Thursday, November 29, 2012

Intercept

Viele haben es uns nicht zugetraut. Einige haben uns einen Misserfolg gewünscht. Wir haben einen direkten Treffer gelandet ...

MEADS Successfully Intercepts Air-Breathing Target
At White Sands Missile Range

ORLANDO/MUNICH/ROME, November 29, 2012 – The Medium Extended Air Defense System (MEADS) detected, tracked, intercepted and destroyed an air-breathing target in its first-ever intercept flight test today at White Sands Missile Range, N.M. The test achieved all criteria for success.
MEADS is a next-generation, ground-mobile air and missile defense system that incorporates 360-degree radars, netted and distributed battle management, easily transportable launchers and the hit-to-kill PAC-3 Missile Segment Enhancement (MSE) Missile. The system combines superior battlefield protection with new flexibility to protect forces and critical assets against tactical ballistic missiles, cruise missiles, unmanned aerial vehicles and aircraft.
The MEADS test configuration included a networked MEADS battle manager, lightweight launcher firing a PAC-3 MSE Certified Missile Round, and a 360-degree MEADS Multifunction Fire Control Radar (MFCR), which tracked the MQM-107 target and guided the missile to a successful intercept.
“Today’s successful flight test further demonstrates MEADS’ ability to identify, track, engage and defeat targets attacking from any direction using a single mobile launcher,” said NATO MEADS Management Agency General Manager Gregory Kee. “MEADS is proving its capability to defend our warfighters and key assets against a growing 21st century threat.”
The test exploited the MEADS capability for full-perimeter, 360-degree defense with the PAC-3 MSE Missile performing a unique over-the-shoulder maneuver to defeat the target attacking from behind the MEADS emplacement.
“MEADS provides advanced capabilities that detect, track and intercept evolving threats from farther away and without blind spots,” said MEADS International President Dave Berganini. “Today’s successful intercept proves MEADS’ advertised capabilities are real. Its digital designs, and modern hardware and software ensure high reliability rates and dramatically reduced operational and support costs.”
The MFCR is an X-band, solid-state, active electronically scanned array radar which provides precision tracking and wideband discrimination and classification capabilities. For extremely rapid deployments, the MEADS MFCR can provide both surveillance and fire control capabilities until a surveillance radar joins the network. An advanced identify friend-or-foe subsystem supports improved passive threat identification and typing.
Using its 360-degree defensive capability, the advanced MEADS radars and PAC-3 MSE Missile, MEADS defends up to eight times the coverage area with far fewer system assets and significantly reduces demand for deployed personnel and equipment, which reduces demand for airlift.
MEADS successfully completed its first flight test on November 17, 2011, against a simulated target attacking from behind. A PAC-3 MSE Certified Missile Round was employed during the test along with the MEADS lightweight launcher and battle manager.
MEADS International, a multinational joint venture headquartered in Orlando, Fla., is the prime contractor for the MEADS system. Major subcontractors and joint venture partners are MBDA in Italy and Germany, and Lockheed Martin in the United States.
The MEADS program management agency NAMEADSMA is located in Huntsville, Ala.

