Tuesday, August 31, 2010

Providence Academy

Heute haben wir schließlich die Notbremse gezogen - unsere Kinder gehen nicht mehr zur Providence Academy.
Vor gut zwei Jahren, als wir uns nach einem Kindergarten für die kleine Prinzessin umgesehen haben, war die Academy noch erste Wahl - Montessori orientiert, mit Pferden, Federvieh und Lamas auf der Wiese, mit engagierten Lehrern und einem richtigen Lehrplan.Dazu noch eine großer Spielplatz im Schatten, Exkursionen für die Großen und jede Menge Liebe für alle.
Die Verwaltung war zwar schon damals eher nicht vorhanden, das wurde aber mehr als ausgeglichen durch die tolle Atmosphäre und das Personal dort. Was uns dazu führte, letztes Jahr auch den kleinen Wipp-Wupp dort unterzubringen.
Unsere Kinder haben sich dort immer sehr wohl gefühlt und sind jeden Morgen begeistert dort hingegangen.
So ungefähr vor einem halben Jahr fingen dann einige Sachen an, uns richtig auf die Nerven zu gehen. Das Personal wechselte häufig, nie war jemand ansprechbar wenn es um Geld oder andere grundsätzliche Dinge ging, Reparaturen wurden nicht durchgeführt, die Klimaanlage funktionierte nicht richtig - was sowohl im sehr strengen letzten Winter als auch im jetzigen, normal-heißen Sommer eine echte Belastung ist - und dann fiel auch noch die beste Lehrerin wegen eines Trauerfalles wochenlang aus.
Das alles führte dann dazu, dass kein Unterricht mehr statt fand, sondern die Kinder wurden den ganzen Tag vor den Fernseher gesetzt. Auf den Spielplatz wurde auch nur noch sporadisch gegangen, weil der sich durch die fehlende, weil nie aufgefüllte,  Mulch-Unterlage bei jedem Regenguss in eine Sumpflandschaft verwandelte.
Die Küche war ein Schimmelgebiet, weil sich niemand für das Saubermachen zuständig fühlte - bis es meiner Frau eines Tages reichte und sie einen ganzen Tag damit verbrachte eine Grundreinigung vorzunehmen.
Kinderstühle, die mit der Zeit einfach abgenutzt waren und gefährliche Ecken und Kanten bekamen wenn sich Teile davon lösten, wurden auch auf mehrmaligen Hinweis nicht repariert oder ausgetauscht.
Kurz, der Kindergarten wurde vernachlässigt und verkam Stück für Stück. Was uns trotzdem immer noch bei der Stange bleiben ließ, waren zwei tolle Lehrerinnen, zu denen unsere Kinder eine besondere Beziehung aufgebaut hatten.
Aber für die Große gab es dort mittelfristig keine Zukunft mehr - sie war soweit in die Vorschulklasse aufzurücken, doch das fand nicht statt weil die Lehrerin plötzlich wegging und kein Ersatz nachgeholt wurde. Stattdessen wollte die Besitzerin, die über keinerlei relevante Ausbildung dafür verfügt, die Klasse selber übernehmen. Doch dann wurde sie krank und bis heute ist auch das nicht passiert.
