simone Greiner-Petter-Memm noch nicht über den Weg gelaufen ist ... :)

Trash

Unsere Mülltonne hier ist größer als ein deutscher Kleinwagen. Na ja, beinahe. Und sie wird jeden Montag und jeden Donnerstag abgeholt. Was einem, der deutsche Verhältnisse mit mikroskopisch kleinen Tonnen, die alle Schaltjahre einmal abgeholt werden, zunächst einmal als der totale Luxus vorkommt. Eine Zeit lang schwelgt man im gedankenlosen Wegwerfen von allem, was einem in die Finger kommt. Kein Gedanke wird auf solche zeitraubenden Dinge wie Mülltrennung verschwendet. Plastik, Glas, Pappe, Essensreste - alles wandert zusammen in die Riesentonne und verschwindet dann zweimal in der Woche auf magische Weise. Wohin ... egal. Hauptsache weg. Sollen die Amis doch damit den Grand Canyon füllen, wenn sie lustig sind. Ob die hier Deponien haben, den Müll verbrennen oder auf den Mond schießen kriegt man nicht mit - ist einfach kein Thema, er verschwindet und gut ist. Wahrscheinlich verkaufen sie ihn an irgendwelche Entwicklungsländer, die damit ihrer Bevölkerung einen Wohlstandsschub verschaffen.
Nach einiger Zeit wird einem dann aber langsam klar, wieso die Tonnen so groß sein müssen - beim Einkauf wird jede Milchtüte in eine separate Plastiktüte verpackt, es gibt hier noch richtige Umverpackungen und alleine die Sonntagszeitung füllt mit dem Volumen der Werbebeilagen die Tonne gut halb aus.
Und dass die zweimalige Entleerung beileibe auch kein Luxus ist wird einem dann schmerzlich bewußt, wenn man einmal die Donnerstags-Lehrung verpasst hat und der kommende Montag ein Feiertag ist - an dem die Müllabholung einfach ausfällt und auch nicht am nächsten Tag nachgeholt wird. Mit Temperaturen über 30 Grad Celsius beginnen sich nach einer Weile die verschiedensten Tierchen in der Tonne wohl zu fühlen und sie beginnt zu leben und eine eigene Persöhnlichkeit zu entwickeln. Nach einigen Tagen stinkt es dann so bestialisch, dass man die Tonne bis zur nächsten Leerung vor die Garage stellen muß.
Wir werden uns ab jetzt jeden Mülltermin im Kalender rot anstreichen ...

Monday, May 26, 2008

German Feast

Gestern hatten wir ein paar Freunde aus der SCA da, wir waren insgesamt 22 Personen und für die haben wir ein mittelalterliches Festmahl gegeben. Nein, nicht eines von diesen "Wir-schmeißen-die-Hühnerknochen-hinter-uns-auf-den-Boden- und-saufen-uns-die-Hucke-voll" Pseudo-Mittelalter Gelagen, die vor einiger Zeit in Deutschland mal sehr populär waren (... immer noch?!).
Alle Rezepte sind akribisch recherchiert und so weit wir konnten, haben wir die dort beschriebenen Originalzutaten genommen. Was hier in den USA teilweise eine echte Herausforderung ist - einige Sachen sind hier tatsächlich nicht mit vertretbarem Aufwand zu bekommen.
Die Planung hat gute vier Wochen in Apsruch genommen, inklusive Testkochen der Gerichte, Menuplan zusammenstellen, einkaufen, einige Sachen über das Internet besorgen, die Eltern in Deutschland Sachen schicken lassen (Marzipanrohmasse ... kennen die hier nicht), Stühle und zusätzliche Töpfe organisieren ... ist schon spannend, für so ein Menge Leute Essen zuzubereiten.
Und so sah der Menuplan aus :