Saturday, November 10, 2012

Chick-fil-A

Ich weiß eigentlich gar nicht ob ich das öffentlich zugeben soll, dass ich des öfteren zu Chick-fil-A gehe. Aber von all den myriaden Fast-Food Läden hier ist das immer noch der Beste. Es gibt dort ausschließlich Hühnchen - als Burger, als Suppe, als Strips oder Nuggets, gebraten oder paniert und gebraten. Dann haben die noch Fruchtbecher mit echten Früchten, Salate und ganz prima Softeis. Ja klar, alles nicht so furchtbar gesund aber ich traue denen weitaus mehr, was die Lebensmittelhygiene und eklige Beimischungen zum Burgerfleisch angeht, als den Typen mit den goldenen Doppelbögen. Wieso? Weil Chick-fil-A eine auf christlichen Prinzipien basierende Fast-Food-Kette ist.
Doch, so etwas gibt es hier. Außer in der Qualität des Essens merkt man es auch an anderen Dingen. Zum Beispiel sind alle Chick-fil-A Filialen mit einem Spielplatz ausgestattet - sehr kinderfreundlich. Weiterhin ist es dort immer pikobello sauber und die Angestellten sind immer adrett angezogen und extrem freundlich und zuvorkommend. Irgendwie habe ich auch den Eindruck, dass sie fast alle weiß sind - aber da muss ich nochmal genauer hin gucken, das kann bei einem Anteil der schwarzen Bevölkerung von gut 30 Prozent hier eigentlich statistisch schon gar nicht sein. Nur morgen kann ich das nicht weiter eruieren, da ist Sonntag und am Tag des Herrn hat Chick-fil-A zu. Damit die Angestellten nicht vom Kirchgang abgehalten werden. Zur Kirche geht natürlich auch der Besitzer der Kette und seine Familie. Und zu einem christlichen Lebensstil hier im Süden gehört es auch sich zur Familie zu bekennen, wie Gott sie beabsichtigt und in der Bibel festgeschrieben hat.
Also als Einheit von Mann und Frau.
Das hat der Sohn des Besitzers, der zugleich auch Vorstandsvorsitzender ist, vor ein paar Wochen ganz unschuldig einem Reporter in den Block diktiert. Worauf hier ein Shitstorm allererster Kajüte losbrach, mit Boykotten, Demonstrationen, Petitionen, Leserbriefen und allem drum and dran. Denn obwohl er es nicht direkt gesagt hatte, meinte der Vorstandsvorsitzende mit seiner Aussage, dass er natürlich als gläubiger Christ die von Gott nicht gewollte Form des familiären Miteinanders ablehnt - also Mann mit Mann oder Frau mit Frau. Also haben die Liberalen los geschrien, worauf die konservativ-christlichen zurück geschrien haben.
Für gut eine Woche konnte man zu keinem Chick-fil-A gehen ohne von Aktivisten der einen oder anderen Seite belästigt zu werden. Hier in Huntsville manifestierte sich das durch fast kilometerlange Auto-Schlangen, die sich vor den Filialen bildeten. Man war hier eindeutig auf der Seite des christlichen Abendlandes und seines Vorstandsvorsitzenden und wollte durch vermehrtes Essen von Hühnerbrüsten den Untergang der  Zivilisation verhindern.
Nun ist mir das persönlich völlig schnuppe, wer mit wem ins Bett steigt und wer die Bibel wie interpretiert. Aber wenn ich nun in so einem Laden Geld lasse, unterstütze ich damit nicht Intoleranz und Engstirnigkeit? Also lieber meine Kinder mit den fragwürdigen Lebensmitteln der Konkurrenz füttern, auf spackigen Stühlen an schmierigen Tischen sitzen und unauffällig die Gangster-Rapper am Nebentisch im Auge behalten? Nein, Danke.
Ich halte es da mit dem alten Fritz - jeder soll nach seiner Façon selig werden. Und solange sie mir statt eines Chicken-Sandwich nicht ein christliches Pamphlet in die Hand drücken werden sie mit mir auch keine Probleme bekommen. Der Vorstandsvorsitzende hat genauso das Recht auf eine eigene Meinung wie ich. Solange wir das beide respektieren kann ich gut damit leben, dass sie am Sonntag zu haben ...