Stattdessen wurden, wenn die gesetzlich festgeschriebene Gruppengröße von acht Kindern pro Lehrkraft überschritten wurde, was andauernd vorkam da nun wegen Lehrermangels ja die Vorschulklasse zusammen mit den anderen Kindern in einen Raum gepfercht wurde, die überzähligen Kinder einfach an einen Tisch in der Vorhalle gesetzt und ihnen Papier und Buntstifte zur Selbstbeschäftigung gegeben. Soweit also zur Montessori-Orientierung ... Dazu kam dann noch die immer heftiger werdende Geldgier der Besitzerin - die Lehrer wurden wie Sklaven behandelt, es wurden illegale Gebühren von den Eltern gefordert, überall wurde gespart und vernachlässigt - kurz gesagt, der Laden ging rapide den Bach runter.
Übrigens war auch die feuerpolizeiliche Genehmigung für das Gebäude schon seit Wochen abgelaufen - wie auch die staatliche Erlaubnis einen Kindergarten zu betreiben ...
Deshalb hatten wir letzte Woche bereits einen neuen Kindergarten für unsere Große gesucht - und ihn nach einigem Suchen auch gefunden. Der neue Laden hat eine richtige Direktorin, die auch tatsächlich täglich vor Ort ist, zwei Damen die sich nur um die Finanzen kümmern, eine Dame am Empfang, einen staatlich genehmigten Lehrplan, ein modernes Gebäude - einfach alles, was die Providence Academy (nicht mehr) hat.
Eigentlich wollten wir unsere Prinzessin erst in ein paar Wochen dort anfangen lassen - und den Hampelstrampel dann wenn er trocken ist, denn vorher nehmen sie ihn dort nicht - doch heute ist dann das Fass übergelaufen.
Ein Ehepaar, das seine Kinder auch in der Providence Academy hat, wollte die im Vertrag festgeschriebenen Freiwilligen-Stunden (... auch so eine Abzockerei ...) damit ableisten, dass sie die diversen Tiere die zur Academy gehören, untersuchen (beide sind Tierärzte ...).
Das haben sie dann doch nicht getan, weil zur vereinbarten Stunde am letzten Wochenende die Besitzerin nicht aufgetaucht war - dafür aber die Rattenkolonie im Pferdestall sich sehr für die beiden Tierärzte interessiert hatte. Nun kann man hier in Alabama ja nicht unbedingt überall klinische Reinheit erwarten - aber Ratten in der Nähe der Kinder ... das zu tolerieren ist ein bisschen viel verlangt.
Und dann wurde uns heute - offensichtlich weil wir andauernd den schäbigen Zustand der Küche reklamiert hatten -  gesagt, dass es den Eltern von nun ab verboten sei, die Küche zu betreten. Aus Hygienegründen. Aber klar doch, was sonst.
Meiner Frau ist der Kragen geplatzt - sie sollte nicht mehr zu ihren Kindern dürfen, wenn die sich in der Küche aufhielten? Entschuldigung?! Der Zugang zu unseren Kindern wird uns von niemandem verwehrt - so einfach ist das.
Also schnell die Anmeldung für die neue Schule fertig gemacht, die Sachen der Kinder geholt, die Kinder eingepackt, die Anmeldung in der neuen Schule vorbeigebracht, Kündigung bei der Providence Academy gelassen - basta.
Die Große fängt also übermorgen in der neuen Schule an (einen Tag "Ferien" bevor sie zur neuen Vor-Schulklasse geht muss schon sein ...) und der Kleine Mann wird erstmal zu Hause bleiben, bis wir für ihn etwas Neues gefunden haben. Bloß weg von diesem Krauter, bevor unsere Kiddies noch Schaden nehmen ...