Erster Gang

Roggenbrot

Kräuterbutter

Linsensuppe


Zweiter Gang

Rosmarin Hühnchen

Gekochte Eier

Cucummern Salat

Scharfe Pfeffersoße

Senfsoße


Dritter Gang

Spinattorte

Rinderbraten in Rothem Wein

Aufgeschmalzene Käsespätzle


Vierter Gang

Getrocknete Äpfel

Mit Marzipan gefüllte Datteln

Feigen

Gebrannte Mandeln

Bethmännchen

Frankfurter Brenten


Wie gesagt, alles selber gemacht (von meiner wunderbaren Frau - ich war nur die "One Man Kitchen Crew" ...) - wobei die kleinen Schweinereien zum Dessert der mengenmäßig kleinste Gang aber das Aufwändigste in der Herstellung waren. Aber Bethmännchen müssen einfach sein und die gebrannten Mandeln waren einfach ein Gedicht!
Dazu gab es dann gewürzten Wein, Bier und Apfelsaft.
War tierisch anstrengend, hat aber auch sehr viel Spaß gemacht. Und zum Glück ist unser Haus groß genug, dass wir so viele Leute überhaupt an einen (sehr langen) Tisch bekommen können. Und endlich gab es auch einmal echtes Roggenbrot für die Amerikaner ...:) - siehe Eintrag unten.
Unseren Gäste hat es jedenfalls wohl auch sehr gut gefallen, sie waren voll des Lobes für das Essen, die Atmosphäre und generell über den schönen Abend.
Was zudem sehr angenehm war ist die Sitte, dass eine Viertelstunde nach Auftragen des letzten Ganges die ersten zum Aufbruch bliesen. Nicht wie in Deutschland, wo man nach dem Essen erst so richtig zum gemütlichen Teil übergeht. Um kurz vor zehn Uhr hatten wir alle aus dem Haus und konnten so noch den Großteil des Chaos beseitigen, eine Maschine voll Geschirr auf den Weg bringen, die Reste einfrieren und es bleib sogar noch etwas Zeit, den Abend, die Speisen und die Organisation ein wenig zu reflektieren.
Jetzt, da wir wissen wie man soetwas organisiert und erfolgreich durchführt ... nein, erstmal nicht in der vorhersehbaren Zukunft. Nächstes Jahr vielleicht wieder ... oder zu Weihnachten eventuell ... aber bestimmt nicht früher als Oktober ...



Monday, May 19, 2008

21

Mit 16 darf man in Alabama alleine Auto fahren, ab 17 darf man in der US Army zur Waffe greifen, mit 18 darf man wählen, heiraten und Checks ausstellen. Was man nicht darf, ist Alkohol trinken. Das darf man erst ab 21. In dem Alter darf man auch erstmals einen Leihwagen mieten - mit ordentlichem Risikozuschlag von durchschnittlich 25 Dollares pro Tag. Erst wenn man, je nach Leihwagenfirma, 23 oder 25 Jahre alt ist, bezahlt man den regulären Preis.
Wieso ich das so genau weiß? Wir bekommen eventuell im Sommer Besuch von Verwandten, die zwar nach deutschem Recht volljährig und mit gültigem Führerschein ausgestattet sind, hier in den USA aber wegen ihres Alters kein Auto mieten können.
Gut, sagt man sich, fahren sie eben mit Bus und Bahn, wie aus Deutschland gewohnt. Ahem, Huntsville hat zwar einige wenige Buslinien - doch ist deren westlichster Punkt der WalMart am Highway 72. Wir wohnen in Madison, gut zehn Meilen weiter westlich.
Nun denn, das Wetter ist ja meistens schön sonnig, es sind junge Leute, sollen sie halt das Fahrrad nehmen. Ahem, wir haben bisher in unseren drei Monaten hier genau sieben Fahrradfahrer gesehen. Das mag daran liegen, dass es hier nur sehr wenige Bürgersteige und überhaupt keine Radwege auf den Straßen gibt. Fahrradfahren kommt auch aus dem Grund einem Kamikazeunternehmen gleich, weil die Autofahrer hier gar nicht wüßten, wie sie sich verhalten sollten, wenn ein Radler vor ihnen auftauchen würde.
Also lassen wir sie einfach mit unseren Autos fahren. Ahem, da spielt die Versicherung nicht mit. Als non-resident, in dem Alter, ohne Fahrpraxis in den USA - das würde, wenn es denn überhaupt machbar wäre, eine reichlich teure Angelegenheit werden.
Was bleibt also? Vor den Fernseher setzen und Amerika auf diese Weise kennen lernen. Ahem, ein TV Gerät besitzen wir leider noch nicht ... (Story folgt)

