Thursday, April 30, 2009

Swine Flu


Jetzt hat die Schweinegrippe auch Madison County erreicht - und zwar so richtig.
Offenbar haben zwei Grundschulkinder der Heritage Elementary School in Madison bestätigte Symptome der Schweinegrippe, bei weiteren zehn ist ein Verdacht vorhanden.
Also wurden heute sämtliche Schulen im Madison County geschlossen und in der Folge inspiziert und gegebenenfalls desinfiziert. Erst am Montag wird voraussichtlich wieder Unterricht sein.
Die Behörden hier nehmen das sehr ernst und gehen auf Nummer Super-Sicher.

Nachtrag am 01.05.: Heute ist ein dritter Fall in der Heritage Elementary bekannt geworden. Die Schule bleibt bis auf weiteres geschlossen und wird grund-desinfiziert. Außerdem sind bis Montag sämtliche öffentlichen Parks und dergleichen im Madison County für Besucher geschlossen.

Nachtrag am 02.05.: Es sind weitere mögliche Fälle in Madison County aufgetreten. Sämtliche Grundschulen in Madison City bleiben nun für 14 Tage geschlossen. Über die weiterführenden Schulen wird am Sonntag entschieden. Kann gut sein, dass sie die Kinder einen Monat früher in die Sommerferien schicken ...

Nachtrag am 05.05.2009: Im Kindergarten unserer kleinen Maus ist ein Fall aufgetreten. Gut, dass wir sie vorsorglich Ende letzter Woche zu Hause gelassen hatten. Inkubationszeit ist ungefähr sieben Tage ... den Fall haben sie heute entdeckt, also hat das Kind den Virus seit letzter Woche Mittwoch im Kindergarten verteilt. Alles was wir jetzt tun können ist abwarten und auf das Beste hoffen. So ein Mist ...

Wednesday, April 29, 2009

We fry everything

Bei unserer Tour durch Nashville letztes Wochenende mussten wir natürlich auch mal was essen.
Wie wäre es mit Fryed Pulled Pork BBQ Ravioli ...?!


Das sind frittierte Ravioli, gefüllt mit "gezogenem" (d.h. kleingerupftem) geräucherten Schweinefleisch mit Barbeque Sauce. Yummi!
Grundsätzlich wird hier im Süden alles frittiert, was in die Friteuse passt, bis hin zu ganzen Truthähnen (es gibt hier schon ordentlich große Friteusen zu kaufen ...).
Und wenn es besonders gut werden soll, wird es zweimal frittiert.
Unsere Ravioli waren nur einmal drin, haben aber trotzdem gut geschmeckt. Sie waren keine kulinarische Offenbarung - man hat das Fleisch durch die Frittierschicht und die BBQ-Sauce gar nicht mehr durchgeschmeckt - aber immerhin mal was Neues. Und frittiert. Ganz wichtig. Wir sind hier schließlich im Süden, ya'll.

Opryland Hotel

Ab und zu sollte man sich mal was gönnen. Und wenn man (nur) eine Nacht in Nashville verbringt, sollte man das mit Stil tun. Im Opryland Hotel.Das ist weit mehr als "nur" ein Hotel. Es ist eine Erlebniswelt.
Die drei Flügel sind über eine riesige Halle miteeinander verbunden, in der ein wahrer Dschungel angepflanzt ist - eine richtige grüne Hölle. Man kann eine Bootstour machen, an Wasserfällen entspannen, den Wanderrundweg abgehen oder einfach nur von oben aus dem Zimmer die Aussicht genießen. Denn ein Teil der Hotelräume hat Fenster (und sogar Balkone ...), die in die Halle gehen. Dies war der Blick aus unserem Zimmer ...



Es gibt mehrere Restaurants dort, Shops und Fitnesstudios. Eine Disco, einen Nachtclub, unzählige große Festsäale, ein Konferenzzentrum - und 2881 Hotelzimmer.
Ist nicht ganz billig, aber Luxus - und das ist es nun mal - hat seinen Preis. Und ab und zu kann man sich sowas ja ruhig mal gönnen. Die nächste Finanzkrise kommt bestimmt und wer weiß, wieviel unser Geld dann noch wert sein wird ...