Sunday, August 29, 2010

Takers

Gestern waren wir in einer Parallel-Welt.
Wir waren so ziemlich das einzige weiße Paar im dreihundert Leute fassenden Kinosaal. Alles andere um uns herum waren Schwarze, davon siebzig Prozent "Bitches", wie deren Weiber sich selbst gerne titulieren. Hört sich jetzt irgendwie schon grenzwertig rassistisch an, nicht wahr? Kommt noch besser.
Der Film, den wir uns angesehen haben, war "Takers" - ein handwerklich gut gemachter aber sonst doch eher vorhersehbarer und stromlinienförmiger Räuber und Gendarm Streifen.
Was ihn für das schwarze Publikum so sehenswert macht ist die Besetzungsliste der Gangster -  der Schläger-Freund von Rihanna, ein Hip-Hop-Produzent und Sänger, der früher mal Drogendealer war und erst kürzlich ein Jahr wegen illegalem Waffenbesitzes abgesessen hat und so weiter und so fort.
Das sind also die Helden der Schwarzen. Schon ein bisschen rassistischer, diese Aussage, nicht wahr?
Eigentlich nicht, denn an den Reaktionen des Publikums war diese Aussage sehr gut verifizierbar. Wann immer einer der Gangster der Polizei entkam, Geld einsackte, ein tolles Motorrad fuhr oder unbeteiligte Zivilisten bei der Flucht an die Wand schubste, brandete tosende Applaus auf.
Ekstatisch wurde es dann in zwei oder drei Szenen, in denen nackte/halbnackte (schwarze) Männerkörper zu sehen waren - wie eine Kongregation von Teenagern, mit spitzen Schreien, guturalen Lauten und "Yeah Baby" Rufen. Der Kinosaal drohte zu explodieren als der Boss-Gangster sich vom Bett erhob und eine sehr knappe, nichts der Fantasie überlassende Unterhose spazieren trug.
Einfach nur peinlich. Die minutenlange Reaktion des Publikums, nicht die anderthalb Sekunden lange Szene an sich.
Zusammenfassend ergibt sich also dieses Bild: Schwarze unterscheiden nicht nach Gut und Böse, sondern nach Hautfarbe; frauenfeindliche Schlägertypen und verurteilte Drogendealer sind die wahren Helden der Schwarzen; Geld und Statussymbole sind wichtiger als Moral und Anstand; schwarze Bitches stehen auf richtige Männer, die schon mal handfest werden - auch ihnen gegenüber; ein richtiger Mann ist nur, wer Geld hat und gut geflüllte, knappe Unterwäsche trägt - und das möglichst sichtbar; und Sex wird, obwohl kichernd und rot werdend, sehr aggressiv behandelt und die Peinlichkeitsgrenze ist ziemlich niedrig.
So, da ist er jetzt endlich, der Rassismus.
Oder vielleicht ist es auch nur Realismus. Denn was wir in diesem Kino beobachten konnten war nur ein Mikrokosmos der Schwarzen-Kultur, wie sie im täglichen Leben - ohne dass wir sie großartig wahrnehmen - um uns herum statt findet.
Die Ausdrücke in der Sprache und die Melodie mit der man spricht, die Kleidung die man traegt, die Automarken die man fährt und das Tuning das man den "Rides" angedeihen lässt,, die Filme die man sich ansieht, die Musik die man hört, die Kirche in die man geht und nicht zuletzt die Ziele, die man im Leben hat - das alles ist völlig verschieden vom weißen Mainstream Amerika. Diese beiden Kulturen existieren hier nebeneinander und Überlappungen oder Berührungspunkte gibt es kaum.
Und nein, Michael Jackson zählt nicht - der war nur ein trainierter Affe für den Zirkus des weißen Mannes.
Und wenn man dann als relativ unvoreingenommener, Rassismus ablehnender, toleranter und aufgeschlossener Europäer hier mit diesen zwei Welten konfrontiert wird, findet man schnell heraus dass es Rassismus nicht nur von Weißen gegen Schwarze gibt, sondern dass das auch durchaus umgekehrt funktioniert. Die andere Seite will nämlich in der Regel auch nichts mit uns Kalkleisten zu tun haben und lieber ungestört in ihrer eigenen Kultur leben.
Aber das will im Multi-Kulti-Friede-Freude-Eierkuchen seligen Europa ja niemand hören - ausser vielleicht der Herr Sarazin. Hier, im Land der Einwanderer aus allen Kulturkreisen der Erde ist es tägliche Realität - alle Menschen werden eben nicht Brüder, sondern vermeiden jeden unnötigen Kontakt zu "fremdem" Kulturen und lassen einander in Frieden leben - mehr oder weniger ... und der kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich alle einigen können, ist der Cheeseburger - außer für die Hindus, denn der ist ja aus Kuhfleisch gemacht ...

Sunday, August 22, 2010

Marlins vs Astros

Teil Drei meines Wochenendes - Major League Baseball.
Nachdem ich in 2008 nur einmal (bei den Braves in Atlanta) und letztes Jahr überhaupt nicht beim Baseball war, musste ich diese Gelegenheit einfach nutzen.
In Florida gibt es zwei Major League Baseball Clubs - die sehr guten Rays in Tampa Bay und die gar nicht mal so schlechten Marlins in Miami.
Tampa Bay ist eine Stunde Fahrerei, Miami dreieinhalb Stunden. Leider spielten die Rays heute aber nicht zuhause, also bin ich nach Miami gefahren - auf dem Florida Turnpike, siehe vorheriger Eintrag.