Nachtrag am 21.05.: Mit der Hilfe eines Freundes haben wir inzwischen herausgefunden, wie es vielleicht doch noch klappen könnte mit dem Mietwagen. Eigentlich ganz einfach, muß man nur drauf kommen - man mietet von Deutschland aus an. Zum Beispiel bei Alamo. Das geht zwar auch nicht ab 18, sondern erst ab 19 - aber immerhin. Ich schätze mal, die wollen keine blutigen Fahranfänger auf die USA loslassen. Und die Preise sind gar nicht mal so schlecht. Dann kann es ja eigentlich losgehen ...

Sunday, May 18, 2008

Great Smoky Mountains National Park


Wir waren übers Wochenende im Great Smoky Mountains National Park in Tennessee. Sind nur fünf Stunden Fahrt, also für amerikanische Verhältnisse eine Spritztour. Samstag hin, Sonntag wieder zurück, von 32 Stunden, die wir weg waren, haben wir gut die Hälfte im Auto verbracht (und dabei rund 1200 km zurück gelegt). Hat sich aber gelohnt - wie immer.
Im Vergleich zu meinem letzten Besuch im April 2004 musste ich leider feststellen, dass der Baumbestand der Nadelhölzer in den höheren Lagen durch Abgase, Smog und sauren Regen noch mehr gelitten hat. Ansonsten ist alles beim Alten geblieben. Inklusive der unsäglichen Städte Pigeon Forge (Unterhaltung Marke Dollywood ...) und Gatlinburg (eine Mischung aus Las Vegas für Arme und Disneyworld für Hillbillys ...). Es soll Leute geben, denen der Park total egal ist und die nur wegen der Amüsierschuppen dorthin fahren.
Nun ja, wir waren jedenfalls im Park. Leider konnten wir aufgrund der knapp bemessenen Zeit nur zwei Attraktionen besuchen - Clingmans Dome und Cades Cove. Hat sich aber absolut gelohnt - alleine auf Clingmans Dome in gut 2000 m Höhe zu stehen und sich im eiskalten Wind einen abzufrieren ... nein, das Panorama ist die Frostbeulen tatsächlich wert. Und Cades Cove ist sowieso immer schön. Rehe und Truthähne haben wir dort gesehen, brütende Schwalben, Schmetterlinge und fiese Alien-Insekten. Eine Reise, die sich trotz aller Strapazen lohnt und die wir sicher irgendwann noch mal machen werden - aber dann vielleicht mit etwas mehr Zeit im Gepäck ...





Wednesday, May 14, 2008

Arche Noah, revisited

Heute nach Sonnenuntergang - wir haben unseren Augen ja nicht mehr getraut. Dass wir hier viele Vögel im Garten haben, ist ja bereits berichtet worden. Aber heute haben sie dann auch noch ihre Jungen mitgebracht ...
Die Mourning Doves hatten ihr Kleines dabei, das immer brav hinter Mama hergehüpft ist. Die Familie Cardinal war da und hat ihr Junges gefüttert und der Herr Cowbird, ein Neuzugang in unserer Menagerie, brachte gleich seinen ganzen Harem mit, inklusive Jungvögel. Das hat den Blue Jay dann so verwirrt, dass er laut schimpfend abgezogen ist. Ein weiterer Neuzugang ist die Tufted Titmouse, ein putziges kleines Kerlchen mit Schopf auf dem Kopf. Wer war noch da? Die blöden Grackles natürlich, die sich immer aufplustern und damit die kleineren Vögel verjagen, der Red Winged Blackbird und seine Holde, der die Grackels verjagt und jede Menge Spatzen.
Und dann - man glaubt es kaum - hatten wir auch noch Besuch von einem Häschen und seinem Jungen. Ganz unbeeindruckt von dem Geschwirre über ihren Köpfen hoppelten sie im Garten herum und pickten sich die Sonnenblumenkrene auf, die die Vögel übriggelassen hatten.
Die meiste Zeit saßen die beiden unter der großen Magnolie, die ihnen sehr guten Schutz vor den Regenschauern bietet, die heute den ganzen Tag über herunter kamen.
Unser Garten ist eine richtiggehende Arche Noah - fehlt nur noch, dass eines Tages ein Pony über den Zaun schaut ...