Tuesday, November 6, 2012

Election Day

Heute war in Amiland der große Wahltag. Und damit auch ja niemand vergisst wen er wählen soll, gibt es einige Hilfestellungen.
Wahlwerbungsschilder direkt vor dem Wahllokal, zum Beispiel. In Deutschland dürfen in einem Umkreis von 100 Metern um ein Wahllokal keine Wahlplakate zu finden sein. Hier stellt sich Chris Comer, der für das Amt des Bezirksrichters kandidiert, einfach mit einem großen Schild in die Auffahrt zum Wahllokal im Polizeihauptquatier von Madison. Kein Problem, persönlicher Einsatz ist hier immer gerne gesehen - und geholfen hat es auch, der gute Mann wurde tatsächlich gewählt.
Und wer trotz solcher direkten Einflussnahme noch immer nicht weiß wen er wählen soll, der guckt einfach in die Zeitung. In der hiesigen Lokalzeitung war am letzten Sonntag eine große Sektion mit Wahlempfehlungen der Redaktion zu finden. Recht neutral, wie ich fand, und schön ausgeglichen zwischen Demokraten und Republikanern. Aber ist eine Zeitung nicht eigentlich dazu da unparteiisch, fair und unvoreingenommen über Fakten zu berichten, auf das sich der geneigte Leser selber eine Meinung bilden kann?
Nun ja, dazu muss der geneigte Leser ab und an ja mal selber nachdenken. Nicht so einfach hier in Alabama, wo bei dieser Wahl Roy Moore wieder in das Amt des obersten Richters des Staates gewählt wurde - obwohl er vor einigen Jahren wegen massiver Verfehlungen im Amt von einer Justizkommission aus dem Amt gejagt wurde. Der gute Judge Moore hatte sich damals unter anderem geweigert ein monströses steinernes Monument der zehn Gebote aus seinem Gerichtspalast zu entfernen. Außerdem glaubt er dass die Evolution ein reiner Kokolores ist, dass Schwule Geschöpfe des Teufels sind und dass Frauen gefälligst Kinder kriegen und am Herd stehen sollen. Amen. Immerhin 52% der Alabamier wollen nun also von einem Mann gerichtet werden, der in der einen Hand die Bibel hält und in der anderen Hand den Stein, der er als erster zu werfen gedenkt.
Dabei war es diesmal gar nicht einfach seine Stimme abzugeben - aufgrund der enormen Wahlbeteiligung von rund 70% bildeten sich enorme Schlangen um die Wahllokale. Denn die meisten Bürger gingen erst zur Wahlurne als sie von der Arbeit kamen. Eigentlich sollte nur bis 7 Uhr abends gewählt werden können - da man aber keine Straßenschlachten mit verärgerten Möchtegernwählern riskieren wollte, ließ man die Wahllokale eben einfach so lange offen bis jeder drangekommen war.
Sie sind halt praktisch veranlagt, die Amiländer.
Und zusammen mit jeder Menge Kreisverordneter, Richter, Kreisschatzmeister, Berzirkskommissionsverordneter und ähnlichem, wurde auch über 11 Zusätze und Änderungen der Staatsverfassung entschieden.
Das verfassungsmäßige Recht des Staates Alabama in den nächsten 20 Jahren Geld zum Aufkauf und Schutz von unberührter Natur auszugeben, wurde mit einer dreiviertel Mehrheit durchgewunken. Keine Überraschung, erlaubt doch der Staat in solchen Gebieten meistens die Einrichtung von Jagdrevieren. Und da hier ungefähr die Hälfte der Bevölkerung die Jagd als zum Lebensstil zugehörig betreibt, war der Ausgang nie in Frage.
