Sunday, August 31, 2008

State Fair

Ich komme aus einem kleinen Weserdorf in Niedersachsen. Dort ist der Höhepunkt des gesellschaftlichen Jahres seit über 430 Jahren die Kirmes am letzten Wochenende im August.
Hier in Huntsville gibt es soetwas auch - es nennt sich Northeast Alabama State Fair. Karussels, Schlangenvorführer, Melonenkernweitspuckwettbewerbe ... das übliche halt. Und jede Menge Wurfbuden mit Pfeilen und Luftballons, Bällen und Flaschen, Ringen und noch mehr Flaschen, Basketballkörben und ähnlichen Geschicklichkeitsübungen, die einem das Geld Dollar für Dollar aus den Taschen ziehen wollen. Das alles erstreckt sich über gute 500 Meter auf einem ehemaligen Airfield beidseitig eines sogenannten "Midway".
Bevor man jedoch zu den Attraktionen gelangt muß man sich erst durch ein wahres Spießrutenlaufen der besonders christlichen Art kämpfen. Denn vor das Vergnügen hat der Herr .. steht bestimmt auch irgendwo in einer der Bibeln, die sie uns dort andrehen wollten. Richtige Seelenfischer waren dort am Werke - denn bist Du Dir nicht 100% sicher in den Himmel zu kommen, können wir da bestimmt was machen. Und wenn Du wissen willst , wieso Jesus für Dich gestorben ist, öffne diese Box und Du wirst erleuchtet ... ist halt der Bible-Belt hier und Religion so etwas wie ... nun, Religion eben.





Saturday, August 30, 2008

The Battle of Decatur

Kanonen wummern, beißender Qualm wabbert über das Feld, Befehle werden gebrüllt, Musketenfeuer hallt von fern und nah herüber, Kavallerie gallopiert, gezückte Säbel blinken in der unbarmherzig herab brennenden Mittagssonne, Infanterie geht vor und wird zurückgeschlagen, Männer werden getroffen und fallen und über allem vergeblichen, drei Tage währenden Anrennen gegen die Yankee-Stellungen weht die stolze Kriegsflagge der Konförderierten Staaten von Amerika.
Im Oktober 1864 war dieses Bild tödlicher Ernst. Heute wurde nur mit Platzpatronen geschossen und die Toten standen nach der Schlacht wieder auf und präsentierten sich dem Applaus der Zuschauer.
Die waren gekommen um das jährliche Spektakel des Re-enactment der Battle of Decatur zu sehen. Damals hatte die konförderierte Army of the Tennessee versucht bei Decatur, Alabama, den Tennessee zu überqueren um die Versorgungslinien von Genral Sherman, der den Süden verwüstete, zu unterbrechen. Trotz großer zahlenmäßiger Überlegenheit von 20.000 Mann zu 5.000 Mann der Unionsarmee konnten sie in einer dreitätigen Schlacht den Übergang nicht erzwingen.
Heutzutage sind es zusammen zweihundert Civil War Re-enactors, die mit Kanonen, Pferden und echten Bürgerkriegsmusketen an zwei Tagen immer am Labor-Day Wochenende dieses Aufeinandertreffen nachstellen. Dabei wird die Geschichte im Sinne der Fairniss etwas gebeugt - Samstags gewinnen, historich korrekt, die Unionstruppen, während am Sonntag die Rebellen gewiinen dürfen. Schließlich ist man hier ja in Alabama und auch nach 144 Jahren tut ein bißchen Seelenmassage immer noch gut.
Sonst wird dieses Hobby aber durchaus todernst genommen. Die Kleidung, die Waffen, die sonstige Ausrüstung ist so originalgetreu wie es nur geht. Viele Waffen sind tatsächlich noch aus der Zeit des Bürgerkrieges und funktionieren noch wie damals. Auch Ausrüstungsteile wie Ferngläser, Säbel, Abzeichen oder ähnliches stammt oftmals aus dieser Zeit, vererbt in der Familie durch die Generationen.
Das alles trägt dazu bei, dass man sich tatsächlich für einen Moment in einer Zeitkapsel befindet - bis das Handy des Nachbarn klingelt und die Illusion wieder zerstört. Aber alleine der Lärm der Kanonen, die spürbare Druckwelle beim Abschuß, der Geschmack von Schwarzpulver auf der Zunge, der Pulverdampf auf dem Schlachtfeld macht es vorstellbar, wie grauenvoll es gewesen sein mag, damals als einfacher Infanterist in so einer Schlacht zu sein. Umsomehr versteht man danach, dass selbst heute das Andenken an die Opfer der damaligen Generation noch in großen Ehren gehalten wird.
Ich jedenfalls ziehe meine Baseball-Cap vor ihnen.