In 2012 bekommen die Marlins ein neues, speziell auf Baseball ausgerichtetes Stadion. Im Moment spielen sie noch im Football Stadion der Miami Dolphins, was nicht so ganz toll ist. Erstens unterscheiden sich die Geometrien der beiden Spielfelder ganz erheblich, was bei Doppelnutzung eines Stadions immer die Fans derjenigen Sportart, für die das Stadion nicht ausgelegt war, in die Röhre schauen lässt. Das Dreieck eines Baseballfeldes in ein rechteckiges Football-Stadion zu pressen bedeutet immer, dass einige Sitzplätze eine recht miserable, weil weit entfernte, Sicht haben.
Und zweitens ist das Sun Life Stadium, vormals Joe Robbie Stadium, danach Pro Player Stadium, bald  Dolphins Stadium, gebaut in 1987, so ziemlich das lausigste Höllenloch, das man sich als Sportfan vorstellen kann.
Hoch umschlossen von allen vier Seiten, ähnelt es einer großen Schüssel. Kein Luftzug verirrt sich auf die unteren Ränge und so brät man gnadenlos in der Sonne - denn im ganzen Stadion gibt es nicht einen, ich wiederhole, nicht einen schattigen Platz! Anderen Stadien in denen ich war haben wenigstens zumindest die eine oder andere überdachte Sektion. Hier nicht, alles liegt gnadenlos der Sonne preisgegeben.
Zum Glück war es heute wenigstens zeitweise einigermaßen bewölkt, doch der Hitze in der Schüssel tat das keinen Abbruch. Meine Klamotten kann ich wegschmeißen, die sind jenseits von durchgeschwitzt, die sind in Auflösung begriffen.
Die Marlins-Organisation hat dieses miese Klima im Stadion als einen der Hauptgründe für die katastrophalen Zuschauerzahlen identifiziert - das neue Stadion wird ein ausfahrbares Dach haben.

Und das Spiel? Nun ja, die Atmosphäre war trotz der nur etwa sechstausend anwesenden Fans im 68000 fassenden Stadion gar nicht einmal so schlecht. Die, die da waren sind wohl die Hardcore-Fans und dementsprechend wurde die Mannschaft dann auch angefeuert.
Geholfen haben dabei die beim Baseball doch eher sehr unüblichen Cheerleader - die gehören auch zum grandiosen Plan des Managements, mehr Zuschauer ins Stadion zu locken. Ein persönlicher Palmwedel-Sklave wäre mir lieber gewesen ...

Ich hatte einen wirklich guten Platz, direkt hinter der Home Base und konnte die Action quasi wie zuhause am TV verfolgen.
Nachdem die Houston Astros, die dieses Jahr grottenschlecht sind, früh in Führung gegangen waren, glichen die Florida Marlins schließlich aus, nur um dann durch einen Home Run im achten Inning doch noch knapp mit 2 zu 1 zu verlieren.
War also ein spannendes Spiel, wenn auch nicht besonders hochklassig. Dafür verfügen weder die Marlins noch die Astros über das notwendige Spielermaterial.
Die Astros hatte ich bereits 1996 einmal live gesehen, als ich mit meiner Schwester und ihrem damals fünf Jahre alten Sohn eine Woche Urlaub in Orlando gemacht hatte. Damals waren noch die berühmten Killer-B's dabei - Berkman, Biggio, Bagwell, Bell. Die heutige Mannschaft dagegen besteht aus Nobody's - nicht einer war dabei, den ich kannte ...
Beide Teams sind seit einigen Jahren in einer Phase des Neuaufbaus mit jungen Talenten und haben die Spieler mit den großen Namen (und den großen Gehältern) nicht halten können - was im Falle der Marlins nicht weiter überraschend ist, wenn niemand zu den Spielen geht und somit kein Geld in die Kasse kommt. Mit dem neuen Stadion wird dann ab 2012 alles besser - und dann gehe ich gerne auch mal wieder dahin. Aber nur, wenn sie das Dach zu machen und die Klimaanlage anstellen ...