Anders sah es da schon beim Antrag aus einige rassistische Passagen aus der Verfassung zu streichen, Das wurde von einer großen Versicherung, ALFA, betrieben und hört sich erst einmal nach einer noblen Sache an.
In den 1950er Jahren fügte Alabama ein paar Sätze in die Verfassung eine, die besagen dass kein Kind vom Staat gezwungen werden kann auf eine Schule zu gehen die nicht seiner Rasse entspricht. Gleichzeitig wurde das Recht auf eine kostenlose Schulbildung für alle Kinder in Alabama zugesichert.
Mittlerweile wurde durch unzählige Gerichtsurteile und andere Regularien die Rassentrennung an Schulen in Alabama schon längst abgeschafft. Dass der alte Text in der Verfassung stand war zwar ein Schönheitsfehler aber für die tägliche Schulpraxis von keinerlei Bedeutung mehr.
Wieso also wollte ALFA diesen Passus nun streichen lassen? Weil damit auch das Recht auf kostenlose Schulbildung in Alabama gestrichen worden wäre. Das dadurch frei werdende Geld im Staatsbudget sollte dann für andere noble Zwecke verwendet werden. Für die Senkung der Versicherungssteuer zum Beispiel, was nach Berechnungen von ALFA die Wirtschaft in Alabama ordentlich angekurbelt hätte. Und die armen ungebildeten Kinder? Nun, die sollten in Privatschulen gehen. Und wer sich das nicht leisten konnte, sollte sie entweder zu hause selber unterrichten (nach kirchlichem Lehrplan, denn die Home Schooling Szene ist hier fest in religiöser Hand ...) oder in kirchliche Schulen schicken. Ach so, hatte ich vergessen zu erwähnen - ALFA wurde in dieser Initiative von einem Zusammenschluss mehrerer Kirchen unterstützt.
Nun ja, so ganz dumm sind die Alabamier dann doch noch nicht - die Initiative wurde mit großer Mehrheit abgeschmettert.
Mit nur ganz geringer Mehrheit wurde der Verkauf von Alkohol in Hartselle abgelehnt. Macht nix, dann kauft man den Sprit eben in Priceville oder Boaz, die beide mit knapper Mherheit dafür gestimmt haben das Weihwasser des Teufels in ihre Gemeinden zu lassen. Nun ja, nicht dass es nicht schon vorher auch darin zu finden gewesen wäre - an konnte sich immer schon in Huntsville damit eindecken.
Ach so, und einen neuen Präsidenten haben sie dann auch noch gleich gewählt. Nun ja, eigentlich haben sie nur den alten im Amt bestätigt. Nicht, dass es einen Unterschied gemacht hätte wenn der Herausforderer gewonnen hätte. Das Land wird schon längst nicht mehr von den Politikern regiert sondern von Big Busines und seinen erz-kapitalistischen Schergen. Bei Obama müssen sie die Strippen verschämt im Hintergrund ziehen, bei Romney hätten sie das in aller Öffentlichkeit gedurft.
Man kann nur hoffen, dass sich nun nicht irgendein "Patriot" dazu bemüßigt fühlt das Wahlergebnis mit der Waffe in der Hand zu redigieren und das Land endlich von dem sozialistischen Ausländer zu befreien, der jetzt weitere vier Jahre ungerechtfertigt im Weißen Haus wohnt. Dieses Land wird nicht von außen durch Terroristen, China oder Tropenstürme bedroht, sondern von innen durch die vielen Enttäuschten, Unzufriedenen und Hoffnungslosen. Ein Riß geht durch dieses Land und diese Wahl hat ihn nur noch deutlicher hervor treten lassen ...