Die konföderierte Artillerie


Die kommandierenden Offiziere der Konförderierten


Mitten in der Schlacht


Konförderierter Angriff


Abreiten der Linie nach der Schlacht (inklusive der wiederauferstandenen Toten ...)


Abraham Lincoln war auch da ...




Carwash

Jeden Samstag im Sommer stehen sie an den Straßen - junge Menschen, in Bikinis, Shorts und T-Shorts, und halten selbstgemalte Tafeln hoch. Auf denen steht zu lesen, dass eine Autowäsche angeboten wird - gegen eine Spende zugunsten irgendeiner Schulband, einem Jugendorchester oder einer High School Football Mannschaft.
Da es unser Van es mal wieder sehr nötig hatte, habe ich diesen Service gestern gerne in Anspruch genommen.
Nicht nur, dass man damit ein gutes Werk tut (das Geld wird generell für so nützliche Dinge wie Uniformen, Instrumente, Notenständer, Kostüme etc. verwendet), man bekommt auch noch eine sehr gute Handwäsche. Und da es hier sonst überwiegend Waschanlagen mit Plastik-Kratzbürsten gibt, tut man seinem Autochen auch noch was Gutes damit.
Die Mannschaft die unseren Van auf dem Parkplatz des örtlichen Arby's Schnellrestaurants wieder blitzeblank poliert hat war vom Drama Theatre Club der Sparkman High School. Haben eine gute Arbeit abgeliefert und dafür auch eine generöse Spende bekommen. Nun kann der nächst Shakespeare-Abend kommen ...

Monday, August 25, 2008

Beauty Pageant

Am Samstag war bei uns die jährliche Wahl zur Miss Madison. Teilnehmen durften alle Miss' von 1 Jahr bis zur Abschlußklasse der High School. Stattgefunden hat das im Auditorium der hiesigen High School. Und so wettkampforientiert die Amis sonst immer sind, hier gab es für jede Teilnehmerin einen Pokal. Die Sparten, die man sich dazu ausgedacht hatte reichten von "am fotogensten", über "schönstes Lächeln" bis hin zum Trostpreis "beste Persönlichkeit". Muß man mal gesehen haben. Hilft tatsächlich, diese Kultur zu verstehen. Jeder mag da seine eigenen Schlüsse draus ziehen, ich fand's ganz schön gruselig. Bei den High School Seniors kann ich das ja noch verstehen - aber Babys??! Muß irgendwie echt nicht sein. Und dann die Vorschulmädchen, die aufgemacht waren wie Pretty Woman ... da schüttelt es mich richtig. Wie gesagt, muß irgendwie nicht sein, aber die Amis finden es toll. Aber die finden ja auch Kuchen aus reinem Zucker toll ....

Cheeburger

Man sagt den Amis ja nach, dass sie keine Esskultur haben. Stimmt nicht, ihre ist nur etwas anders. Sozusagen an Rekorden orientiert. Sportlich halt.
Die Rechnung gibtäs meistens schon dann, wenn man gerade den ersten Bissen des Hauptgerichtes im Mund hat - avanti, avanti, es wollen auch noch andere essen. Free Refill der Getränke ist ein landesweiter Wettbewerb im sich-mit-Cola-zuschütten-bis-man-einen-Zuckerschock-hat. Sie sprechen gerade mit dem amtierenden regionalen Champion von Alabama, nur so am Rande. Und die Portionen sind so bemessen, dass ein Sumo Ringer davon satt werden würde - viel hilft viel. Und man kann es sich ja einpacken lassen, wenn was übrig bleibt.
Und dann gibt es diese Läden, in denen man irgendetwas pervers großes, überdimensioniertes und total aufgepumptes bekommt - endlich hat auch Huntsville so einen Laden!
Cheeburger Cheeburger heißt er und sein Motto ist: Bigger is Better!