Grand Ole Opry

Wie gesagt, wir beiden Eltern waren letztes Wochenende in Nashville - wärend Oma und Opa zuhause die Kiddies gebändigt haben.
Das haben wir dann so richtig ausgenutzt - Shopping, Mittelalterausstellung und die Grand Ole Opry.
Selbst wenn man mit Country Music nicht unbedingt etwas anfangen kann, gehört das einfach dazu wenn man in Nashville ist.
Die Opry ist eine amerikanische Ikone wie Coca Cola, McDonalds, Football und 6-Liter Autos (nicht der Spritverbrauch, sondern der Hubraum ist damit gemeint ...).
Angefangen hat alles 1925 als Radioprogramm einer Versicherung, die es als Werbevehikel benutzte. Danach entwickelte sich die wöchentliche (Live-)Show schnell zu einem der populärsten Events der Vor-TV Zeit.
Ab 1978 wurde die Show dann live im TV übertragen, bleibt aber auch weiterhin als Radioprogramm empfangbar.
Leider habe ich die genaue Zahl vergessen, aber die Sendung bei der wir zugegen waren, war wohl irgendetwas in den 3600ern.
Ist also eine recht betagte Institution - und so wahnsinnig viel hat sich da seit dem Anfang vor über achtzig jahren auch nicht geändert ...

Nun ja, in eine neues Gebäude sind sie 1974 gezogen. Es häßlich zu nennen würde zwar stimmen, aber am Kern der Sache doch vorbeigehen.
Es hat den Charme eines Gefängnisses und die Zweckmäßigkeit eines Bürogebäudes. Und auch innen ist es eher rustikal-einfach und zweckmäßig. Kein Hauch von Grandezza, keine Spur von Patina oder gar opernhafter Erhabenheit, wie es der Name vielleicht vermuten ließe. Einfach nur ein grauer emotionsloser Betonklotz.


Aber immerhoin mit einem - wenn auch bizzaren - Charme. Selbst wenn man einen Waffenschein hat, ist es nicht erlaubt seine Waffen mitzubringen. Was jedem echten, rotblütigen Redneck die Zornesröte ins Gesicht treiben dürfte ...



Das Konzept der Opry ist ganz einfach: die Mischung macht's.
Alte Stars aus den 1950er/1960er Jahren wechseln sich ab mit Newcomern, aktuellen Stars und aktuellen Superstars. Eine Woche später hätten wir Trace Adkins sehen können (der hier ein Mega-Superstar ist ... in Europa dürfte er ziemlich unbekannt sein), so mußten wir mit dem Schwiegersohn von Johnny Cash vorlieb nehmen. Aber dazu später mehr.

Dann ist es wichtig, dass möglichst alle Stilrichtungen des Country vertreten sind: Bluegrass, Western, Old Time, Honky Tonk, Country Soul, Country Rock, Nashville Sound, etc.

Man bekommt also ein sehr abwechslungsreiches Programm geboten - das im übrigen, mit Werbung dazwischen, genau zwei Stunden dauert. Das ist die Sendelänge sowohl des Radio- als auch des TV-Programmes.

Und das mit der Werbung ist tatsächlich wortwörtlich zu nehmen. Die wird nämlich nicht nur im Radio und im TV eingeblendet sondern auch live auf der Bühne verlesen ... bizarr.
Und zwar wird bei jeder Radio/TV Werbepause vom Ansager in der Opry mit sonorer Stimme eine Nachricht des Sponsors des jeweiligen Programmsegmentes zu Besten gegeben. Die Show ist nämlich in vier Teile aufgeteilt, jeder von einem anderen Sponsor "ermöglicht". Bei uns waren es eine Sanitärfirma, eine Bank, eine Versicherung und eine Restaurantkette.
Und auch die Musiker auf der Bühne binden in ihre An- und Absagen gerne einen Hinweis auf den jeweiligen Sponsor ein. Wie gesagt, das ganze hat als Werbevehikel einer Versicherung angefangen und sich im Grunde nur in Nuancen geändert.
Im Bild unten sieht man ganz links den Werbesprecher mit seinem Podium und das Plakat des Sponsors an der großen Leinwand, während der Musiker geduldig auf seinen Einsatz wartet.