Sunday, November 4, 2012

Veterans Day

Nächsten Sonntag ist hier in Amiland Veterans Day. Dann gibt es allerlei Paraden, Dankesadressen, Kindergartenklassen gehen in Veteranenkrankenhäuser um Geschenke zu überbringen, es werden Schleifen im Tarndruck verteilt die man sich als sichtbares Zeichen der Unterstützung ans Auto pinnen kann und vieles mehr. Dieser Feiertag hat inzwischen in Intensität, Tam-Tam und der Berichterstattung in den Medien den bisher höchsten Feiertag, Thanksgiving, abgelöst. Man kann ihm einfach nicht entgehen. Natürlich ist es schön dass, anders als nach dem Vietnam-Krieg, die Veteranen die für Bush und Co. die Haut hingehalten haben nicht vergessen werden. Was hier im Moment abläuft geht aber weit darüber hinaus - es ist ein Heldenkult entstanden der keine Reflektion über das Warum zu lässt, sondern das Wodurch in den Vordergrund stellt. Und so war auch das heutige NFL Football Spiel in Nashville zwischen den Titans und den Chicago Bears von den Vorfeiern zum Heldengedenktag geprägt. Beim Absingen der Nationalhymne wird in Nashville immer eine riesige US Flagge auf dem Spielfeld ausgerollt. Diesmal sogar in den Umrissen der USA. Flaggenhalter waren Soldaten der 101st Airborne Division, frisch zurück aus Afghanistan. Dann wurde noch eine Extra-Flagge im Stadion gehisst und zwar von einem Veteranen des zweiten Weltkriegs, der über Europa und dem Pazifik Jagdflugzeuge geflogen hatte (kleine Anmerkung: bei seiner Vorstellung auf den zwei  riesigen Bildschirmen an den Stirnseiten des Stadions zuckte ich etwas zusammen als mir da übermannsgroße Hakenkreuze entgegen sprangen - als Abschussmarken am Flugzeug des Piloten ...). Während einer Spielpause wurden einem Angehörigen der Division, der zweimal verwundet worden war, ein offizieller NFL Spielball übergeben. Und danach wurde verkündet, dass der Sponsor der Tennessee Titans, ein großer Baumaterialkonzern, im Laufe des nächsten Jahres sechs neue Häuser für heimkehrende Veteranen bauen wird. Und das erste davon bekommt der eben noch mit einem Spielball ausgezeichnete verwundete Veteran. In anderen Spielpausen wurden Videos von Soldaten abgespielt, die aus Tennessee stammen und gegenwärtig im Einsatz in Afghanistan sind - Go Titans, beat the Bears!
Die Halbzeitshow bestritt dann die Marching Band der 101st Airborne Division. Und vor den unzähligen Verkaufsständen hinter den Tribünen versammelte sich mehrere Male spontan eine Menschentraube, die "USA, USA" skandierte - da lief ein Typ umher, der ganz in Stars and Stripes gekleidet war. Das einzige was bei diesen Festivitäten nicht so recht klappte war dass die zwei F-16 Kampfjets, die auch standardmäßig zur Show gehören, nicht wie üblich am Ende der Nationalhymne im Tiefflug über das Stadion donnerten, sondern erst gut eine Minute später, als das Spiel schon fast angefangen hatte. Das hat aber der Stimmung keinen Abbruch getan. Genauso wenig wie die Meldung von heute, dass im vergangenen Monat in Afghanistan erstmals mehr US Soldaten Selbstmord begangen haben als durch Feindeinwirkung getötet wurden, dem ganzen einen Dämpfer aufgesetzt hat. The Show must go on. Hier wie in Afghanistan. Das Spiel endete übrigens mit 51 zu 20 für die Gäste aus Chicago.


Saturday, November 3, 2012

Christmas in November

Wir hatten heute einen richtigen Sommertag hier - knappe 30 Grad Celsius, Sonnenschein, kaum eine Wolke am Himmel, leichter Wind. Nicht gerade typisches aber doch auch kein ungewöhnliches Wetter für Anfang November in Alabama.
Nur dass sie in Bridge Street, der großen Fußgängerzone in Huntsville, schon damit begonnen haben den Weihnachtsbaum aufzustellen störte ein wenig die sommerliche Stimmung ...


Cash and Hope

In drei Tagen findet in Amiland die Wahl des nächsten Präsidenten statt. Obama gegen Romney. Nichts ist entschieden und doch ist in Alabama kaum ein Wahlplakat zu finden. In der Tat ist dieses hier das einzige was ich bisher in Huntsville und Umgebung entdeckt habe. Der Grund dafür ist ganz einfach - Alabama wird mit großer Mehrheit für Romney stimmen. Kein Zweifel darüber und daher auch kein Grund kostbare Wahlkampfgelder in einem schon entschiedenen Staat auszugeben.