Hier gibt es wirklich prima Burger zu essen, die man sich mit allem belegen kann was die Küche hergibt - eine Variante, die ich selbst gesehen habe, hatte Knoblauch, Tabasco Sauce, Meerrettich und Zwiebeln drauf. Egal, Hauptsache groß und ordentlich was drauf.
Die verkaufen einem auch den Pounder - das ist ein Pfund Hackfleisch, gewogen nach dem Braten, also echte 454 g. Oder in einer anderen Maßeinheit: zwei Big Mac. So what. Kann mich ja nun überhaupt nicht schocken, der doch schon die Megha-Steaks auf Cattleman's Ranch in El Paso, TX bezwungen hat.
Nun ja, habe ich mir also diesen Pfundsburger gegönnt. Mit ein bißchen BBQ Sauce, etwas Tomate und Salat.

Wenn man den Punder schafft, fotografieren sie einen und das Foto wird an die Wall of Fame gehängt. Big Deal ... na ja, ich war schon den ganzen übrigen Tag ziemlich satt. Aber eine richtige Herausforderung ist das eigentlich nicht. Mit Pommes dazu hätte die Sache allerdings schon etwas anders ausgesehen ...

Monday, August 18, 2008

World of Coca-Cola

Inca Cola. Aus Peru. Kann ich gar nicht empfehlen. Sieht aus wie Pferdep...e. Und schmeckt auch wie etwas mit Zucker versetztes aus dem Urintrakt von Vierbeinern. Dagegen ist die israeliche Melonen-Fanta ja noch halbwegs genießbar - wenn auch etwas fade. Auch gar nicht so gut sind die Sachen, die sie unter dem Namen Fanta in Afrika auf den Markt schmeißen. Nach Uganda werde ich schon deshalb niemals fahren, weil es dort nichts vernünftiges zu trinken zu geben scheint. Am besten hat mir noch der mexikanische Nestea Mango geschmeckt ... und die deutsche Mezzo Mix.
Wir waren nämlich am Wochenende in Atlanta, den dortigen IKEA leerkaufen - ganz ist es uns nicht gelungen. Aber wenn man schon mal da ist, muß man auch die Kultstätte des amerikanischen Kulturgutes schlechthin besuchen. Und dort, in der World of Coca Cola in der Baker Street in Downtown Atlanta, haben sie eine Probierstube. Mit über 60 verschiedenen Sorten von Getränken des Coca Cola Konzerns aus der ganzen Welt.
So manch einer entdeckt dort einen Grund, nun doch endlich nach Thailand zu ziehen (war das nicht die Brühe, die nach Pfeffer geschmeckt hat ...?!), andere entdecken wieviele Gesichtsmuskeln sie gleichzeitig verziehen können.
Eine, nun ja, kulinarische Reise um die Welt. Dazu noch ein sehr unterhaltsamer 4-D Film (das vierte D wurde durch bewegte Sitze und wasserversprühende Düsen in der Rückenlehne des Vordersitzes abgedeckt), eine Flaschenabfüllanlage, Pop Art mit Coca Cola, die Geschichte der Firma und natürlich der unvermeidliche Souveniershop. Alles in allem ein unterhaltsamer Nachmittag - wenn ich nur den Geschmack der Inca Cola wieder loswerden würde. Die haben da bestimmt ausgekochte Mumie als geheime Zutat reingetan ... oder zermalenen Schrumpfkopf. Liebe Leute, schickt mir Mezzo Mix, nur der kann mich noch retten!