Ein Wort zu den Bildern:
Da es sehr schnell gehen mußte, habe ich die Super-Tele-Kompaktkamera benutzt. Und weil es schon recht dunkel war, mußte ich mit ISO 3200 fotografieren, was die Bilder naturgemäß sehr pixelig und rauschig macht. Das kleine Häschen habe ich dann aus viel zu großer Entfernung auch noch anblitzen müssen um überhaupt etwas ausrichten zu können. Mit einer Spiegelreflex (habe ich, war nur nicht griffbereit) mit lichtstarkem Tele-Objektiv (wollte ich schon immer haben ...) wäre das alles sehr viel besser geworden.
Die Vögel habe ich gar nicht erst versucht zu fotografieren - bei Verschlußzeiten im Sekundenbereich selbst bei ISO 3200 und weit geöffneter Blende wäre bei den hibbeligen Geselllen doch nur Wischi-Waschi heraus gekommen. Also irgendwann mal früh morgens raus, wenn das Licht besser ist.

Nachtrag am 15.05.: Heute war der Hase wieder da - und brachte gleich drei Kleine mit ... scheint sich herumgesprochen zu haben, dass es bei uns immer was zu futtern gibt.

Monday, May 12, 2008

Elizabeth returns

Chastity-Claire, Sol-Luna Lale, Janna-Meret, Lona-Sophie,
Emma-Lou, Anna-Lynne, Lynne-Cloe, Toska-Milena, Amy-Lynn, Lana-Jamila, Caya-Lynn, Tara-Luna, Mika-Leni, Meret-Talisha, Florence Estelle Salome ...

Cedric Elias, François Joshua, Amédé Jeremias, Leon Joel, Niko Leon, Fynn Luca, Leander Severin, Laurin Kimi, Fynn-Louis, Timm-Noah, Colin-Finley, Emil-Linus, Lennox-Tyler, Laurin-Pascal, Levin-Jamiro, Darius-Nikol, Aaron-Lino, Preston-Dilan, Samiro-Maddox ...

Mercedes Benz ....
Nein, war nur ein Witz. Die oben aufgeführten Namen allerdings nicht - die sind original aus einem deutschen Babynamenforum vom 04. April 2008.
Da geht einem doch das Herz auf, wenn man daran denkt, wie in vierzig Jahren oder so der neue Bundeskanzler vereidigt wird: Ich, Samiro-Maddox Schröder schwöre .... Und danach wird Außenminister Preston-Dillon Schulze, begleitet von seiner Frau Sol-Luna Lale Schulze .... Oder vielleicht werden die doch alle Gangsta-Rapper.

Aber auch die USA bleiben vom Namensgebungsunsinn nicht verschont. Neuester Trend ist es, Namen aus rückwärts gesprochenen Wörtern zu bilden: Nevaeh, ist "Heaven" rückwärts gelesen. Auch spirituelle Namen sind schwer im Kommen: Destiny, Serenity, Trinity, Harmony, Miracle. An Nummer 723 der Jungenliste für 2007 findet man dann auch tatsächlich Messiah ... wir wußten alle, daß er eines Tages wiederkommen würde.
Ansonsten aber bleiben die Amis bei den wirklich traditionellen Bibelnamen: Jacob, Michael, Joshua, Matthew sind die Top fünf für die Jungs. Bei den Mädchen greift man eher auf weniger biblisches, eher altbekanntes zurück: Emily, Isabella, Emma, Madison, Sophia. Und Elizabeth ist wieder unter den Top Ten für 2007.

