Thursday, July 31, 2008

Sharks and Alligators

Mal ganz abgesehen von der infernalischen Hitze hier, der völlig ätzenden Luftfeuchtigkeit, Tornaods, Rednecks und Cheese Fries gibt es noch allerlei andere Gefahren und Unannehmlichkeiten.
Es gibt gut ein halbes Dutzend giftige Schlangen, ein paar Spezies giftiger Spinnen, Alligatoren und Haie.
Moment ... doch, genaus so ist es. Letzte Woche ist hier in der Nähe, im Lake Guntersville, ein drei Fuß langer Atlantic Sharpnose Shark gefunden worden. Nun weiß man ja von Bull Sharks, dass die Flußmündungen heraufschwimmen und sich tagelang im Süßwasser aufhalten können. Aber dies hier ist keine Küstenregion, der Golf von Mexiko über sechs Autostunden entfernt und der Atlantik auch nicht eben mal um die Ecke.
Wie also ist das Viech in den See gekommen? Zwei Möglichkeiten werden zur Zeit heiß diskutiert:

1. Er ist vom Golf kommend den Mississippi hinauf geschwommen, hat dann mit einer wahren navigatorischen Meisterleitung den Tennessee gefunden und ist schließlich - durch die dortige Schleuse, wohlgemerkt - in den See geschwommen.
Schade, dass er jetzt tot ist (hat die Hitze wohl nicht vertragen), denn soetwas hätte die Navy bestimmt gut als tierischen Kampfschwimmer gebrauchen können. Diese Leistung sollen deren dröge Delphine erstmal nachmachen!

2. Irgendjemand hatte ihn im Aquarium, er wurde zu groß und deshalb im See ausgesetzt.
Nee, das hört sich so gar nicht nach den Typen hier an. Anstatt ihn auszusetzen hätte jeder echte Redneck seine Freunde zu einem Schlammwrestling-Match mit der Mörderbestie eingeladen. Und am Ende hätten sie ihn zerteilt und auf den Grill gepackt. Mit ordentlich BBQ-Sauce drüber wäre das bestimmt prima gegangen.

Und Mitte Juni hatte sich dann einer der hier im Wheeler Wildlife Refuge lebenden Alligatoren (die nördlichste bekannte Population des Florida Alligators) auf einer Straße in Decatur breit gemacht.
Aber die Polizei hatte die Situation schnell unter Kontrolle - war nicht schwer, die Echse mit Schaufeln und Besen von der Straße zu treiben. Später wurde sie dann von Spezialisten eingefangen und an einem sicheren Ort ausgesetzt. Glück gehabt, kann man da nur sagen. Wie leicht hätte es auch hier ein zünftiges Wrestling-Match mit anschließendem BBQ geben können. Und so eine paar echte Krokolederstiefel hat auch nicht jeder Redneck - die müssen sich meistens mit Klapperschlangenstiefeln begnügen.

