Sunday, January 29, 2012

Dreamliner

Dieses Wochenende ist Huntsville eine kleine Ehre zuteil geworden - eine Boeing 787 Dreamliner hat hier Station gemacht. Der Dreamliner mit der Registrierung N787BX ist zur Zeit auf einer Welttournee um dieses bahnbrechende neue Flugzeug potentiellen Kunden vorzustellen. Und nebenbei belohnt man die Boeing-Standorte mit einer Stippvisite, die zum Gelingen des Projektes beigetragen haben.
In Huntsville und Umgebung gibt es einige Boeing-Werke und vor ein paar Monaten hatten wir ja auch schon regelmäßig Besuch von den gigantischen Dreamliftern, umgebauten 747 die ganze Rumpfmittelteile des neuen Passagierjets transportieren können.
Am Freitag ist also N787BX aus Dublin kommend in Huntsville gelandet und über das Wochenende hat es Touren für Boeing-Mitarbeiter und ihre Familien durch das neue Flugzeug gegeben. Leider durfte das ordinäre Publikum nicht an den Vogel heran - aber man hatte einen recht guten Blick darauf vom obersten Parkdeck der Flughafengarage, mit 450er Tele vor der Kamera ...

Thursday, January 26, 2012

Seinfeld

Es kommt ja nicht sehr häufig vor, dass sich einmal ein richtiger Unterhaltungs-Superstar in die nordalabamische Provinz verirrt. meist tritt hier die B-Garde der Country Musik auf oder lokale Größen oder Leute deren beste Zeit schon einige Jahrzehnte zurück liegt.
Aber heute war Jerry Seinfeld hier und der ist - immer noch - ein zumindest nationaler Superstar der Unterhaltungsindustrie.
Ich war ein großer Fan seiner TV-Serie, nie jedoch ein besonders großer Bewunderer seiner Ein-Mann-Bühnenshows. Aber wenn man dann einmal die Gelegenheit hat so jemanden Live zu sehen ...

Also sind wir hin, meine Frau und ich. Prächtig amüsiert haben wir uns, zusammen mit 1993 anderen Zuschauern in der ausverkauften Halle.
Eheprobleme, Vaterfreuden, moderne Telekommunikation, Durst und Pop Tarts waren seine Themen. Politik, Religion und aktuelle Tagesthemen wurden nicht erwähnt. Das ist so im Genre der US Stand-up Commedians. Politisches Kabarett will hier eh keiner sehen, die Wirklichkeit schreibt da immer noch viel bessere Geschichten als sie sich auch der beste Schreiberling ausdenken könnte.
Also konzentrieren sich die Stand-up Commedians vorwiegend auf Alltagsgeschichten - die Beobachtung und Kommentierung kleiner Vorkommnisse, die Zuspitzung banaler Geschehnisse, die Verbindung eigener Erfahrungen mit denen des Publikums. Wir sitzen alle im selben Boot, machen die selben Erfahrungen und haben die selben Probleme im täglichen Leben - nur dass Jerry Seinfeld sie witziger darstellen kann als die meisten anderen Leute.

Wie gesagt, wir haben uns sehr amüsiert und es war ein gelungener Abend. Auch ohne Kramer, George und Elaine ...

Friday, January 20, 2012

Holy Land

Judas hat 30 Silberlinge bekommen. Heutzutage wird Jesus' Haut für 35 Dollares zu Markte getragen. Da hat sich über die letzten 2000 Jahre in diesem Bereich nicht viel Inflation ergeben - Gottes Sohn zu verkaufen ist ein ziemlich stabiles Geschäft geblieben.

