Friday, October 31, 2008

Trick or Treat

Heute war Halloween. Hier in Amiland nach Thanksgiving und dem Super Bowl der dritthöchste Feiertag.

Die Welle ist ja mittlerweile auch nach Europa geschwappt und die Unterschiede sind eher minimal. Kinder gehen verkleidet von Haus zu Haus, rufen "Trick or Treat" und erbrechen sich danach nach übermäßigem Süßigkeitenverzerr auf den Living Room Teppich.

Im Gegensatz zur europäischen Variante sind hier allerdings nicht nur die Kinder involviert - auch die Eltern feiern mit. Oder, wie im Falle unseres Freundes Hawk, seines Zeichens Astrophysiker bei der NASA, sie bauen eine Weltvernichtungsmaschine in ihrem Vorgarten ... Wir haben in unseren nur ein paar Papiergespenster gehängt.

Wednesday, October 22, 2008

Fall Classic



Heute hat die World Series begonnen. Das ist, für Außenstehende, die Endspielserie (Best of 7) der höchsten US-Profiliga Major League Baseball. Für die USA ist es zum 104. mal eine fast religiöse Zeremonie.


Eingestimmt wurde die Nation vor diesem ersten Spiel zwischen den Aussenseitern aus Tampa Bay und den Favoriten aus Philadelphia mit einem Film, der Pearl Harbor, den 11.September und ähnliche Katastrophen zeigte und dazwischen zu dramatischer Musik Szenen von legendären Baseballspielen einblendete. Dazu wurden von den Senatoren Obama und McCain Aussprüche berühmter Amerikaner zitiert - frei nach dem Motto, solange es Baseball gibt kann dieser Nation nichts schlimmes passieren.


Nun ja, ich liebe Baseball. Den Sport, nicht das was hier oftmals daraus im patriotisch-poltitisch-religiösem Sinne gemacht wird. Dann noch in der Pause des siebten Innings die Darbietung der inoffiziellen Nationalhymne "God bless America" durch eine Air Force Sergeantin in voller Uniform ... das ist, wie wenn man zuviel Schokolade ißt.


Aber dann doch etwas positives: Taco Bell, der mexikanisch angehauchte Schnellfritierer, gibt einen aus. Wenn irgendjemand in diesem Spiel eine Base stiehlt (nein, die wird nicht wirklich geklaut ... also nicht physisch ... geht gefälligst ein Regelbuch lesen), gibt es für jeden am nächsten Dienstag zwischen 2 Uhr und 6 Uhr Nachmittags einen freien Taco.

Nun, Jason Bartlett war so freundlich und also wird Amerika in sechs Tagen die Taco Bells hier stürmen. Mal sehen ob ich dann Zeit habe ... und Lust auf etwas quasi-mexikanisches, das sich Crunchy Seasoned Beef Taco nennt :).



So, und jetzt ist das erste Spiel vorbei - und die Phillies haben knapp aber verdient mit 3:2 gewonnen. Und morgen dann das nächste Spiel ... und vielleicht der nächste Taco. :)

Monday, October 13, 2008

Wide Load

Man ist ja schon einiges gewohnt hier. Aber manchmal gibt's dann doch noch Überraschungen.
Da fährt man fröhlich durch Huntsville und plötzlich kommt ein Haus von links.
Dass hier Häuser per Starßentransport versetzt werden ist ja eigentlich keine Seltenheit. Nur habe ich das bisher immer nur auf den superbreiten Highways gesehen, wo genügend Platz ist und nicht in einer (relativ) engen Stadt ... mitten in der Woche, im dicksten Verkehr.
Der dann natürlich komplett zum Stehen kam.
Der University Drive, die Ost-West Hauptstraße von Huntsville, ist nämlich mit Ampeln nur so gespickt. Und die hängen hier in Amiland nun mal relativ tief an Seilen über der Straße. Also wurde die Fahrt der beiden Hausteile durch die Stadt zu einem wahren Hindernisparcours. Auf jedem der beiden Teile stand ein Arbeiter und hob die Ampeln über das Dach. Einige Ampeln hingen allerdings so tief, dass um sie herum manövriert werden musste - auf einer achtspurigen Straße kein so großes Problem, der Verkehr war dadurch jedoch in beiden Richtungen dauerhaft blockiert.
Wir haben dann nach einer Weile eine andere Route genommen - der Kleine hatte Hunger und das mit dem Stillen in der Öffentlichkeit ist hier so eine Sache ... dazu aber später mehr.









Cottonfield

Auch das muß mal sein - King Cotton ist immer noch wichtig in Alabama. Dieses Feld findet man zwischen Huntsville und Madison aber im Grunde kann man hier keine tote Ratte um sich herumschwingen ohne auf ein Baumwollfeld zu treffen. Das gehört zum Süden wie BBQ und Molasse, Pick-up Trucks und Country Music.