Sunday, August 17, 2008

Tailgating

Wenn die Amis zu einer Sportveranstaltung gehen, gehören drei Dinge unabdingabr und unzweifelhaft zum Event: Das Absingen der Nationalhymne, Hot Dogs und Bier und ... Tailgating. Wie das geht? Ganz einfach. Ein paar Stunden vor Anpfiff parkt man seinen Big Ass Pick-up Truck in der Nähe des Stadions, packt seinen Grill aus, wuchtet die Kühlbox mit dem eisgekühlten Bier von der Ladefläche und lädt sich ein paar Freunde oder auch einfach ein paar zufällig vorbeigehende Fans ein und zelebriert ein zünftiges BBQ. Das kann dann auch gut und gerne noch weitergehen, während das Spiel schon läuft ... irgendjemand wird schon ein Radio dabei haben.
So auch am Samstag Abend in Atlanta, wo im Turner Field die Braves gegen die Giants gespielt haben.
Ein sehr unterhaltsamer Abend, auch weil die Braves 11:5 gewonnen haben. Nach vier Jahren Pause (in Deutschland gibt es soetwas ja nicht) war dieses Spiel in diesem Stadium für mich eine Heimkehr der besonderen Art. This is my Field of Dreams - take me out to the ballgame ... Go Braves!




Sunday, August 10, 2008

ER ... or - I'd rather be fishing

Wir waren heute im Emergency Room - keine lebensbedrohende Situation, aber doch etwas, das professionelle Hilfe brauchte. Und soetwas passiert natürlich immer am Sonntag Morgen um sieben Uhr ... na ja, das war dann tatsächlich gar nicht so schlecht, weil das die ruhige Zeit im ER ist. Die Verkehrsunfälle, Schusswunden und alkoholbedingten Knochenbrüche passieren erst später am Tage. Also kamen wir sofort dran und was dann kam, war eine dieser kleinen Episoden, die so wahrscheinlich nur in the South passieren können.

Als die Ärztin fertig mit allem war, räumte die (männliche) Krankenschwester die Utensilien weg, als er uns fragte ob wir angeln würden. Ziemlich perplex antwortete meine Frau, dass sie das früher einmal getan hatte aber in letzter Zeit nicht mehr. Daraufhin reichte er uns vier medizinische Instrumente - siehe Bild unten - und sagte, die sollten wir in unsere Tackle-Box, also unsere Ködertasche, tun. Die hätte die Ärztin ja gar nicht benutzt, die wären also noch völlig neu und perfectly good und er hätte die auch in seiner Tackle-Box - das sei das Beste, um damit Fliegen zu binden und generell nützlich im Umgang mit Angeln, Haken und Ködern.

Also haben wir die Dinger eingepackt - jetzt müssen wir uns nur noch eine Angel kaufen. Den See haben wir ja schon vorm Haus. It's a southern thing, you know.


Friday, August 8, 2008

Olympic Spirit

Heute sind die Olympischen Spiele in China eröffnet worden. Nur leider hat das hier in den USA so richtig keiner mitgekriegt. Es gab nämlich keine Live Übertragung - weil es hier früher Morgen war und die Einschaltquoten dann nicht so doll gewesen wären. Stattdessen wurde die Eröffnungsfeier dann später als Konserve nachgereicht. Jeder regt sich über die Zensur in China auf, während hier die Leute einfach für blöd verkauft werden. Aber das passt ja durchaus ins Bild. In den kommenden Tagen werden wir hier von Olympia genau so viel mitbekommen, wie es das US Team betrifft. Ist vielleicht keine direkte Zensur, aber dafür sehr einsitige Berichterstattung. Habe ich bereits 1996, 2000 und 2004 mitgemacht. Da wird dann ausführlich und in heroischen Tönen der amerikanische Favorit einer Sportart vorgestellt, es wird berichtet dass er so gut nur werden konnte weil der Tod eines nahen Verwandten beim Einsatz im Irak ihn zu Höchstleistungen angespornt hat ... dazu weihevolle Trompetentöne im Hintergrund, die amerikanische Flagge ständig im Bild ... einfach nur klebrig. Klar, was interessiert mich irgendein Gewichtheber aus Albanien, der auf dem letzten Platz landet? Aber alle anderen einfach zu ignorieren und nur die eigenen Athleten zu zeigen ist doch ein bißchen sehr daneben. So viel zu Fair Play und dem olympischen Gedanken. Gut, dass es Internet gibt. Und das ist hier tatsächlich, im Gegendsatz zum Reich der Mitte, noch nicht zensiert (... nur überwacht ...).