Wenn es dann also in einem halben Jahrhundert zum Treffen der neu gewählten Regierungschefs von Deutschland und USA kommen wird, trifft Samiro-Maddox Schröder auf
Emily Bush. Oder vielleicht empfängt die US Präsidentin auch nur den Mannschaftskapitän des neuen US Basketballmeisterteams. Es wäre Deutschland zu wünschen ... wir brauchen dringend gute Basketballspieler.

Sunday, May 11, 2008

Garden Cove

Wer sich in Alabama gesund ernähren will muß sich sein Futter schon aufmerksam zusammen suchen. Maccaroni and Cheese mögen zwar prima schmecken, allein mit den Zusatzstoffen darin könnte man aber einen ordentlichen Chemiebaukasten zusammen stellen. Ähnlich sieht es mit Obst und Gemüse aus, die duchweg atomar bestrahlt sind und daher auch nach sechs Wochen so aussehen wie am ersten Tag und zu deren Herstellung Bayer, Schering und LaRoche mindestens genausoviel beitragen wie Wind, Regen und Sonne.
In Deutschland geht man dann einfach zum nächsten Bio-Laden um die Ecke oder sogar gleich zum Bio-Bauern im nächsten Dorf und deckt sich mit gesundem Zeugs ein.
Hier geht man zum Garden Cove. Das ist ein Laden, der auch "OrganicFood" führt, was unseren Bioprodukten vergleichbar ist. Außerdem bekommt man dort so exotische Sachen wie Dr.Oetker Backmischungen oder Mehl für original irische Scones.
Wir waren heute mal wieder da und haben ein paar Sachen gekauft, die man in Deutschland bei jedem Rewe bekommt, hier aber eben nur dort. Eigentlich wollten wir schon gestern dort hin - da die Besitzer aber 7-Tage-Adventisten sind und die den Samstag als Feiertag haben, hatte der Laden gar nicht auf. Heute am Sonntag, an dem übrigens unsere Freunde von der Schnitzelranch ihren Ruhetag haben ... sinnigerweise am busiest day of the week für Restaurants - hatten sie dann wieder auf. Da hat man es in Deutschland leichter mit den Ladenöffnungszeiten ....


Mother's Day Special

Am Muttertag soll sich Mama nicht an den Herd stellen, also geht man auswärts essen. Haben wir auch gemacht. Und weil Sonntags die Restaurants um die Mittagszeit immer proppevoll mit den Kirchgängern sind, die nach dem Service so ab elf Uhr in Horden die Lokale stürmen, dachten wir dass um zwei Uhr dann wohl eine gute Zeit wäre - weil um drei Uhr meist der Nachmittagsgottesdienst anfängt, ist dann wieder gut ein Platz zu bekommen. Pustekuchen! An Muttertag fällt der Nachmittagsgottesdienst aus und dafür wird morgens ein Stündchen länger gemacht. Bei Barnhills war es brechend voll, beim Olive Garden haben sie bis auf die Straße gestanden und auch bei allen anderen populären Eateries war Schlange stehen angesagt. Also mal bei unserem Stamm-Chinesen probieren und siehe da, zwar auch sehr gut besucht aber keine Warteschlange und keine Platzprobleme.
Und sogar ein spezielles Muttertags-Menu gab es: Peking Ente, Honigschinken und Roast Beef. Und natürlich war es dadurch auch gleich drei Dollar teurer als sonst. Klassisches Beispiel von Angebot und Nachfrage ...


Saturday, May 10, 2008

Doppler Radar indicated a possible Tornado ...

Hier sitzen wir also wieder, das Wetterradio blinkt ganz hektisch rot, draußen blitzt und donnert es und Vipir 19 und Nexrad 48 konkurrieren um die dramatischten Farben auf der Wetterkarte.