Das war schon immer so - Alabama war noch nie ein sogenannter "Swing State". Bis John F. Kennedy wurde hier stramm Demokratisch gewählt. Wobei man wissen muss, dass die sogenannten "Southern Democrats" in ihren Ansichten mehr Rechts standen als die Republikaner. Doch niemand hier im Süden hätte bis dahin jemals erwogen die verhassten Republikaner zu wählen - die Partei Abraham Lincolns, der hier immer noch für den Bürgerkrieg verantwortlich gemacht wird. Zwar teilte man durchaus die konservativen Werte und die rechte Ideologie, doch schnitze man sich lieber eine eigene Spielart zusammen und hängte ihr den Mantel der Demokratischen Partei über als offen mit den geistesverwandten Republikanern zu paktieren. Mit Kennedy, dem ersten katholischen Präsidenten, diesem liberalen Frauenheld aus New England, änderte sich das dann. Von da an schwenkte das protestantisch geprägte, die Moral und Familienwerte hoch haltende, betende und definitiv strikt un-liberale Alabama in das republikanische Lager um und ist seitdem ein relativ sicherer Kantonist für die Grand Old Party.

Also wird es es am Dienstag hier keinerlei Überraschung geben - nur die doch recht witzige Ansage auf der Werbetafel ist etwas, was man von den sonst recht biederen "Konservativen" so nicht unbedingt erwartet hätte. Johnny Cash ist 2003 verstorben, Bob Hope, der große Komiker, im selben Jahr und Ronald Reagan, der hier immer noch als der beste Präsident des letzten Jahrhunderts gilt, weilt seit 2004 nicht mehr unter uns. 1992 war er zwar nicht mehr Präsident (das war George Bush sr), sondern nur bis 1989 - aber "vor 23 Jahren ..." ist wahrscheinlich nicht so "catchy" wie eine runde Zahl. Die Botschaft allerdings kommt klar herüber - die gute alte Zeit ist vorbei und Obama hat alles ruiniert ...



Friday, November 2, 2012

Human Billboard

Die Straßen in den USA sind gepflastert mit Werbung, meist in Form von riesigen Werbetafeln, die auf meterhohen Pfählen befestigt sind (die sog. Billboards). Da sie so häufig sind, nimmt man sie als Autofahrer kaum mehr wahr - beim vorbei fahren wird das alles zu einem langen bunten Farbstreifen vermengt. Außerdem sind die Werbeflächen teuer. Die Inhaber kleiner Geschäfte können sich das in der Regel nicht leisten, müssen aber dennoch ihre Existenz dem potentiellen Käufer kund tun. Also greift man auf einen alten Trick zurück, der schon im frühen 19. Jahrhundert in London erfunden wurde - menschliche Anzeigetafeln. Für ein paar Dollar stellt man einen Studenten, ein minderjähriges Familienmitglied oder einen arbeitslosen Bekannten an die Straße mit einem Schild in der Hand. Um Aufmerksamkeit zu erzeugen hat man dabei mehrere Möglichkeiten - das Schild schön bunt und auffällig gestalten, das Schild herumwirbeln und durch die Luft schleudern oder den Träger in ein auffälliges Kostüm stecken. Spiderman zum Beispiel. Da reicht dann auch ein erkennbar selbst gemaltes Schild mittlerer Größe, das einfach vor die Brust gehalten wird. Und bevor man das als Gimmick oder typisch amiländische Merkwürdigkeit abtut, sollte man folgendes bedenken: Eine Studie die im Oktober 2006 im Moreno Vally, Kalifornien, durchgeführt wurde brachte das Ergebnis, dass rund 8% der Besucher einer neuen Modellhaussiedlung durch "Human Billboards" darauf aufmerksam gemacht wurden. Keine Ahnung ob die damals auch einen Superhelden engagiert hatten - gelohnt hat es sich für die auf jeden Fall. Und auch dem Teppichgeschäft in Meridianville, für das unser Superheld hier wirbt, sollte bals einen spürbaren Anstieg des Umsatzes vermelden können - zumal der Preis auch nicht gerade schlecht zu sein scheint. Man muss die gute Nachricht halt nur irgendwie unter die Leute bringen ...