Und zwischen der Werbung gab's dann tatsächlich auch Musik. Und bei jedem neuen Star, der auf der Bühne erschien, stürzten ganze Massen von mit Digitalkameras bewaffneten Fans an den Bühnenrand. Und die Musiker ließen das ganz ruhig über sich ergehen und stellten sich sogar noch in Pose, bis auch der letzte Knipser sein Bild im Kasten hatte. Hätte ich das gewußt, hätte ich uns keine Plätze auf der Tribüne besorgt (die waren toll hinsichtlich des Überblicks, aber nutzlos für Close-Up Fotos der Stars ...), sondern im unteren Zuschauerraum. Na ja, das nächste Mal dann ...

Hier das Line-up unserer Show:

Little Jimmy Dickens - seit 61 Jahren auf der Bühne ...


Jim Ed Brown - war mal in den 1950ern ein Star, mit ziemlichen Tränendrüsen-Schmonzetten

Sunny Sweeney - Blonde Lockentröte, aber mit einem Organ das Kanonenboote versenken könnte ... noch kein Star, könnte aber was draus werden

Mike Snider - Banjospieler, Bluegrass Musiker, Pausenclown mit breitestem Tennessee-Akzent; hatte einen Mundharmonikaspieler mitgebracht, der in einem kleinen Nest in Nord-Tennessee eine Hotel mit angeschlossener Autoreparaturwerkstatt betreibt und nur hobbymäßig Musik macht - einer der Höhepunkte des Abends!




Jean Shepard - Scheintote aus den 1950ern ...

Jimmy C. Newman - Noch so einer aus den 1950ern - spielt Cajun Musik

Marty Stuart - der Schwiegersohn von Johnny Cash; fabelhafter Musiker aber irgendwie völlig neben der Spur, als ob er auf Dope war; seine Begleitband, die "Fabulous Superlatives" sind so eine Mischung aus Sixties-Schülerband und den drei Stooges, ganz in weiß gekleidet während der Meister in schwarzer Kluft mit großem Straß-Kreuz auf dem Rücken den Oberrocker gibt; musikmäßig wohl eher dem Honky Tonk zugetan (die Mucke ging richtig ab ...) und sehr unterhaltsam

Bobby Osborne & The Rocky Top X-Press - Bluegrass aus dem Hinterland, Hillbillies die es krachen lassen


Connie Smith - Die Ehefrau von Marty Stuart ... auch so eine Ikone aus den 1960ern ...

Opry Square Dancers
- wie der Name schon sagt, die Square Dance Truppe der Opry; wohl eher nicht so ganz traditionell, eher auf Show getrimmt, so eine Art Jacques Offenbachscher Can-Can zu Fiddle und Banjo - aber sehr schwungvoll und mitreißend

Bill Anderson
- der war mal ein Star in den 1960ern ...

Jeannie Seely - auch sie ein Star aus den 1960ern ...

Raul Malo - Tex-Mex Schlager in Brachial-Lautstärke, mit Bläsern und Verstärkern; der Typ war mal Vorsteher bei den "Mavericks" und macht jetzt schnulzige Fahrstuhlmucke mit Tex-Mex Einschlag; toller Musiker und Sänger, davon mal abgesehen



Ein abwechslungsreiches Programm also. Und eine recht bizarre Veranstaltung, alles in allem.
Irgendwie sind wir uns zwischendurch aber doch manchmal vorgekommen wie bei einem Konzert des Altenheimes für Country Musiker - die Grand Ole Opry als Gnadenhof für verdiente Zugpferde sozusagen. Mit Live-Werbeeinblendungen.
Na ja, vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal mit Trace Adkins ...

Monday, April 27, 2009

Medieval Treasures



Das Cleveland Museum of Art besitzt eine in den USA einmalige Sammlung von mittelalterlichen Schätzen. In den 1930er Jahren und danach reiste der damalige Kurator, William M. Milliken, durch ganz Europa und erwarb Handschriften, sakrale Gegenstände, Skulpturen, Schmuck und Gebrauchsgegenstände. Nach dem zweiten Weltkrieg kamen dann andere Stücke dazu, die man - wenn man zynisch veranlagt ist - vielleicht als "Beutekunst" bezeichnen könnte.
Die Sammlung besteht aus einigen sehr ausgesuchten Kunstwerken, da der Kurator mehr auf Klasse als auf Masse bedacht war bei der Auswahl der Gegenstände.
Von byzantinischen Handschriften, über merowingischen Fibeln, hochmittelaterlichen Truhen bis hin zu Skulpturen aus der Renaissance ist ein breites Spektrum vertreten, das einen guten Querschnitt durch die europäische mittelalterliche Kunst bietet.
Ganz besonders stolz ist man auf acht Stücke aus dem Welfenschatz, die 1930 in Deutschland erworben werden konnten. Darunter befindet sich ein silberner Arm, in den der Armknochen eines Apostels eingearbeitet ist, ein unglaublich prächtiger Reisealter von Gertrud von Braunschweig und andere exquisite Stücke.