Cars III

Wieder neues Futter für die Autogalerie ... diesmal auch mit Zweirädern.


Ist schon komisch, wenn einen an der Ampel plötzlich drei Delphine anstarren ...



In Orlando gesehen ...



My child is an honor student of the Jedi Academy - dazu muß man wissen, dass hier jeder, dessen Kind mal zufällig 'ne Eins in Kunst bekommen hat, anfängt von höchsten akademischen Ehren zu träumen. Und dies dann auch durch einen Sticker am Auto jedem mitteilt. Ganz ehrlich, soviele Honor Students wie es hier nach den Stickern zu urteilen geben soll, hat das ganze County nicht an Schülern ... na ja, vielleicht, wenn man die Jedi Academy mitzählt.
Möge die Macht mit Euch sein!



The American Dream ...

Thursday, August 7, 2008

Schnitzelranch - Update


Wir haben heute mal wieder Lunch in der Schnitzelranch gehabt. Mittlerweile haben sie dort einen Lernprozess hinter sich - der Laden hat nun auch Sonntags zum Lunch auf, was hier ja wegen der Kirchgänger einer der Hauptzeiten für Restaurants ist. Das ist einfach ein Geschäft, das man sich nicht entgehen lassen kann. Sonst wird aber die heilige deutsche Mittagspause von zwei Stunden zwischen Lunch und Dinner eisern eingehalten.
Die Portionen sind übrigens größer geworden - noch so ein Lernprozeß. Und es schmeckt tatsächlich besser als vorher, besonders der absolut phantastische Rotkohl - auch hier sieht man, was ein paar Wochen Erfahrung alles ausmachen.
Ansonsten ist der Laden auch bereits gesundheitsamtlich überprüft worden - satte 95 Punkte hat es gegeben. Sollte man von einem deutschen Restaurant auch nicht anders erwarten ...
Nur auf die Sendung auf RTL, in der ihre Abenteuer porträtiert werden, warten wir alle immer noch sehnsüchtig. Anscheinend gab es Probleme mit der Sprache - der Sohn der Familie babbelt nämlich im pälzischen Dialekt und das mußte seine Tonspur erst noch untertitelt werden ...
Da vertriebt man sich die Zeit solange, den anderen Auswanderern zuzuschauen, wie einer nach dem anderen Schiffbruch erleidet und sich zum Gespött macht. Kann man alles im Internet abrufen. Aber das hier, das ist nun mal eine echte Erfolgsstory, auch wenn es nachher im Film nicht ganz so rüberkommen wird. Denn natürlich hat sich die Filmcrew eher auf die Katastrophen, Missgeschicke und Fehlschüsse in der Anfangszeit konzentriert. Auch bei uns ist ja längst nicht alles glatt gegangen beim Umzug und man braucht einfach ein gutes halbes Jahr, bis man alles wieder vernünftig am Laufen hat.
Ich denke mal, die werden es schon schaffen - und solange die Schnitzel und der Rotkohl so gut sind, werden wir wohl auch noch desöfteren dort speisen.