Toll

Irgendwann in den 1950er Jahren wurde es klar, dass der aufkommende Tourismus in Florida eine bessere Verkehrsinfrastruktur notwendig machte, als dies durch die staatlichen Bauprogramme möglich war. Daher beschloss Florida, eigenfinanzierte Fernverkehrsstraßen zu bauen. Daher gibt es nun in Florida neben den staatlich finanzierten und verwaltetet Interstates 75 (an der Westküste entlang) und 95 (an der Ostküste entlang) und 4 (quer durch von Orlando bis Tampa) jede Menge dem Bundesstaat Florida gehörende "Autobahnen". Man kann den Unterschied zwischen US Interstate und Florida Turnpike (und all den anderen Turnpikes) recht gut mit einer Bahnstrecke vergleichen - die Interstates haben Ausfahrten an jeder Milchkanne, die Turnpikes sind wie der ICE, der nur in wenigen Bahnhöfen hält und dementsprechend schneller ist. Die Benutzung dieser Express-strecken ist natürlich nicht umsonst, irgendwie muss der Staat Florida das Ganze ja auch finanzieren.
Gute dreissig Dollar haben mich die rund fuenfhundert Meilen von Orlando zum Sun Life Stadium in Miami auf dem Florida Turnpike, der ziemlich in der Mitte der Interstates 75 und 95 von Nord nach Süd durch Florida verläuft, an Maut gekostet.
Dafür gab es keinen Stau, die Straßen waren in Tip-Top Zustand und die Rastplätze (alle fünfundvierzig Meilen im Durchschnitt) waren sauber, gut ausgestattet und nicht zu teuer.
Das einzig ätzende war, dass man ab und zu anhalten musste um seinen Obolus zu entrichten. Zwar gibt es auch ein elektronisches Abbuchungssystem, das mit einem Sender im Fahrzeug funktioniert und mit dem man ganz einfach durch die Mautstationen durchrauschen kann. Das hatte ich aber nicht, denn die Anschaffung lohnte sich nicht für dieses eine Mal.
Zum Glück kann man noch in Bar bezahlen, doch das wird sich nächstes Jahr ändern, wenn alle Mautstationen auf das elektronische System umgestellt werden. Wer das dann nicht hat, wird beim Durchfahren fotografiert und die Rechnung wird dann nach Hause geschickt - mit entsprechendem Verwaltungskostenaufschlag natürlich. Noch teurer wird es, wenn man wie ich mit dem Mietwagen unterwegs ist, denn da kommen dann  noch die Gebühren der Mietwagenfirma drauf.
Aber dieses Mal konnte ich ja noch Bar bezahlen und so waren die rund sieben Stunden auf dem Turnpike, auf dem das Sun Life Stadion übrigens eine eigene Ausfahrt hat, die einen nach hundert Metern direkt auf den Stadionparkplatz führt, eine entspannte und wenig anstrengende Angelegenheit. Vielleicht lag es auch daran, dass hinter jeder Ecke ein State Trooper wartete und die meisten Verkehrsteilnehmer sehr gesittet und innerhalb des Tempolimits fuhren ...



Saturday, August 21, 2010

Kennedy Space Center

Huntsville ist ja die Rocket City - immerhin wurden hier von der Redstone Rocket bis zur Saturn V alle wichtigen US-Raumfahrtraketen von Wernher von Braun entwickelt.
Teile der International Space Station wurden hier im Marshall Space Flight Center gebaut, wo auch das Missionsmanagement der ISS untergebracht ist.
Die US Army hat hier ihr Space and Missile Defence Project Office, das PATRIOT, THAAD und viele weitere Lenkflugkörperprogramme betreut. Zusammen mit Italienern und Deutschen wird MEADS, der Ersatz fuer PATRIOT, entwickelt. Kurzum - hier dreht sich alles um Raketen.
Das US Space and Rocket Center ist dieser Tradition verpflichtet und stellt in seinem Museum ueberwiegend Raketen aus ... man sitzt ja hier sozusagen an der Quelle.

An einer Quelle ganz anderer, obwohl eng verwandter, Art sitzt das Kennedy Space Center in Cape Canaveral. Hier wurden keine Raketen entwickelt, sondern gestartet - es ist der Weltraumbahnhof der USA.
Und dort war ich heute, im zweiten Teil meines Wochenendzeittotschlagprogrammes in Orlando.
Von Orlando ist das Space Center nur eine gute Stunde entfernt und einfach zu erreichen.
Dort haben sie zwar auch Raketen, sogar eine Saturn V in einer Halle horizontal aufgehängt, wie im Davidson Center in Huntsville. Aber vor allen Dingen haben sie dort die originalen Startanlagen für die Mondlandemissionen (nicht mehr in Betrieb) und die Space Shuttles (noch in Betrieb), plus ein halbes Dutzend kleinerer Startanlagen für alle möglichen anderen Raketen.
Dazu noch die riesige Integrationshalle für die Shuttles, Alligatoren und Palmen. Beeindruckend.

Jetzt muss es mir nur noch gelingen endlich einen Shuttle Start live mitzuerleben. Den idealen Beobachtungspunkt dafür habe ich mir schon angesehen - zwei Chancen bleiben mir noch ...