Da das Cleveland Museum of Art zur Zeit (bis 2011) umgebaut und erweitert wird, hat man sich dazu entschlossen in dieser Zeit einzelne Sammlungen auch anderen Museen zugänglich zu machen. Die Medieval Treasures Sammlung war im letzten Jahr bereits im Getty-Museum in New York zu sehen und ist nun für ein paar Monate nach Nashville gekommen.
Was zwei Stunden Autofahrt von uns entfernt ist. Bedurfte also keinerlei Nachdenkens, dass wir dorthin fahren würden. Nur wann, das war die Frage. Zum Glück waren Oma und Opa gerade zu Besuch und konnten auf die Kiddies aufpassen und so haben meine Frau und ich uns ein Wochenende in Nashville gegönnt - inklusive Besuch der Ausstellung im Frist Center for the Visual Arts.




Hat sich gelohnt. Die Ausstellung ist sehr klar und großzügig aufgebaut, mit nur wenigen Exponaten in jedem Raum. Wir sind vor zwei Jahren in Magdeburg gewesen, bei der großen Ausstellung "Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation" - kein Vergleich.
Nicht nur, dass in Magdeburg eine unüberschaubare Zahl von Exponaten ausgestellt war (so dass man nach einer Stunde völlig benebelt von all der Großartigkeit beinahe achtlos an noch einer prächtigen Buchmalerei vorbei ging, und dann an noch einer, und an noch einer ...), es waren auch deutlich mehr Besucher da.
Ich kann mich an ein ziemliches Geschiebe und Gedrängel erinnern (insbesondere vor dem Kasten mit dem Codex Manesse drin ...) - nicht so im Frist Center. Da waren wir die sechsundzwanzigsten Besucher an diesem Tag ... Was Schade ist, denn diese feine kleine Ausstellung hätte mehr Aufmerksamkeit verdient.
Nun ja, wir waren jedenfalls da und uns hat es wirklich super gefallen. Zumal das einer dieser wirklich raren Gelegenheiten war, hier tatsächlich Kunst und Kultur zu erleben - so wie wir Europäer sie kennen.



Mein Lieblingsstück der Ausstellung - Die trauernde Jungfrau von Veit Stoss, geschnitzt aus Birnbaum-Holz um 1600

Thursday, April 23, 2009

Stamping ...

Ich hatte heute Geburtstag. Das nur so nebenbei, in der Hauptsache geht es um ein Geschenk, das ich von meiner Frau bekommen habe. Einen Stempel. Mit dem ich ab jetzt selber Geldscheine markieren kann, die dann per Website www.wheresgeorge.com verfolgt werden können.
Mir waren ja bereits zwei solcherart markierte Scheine in die Hände gefallen - und jetzt kann ich selber aktiv mitmachen. Ist ein bißchen wie Flaschenpost ... ein kleiner Zeitvertreib der bestimmt Spaß machen wird. Ich bin jedenfalls gespannt, wo "meine" Scheine schließlich hinwandern werden. Morgen werde ich die ersten drei in Huntsville verteilen ... :).


Hier die Links: 1. , 2., 3.

Friday, April 17, 2009

Our Heroes ...

Ich bin heute von einer Kurzdienstreise nach Deutschland zurück gekommen (Dienstag hin, Freitag zurück - schlaucht ganz schön.
Im Flieger von Atlanta nach Huntsville dann diese Szenen:
Zwei Lieutenent-Colonels der US Army steigen ein, beide in Tarnanzügen. Kaum sitzen sie, dreht sich ein Mann zu ihnen um und sagt, dass er sich persönlich bedanken möchte, für den tollen Job den sie da drüben in Irak und Afghanistan machen und dass er ihren Einsatz heldenhaft und bewundernswert findet.
Kurz nach der Landung in Huntsville meldet sich die Flugbegleiterin. Wir hätten doch hier im Flieger zwei der tollen Helden sitzen, die das Vaterland so großartig verteidigen, da wäre es doch angebracht ihnen durch ein wenig Applaus unsere Wertschätzung zu erweisen. Woraufhin das ganze Flugzeug (minus einem etwas distanzierten Deutschen ...) in Jubelrufe ausbricht.
Ist tatsächlich so geschehen, ich war live und in Farbe dabei.
Man mag hier vom Krieg in Irak und in Afghanistan halten was man will, mag George W. dafür verfluchen, hassen und ihm die Pest an Hals wünschen. Die Leute hier machen aber eine klare Unterscheidung zwischen denen, die den Blödsinn angezettelt haben und denen, die ihn nun auslöffeln müssen, weil es ihr Beruf ist und sie nicht anders können. Und denen gilt ihr Applaus und ihre Unterstützung. Finde ich bemerkenswert.