Es ist mal wieder Tornado Warning, nachdem wir erst am Donnerstag nachmittag beim letzten Tornado Alarm ein Stündchen im Treppenhaus (ich) oder im Durchgang zur Garage (meine Frau und die Kinder) verbracht haben.

Die Bilder, die wir von Vipir 19 und Nexrad 48, beides die neueste Doppler Radar Technik, zu sehen bekommen sehen nicht gut aus. So gegen Mitternacht wird es wohl auch uns voll treffen. Das ist noch eine halbe Stunde hin und zum Glück schlafen die Kinder. Die wecken wir nur auf, wenn in Madison die Sirene losgeht.

Uuups - zu früh gefreut, gerade eben sind hier die Sirenen losgegangen. Also schnelle die Kinder aufgeweckt, Matrazen ausgelegt, Wetteradio und Laptop mitgenommen ... und kaum eine Stunde später ist der Spuk vorbei.

Nun, es gewittert immer noch und die Sturmfront ist noch nicht ganz durchgezogen. Und in Missouri hat der Sturm nach ersten Berichten zehn Menschenleben gefordert. Überall sonst sind jede Menge Bäume herunter gekommen, der Strom ist weitflächig ausgefallen, Autos sind zerstört worden - aber alles relativ glimpflich hier in Alabama.

Wir gehen jetzt ins Bett - und hoffen dass es das war mit Tornado Warnings für diese Nacht. In ein paar Tagen wird es dann wahrscheinlich wieder losgehen ...

Friday, May 9, 2008

German Dark Rye Bread

Was hier drüben überhaupt nicht funktioniert ist die Brotversorgung. Ich meine, richtiges Brot, das man kauen muß und nicht lutschenderweise der Verdauung zuführen kann. Muß gar nicht einmal etwas Spezielles sein - statt Mehrkorn, Dinkel oder Fitness täte es auch schon ein einfaches Roggenmischbrot. Mit ordentlicher Kruste und einem gewissen Widerstand wenn man Butter draufstreicht. Gibts hier aber nicht. Hier gibt es auch 16-Korn Brot, doch unterscheidet es sich im wesentlichen nur durch die etwas dunklere Farbe vom gewohnten labbrig-schlappen Einheitsweißbrot.
Also bleibt nur, selber Brot zu backen. Was ja auch gar nicht so schwierig ist, wenn man das richtige Mehl hat. "Whole Grain Premium Quality All Natural Stone Ground Rye Flour" von Hodgson Mill" zum Beispiel. Da steht dann auch sogar ein Rezept für "German Dark Rye Bread" , also dunkles Roggenbrot, auf der Packung.
Zunächst einmal nimmt man drei Tassen des Mehls, gibt eine Viertel Tasse Kakao dazu, dann noch Hefe, Kümmel, Salz, Wasser, eine halbe Tasse Honig, Butter und acht Esslöffel Gluten.
.....
Kakao?!
......
Honig?!
....
Original Deutsch?! Exactly ...
Da bleiben wir doch lieber bei den mitgebrachten Rezepten.

Thursday, May 8, 2008

Thank you Teachers!

Diese Woche ist "Teacher Appreciation Week" in den USA. Da wird den Lehrern für die gute Arbeit während des zurückliegenden Schuljahres gedankt. Die Elternvertretung richtet einen Lunch oder ein Dinner für das Kollegium aus, auf der Anzeigetafel vor der Schule erscheinen Danksagungen, man gibt ihnen kleine Geschenke und es finden öffentliche Feiern statt.
Das hat was. Kann man sich zwar nix für kaufen (na ja, man hat immerhin ein freies Essen und eventuell ein paar Geschenke) aber ich kann mir vorstellen, dass das eine doch recht erfreuliche Bestätigung der Arbeit ist, die man acht Stunden am Tag in die Kinder investiert hat.
So ist das hier in Amerika - niemand wird vergessen und alle bekommen ein Schulterklopfen. Das hebt die Stimmung, motiviert die Leute und kostet fast gar nichts. Einfach genial.
Letzte Woche war "Secretary's Day" und da wurden dann alle Sekretärinnen von ihren Chefs und Mitarbeitern zum Essen ausgeführt. Kleine Gesten, sicherlich. Aber wie gesagt: trägt zur allgemeinen positiven Stimmung bei.