Und ein sehr profitables dazu. Zumindest hier in Amiland und ganz besonders in Disney-Town - Orlando, Florida.
Dort gibt es nämlich einen extra auf das christliche Publikum ausgerichteten Themen-Park - das Holy Land Experience. Der Park (Wert im Jahre 2007: $37 Millionen) gehört zum Trinity Braodcasting Network Imperium der Familie Crouch. Die Crouches sind steinreich geworden durch allerlei Aktivitäten im Bereich des Fundamental-Christentums - unzählige Bücher, fünf eigene TV-Sender (für jede Glaubensrichtung einen ...), mehrere Megakirchen, und eben dieser Themenpark in Orlando.
Den meisten Profit machen sie durch ein System, das sich "Prosperity Gospel" nennt. Dabei wird den Zuschauern/Lesern versprochen dass Gott sie reich belohnen wird, wenn sie nur ordentlich spenden. An die "Kirche" der Familie Crouch natürlich. Eine eigene Theologie hat diese "Kirche" dabei nicht, sie ist offen für Katholiken, Protestanten, Juden und alles dazwischen. Hauptsache man spendet, denn Geld stinkt nicht und gehört auch keiner Religion alleine.


Auch im Hinblick auf die doch überwiegend dem evangelikalen Lager zuzurechnenden Kandidaten der Republikaner bei der Präsidenschaftskandiatenkür, die im Moment hier große Wellen schlägt habe ich ich mich in letzter Zeit sehr intensiv mit dem fundamentalistischen Christentum hier beschäftigt. Und da ungebremster Kapitalismus nach der Lesart dieser, hmmm, fundamentalistisch-evangelikalen Unternehmen etwas gottgefälliges ist und Profit jedem zusteht der nur kräftig betet und die Evolution für ein Märchen hält, hat es mich aus rein wissenschaftlichen Gründen interessiert, wie dieses "Heilige Land" in Natura aussieht. Eine Expedition ins finstere Herz der Ami-Christenheit, sozusagen.

Nun, zunächst einmal stehen da überall lauter mannsgroße Statuen herum, die wohl römische Legionäre darstellen sollen, meiner Meinung aber eher wie griechische Hopliten aussehen. Da hat sich wohl ein Designer im Jahrhundert vertan. Ebenfalls in großer Anzahl findet man Statuen von Engeln. Und einen Typen im Kamelkostüm, der als Wegweiser fungiert. Alle anderen Beschäftigten dort sind gekleidet wie sich Lieschen Müller - oder der Durchschnittsamerikaner - die Mode um das Jahr 1 im Nahen Osten vorstellt. Der Sarotti-Mohr trifft auf tausendundeine Nacht ...
Die Architektur im Park soll römisch wirken, denn damals, zu Jesus' Zeiten, hatte ja der Kaiser das Sagen in Palästina. Auf mich wirkte sie wie diese Großstädte in den japanischen Godzilla-Filmen, die am Ende immer in dilettantischen Nahaufnahmen vom bösen Monster zerstört wurden. Sehr glaubhaft und originalgetreu, mit viel Liebe zum Detail also.

Es gibt während des Tages mehrere Shows - aber leider hatte ich nur Zeit für eine davon. Die hatte auf den ersten Blick nichts mit Christentum zu tun, hat sie doch den Titel "Celebrate America".
Doch am Ende der von Patriotismus, Chauvinismus, Egoismus, Tränendrüsendrückismus nur so triefenden Aufführung, die eine Mischung aus Komödienstadl, Musical und Fahneneid ist, steht die ganz klare, eindeutige und überhaupt nicht verklausulierte Botschaft: Gott hat uns Amerikanern dieses Land geschenkt weil wir das auserwählte Volk sind. Amen. Und Halleluja. God save the Queen.

Dann gibt es da noch das Wachsfigurenkabinett, mit den entscheidenden Szenen aus Jesus' Leben - und siehe da, dort habe ich doch tatsächlich auch unseren Freund Judas gesehen, mitsamt seiner dreißig Silberlinge - sowie die Grotte in der Jesus vor der Auferstehung gelegen hat. Leider war der Garten Eden wegen Renovierung geschlossen. Aber das große Modell von Jerusalem aus dem Jahre 66 (... dem Jahr als die Römer den Tempel zerstört haben .. nicht unbedingt ein integraler Bestandteil des neuen Testaments aber für die Juden unter uns ein recht wichtiges Datum ...) ist auch schon recht interessant.