Friday, April 10, 2009

Hail

Öfter mal was Neues ...

Bevor wir heute mal wieder Tornado Alarm hatten, kam erstmal ein ordentlicher Hagelschauer herunter - in einigen Teilen des Stadtgebietes mit Körnern so groß wie Baseballs. Bei uns waren es zum Glück nur Murmeln ...


Hat nur ein paar Minuten gedauert - aber das reichte schon um den Rasen zu bedecken.


Wednesday, April 8, 2009

Adolf Obama

Ein Kollege war dieses Wochenende auf einer Gun-Show in Kentucky. Vom Luftgewehr bis zum Flak-Geschütz war da alles zu haben, was einem aufrechten Patrioten den Flaggenmast in der Hose aufrichtet, hat er berichtet.
Und T-Shirts gab es da zu kaufen. Mit eindeutigen Aussagen. Im Gegensatz zu Europa, wo Mr. President der neue Superstar ist, wird er hier von Teilen der Bevölkerung etwas anders gesehen. Allerdings, um sich für diesen Teil der Bevölkerung zu qualifizieren muß man in der Regel einen Intelligenzquotienten vorweisen können, der nicht höher liegen darf als die Anzahl der Zähne, die man noch im Mund hat. Wahlweise auch kleiner als die Anzahl der Jagdhunde, die auf die Ladefläche des Pick-up Truck passen.
Oder, wie der Kollege es treffend ausdrückte: "Wie zu erwarten ist der politische Horizont des durchschnittlichen einheimischen Teilnehmers diese Verantstaltung noch deutlich geringer als die Reichweite seiner Schusswaffe."
Ich muß ihn mal fragen, ob er dort auch in weißen Kapuzen Vermummte, die brennende Kreuze aufstellten, gesehen hat.
Man sollte diese Leute bei allem Abscheu und Fassungslosigkeit aber verdammt ernst nehmen - die haben schließlich Waffen und nicht wenige davon. Würde mich nicht wundern, wenn diese Präsidentschaft eines Tages abrupt und überraschend enden würde. Man kann nur hoffen, dass sich sich auch in Zukunft mit solch schwachsinnigen verbalen Attacken zufrieden geben. Was für Idioten.

Tuesday, April 7, 2009

Lost and Found

Letzte Woche kam in einem Umschlag vom Post Zentrum in Atlanta eine unfrankierte Ostergrußkarte von Oma hier an. Die war offensichtlich aus dem Osterpaket herausgefallen, das sie uns geschickt hatte.
Uns schwante schon böses, denn die Post hatte bereits zwei andere Pakete aus Deutschland verloren im letzten halben Jahr.
Doch heute kam dann das Paket von Oma tatsächlich noch an. Na ja, so ungefähr die Hälfte davon.
Was sich uns da präsentierte, als wir den Karton aufmachten bestand zum größten Teil aus Staub und Dreck, gemischt mit ein paar zerbeulten, zerknüllten, zerbrochenen Sachen aus Deutschland.
Anscheinend war das Originalpaket aufgerissen und der Inhalt unter das Förderband in der Postsortierstelle geraten. Dort hatte man das, was irgendwie aus Deutschland zu sein schien schließlich aufgekehrt, in einen soliden Karton verpackt und zu uns ausgeliefert.
Nachdem wir uns durch den Schmutz gekämpft hatten, konnten wir wenigstens soviel auf der Haben-Seite verbuchen:



Fehlen tun uns diverse Anziehsachen für die Kinder und weggeworfen haben wir alle Ostereier (einfach zu eklig verdreckt), Tempotaschentücher (ebenfalls total verdreckt) und ein paar aufgerissene Maggi-Tüten.
Gewinn haben wir dabei ungewollt auch noch gemacht: eine Tüte "Rachel Ray Nutrish" Hundefutter hatte sich mit in die Kiste verirrt ...

