Monday, April 27, 2009

Medieval Treasures



Das Cleveland Museum of Art besitzt eine in den USA einmalige Sammlung von mittelalterlichen Schätzen. In den 1930er Jahren und danach reiste der damalige Kurator, William M. Milliken, durch ganz Europa und erwarb Handschriften, sakrale Gegenstände, Skulpturen, Schmuck und Gebrauchsgegenstände. Nach dem zweiten Weltkrieg kamen dann andere Stücke dazu, die man - wenn man zynisch veranlagt ist - vielleicht als "Beutekunst" bezeichnen könnte.
Die Sammlung besteht aus einigen sehr ausgesuchten Kunstwerken, da der Kurator mehr auf Klasse als auf Masse bedacht war bei der Auswahl der Gegenstände.
Von byzantinischen Handschriften, über merowingischen Fibeln, hochmittelaterlichen Truhen bis hin zu Skulpturen aus der Renaissance ist ein breites Spektrum vertreten, das einen guten Querschnitt durch die europäische mittelalterliche Kunst bietet.
Ganz besonders stolz ist man auf acht Stücke aus dem Welfenschatz, die 1930 in Deutschland erworben werden konnten. Darunter befindet sich ein silberner Arm, in den der Armknochen eines Apostels eingearbeitet ist, ein unglaublich prächtiger Reisealter von Gertrud von Braunschweig und andere exquisite Stücke.

Da das Cleveland Museum of Art zur Zeit (bis 2011) umgebaut und erweitert wird, hat man sich dazu entschlossen in dieser Zeit einzelne Sammlungen auch anderen Museen zugänglich zu machen. Die Medieval Treasures Sammlung war im letzten Jahr bereits im Getty-Museum in New York zu sehen und ist nun für ein paar Monate nach Nashville gekommen.
Was zwei Stunden Autofahrt von uns entfernt ist. Bedurfte also keinerlei Nachdenkens, dass wir dorthin fahren würden. Nur wann, das war die Frage. Zum Glück waren Oma und Opa gerade zu Besuch und konnten auf die Kiddies aufpassen und so haben meine Frau und ich uns ein Wochenende in Nashville gegönnt - inklusive Besuch der Ausstellung im Frist Center for the Visual Arts.




Hat sich gelohnt. Die Ausstellung ist sehr klar und großzügig aufgebaut, mit nur wenigen Exponaten in jedem Raum. Wir sind vor zwei Jahren in Magdeburg gewesen, bei der großen Ausstellung "Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation" - kein Vergleich.
Nicht nur, dass in Magdeburg eine unüberschaubare Zahl von Exponaten ausgestellt war (so dass man nach einer Stunde völlig benebelt von all der Großartigkeit beinahe achtlos an noch einer prächtigen Buchmalerei vorbei ging, und dann an noch einer, und an noch einer ...), es waren auch deutlich mehr Besucher da.
Ich kann mich an ein ziemliches Geschiebe und Gedrängel erinnern (insbesondere vor dem Kasten mit dem Codex Manesse drin ...) - nicht so im Frist Center. Da waren wir die sechsundzwanzigsten Besucher an diesem Tag ... Was Schade ist, denn diese feine kleine Ausstellung hätte mehr Aufmerksamkeit verdient.
Nun ja, wir waren jedenfalls da und uns hat es wirklich super gefallen. Zumal das einer dieser wirklich raren Gelegenheiten war, hier tatsächlich Kunst und Kultur zu erleben - so wie wir Europäer sie kennen.



Mein Lieblingsstück der Ausstellung - Die trauernde Jungfrau von Veit Stoss, geschnitzt aus Birnbaum-Holz um 1600

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