Sunday, July 20, 2008

The Daily Toddler Report

Morgen bringen wir unsere Kleine das erste Mal in den Kindergarten. Sie ist beinahe zwei Jahre alt und absolut reif für diese Erfahrung. Man kann hier sein Kind bereits mit sechs Wochen in den Kindergarten bringen - eine Möglichkeit, von der viele Berufstätige Gebrauch machen. Unsere Motte kommt in die Gruppe der Toddler, die von einem bis drei Jahre geht.
Der Kindergarten ist nicht ganz billig - für drei Stunden pro Tag an drei Tagen pro Woche zahlen wir $500 im Monat. Dafür bekommen die Kinder dort erstklassige individuelle Betreuung (wir haben uns umgehört ...) und ab dem dritten Jahr Unterricht auf Basis des Montessori Systems. Beinahe alle andere Kindergärten hier in Madison County gehören zu irgendeiner Kirche. Nein, man muß kein Mitgleid dort sein - aber Bibelstunden gehören dort zum Tagesablauf. Und was sollten wir da wählen? Southern Baptist, Methodist, Lutheran ...? Keine Ahnung, mit was für Doktrinen die die Kinder vollstopfen dort. Klar, die sind etwa um die Hälfte billiger als ein nicht-konfessioneller Kindergarten. Klar, die wollen halt möglichst viele Kinder an sich ziehen um damit auch an die Eltern heran zu kommen. Muß ich nicht haben, ist mir alles total suspekt und wer die frömmelnde Religiosität der Amis einmal für eine Weile live miterlebt hat weiß, wovon ich rede.
Nun werden wir also ab morgen jeden Tag einen "Daily Toddler Report" bekommen. Auch das ist so ein Service, für den sich das Geld auszugeben lohnt.
In diesem Report steht geschrieben, was das Kind zu essen hatte, wieviel es davon gegessen hat, was und wieviel es zu trinken gehabt hat. Ferner, an welchen Aktivitäten es teilgenommen hat, wann die Windeln gewechselt wurden und was jeweils drin war. Ob es geschlafen hat und welche Stimmung es den Tag über hatte.
Wie gesagt, jeden Tag gibt es diesen Report und zudem unterhalten sich die Betreuer noch beim Hinbringen und beim Abholen mit den Eltern über eventuelle Besonderheiten, die mehr Erklärung bedürfen als auf dem Report Sheet möglich wären.
Und Spaß macht es unserer wilden Hummel auch, dort hin zu gehen. Die haben sogar einen eigenen kleinen Streichelzoo dort ... ich denke mal, das ist jeden Dollar wert, den wir dafür ausgeben.

Nachtrag am 21.07.2008:
Ah ja. Volunteer Hours. Das ist hier wahrscheinlich so selbstverständlich, dass niemand es besonders erwähnenswert fand. Im Kindergarten hängt eine "Wunschliste" mit Sachen, die von den Eltern zur Nutzung für alle zur Verfügung gestellt werden können - Malstifte, Bastelmaterial und dergleichen. Und für jedes Item bekommt man dann eine Volunteer-Hour gut geschrieben. Von denen man anscheinend zehn pro Schuljahr braucht. Pro Kind. Ah ja. Also, so ganz "freiwillig" ist dann die Hilfe, die man dort anbietet, ja eher nicht. Aber offensichtlich ist das hier so Usus. When in Rome ... na ja, jedenfalls haben wir jetzt bereits zwei Stunden auf unserem Konto, denn heute haben wir Malstifte und Plastikbecher mitgebracht. Eight to go ...

Thursday, July 17, 2008

Sweet Tea, Alabama

Jetzt fehlt nur noch der Big-Ass-BBQ-Grill auf der Porch und unser Southern Living Idyll ist perfekt.
Von einer guten Freundin haben wir ein Gerät geschenkt bekommen, das in keinem echten Southern Household fehlen darf - den Sun Tea Jar.
Was man damit macht? Sweet Iced Tea, das Nationalgetränk hier im Süden. We take our Sweet Tea seriously here, ya'll know ...
Wie man ihn macht? Man füllt den Behälter mit einer guten Gallone Wasser, wirft drei große Teebeutel hinein und stellt das Ganze dann einen halben Tag lang in die Sonne. Danach noch ein paar Stunden in den Kühlschrank, ordentlich Zucker oder Sweet'n'Low rein, über Eis gießen und fertig ist der original Southern Sweet Iced Tea.
Das Geheimnis, so hat man uns verraten, ist, dass man den Tee auf keinen Fall kochen lassen darf. Er muß schön lange vor sich hin schmoren - was in der prallen Mittagssonne hier überhaupt kein Problem darstellt.
Und wie schmeckt er nun? Original ... und sehr erfrischend. Kann man sich dran gewöhnen - und er paßt exzellent zu Steak und Baked Potatoe.