Da ich meinen Flieger nicht verpassen wollte, blieb mir leider keine Zeit mehr für die christliche Karaoke, die viertgrößte Sammlung von alten Bibeln in der Welt, und die Live-Kreuzigung um 14:30 Uhr. Aber dafür hatte ich die Gelegenheit mit Jesus das Abendmahl zu feiern. "Dies ist mein Leib ..." intonierte der - garantiert ordentlich ordinierte Schauspieler, der seine Rolle als Gottes Sohn in die Richtung eines 1968er Hippies angelegt hatte - und ermutigte die Anwesenden, von denen zwölf vor ihm an an einer Art Theke saßen, ein Stück Cracker zu essen und ein wönziges Schlöckchen roter Flüssigkeit zu sich zu nehmen, denn das sei ja nun einmal "... mein Blut".
Selbstredend habe ich während dieser Zeremonie, die im übrigen alle fünfzehn Minuten statt findet, meine Baseball-Cap nicht abgenommen. Ich dachte mir, das würde wenigstens ein Minimum an Schutz geben, wenn da gleich der Blitz einschlagen würde. Tat er aber nicht - Gott ist entweder sehr tolerant oder mit einem, hmmm, göttliche Humor gesegnet. Ich fand das Ganze nicht so spaßig, habe voller Abscheu die, nennen wir sie mal "Hostien" im Mülleimer entsorgt und mich gefragt ob es wirklich notwendig ist den Profit durch Blasphemie zu maximieren.

Zum Abschluss war ich dann noch in einem der vielen Gift-Shops und habe für meine Kiddies ein Plüschkamel gekauft und für meine Frau eine Flasche gesegnetes Salbungs-Öl aus dem echten heiligen Land, also Israel sozusagen, gekauft. Auf der Packung wird versprochen, dass dieses Elixier gegen allerlei Krankheiten und Unbefindlichkeiten hilft und da es auch noch eine nett aussehende Flasche ist und meine Frau sich zur Zeit mit einigen Sportverletzungen herum plagt, dachte ich mir für acht Dollares ist das ein richtig guter Deal. Die Frage dabei ist nur, ob das auch als Spende gilt - ich warte mal ein paar Tage, vielleicht gewinne ich jetzt ja im Lotto ...




Saturday, January 14, 2012

The Hockey Capital of the South

Huntsville, die Eishockey-Hauptsatdt des Südens ...
Von wegen - im Moment ist das eher die Eishockey-Versager Hauptstadt. Das College Team der UAH Chargers hat in dieser Saison gerade mal 2 Spiele gewonnen und die Profi-Mannschaft der Huntsville Havoc hat in dieser Spielzeit erst  13 Spiele gewonnen aber schon 16 verloren.
Trotzdem gehe ich immer wieder hin - es ist halt unterhaltsam und die ersten zwei Drittel spielen die beiden Mannschaften ja auch immer ganz gut mit. Nur im letzten Drittel fangen sie sich dann Tor um Tor. so auch heute, als die Havoc sich noch drei Tore im letzten Drittel zum 1:5 Endstand gegen die Columbus Cottonmouths fing. Aber wenigstens haben die Havoc die zwei Prügeleien auf dem Eis klar für sich entscheiden können - beide im letzten Drittel, aus klarem Frust über die Gegentore. Erstaunlich fand ich dabei, dass die Schiedsrichter die Kampfhähne in aller Ruhe gewähren lassen. Da wird schon mal ein Tor weg gefahren, wenn die im Clinch liegenden Kontrahenten darauf zusteuern. beim ersten Kampf umkreisten sich die beiden zukünftigen Faustkämpfer erst mal in aller Ruhe - unter  den Anfeuerungsrufen des Publikums - für gut eine halbe Minute nachdem die Handschuhe und Helme weggeworfen waren. Die Zebras griffen erst ein als einer der beiden zu Boden ging. Dann gab es fünf Minuten Strafbank für jeden und das Spiel ging weiter. Bis zur nächsten Klopperei ...