Monday, April 6, 2009

Learning Curve

Manchmal braucht es seine Zeit, bis man die Regeln kapiert hat. Bei mir hat es ein ganzes Jahr gedauert, bis ich begriffen hatte, dass man hier schnell und entschlossen handeln muß um nicht andauernd Gelegenheiten zu verpassen. Foto-Gelegenheiten nämlich.

Letzte Woche war ein sehr beeindruckendes Display der Folgen von zu schnellem Fahren mit dem Auto an der Bob Jones High School zu besichtigen. Ach, dachte ich, habe ich heute keine Zeit, Lust, Einstellung dazu, fotografiere ich am Wochenende. Da war es nicht mehr da.
Oder vor kurzem das aufgedonnerte Spaßmobil im Stil des "General Lee" aus der Fernsehserie "The Dukes of Hazard"auf dem Target Parkplatz, das zwei Stunden später natürlich nicht mehr da war.
Oder letztes Jahr die Werbung mit der Rakete, wo heute die Baustelle eines neuen Hotels ist.
Oder der einzige noch existierende Doppelbogen an einer McDonalds-Filiale (alle anderen haben inzwischen den mit drei Bögen) - der dann von einem Auto gerammt und völlig demoliert wurde.
Verpaßt.
Ärgerlich.
Frustierend.

Und so nehme ich mittlerweile überall hin eine Kamera mit. Man weiß ja nie, was einem so über den Weg läuft.
Wie heute, in der Mittagspause. Den verfallenen Schuppen wollte ich schon seit Monaten fotografieren. Heute war er dann mit diesen lila Blumen bedeckt und das konnte und wollte ich mir nicht entgehen lassen. Morgen soll es hier schneien und Minusgrade haben, also wird die Blumenpracht wohl nicht mehr lange dort zu sehen sein. Außerdem haben sie gerade damit angefangen die Wiese auf der der Schuppen steht mit Baggern zu bearbeiten - ein Teil des Gestrüpps ist schon weg und der Schuppen kommt sicher als nächstes dran.
Das Foto unten habe ich also sozusagen noch in letzter Sekunde hinbekommen - und zum genau richtigen Zeitpunkt, würde ich sagen.


Sunday, April 5, 2009

Baseball is Back!

Fünf Monate ohne Baseball. Ist halt kein Wintersport. Spielt man von April bis Oktober. Hat heute wieder angefangen. Die Braves haben im ersten Spiel der Saison den amtierenden Meister, die Phillies aus Philadelphia, mit 4 zu 1 geschlagen.
Baseball is Back - Life is Goood!





Und meine Voraussage für die Saison?
Die Braves werden überraschend gut sein und als Wild-Card Team in die Play-Offs einziehen. Gewinnen werden die World Series aber die Los Angeles Angels gegen die Chicago Cubs, in fünf Spielen. Und die blöden Yankees, die vor der Saison 441 Millionen Dollar für neue Spieler ausgegeben haben werden wieder leer ausgehen ...

Never Forget


Dies ist LPD-21, USS New York, ein Amphibisches Landungsschiff der US Navy.
Der Bug ist aus 24 Tonnen eingeschmolzenem Stahl aus dem Metallschrott des World Trade Centers gebaut worden.
Das Motto des Schiffes ist "Never Forget". Zwei weitere Schiffe dieser Klasse werden auf die Namen "Arlington" und "Somerset" getauft - nach den Plätzen, an denen am 11. September 2001 zwei weitere Flugzeuge nieder gegangen waren.

Heute kam eine Rund-Email von einer befreundeten Amerikanerin mit Bildern des Schiffes und der Nachricht: Please keep this going so everyone can see what we are made of in this country!

Zu sagen, dass der 11. September hier bereits Teil der Geschichte ist und keinen mehr interessiert, wäre eine glatte Fehleinschätzung.
Diese Nation hat das noch längst nicht zu den Akten gelegt und es wird wahrscheinlich noch einige Generationen dauern, bis die Wunden verheilt sind.
Und gerade dieses trotzige "Ihr habt versucht uns nieder zu werfen - aber wir stehen immer wieder auf und schlagen zurück" ist so ur-typisch amerikanisch.
Man kann sich streiten, ob die Verwendung von Überresten dieser großen Katastrophe pietätlos ist, unangemessen oder respektlos. Tatsache ist, dass die Amerikaner immer schon Sinn für das Dramatische, für große Gesten und bombastische Inszenierungen hatten - sie wissen halt, wie man Wirkung auf die Moral der Leute erzielt.