Diese Woche werden sie wohl mit der Ernte anfangen. Das ist Herbst in Alabama.

Irish Plumbing, Southern Style

Kochwäsche. Mit 90 Grad Celsius heißem Wasser. No Big Deal.

Sollte man meinen. Hier drüben aber muß man zu Tricks greifen. Die haben hier nämlich keine Heizelemente in ihren Waschmaschinen (jedenfalls nicht in dem zwölf Jahre alten Monstrum das zu unserem Haus gehört ...), sondern nehmen als "Heißwasser" das, was aus dem Hauswasserboiler kommt - und das hat mal gerade 60 Grad. An guten Tagen und garantiert nicht mehr bei einer zweiten Wäsche innerhalb kurzer Zeit.

Also greift man gezwungenermaßen zu alternativen Lösungen, wenn man vor der Aufgabe steht einen mit Babypoop verseuchten Haufen Wäsche wieder dem normalen Kreislauf zuzuführen.

Und der Trick ist ganz einfach - vier Liter Wasser im Wasserkocher erhitzen und in die Trommel kippen. Das ist zum Glück kein Problem bei unserem Toploader - da kann man einfach die Klappe aufmachen und beim Waschen zusehen. Oder aber nützliche Zusätze zugeben. Wie heißes Wasser ...


Sunday, October 12, 2008

Family Restaurant

Nach jetzt beinahe drei Wochen mit unserem neuen Baby beginnt sich so langsam das Leben wieder zu normalisieren. Nachdem der kleine Mann seine ersten Impfungen hinter sich hat, beginnen wir wieder Dinge mit der ganzen Familie zu unternehmen. Ein Meilenstein war der heutige Restaurantbesuch.


Nun ist das hier mit Kindern ja sowieso völlig easy und stressfrei. Aber mit einem Neugeborenen, einer zickigen Zweijährigen und einem pubertierendem Teenager ist das dann doch schon ein kleines Abenteuer.


Ausgesucht hatten wir uns das Ruby Tuesday am Highway 72 - das liegt zwei Fahrminuten von unserem Haus, sodaß ein geordneter Rückzug jederzeit möglich war, sollte das Chaos zu groß werden.


Wurde es aber nicht und wir haben diesen Familienausflug wirklich genossen. Nicht zuletzt deshalb, weil für die Kinder so prima gesorgt wurde. Ohne dass wir einen Ton sagen mußten war sofort ein Hochstuhl für die Zweijährige da und ein sogenannter "Sling" für den kleinen Mann in seiner Babyschale. Das Ding ist einfach ein gekreuztes Holzgestell, das von zwei Stoffbändern zusammen gehalten wird und in das man die Babyschale einfach herein stellt. Simpel und effektiv.


Dann wurde ich gefragt, ob das Essen für unsere Mittlere sofort serviert werden soll oder mit dem der übrigen Familie. Die denken dort echt prima mit. Dass sie ein Malbuch mit Stiften zur Beschäftigung bekam versteht sich sowieso von selbst.


Und das Publikum dort war auch sehr angenehm - überwiegend Familien, was zu einer sehr gediegenen und ruhigen Atmosphäre beitrug. Und die Hintergrundmusik war hier endlich mal wirklich in Hintergrund - in den meisten anderen Restaurants ist sie so laut, dass man sich nur übers Handy miteinander unterhalten kann.


Ach ja, das Essen war übrigens auch exzellent - die Steaks waren perfekt und mein Burger war auch prima. Und die Salatbar vorneweg trug auch zur guten Stimmung bei.


War nicht ganz billig aber da werden wir sicherlich wieder hingehen.


Und als wir das so saßen kam mir der Gedanke, dass wir mit unserer Prinzessin vor zwei Jahren in Deutschland auch mal essen gegangen sind - zu Burger King und McDonalds. Weil es dort garantiert rauchfrei war. Und sich niemand über ein schreiendes Kind aufgeregt hat. Und weil man dort irgendwie besser auf Kinder eingestellt ist als in den "traditionellen" Restaurants - wird das Chaos, das Kinder unweigerlich beim Essen auf dem Tisch und darunter hinterlassen ohne Kommentar einfach beseitigt? Hier ist das, wie gesagt, alles kein Problem. Es sind halt "Family Restaurants" im wirklichen Sinne - ohne Kinderfreundlichkeit würden sie ja auch einen Großteil ihres Geschäftes verlieren. Hier sind Familien eben nicht "Randgruppen" - siehe die sehr aufschlußreiche Bemerkung eines gewissen deutschen TV Koches ...