Wednesday, August 6, 2008

Back to School

Nach zehn endlosen, nervenzermürbenden, gelangweilten, strukturlosen Wochen Sommerferien ging heute endlich wieder die Schule los. Der kollektive Seufzer der Befreiung aus tausenden Elternkehlen war über das gesamte County zu hören.
Klar, man schickt die Kiddies ins Sommerlager, zur Oma, lädt sie bei ihren Freunden ab (deren Eltern sich dummerweise eine Woche später revanchieren) ... aber so richtig besiegen kann man die bohrende Langeweile doch nicht. Aber warte nur ab, nächstes Jahr ist der Junior Vierzehn und darf arbeiten - Tüten einpacken im Supermarkt ist schon fest eingeplant. Damit kann er sich dann endlich den aufwändigen Lebensstil leisten, der ihm die Langeweile vertreibt.
Bevor es aber soweit ist, kommt erst einmal ein Jahr harte schulische Arbeit auf uns zu.
Und es fängt damit an, dass die Eltern stapelweise Papier ausfüllen dürfen. Jeder Lehrer schließt nämlich mit seinen Schülern einen Vertrag - der von den Eltern "beglaubigt" werden muß. Man verspricht darin, sich ordentlich zu benehmen, immer seine Schularbeiten zu machen, pünktlich zu sein und sich ordentlich anzuziehen. Diesem Kapitel ist ein ganzes Faltblatt gewidmet, mit anschaulichen Cartoons, wie man den spezifischen "Britney-Look" vermeiden kann. Dann wird natürlich auch das Strafbuch besprochen - beim ersten Verstoß eine Verwarnung, dann Benachrichtigung der Eltern, dann Nachsitzen vor der Schule, Nachsitzen am Samstag und schließlich Verweis von der Schule. Bis man sich durch den Papierberg durchgewühlt hat, hat man ernsthaft in Erwägung gezogen, dem Filius einen Rechtsbeistand mitzugeben.
Na ja, er wird es auch so schaffen. Bis auf das kollektive morgendliche Schwören des Fahneneides ist das eigentlich alles völlig normal und vorbildlich. Und das mit dem Fahneneid ... wie sie hier sagen: When in Rome, do like the Romans do. Man bewegt eben die Lippen und denkt sich seinen Teil. Wenigstens wird hier (seit kurzem ...) nicht mehr gemeinsam vor dem Unterricht gebetet. Amen.

Quark

Wie sehr man manche Dinge doch mag, stellt man meist erst fest, wenn man sie nicht mehr hat. Einen richtigen schönen Käsekuchen zum Beispiel. Oder generell alles, was man mit Quark machen kann. Den gibt es hier drüben nämlich nicht. Stattdessen nehmen die Amerikaner so eine Art körnigen Hüttenkäse - nicht das gleiche, weder von der Konsistenz, noch vom Geschmack. Was tun, sprach Zeus? Selber machen. Ist auch gar nicht so schwierig. Man nehme eine Tüte Buttermilch (die gibt es hier zum Glück), schütte sie in ein Gefäß, verschließe dieses mit Frischhaltefolie und lasse der Natur ihren Lauf. Nach ein bis zwei Tagen hat man dann ... Quark! Richtigen super schmeckenden, konsistenzechten, fast wie aus dem Aldi-seienden Quark.
Ist schon komisch, dass man hier im Land wo es doch sonst alles gibt sich plötzlich auf die Tugenden der Altvorderen zurück besinnt. Wir machen also unser Brot selbst und jetzt auch unseren Quark. Und was kommt als nächstes ... ?! Vielleicht sollten wir es mal mit Bier versuchen ...


Sunday, August 3, 2008

Alabama Tax Free Holiday

Die Wichtigkeit von Randbedingungen kann man gar nicht groß genug einschätzen. Viele kleine flankierende Maßnahmen tragen letztendlich sehr viel zum Gelingen des Ganzen genausoviel bei wie die Haupttätigkeit.
Dieses Wochenende war hier in Alabama der "Tax Free Holiday". Da verzichtet der Staat auf die Sales Tax (kann man mit der Mehrwertsteuer vergleichen ... nur dass das hier mickrige 8% sind) für bestimmte Waren. Nämlich alles, was man als Schüler und Student so braucht - Stifte, Hefte, Ordner, Taschenrechner, Radiergummi, Lineale, Indexkarten, Turnschuhe, Schuluniformen, Rucksäcke ...
Die Schulbücher werden sowieso frei bereit gestellt und alles übrige wird kurz vor Schulanfang eben ohne Steuern verkauft. Das könnte man sozial nennen - ich würde es zu den Randbedingungen zählen, die hier für den erfolgreichen Bildungserwerb geschaffen werden. Da hat mal jemand mit gedacht.
Und noch ein kleines Detail, das zeigt wie man ein Gesamtbild aus vielen Puzzlesteinen zusammensetzt: in jedem Office Depot, Staples, Target, WalMart etc, eben da wo es all diese Dinge gibt, liegen Zettel der verschiedenen Schulen aus, was für welche Klassenstufe benötigt wird.
Wenn ich dran denke, wieviel Zeit, Geld und Energie wir immer aufwenden mußten, bis wir alles für's neue Schuljahr beisammen hatten ... hier versucht man es den Eltern so einfach wie möglich zu machen. Ich finde das gut.