Friday, January 13, 2012

Coaches Trophy

Alabama hat ja letzten Sonntag die nationale Meisterschaft im College Football gewonnen (... zum 14. Mal ...), was so ziemlich den ganzen Rest der USA ins kollektive Selbstmitleid ob der immerwährenden Dominanz der Mannschaften aus dem Süden und spezielle aus Alabama gestürzt hat.
Hier in Bama allerdings ist man immer wieder gerne stolz auf die eigenen Mannschaften, sei es nun Auburn (der Meister vom letzten Jahr ...) oder die Crimson Tide (Meister dieses Jahr und vorletztes Jahr ...).
Heute und morgen macht die Meistertrophäe Station in Huntsville, Vestavia Hills und natürlich der Heimat der Crimson Tide, in Tuscaloosa. Den Anfang machte diese Tour heute in unserem vor-der-Haustür Kroger Supermarkt (die Kroger-Kette ist einer Hauptsponsoren des Endspiels gewesen ...).
Eine Stunde habe ich geduldig in der Schlange gewartet um dann schließlich ein Foto mit mir und der Trophäe machen lassen zu können. Von 4 Uhr Nachmittags bis 8 Uhr Abends lief diese Veranstaltung, inklusive T-Shirt Verkauf, TV-Interviews, und einer Gratis-Flasche des neuen Dr.Pepper Ten Zero Calorie Softdrinks (Dr. Pepper - sprich Coca Cola - ist einer der anderen Hauptsponsoren ...) für jeden. Einige tausend Leute dürften da gewesen sein in den vier Stunden - auf dem US Highway 72, an dem der Kroger liegt, ging jedenfalls nichts mehr in dieser Zeit.
Und morgen kommen dann vier leibhaftige Spieler der Meistermannschaft in die Parkway City Mall zur Autogrammstunde. Das muß ich mir dann aber nicht unbedingt geben. Während das Foto heute umsonst war und man sogar eine Flasche Dr. Pepper (... absolut scheußliches Gebräu ...) gratis mit nach Hause nehmen durfte, wollen die morgen neunzehn Dollares pro Autogramm haben. Da hört der Nationalpatriotismus zu meiner zweiten Heimat dann aber doch auf ...

Monday, January 9, 2012

Roll Tide!

Alle Jahre wieder ...

Seit sechs Jahren nun wurde die nationale College-Footballmeisterschaft der USA von Teams aus der South-East-Conference (SEC) gewonnen - und in den letzten zwei Jahren sogar von Teams aus Alabama. Der Rest der (College-Football) Nation kriegt so langsam die Flusen.  Und in diesem Jahr standen sich - zum ersten Mal überhaupt - sogar zwei Teams aus dieser Liga im nationalen Endspiel gegenüber.
Das erste Treffen zwischen den Louisianna State University (LSU) Tigers und der University of Alabama Crimson Tide im November wurde bereits als das "Spiel des Jahrhunderts" hoch-gehypt. Damals war es eine Abwehrschlacht wie sie die Nation noch nie zuvor gesehen hatte und letztlich entschied ein Field Goal in Overtime das Spiel 9 zu 6 für LSU.
LSU verlor nicht ein reguläres Spiel in dieser Saison und für Alabama war diese Niederlage die einzige der Spielzeit, aber beide wurden als gleich stark gesehen und die Frage wer besser war konnte nicht abschließend entschieden werden.
Also traf man sich heute zum großen Endspiel wieder. Kein Zweifel diesmal, wer die bessere Mannschaft war - Alabama dominierte von Beginn an, ließ die Tigers nur einmal im gesamten Spiel über die Mittellinie kommen und gewann völlig zurecht mit 21 zu 0.
Nun also sind es 14 nationale Meisterschaften für Alabama, davon zwei in den letzten drei Jahren. Roll Tide!