Saturday, July 12, 2008

H2O

Man kann sich natürlich durchaus mit Maccaroni & Cheese, Frito Lays, Kool Aid und Wonder Bread ernähren. Gegen die Nebenwirkungen gibt es diverse Pillen und gegen die Nebenwirkungen dieser Pillen ... mehr Pillen.
Aber wie furchtbar die Standardlebensmittel (und die Essgewohnheiten) hier wirklich sind, merkt man zuallererst beim Wasser.
Wir geben ein erkleckliches Sümmchen für diverse Filtersysteme aus, die aus dem hiesigen "Trinkwasser" das aus dem Hahn kommt ein einigermassen genießbares Produkt machen. Neulich flatterte uns eine Broschüre unseres Wasserwerkes ins Haus, in der ganz stolz berichtet wurde dass man bei allen Nebenstoffen unterhalb der Grenzwerte liege. Die Liste las sich wie der Jahresbericht eines Krebsforschungsinstituts. Aber ganz im Sinne von "Wir korrigieren die Nebenwirkungen der einen Pille mit zwei anderen Pillen", fügt man hier munter Chlor (gegen Bakterien) und Fluor (gut für die Zähne) bei. Auch das wurde ganz stolz verkündet. Ich danke schön - deshalb die Filter.
Wehmütig denkt man da an die überragende Wasserqualität zurück, die man aus deutschen Wasserhähnen kennt. Aber es geht noch weiter. Das liebste Getränk der Deutschen ist ja Mineralwasser (na gut, Kaffee - aber bei den kalten Getränken ist es das gute alte H2O) - kennen die hier praktisch gar nicht. Stattdessen gibt es stilles Wasser. Und dabei gibt es dann zwei verschiedene Konzepte: 1. Wasser, das aus dem Wasserhan kommt wird gereinigt und gefiltert, ein paar Mineralien zugesetzt und dann hier als "purified" verkauft; 2. Wasser aus einer Quelle wird gereinigt, ein paar Mineralien zugesetzt und als "Spring Water" verkauft. Wir haben bisher das sogenannte Spring Water gekauft - aber selbst davon bekomme ich Sodbrennen. "Sparkling Water", oder was man in Deutschland eben als Mineralwasser, frisch aus der Quelle, unbehandelt und staatlich geprüft, kennt gibt es hier nur als sauteuren Export (Perrier aus Frankreich ... na ja, passt ja - we're French ...).
Und gestern habe ich dann tatsächlich durch puren Zufall das gute alte Gerolsteiner beim Kroger's gefunden - die Literflasche für schlappe $2.19 (ohne Steuern). Das ist umgerechnet für eine 12er-Kiste gut €18 ... Luxus hat nicht immer etwas mit Kaviar zu tun. Aber was ist die Alternative? Pillen gegen Sodbrennen ...





Nachtrag am 13.07.2008:
Und heute steht in der Zeitung, dass man in Huntsville Spuren von verschreibungspflichtigen Medikamenten gefunden hat, unter anderem Steroide und Herzmittel. Und dagegen gibt es leider keine Filter ...

Land under

Gerade eben hatten wir hier einen Gewittersturm. Hat alle so ziemlich überrasscht, das TV hat erst eine Sturmwarnung gebracht nachdem es schon fast vorbei war.
Gut, dass wir unseren Pavillon noch eben abgebaut hatten - der würde jetzt garantiert in Tennessee sein ...
Auf unserer Hauptstrasse hat es eine Pinie umgehauen, Freunden ist das Sonnensegel zerfetzt, diverse lose Teile, wie Grille, Sonnenschirme, Gartenmöbel , wurden durcheinandergewirbelt, außer der Pinie hat es wohl noch andere Bäume in einigen Gärten umgehauen und rund um den See hat es die Warnschilder "Nicht schwimmen" platt gelegt. Und unseren drei Büschen in der Ecke des Gartens hat es glatt die Borke vom Stamm gerissen.
Der Sturm dauerte vielleicht eine Viertelstunde und hatte Spitzenwindgeschwindigkeiten von über 60 mph (rund 100 kmh). Das war ganz schön heftig. Gut, dass wir drinnen waren.





Das Video zeigt den Höhepunkt des Sturms, nach ca. 20 Sek. - very impressiv!