Wednesday, May 7, 2008

Make Mom's Day Perfect!

Am Sonntag ist Muttertag. Blumen zu schenken ist anscheinend total aus der Mode. Stattdessen gibt es Navigationsgeräte, Laptops und Kameras - alles in Pink. Soetwas würde in Deutschland bei der Tokio-Hotel Generation ankommen - aber bei erwachsenen Frauen ( ... und Müttern)?!
Hier ist das offensichtlich völlig anders. Aber was soll man schon erwarten, wenn schon die Babies entsprechend vorgeprägt werden. Sind halt auch die Moms colorcoded.

Sunday, May 4, 2008

Cemetery Stroll

Wieder so ein Ding unter dem Titel "Nur in Amerika ...". Jedes Jahr am ersten Wochenende im Mai findet auf dem Hauptfriedhof von Huntsville, Maple Hill Cemetery, der sogenannte "Cemetery Stroll" statt. Die Toten steigen aus ihren Gräbern und erzählen ihre Geschichte - da gibt es Weltkriegssoldaten, die nach einer langen Odyssee endlich die letzte Ruhestätte in heimischer Erde gefunden haben, die erste Lehrerin in Alabama, einen General aus dem Unabhängigkeitskrieg, das elfjährige Mädchen, das mit ihren zwei Geschwistern hier begraben liegt, eine Frau, von der es heißt ihr Geist spuke immer noch herum, eine prominente Bordellbesitzerin, Gestalten aus dem Bürgerkrieg, Kuriositäten, wie der Mann der seiner preisgekrönten Kuh zuehren eine legendäre wilde Party gab, die preisgekrönte Kuh, namens "Lilly FLagg", Schriftsteller, Suffragetten, Kongressabgeordnete, Präsidentschaftskandidaten, lokale Persönlichkeiten und einfache Bürger.
Für zweineinhalb Stunden stehen diese Leute an den Gräbern und erzählen, in historischen Kostümen, die Geschichte der dort begrabenen. Untermalt wird das ganze von mehreren Musikgruppen, die alte Südstaatenlieder spielen. Und so um die dreitausend Besucher kommen jedes Jahr um sich das Spektakel anzusehen.
Die turnen dann munter auf den Gräbern herum, laufen überall drüber und keiner hat was dagegen. Nun sind die amerikanischen Grabstellen ja auch nicht, wie in Deutschland, als kleine Schrebergärten angelegt. Hier gibt es einen Grabstein und jede Menge Gras drumherum. Und die Störung der Totenruhe? Es hat ja einen Sinn und Zweck und dient einer guten Sache - die Toten wären bestimmt dafür, könnte man sie noch fragen.
Es wird also, wie üblich, pragmatisch und locker gesehen. Und das ist schon eine tolle Sache, wenn man auf diese - sehr unterhaltsame - Weise etwas über die Geschichte der Stadt und über die Menschen, die diese Geschichte gemacht haben, erfahren kann. "Infotainment" ist der Neumodische Begriff dafür. Ich würde es eher "Geschichte zum Anfassen" nennen. Leider ist es in den zweieinhalb Stunden natürlich nicht möglich, auf dem weitverzweigten Gelände alle 73 Stationen anzulaufen. Also werden wir wohl nächstes Jahr wieder hingehen.







Friday, May 2, 2008

Mooresville, Alabama

Heute hatten wir Betriebsausflug. Er führte uns nach Mooresville im Limestone County, nur ein paar Meilen von Huntsville entfernt.
Das kleine Örtchen hat sich das ursprüngliche Aussehen von vor zweihundert Jahren erhalten und ist komplett im "National Register of Historic Places". Hier kann man noch erahnen, wie der alte Süden einmal ausgesehen haben muß. Außerdem befindet sich hier eines der ältesten sich noch immer am gleichen Platz befindlichen (seit 1840) aktiven Postämter der USA.