Friday, August 20, 2010

Anna Maria Island

Da ich ja nun schon einmal an der Westküste (von Florida ...) war, dachte ich mir, dass ein Besuch am Strand eigentlich auch eine ganz gute Idee wäre. Es war ein heißer, sonniger Tag, die Einheimischen hatten mir sowieso einen Besuch auf Anna Maria Island ans Herz gelegt und so fuhr ich einfach hin.
Die Insel wurde vom spanischen Konquistadoren Ponce de Leon zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts nach Maria Anna von der Pfalz-Neuburg, der deutschen Frau des spanischen Königs Karl II. benannt. Sie ist ungefähr zehn Kilometer lang und zwei bis drei Kilometer breit und liegt am Eingang der Tampa Bay.
Die Insel ist ein sehr beliebtes Ferienziel und mit ihren bunten Häusern, den blütenweißen Stränden, den Angler-Piers und den unzähligen Palmen sieht sie aus wie ein Klischee aus dem Pauschalreisekatalog.
Mir hat es trotzdem - oder gerade deswegen - sehr dort gefallen. am Strand spazieren gehen, das warme Wasser des Golfes um die Füße spülen lassen,  Muscheln sammeln, dem Rauschen der Palmen zuzuhören ... kurz, einfach mal die Seele baumeln zu lassen und abzuschalten war schon toll, nach all dem Stress der letzten Wochen. Nächste Woche ist dann endlich die Zielgerade erreicht und das Design Review, das uns jetzt schon über zwei Jahre beschäftigt hat, abgeschlossen. Das war ein Marathon der besonderen Art aber am Strand von Anna Maria Island habe ich nicht eine Minute daran gedacht. Dazu war es einfach zu paradiesisch dort ...
Ach ja, der Ölteppich ... habe ich nix von gesehen. Nur herrlich blau-grünes Wasser und weiße Strände ... wie gesagt, paradiesisch ...




Harvey's Hardware

Ich mag Messer. Meine favorisierte Marke ist W.R.Case, weil die immer wieder interessante Modelle heraus bringen, verschiedene Stile anbieten und Messer in den unterschiedlichsten Formen und Größe haben.
Nun kann man mittlerweile ja alles, auch Messer natürlich, über das Internet bestellen. Das ist aber nicht das Gleiche wie in einen Laden zu gehen und ein paar Messer anzufassen, bevor man sich für eines entscheidet - ein Messerkauf ist immer eine sehr persönliche Sache, vergleichbar mit einem Paar Schuhe. Die probiert man vorher auch besser an um zu sehen ob sie passen. Und auch ein Messer muss "passen" - zum persönlichen Geschmack, zum bevorzugten Outfit, zum geplanten Einsatzspektrum. Kompromisse sollte man, wie bei Schuhen, nicht machen, handelt es sich hierbei doch um eines der wenigen Accessoires, welches ein echter Mann ohne Scham tragen darf und doch ein Mode-Statement damit abgeben kann. Und ob es "passt" oder nicht muss man vor Ort erfühlen, anders geht es nicht. Harrrh, Harrrh ...

W.R.Case teilt seine Händler in verschiedenen Kategorien ein, wovon der Master Dealer die höchste ist. Ein Master Dealer hat eine besonders große Kollektion, plus er bekommt vom Werk regelmäßig Exemplare, die nicht im Katalog zu finden sind.
In ganz USA gibt es nur 22 davon, einer davon ganz hier in der Nähe in Athens (siehe blog post vom 15. Mai 2010).
Und ein anderer residiert in Florida, in einem kleinen Nest an der Golfküste, mit dem schönen Namen Land o Lakes, ungefähr dreißig Meilen nördlich von Tampa.
Im Moment bin ich ja für zwei Wochen auf Dienstreise in Orlando, Florida, und muss mir mit irgendetwas die Zeit vertreiben am Wochenende. Daher habe ich heute die Gelegenheit genutzt und bin die schlappen hundert Meilen zu Harvey's Hardware Store, Case Master Dealer, in Land o Lakes, gefahren.