Missionary

Der Pastor der Messiah Lutheran Church hat gerade eine 10-tägige Bildungsreise durch Deutschland beendet, bei der er die Wirkungsstätten von Martin Luther besucht hat. Ihm sind während dieser anderthalb Wochen verschiedene Dinge aufgefallen. Die Deutschen, so schreibt er im Gemeindebrief, haben eine starke Arbeitsethik und einen hohen Sinn für Ordnung. Aber sie erschienen ihm durchweg unglücklich zu sein. Das führt er darauf zurück dass das Christentum immer mehr zur Seite gedrängt wird. Und während die Kirchen von außen grandios sind, haben viele heutzutage eher den Charakter eines Museums und viele andere werden sogar in islamische Moscheen umgewandelt. Er führt das auf das Empfinden einer nationalen Schande wegen der zwei von Deutschland verursachten Weltkriege zurück, welche die Seele des Volkes gestohlen hat. Er beklagt die Gottlosigkeit in der deutschen Gesellschaft und meint nun etwas dagegen tun zu müssen - zumal er als Lutheraner eine besondere Verbindung mit Deutschland spürt.
Also hat er am letzten Tag seiner Reise, als er eine lutheranische Kirche in den Niederlanden besuchte, ein gegenseitiges Freundschaftsabkommen geschlossen. Das soll ein erster Schritt sein zu einer von Amerika geführten lutheranischen  Re-Missionierung von Deutschland.
Alle Sünder sind willkommen, auch die in Deutschland ...


Thursday, November 1, 2012

State Line

Die Studiengebühren an der sehr renommierten Georgia State University liegen bei $5000 für Einwohner von Georgia und gut $15000 bei solchen Studenten die aus anderen Staaten kommen.
Bei der Tennessee State University müssen Studenten aus Tennessee überhaupt keine Studiengebühren zahlen (ist trotzdem nicht ganz kostenlos - rund $3000 pro Semester kommen durch anderen Gebühren zusammen), die von außerhalb des Staates dagegen rund $10000 pro Semester.
Nun sind die "Out-of-State" Studenten eher eine Minderheit in beiden Universitäten - wie also können sie es sich leisten, die sehr teure Ausbildung für ihre Landsmänner und -frauen so billig anzubieten?
Glücksspiel.
In Tennessee, Georgia, Mississippi und Florida gibt es staatliche Lotterien, deren Gewinne überwiegend in die Bildung investiert werden. Seit 2004, dem ersten Jahr der Tennessee Education Lottery, hat sie dem Bildungswesen bereits über 2 Milliarden (!) Dollar eingebracht. Und inden anderen Staaten zu denen Alabama Grenzen hat sieht es ganz ähnlich aus.
In Alabama wurde 1999 ein Gesetzentwurf präsentiert, der diesem Staat auch solch einen Geldregen spendiert hätte. Keine Chance. Nach einem wahren Trommelfeuer von den Kanzeln der tausenden Kirchen hier wurde diese Initiative mit 54 zu 46 Prozent von den Wählern abgeschmettert. Seitdem hat es keine Partei je wieder gewagt das Thema auch nur anzusprechen. Das Bildungsbudget in Alabama schrumpft derweil jährlich um 2-3 Prozent.
Dazu kommt noch, dass die 46 Prozent, die dafür gestimmt hatten, nun ihr Geld eben nach Florida, Tennessee, Georgia und Mississippi tragen - und damit die Bildungseinrichtungen dieser Staaten mitfinanzieren. Gekniffen sind nur die, die mitten in Alabama in der Birmingham-Montogomery Gegend leben und somit ziemlich weite Anfahrten zur nächsten Lottoannahmestelle haben. Was sie nicht davon abhält ihr Geld dorthin zu tragen - wozu gibt es schließlich Verwandte die grenznah leben?
Und so kommt es, dass in Alabama die Moral der gottesfürchtigen Bürger  nicht durch Glücksspiel in Gefahr gebracht wird.
Das Bild zeigt die Situation an der Staatengrenze zu Tennessee auf dem Highway 231 nahe Huntsville - auf der Alabama Seite eine Kirche, auf der Tennessee Seite Sodom und Gomorrha. Wer ganz genau hinguckt kann vielleicht  eine gehörnte Gestalt hinter einem der Bäume ausmachen, die mit einem Diplom winkt ...