Saturday, March 19, 2011

Hammer Time!

Panem et Circensis ...
Amiland funktioniert nur deshalb noch relativ reibungslos, weil sie einen McDoof an jeder Ecke haben und am Wochenende Sport geboten wird. Ich wage zu behaupten, wenn die arabischen Herrscher, die jetzt von ihren Untertanen massenhaft aus dem Land gejagt werden, das selbe Prinzip angewendet hätten, bräuchte sich jetzt keiner von denen um seine Geheimkonten in der Schweiz fürchten. Ein Kebab-Shop an jeder Ecke, in jeder größeren Stadt ein Fußballverein, eine Kamelrennbahn und eine Dattelkernweitspuckarena und wird hätten diesen ganzen Kuddelmuddel nun nicht. Und das ist ja nun auch wahrlich keine neue Erkenntnis - dieses Rezept haben schon die ollen Römer angewendet. Der Kaiser Trajan veranstaltete einmal (Gladiatoren)Spiele, die 123 Tage dauerten und in denen 10000 Gladiatoren kämpften. Für Circensis war im Römischen Reich also bestens gesorgt - und das US-amerikanische Imperium hat diese althergebrachte Methode, die Massen ruhig zu stellen, absolut perfektioniert.

Die modernen Gladiatorenkämpfe sind natürlich die diversen Sportwettkämpfe hier - sei es nun Football, Fußball, Basketball, Baseball, Eishockey oder eine der Randsportarten wie Lacrosse oder Polo.
Bis letztes Jahr gab es in Huntsville noch ein semi-professionelles Footballteam der sogenannten Arena League. Das ist im Grunde nichts anderes als American Football, nur in der Halle, auf einem um die Hälfte verkürzten Spielfeld, weniger Spielern und deutlich mehr Punkten pro Spiel.
Dann ging die Liga Pleite und hinterließ ein Loch im Wochenende vieler Leute hier.
Also wurde ein neues Team auf die Beine gestellt, das sich einer anderen semi-pro Liga anschloß, der Southern Indoor Football League (SIFL) und diese Mannschaft, die Alabama Hammers, hatte heute ihr erstes Spiel.
Das sie mit 67 zu 20 gegen den amtierenden Meister dieser Liga haushoch, völlig verdient und total hilflos verloren haben.
Wir insgesamt 4079 Zuschauer in der zu gut einem Drittel gefüllten Von-Braun-Arena in Huntsville waren vor dem Spiel hoffnungsvoll, während des Spiels teils entsetzt, teils fassungslos und die meisten auf dem Heimweg bevor das vierte Viertel eine Minute alt war. Das stand es nämlich noch 49 zu 13, die Hammers waren kurz vor der gegnerischen Endzone und dabei den Rückstand zu verkürzen und damit das Spiel noch einmal halbwegs spannend zu machen ... da warf der Quarterback der Hammers eine seiner drei Interceptions. Aus, vorbei, auf Wiedersehen.
Chaos, Unvermögen, Hilflosigkeit, Streitereien auf dem Spielfeld, ein Quaterbeck der den Ball ein halbes Dutzend mal verlor, kein Herz und keine Seele - wenn sie sich wenigstens aufgebäumt und gekämpft hätten. Niemand konnte ernsthaft erwarten, dass der amtierende Meister einfach zu schlagen wäre. Aber sie haben es nicht einmal versucht.
Sehr enttäuschend, das Ganze. Und diametral entgegengesetzt zu den Rocket City Titans, dem semi-professionellen (Outdoor) American Football Team der Stadt, das letztes Jahr in ihrer ersten Saison gleich Meister geworden war.
Nun ja, die Hammers haben dafür die hübscheren Vereinsfarben - gelb-grün ... genau wie die Green Bay Packers, die ja dieses Jahr den Super Bowl gewonnen haben. Bis dahin ist es für die Hammers noch ein weiter, steiniger Weg. Ich werde mir das wohl noch ein, zwei Mal live ansehen, denn die Ticktes sind günstig und es ist einfach etwas anderes Sport im Stadium zu erleben als vor dem TV.
Und da bietet Huntsville mittlerweile einiges an Auswahl. Das sind zwar alles "nur" semi-professionelle Teams (das heißt dass die Spieler noch einen regulären Job haben, denn der Sport alleine reicht nicht um den Lebensunterhalt zu bestreiten), aber dafür spielen dort überwiegend lokale Talente. Die Mannschaft der Hammers besteht zu 90% aus Spielern der örtlichen Colleges, besonders der University of Northern Alabama in Florence. Da kann man sich dann schon besser mit identifizieren als mit irgendeinem NFL Team, mit all den in aller Regel  in ganz Amiland  zusammen gekauften Spielern.
Das gilt auch für die Rocket City Titans, dem Football Team dessen Stars ein ausgemusterter Running Back aus Auburn und ein ehemaliger NFL-Profi, der sich hier in seiner Heimat zur Ruhe setzen wollte, sind. Oder der Fußball-Club Rocket City United, bei dem der Sohn eines meiner Arbeitskollegen im Tor steht. Eine Ausnahme ist da nur das Eishockey Team der Huntsville Havoc, in dem es von Kanadiern und Tschechen nur so wimmelt.
Generell leidet man also durchaus mit, wenn das Team aus Huntsville mit 47 Punkten Differenz untergeht. Zumal die ja auch so einen schönen Namen haben -der kommt vom offiziellen Staatsvogel Alabamas, dem Yellowhammer (in Deutschland ist das die Goldammer).Und der wird sich schon irgendwann wieder rappeln und aus der Asche auferstehen ... denn schlimmer noch als gar keine Gladiatorenspiele sind schlechte, mit einer eigenen Mannschaft die nur verliert. Wenigstens können die heutigen Gladiatoren, auch wenn sie verloren haben, zum nächsten Spiel wieder antreten ...


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