Zurück gekommen bin ich mit zwei wunderschönen Exemplaren - siehe Fotos - und da gelassen habe ich auch etwas. Eine Geschichte, die sie garantiert noch ihren Enkeln erzählen werden, dort in Land o Lakes, Florida. Und die geht so:
Harvey's Hardware gibt es seit 1947 in Land o Lakes und, wenn man dem Schild am Eingang glauben darf, wird es auch Obama nicht gelingen ihn von dort zu vertreiben.
Der Laden selbst liegt an einer viel befahrenen Hauptstraße, die sicherlich vor fünfzig Jahren nur ein staubiger, unasphaltierter Trampelpfad war. Die alte, rostige Benzinpumpe von damals steht noch an einer Hausecke und auch sonst hat sich im Laden nicht viel verändert mit den Jahren.
Der Fußboden ist mit roh behauenen Brettern ausgelegt und überall stehen, liegen, hängen Kleinigkeiten, Krempel und Kuriositäten.
Zwei junge Hippies waren auf der Suche nach leichten Sonnenhüten ohne Tarnaufdruck - leider waren sie dafür hier am falschen Platz. Allerdings konnte dem Mann geholfen werden, der ein Abwehrsystem für die Eule suchte, die es sich jede Nacht auf seiner Veranda bequem machte.
Aber ich war ja wegen der Messer da - und fühlte mich im Nirvana angekommen. In einem halben Dutzend Vitrinen lagen Einzelstücke, Sonderanfertigungen, Massenware und die eine oder andere Rarität einträchtig nebeneinander. Irgendwann hatte es sicherlich einmal irgendeine Ordnung gegeben, doch war die im Laufe der Jahre, als Messer verkauft und wieder nachgefüllt wurden, abhanden gekommen. Und die neuen Herbstmodelle lagen auf Fenstersimsen und eigentlich überall dort, wo gerade ein bisschen Platz war. Ist auch nicht wirklich kriegsentscheidend, alles in Reih und Glied zu haben, so hat man mehr zu entdecken beim Suchen.
Wie ich also so herum wandere zwischen den Vitrinen, mit großen Augen und feuchten Händen, wird mir von einer freundlichen, recht rustikal aussehenden Verkäuferin mit Polohemd und Lederschürze die unausweichliche Frage gestellt ob ich denn Hilfe bräuchte. Ich bilde mir ja inzwischen ein, dass mein deutscher Akzent mittlerweile kaum noch zu registrieren ist, aber Pustekuchen, nach meiner Antwort (just looking around, if that's alright) kam dann gleich die nächste Frage, woher ich denn käme. Aus Huntsville, Alabama, antwortete ich, fest entschlossen das Stigma des Touristen, der den Unterschied zwischen einem Texas Toothpick und einem Slimline Trapper nicht kennt, um jeden Preis zu vermeiden. Wir aus Alabama kennen uns natürlich genau mit allem aus was schießt, schneidet oder sonstwie zum Zerstören von Sachen geeignet ist.
Nun ja, war ein ziemlicher Schlag ins Wasser, denn im Laufe der nächsten zwei Sätze musste ich kleinlaut zugeben, dass ich in Huntsville, Alabama, nur vorübergehend lebe und eigentlich aus Good Ole' Germany komme.
Ich bin es ja durchaus gewohnt, dass man auf uns Deutsche hier in Amiland freundlich bis zuvorkommend reagiert - aber das hier entwickelte sich nun ganz schnell zu einem kleinen Star-Auftritt - mit mir in der Hauptrolle.
Was ich denn in Huntsville, Alabama, machen würde, war die unvermeidlich nächste Frage. Und da überkam es mich dann, ich weiß nicht was mich in diesem Moment ritt, bin ich doch sonst eher der zurückhaltende Typ, der nicht gerne im Mittelpunkt steht.  Ich übertrieb schamlos. Klar bin ich Ingenieur, arbeite seit gut zwanzig Jahren an Flugzeug- und Raketenprojekten, aber doch eher in einer Managementposition und ein Rocket Scientist bin ich damit noch lange nicht. Aber genau das gab ich den guten Leuten in Harvey's Hardware Store in Land o Lakes, Florida, nun zur Antwort. Worauf zunächst einmal eine durch ungläubiges Staunen hervorgerufene Gesprächspause eintrat und dann alle Leute, die sich gerade im Laden befanden, aufgeregt herbeigerufen wurden - hey guys, we have a German Rocket Scientist here!
Was hatte ich nur angerichtet - da kam ich nun nicht mehr heraus und musste das Spiel mitmachen. Jeder wollte unbedingt seine Deutschkenntnisse an mir ausprobieren, die natürlich zumeist aus unvollständigen Sätzen, vertauschten Brocken und einzelnen Phrasen (ein Bier, bittä ...) bestanden. Und natürlich waren alle schon mal in Deutschland gewesen, oder kannten zumindest jemanden der mit Elvis damals in den Fünfzigern bei der US Army in Heidelberg stationiert war.
Ich war von gut einem halben Dutzend Einheimischen umringt, inklusive der beiden Hippies und des Typen mit dem Eulenproblem, die alle auf mich einredeten und ich könnte schwören, dass zumindest einer der Hippies in einem unbeobachteten Moment den Saum meines T-Shirts berührte. Zum guten Schluss gab mir dann Harvey, der Besitzer höchst persönlich, seine Visitenkarte. Wann immer ich nun das Bedürfnis nach einem besonderen Messer habe, das ich nirgends anders bekomme, darf ich ihn anrufen, er besorgt mir das dann schon.
Und ich bin davon überzeugt, dass wenn ich nur etwas länger geblieben wäre, man mir schließlich auch noch ein Neugeborenes zur Segnung gereicht hätte.
Leider hat die Sensation meiner Anwesenheit nicht dazu geführt einen Rabatt zu bekommen. Dazu muss man dann wahrscheinlich doch ein richtiger Popstar sein und nicht ein ... nun ja, ahem, Raketenwissenschaftler. Kind of ...