Saturday, October 11, 2008

Twinkies

Unser gegenwärtiger Lieblingssender im TV ist das Food Network. Dort dreht sich alles ums Essen, Lebensmittel und Kochen.
Heute haben wir eine Sendung gesehen, in der die Geschichte der industriell hergestellten Snack-Küchlein in den USA behandelt wurde. Diese Dinger, die in den verschiedensten Formen und Farben erhältlich sind, haben hier Kultstatus. Zwei Firmen teilen sich dabei 50% des Marktes und ähnlich wie bei Burger Buden oder Cola spaltet sich die Nation in verschiedene Lager, wenn es um Little Debbie oder Hostess geht.

Dabei zielt Hostess nach eigener Aussage eher auf die qualitätsbewussten Snacker, während Little Debbie vor allen Dingen preiswerte Snacks für die ganze Familie liefert.
Nun ja, so jedenfalls die Werbung.

Um herauszufinden, ob es wirklich einen (geschmacklichen) Unterschied gibt, haben wir also eine kleine Versuchsreihe im heroischen Selbstversuch durchgeführt. Hier die (keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Objektivität erhebenden) Ergebnisse:

Generelle Beobachtung: Wenn etwas so süß ist, dass man Cola benutzen kann um es herunter zu spülen um wieder einen einigermaßen neutralen Geschmack im Mund zu haben, dann ist es schon mega-ultra süß.


Twinkies (Hostess) - ein schwammiger Teig mit Vanillecremefüllung. Mit viel weniger Süße bestimmt nicht übel. So aber einfach nur süß bis zur Schmerzgrenze.

Cup Cakes (Hostess) - Schokoteig mit Marshmellowfüllung. Hört sich ganz ordentlich an, ist aber auch im wesentlichen nur super-süß.

Swiss Rolls (Little Debbie) - Schokoteig mit eingerollter Vanillecremefüllung. Süße Pappe.

Marschmellow Surpremes (Little Debbie) - Riesen-Marschmellow mit Schoko umhüllt. Die Süße gerade noch zu ertragen und wer Marshmellows (dieses klebrige, zähe Zeug) mag, kommt hier voll auf seine Kosten.

Fudge Brownies (Little Debbie) - Schwerer Schokoteig. Mit viel Zucker. Also richtig ordentlich süß.

Fazit: Hauptsache süß, geschmackliche Feinheiten spielen keine Rolle. So richtig genießbar (im strengen Sinn von Genuß) ist das alles nicht. Ja, man kann es essen ... aber genausogut kann man auch ein paar Dutzend Zuckerwürfel lutschen.
Dies ist eine Facette der Amiland Cousine, die wir garantiert nicht weiter ausleuchten werden. Dabei hätte es so schön sein können ...


Tuesday, October 7, 2008

Tylenol

Ein paar Wochen vor der Geburt brach mir eine Füllung aus einem Zahn. Damals war keine Zeit sich darum zu kümmern, also schob ich das auf bis nach der Geburt.

Sobald der Kleine dann geboren war, entschied mein Körper den aufgestauten Stress rauszulassen und die Grippe, die ich seit zwei Wochen so einigermaßen unterdrückt hatte, zu ihrem Recht kommen zu lassen. Und an diesem Wochenende (soetwas passiert ja nie zu regulären Zeiten) wurde dann aus meinem offenen Zahn eine schmerzende Wunde, die mich zwei Tage und zwei Nächte die Wände hochgehen ließ.

Das alles wäre noch viel schlimmer gewesen ohne die freie Verfügbarkeit von medikamentösen Bomben hier - in diesem speziellen Fall Tylenol.

Also warf ich munter ein - dreimal am Tag Tylenol Cold Head Congestion mit vier verschiedenen Wirkstoffen gegen die Grippe und dann am Wochenende noch alle drei bis vier Stunden eine Tylenol Extra Strength. Das waren dann pro Tag gute 4000 mg Acetaminophen ... der Wirkstoff von Tylenol.

Wie gesagt, ohne diese Dosis wäre ich durch das Wochenende gar nicht durchgekommen.

Und dann passierte etwas, mit dem ich überhaupt nicht gerechnet hatte - kleine juckende Pusteln erschienen an meinem Körper, erst an den Händen, dann wanderten sie hoch zum Nacken, wieder runter zum Bauch um dann schließlich an den Beinen anzukommen.

Sie sahen aus wie Mückenstiche und juckten auch so, verschwanden jedoch nach einiger Zeit wieder, um dann an anderer Stelle wieder aufzutauchen - freaky. Und sehr unangenehm. Dazu kam noch geschwollene Hände und eine dicke Unterlippe. Ich hatte also eine allergische Reaktion auf Tylenol. War mir bis dahin noch nie passiert, ich hatte jedoch auch noch nie zuvor das Zeug über einen so langen Zeitraum mit so hoher Dosierung in mich hineingestopft.

Also gibt es in Zukunft für mich eben Ibuprofen. Mal sehen, was für Pusteln das hervorruft ... :).