Nun ja, das wollte ich nur berichten, weil soetwas in der Flut von schlechten Börsennachrichten, Firmenpleiten, Gazilliarden Bail-Outs, Werksschließungen und Abwrackprämie vielleicht untergeht. Für Joe Sixpack, den hart arbeitenden Mittelsdurchschnittsamerikaner, sind solche Nachrichten wichtiger als jeder Schluckauf des Dow Jones Index. Patriotismus ist eine der treibenden Kräfte dieser Gesellschaft.

Space Hardware Club

Wir sind hier ja in Rocket City - in Huntsville und Umgebung dreht sich alles um Raketen, Raumfahrt und Raketen für die Raumfahrt.
Und so richtig gewundert hat es dann meine Frau auch nicht, als sie gestern Nacht im WalMart (siehe letzter Post) auf den University of Alabama Space Hardware Club getroffen ist.
Die Jungs, alle irgendwie wie verpickelte siebzehnjährige Geeks aussehend, versorgten sich gerade mit Chips und Cola. Wahrscheinlich für einen Raumschiff Enterprise Marathon TV Abend, in Vorbereitung auf den neuen Star Trek Film, der im Mai in die Kinos kommt.
Oder vielleicht brauchten sie Nachschub an leeren Cola-Dosen für ihr "CanSat" Projekt - ein Micro-Satellit, der in einer Getränkedose untergebracht wird.
Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass Huntsville die höchste Ingenieuers-Dichte aller US Städte hat? Welcome to Geek Town ...

Night Shopping

Es ist jetzt halb Ein Uhr nachts und meine Frau ist gerade vom Einkaufen im Wal Mart zurück gekommen.
Eigentlich, sagt sie, war sie ja schon nach gut einer halben Stunde fertig mit allem - und hat dann die nächste Stunde vor der Kasse zugebracht.
Vier Kassen waren um diese späte Zeit noch offen und sie hat sich die ausgesucht, an der die am wenigsten nach Gangster aussehenden Typen herumhingen. Großer Fehler, denn dort kassierte Anita. Nun, oder eben gerade nicht, denn Anita war anscheinend völlig überfordert. Klar, dass sie in der Nachtschicht nicht gerade ihre Spitzenkräfte verschleissen, aber bei jeder kleinsten Abweichung von Schema F mußte Misty kommen und helfend eingreifen. Misty war die Chefin vom Dienst.
Also stand meine Frau in als vierte in der Schlange und wartete, während alle anderen, Gangster oder nicht, zügig an den übrigen drei Kassen abgefertigt wurden.
Nun hätte sie ja zu einer dieser Kassen wechseln können, sollte man meinen. No, no - das geht hier gar nicht! Line Hopping ist strikt verpönt, stattdessen ergibt man sich in sein Schicksal, greift sich ein Magazin, telefoniert mit dem Präsidenten oder macht ein Kreuzworträtsel und wartet geduldig, bis man an der Reihe ist.
Wie gesagt, meine Frau war an vierter Stelle in ihrer Reihe.
Direkt vor ihr eine Frau mit einem Kanister Milch und einer Packung Brot, davor ein zweijähriges Kind mit seiner achtzehnjährigen Mama, ihrer fünfundreißigjährigen Mutter und dem dreißigjährigen Erzeuger des Kindes.
Und davor eine Horde Latinos, die wohl irgendwelche Visa-Probleme hatten und das jetzt geklärt haben wollten ...
Und als dann meine Frau endlich an der Reihe war, kam Anita wieder einmal ins Schwimmen, weil sie wohl nur mit Barzahlung umgehen konnte und mit der Kreditkarte, die ihr meine Frau entgegen hielt, irgendwie nichts anfzufangen wußte. Also wurde mal wieder Misty herbeigerufen und während man auf sie wartete, entsponn sich das übliche nette Gespräch um Kinder, Garten und deutschen Akzent. Alles wirklich sehr nett, meinte meine Frau, und soetwas versüßt mir ja immer den Tag - aber eigentlich wollte ich nur ganz schnell rein und wieder raus.
Und die Moral von der Geschicht? Sie wird nur noch Tags über einkaufen gehen, wenn die Profis an der Kasse sind ...