Sunday, August 8, 2010

Tax Free

Jedes Jahr am Wochenende vor Schulbeginn tut der Staat Alabama seinen Bürgern etwas Gutes und verzichtet auf die Verkaufssteuern (immerhin 8% - aber natürlich nicht ganz so exorbitant wie die 19% Mehrwertsteuer in Deutschland).
Der Verlust wird durch die erhöhte Gewerbesteuer wieder herein geholt, denn natürlich kaufen die Leute wie blöde. Viele Geschäfte machen am Freitag Morgen schon in aller Herrgottsfrühe auf und bieten die tollsten Deals an - für die ersten hundert Kunden oder so.
Angefangen hatte das Ganze irgendwann vor Jahren mit einer Steuerbefreiung für Schulsachen. Inzwischen hat es sich aber auf fast alle Waren ausgeweitet - ausgenommen sind eigentlich nur Möbel, Autos und ähnliche Dinge.
Auch wir waren los - ein 8 GB USB Stick und ein paar Klamotten für meine Frau und mich. Zusammen mit den 20% Rabatt im Klamottenladen, dem $20 Gutschein (weil wir mehr als $100 ausgegeben haben) und dem Wegfall der Steuern haben wir für einen Einkauf der normal gute $300 gekostet hätte am Ende nur rund $100 bezahlt. Hat sich also gelohnt, könnten die ruhig öfter mal machen ...

Friday, August 6, 2010

Mantis vs Locust

Gestern abend habe ich eine gute halbe Stunde damit zugebracht unserer Madam dabei zuzugucken, wie sie eine Heuschrecke beobachtet hat ...


... um sie dann anzugreifen. Heftige Sache! Der Versuch war leider nicht erfolgreich - da muss sie erst nach ein paar Butterbrote essen ...

Sunday, August 1, 2010

Dragonfly

Dass wir um unser Haus herum so eine Art Arche Noah haben, wird langsam zur Gewissheit. Nicht nur, dass mittlerweile drei Mantiden in der Wicke leben, auch ein Spatzennest haben wir am Wochenende darin entdeckt.
Dazu kommen noch die diversen anderen Tierchen, erwünschte und unerwünschte, die unseren Garten als bevorzugten Lebensraum auserkoren haben - das Streifenhörnchen, dass unter den Bodendeckern vor der Haustür lebt, die Bagworms, die beinahe unseren Lebensbaum gekillt hätten, die Heuschrecke, die es an unserem Fliegengitter so gemütlich fand, der Kolibri, der sich mit dem Schmetterling um die Sonnenblume stritt, die Kleinlibellen, die regelmäßig Station auf den Pflanzen um unsere Veranda herum machen. Und nun also auch richtige Libellen, große, furchteinflößende Hubschrauber der Natur. Die finden es wohl besonders bequem auf den Spannseilen unserer beiden Sonnenschutzdächer ...