Heat

Huntsville liegt auf dem gleichen Breitengrad wie Casablanca in Marokko. Dort haben sie es auch heiß - aber nicht mit dieser nassen, schwülen, alles zudeckenden Hitze wie hier in Alabama. Man kommt sich vor wie in der Sauna - in eine Wolldecke gewickelt und in Molasse getaucht.
Eigentlich sind es aber gar nicht die knapp 40 Grad Celsius und die drückende Luftfeuchtigkeit von 70%, die einen hier so fertig machen. Es ist der Temperaturunterschied von 20 Grad zwischen drinnen und draußen. Wenn man das auf komfortable Werte heruntertemperierte Geschäft, Restaurant, Auto, Haus oder was auch immer verläßt, läuft man in eine Wand von heißer Zuckerwatte. Das Atmen fällt einem schwer, weil die Luftfeuchtigkeit den Sauerstoff verdrängt, der Schweiß verstopft alle Poren, die Augen brennen vom gleißenden Sonnenschein, der auch die stärkste Sonnenbrillentönung gnadenlos durchdringt und der Asphalt schmilzt unter den Schuhen weg.
Bis es wieder einigermaßen erträglich wird, dauert es noch mindestens einen Monat. Bis dahin werden wir wohl noch des öfteren offizielle Hitzewarnungen vom Nationalen Wetterservice bekommen. Prima, noch ein zusätzliches rotes Licht, das an unserem Wetterradio aufleuchtet, außer Tornaods, Springfluten und Gewitterstürmen.

URGENT - WEATHER MESSAGE
NATIONAL WEATHER SERVICE MEMPHIS TN
346 PM CDT SUN AUG 3 2008

...HOT AND HUMID CONDITIONS WILL CONTINUE ACROSS A LARGE PORTION
OF THE MIDSOUTH...

MSZ002>004-013>017-022>024-TNZ019-048-050>052-089-090-040500-
/O.EXT.KMEG.HT.Y.0006.000000T0000Z-080805T0100Z/
MARSHALL-BENTON MS-TIPPAH-LAFAYETTE-UNION-PONTOTOC-LEE MS-
ITAWAMBA-CALHOUN-CHICKASAW-MONROE-DYER-LAUDERDALE-HAYWOOD-
CROCKETT-MADISON-FAYETTE-HARDEMAN-
INCLUDING THE CITIES OF...OXFORD...NEW ALBANY...TUPELO...AMORY...
ABERDEEN...DYERSBURG...JACKSON...SOMERVILLE...BOLIVAR
346 PM CDT SUN AUG 3 2008

...HEAT ADVISORY NOW IN EFFECT UNTIL 8 PM CDT MONDAY...

THE HEAT ADVISORY IS NOW IN EFFECT UNTIL 8 PM CDT MONDAY.

HOT TEMPERATURES COMBINED WITH A HUMID AIRMASS WILL PRODUCE HEAT
INDEX READINGS BETWEEN 105 AND 109 DEGREES THIS AFTERNOON AND
AGAIN ON MONDAY AFTERNOON.

A HEAT ADVISORY MEANS THAT A PERIOD OF HOT TEMPERATURES IS
EXPECTED. THE COMBINATION OF HOT TEMPERATURES AND HIGH HUMIDITY
WILL COMBINE TO CREATE A SITUATION IN WHICH HEAT ILLNESSES ARE
POSSIBLE. DRINK PLENTY OF FLUIDS...STAY IN AN AIR-CONDITIONED
ROOM...STAY OUT OF THE SUN...AND CHECK UP ON RELATIVES AND
NEIGHBORS.

Ach ja, damit hier kein falscher Eindruck entsteht:
das hat alles nichts (oder nur wenig) mit globaler
Erderwärmung, Treibhauseffekt und so weiter zu tun.
So warm war es hier schon immer im Sommer.
This is the South, ya'll.