Saturday, April 4, 2009

Ancient Tree

Im Huntsville Botanical Garden steht ein über 100 Jahre alter Dogwood Tree. Der ist die absolute Sensation hier, weil nämlich sozusagen richtig uralt.
Zugegeben, wie er so im Moment in voller Blüte in seinem schattigen Eckchen steht ist er schon sehr hübsch anzusehen. Aber ich habe Dreck unter den Fingernägeln, der älter ist ... und die machen ein Gewese um das Ding, dass man meinen könnte das achte Weltwunder vor sich zu haben.
Als diese Woche der Sturm durch das Tenneessee Valley fegte, hat es im Botanical Garden ein paar Bäume umgerissen. Worauf dann am nächsten Tag die Telefondrähte glühten, weil jeder sich erkundigt hat, ob denn dem Dogwood auch nichts passiert sei.
Original stand er mal am Madison Pike, wurde jedoch mit viel Brimborium und Aufwand in den Botanical Garden verpflanzt, als der Pike mehrspurig ausgebaut wurde. Seitdem ist er soetwas wie der heilige Schrein der Huntsviller und man pilgert jeden Frühling hin um ihn andächtig zu bestaunen, seine Kinder vor ihm zu fotografieren und ihnen zu erklären, dass dieser Baum fast so alt wie dieser Planet sei ...



Ansonsten sind im Garden zur Zeit riesige Insekten aus Holz aufgestellt - Ameisen, Spinnen, Gottesanbeterinnen, Marienkäfer und so weiter. Die lassen sich immer wieder soetwas einfallen, im Herbst gibt es dann Vogelscheuchen zu sehen.


Aber eigentlich waren unser Großer und ich heute da, um Blumen zu fotografieren. Ein Fotografenpaar aus Chattanooga gab eine Klasse darüber und danach ging es dann ans bunte Subjekt. Hat unglaublich Spaß gemacht und einige schöne Bilder sind auch dabei heraus gekommen.



Thursday, April 2, 2009

First of the Year

Um 15:45 wurden wir heute vom General Manager der Agency nach Hause geschickt - da sah es ungefähr so aus auf dem Radarschirm:

Eine wahre Monsterfront kam da auf uns zu. Und kaum war ich zuhause, da kam auch schon der Tornado-Alarm. Also alle Mann in den improvisierten Shelter - unsere Waschküche. Das ist der zentralste Raum, er hat keine Fenster, zwei Ausgänge und durch die massiven Waschmaschine und Trockner bietet er wenigstens ein bißchen Schutz vor herabfallenden Strukturteilen. Ausgepolstert mit Decken und Kissen, versorgt mit ein paar Notrationen Kekse für die Kiddies kann man es da drin schon ein wenig aushalten.


Derweil läuft das TV, in dem auf allen Kanälen die verschiedenen Wetterfrösche das sich entfaltende Drama mit Pfeilen, Symbolen und Händen und Füßen beschreiben. Und daneben das Wetterradio, das wie verrückt blinkt und tutet, im Konzert mit den Tornado-Sirenen von Madison.

Und wie wir da so kauern und lauschen und warten und der Regen gegen die Hauswand schlägt, dass man meint inmitten einer Popcornmaschine zu sitzen, klopft es plötzlich an der Haustür.
Ein vom Tornado-Alarm überraschter Zeitgenossen, ein Nachbar dem das Dach weggeflogen ist, die Zeugen Jehovas ...?!
Nein, der UPS Auslieferer. Wollte ein Paket abgeben. Sinntflutartiger Regen - egal. Sturm - egal. Tornado-Alarm ... für den hat er kein Paket dabei, betrifft ihn also nicht weiter. Man kann das als bewundernswert pflichtbewußt oder als fahrlässig gedankenlos charakterisieren.
Nachdem wir gestern jedoch feststellen mussten, dass die US Post das Ostern-Paket der Oma verloren hat (das ist das dritte Paket aus Deutschland innerhalb eines halben Jahres, das nicht ankommt ...), plädiere ich für die Variante mit der Pflichterfüllung. UPS, auf die kann man sich verlassen, die stoppt nicht einmal die Tornado-Sirenen von Madison ...