Tuesday, August 31, 2010

Providence Academy

Heute haben wir schließlich die Notbremse gezogen - unsere Kinder gehen nicht mehr zur Providence Academy.
Vor gut zwei Jahren, als wir uns nach einem Kindergarten für die kleine Prinzessin umgesehen haben, war die Academy noch erste Wahl - Montessori orientiert, mit Pferden, Federvieh und Lamas auf der Wiese, mit engagierten Lehrern und einem richtigen Lehrplan.Dazu noch eine großer Spielplatz im Schatten, Exkursionen für die Großen und jede Menge Liebe für alle.
Die Verwaltung war zwar schon damals eher nicht vorhanden, das wurde aber mehr als ausgeglichen durch die tolle Atmosphäre und das Personal dort. Was uns dazu führte, letztes Jahr auch den kleinen Wipp-Wupp dort unterzubringen.
Unsere Kinder haben sich dort immer sehr wohl gefühlt und sind jeden Morgen begeistert dort hingegangen.
So ungefähr vor einem halben Jahr fingen dann einige Sachen an, uns richtig auf die Nerven zu gehen. Das Personal wechselte häufig, nie war jemand ansprechbar wenn es um Geld oder andere grundsätzliche Dinge ging, Reparaturen wurden nicht durchgeführt, die Klimaanlage funktionierte nicht richtig - was sowohl im sehr strengen letzten Winter als auch im jetzigen, normal-heißen Sommer eine echte Belastung ist - und dann fiel auch noch die beste Lehrerin wegen eines Trauerfalles wochenlang aus.
Das alles führte dann dazu, dass kein Unterricht mehr statt fand, sondern die Kinder wurden den ganzen Tag vor den Fernseher gesetzt. Auf den Spielplatz wurde auch nur noch sporadisch gegangen, weil der sich durch die fehlende, weil nie aufgefüllte,  Mulch-Unterlage bei jedem Regenguss in eine Sumpflandschaft verwandelte.
Die Küche war ein Schimmelgebiet, weil sich niemand für das Saubermachen zuständig fühlte - bis es meiner Frau eines Tages reichte und sie einen ganzen Tag damit verbrachte eine Grundreinigung vorzunehmen.
Kinderstühle, die mit der Zeit einfach abgenutzt waren und gefährliche Ecken und Kanten bekamen wenn sich Teile davon lösten, wurden auch auf mehrmaligen Hinweis nicht repariert oder ausgetauscht.
Kurz, der Kindergarten wurde vernachlässigt und verkam Stück für Stück. Was uns trotzdem immer noch bei der Stange bleiben ließ, waren zwei tolle Lehrerinnen, zu denen unsere Kinder eine besondere Beziehung aufgebaut hatten.
Aber für die Große gab es dort mittelfristig keine Zukunft mehr - sie war soweit in die Vorschulklasse aufzurücken, doch das fand nicht statt weil die Lehrerin plötzlich wegging und kein Ersatz nachgeholt wurde. Stattdessen wollte die Besitzerin, die über keinerlei relevante Ausbildung dafür verfügt, die Klasse selber übernehmen. Doch dann wurde sie krank und bis heute ist auch das nicht passiert.
Stattdessen wurden, wenn die gesetzlich festgeschriebene Gruppengröße von acht Kindern pro Lehrkraft überschritten wurde, was andauernd vorkam da nun wegen Lehrermangels ja die Vorschulklasse zusammen mit den anderen Kindern in einen Raum gepfercht wurde, die überzähligen Kinder einfach an einen Tisch in der Vorhalle gesetzt und ihnen Papier und Buntstifte zur Selbstbeschäftigung gegeben. Soweit also zur Montessori-Orientierung ... Dazu kam dann noch die immer heftiger werdende Geldgier der Besitzerin - die Lehrer wurden wie Sklaven behandelt, es wurden illegale Gebühren von den Eltern gefordert, überall wurde gespart und vernachlässigt - kurz gesagt, der Laden ging rapide den Bach runter.
Übrigens war auch die feuerpolizeiliche Genehmigung für das Gebäude schon seit Wochen abgelaufen - wie auch die staatliche Erlaubnis einen Kindergarten zu betreiben ...
Deshalb hatten wir letzte Woche bereits einen neuen Kindergarten für unsere Große gesucht - und ihn nach einigem Suchen auch gefunden. Der neue Laden hat eine richtige Direktorin, die auch tatsächlich täglich vor Ort ist, zwei Damen die sich nur um die Finanzen kümmern, eine Dame am Empfang, einen staatlich genehmigten Lehrplan, ein modernes Gebäude - einfach alles, was die Providence Academy (nicht mehr) hat.
Eigentlich wollten wir unsere Prinzessin erst in ein paar Wochen dort anfangen lassen - und den Hampelstrampel dann wenn er trocken ist, denn vorher nehmen sie ihn dort nicht - doch heute ist dann das Fass übergelaufen.
Ein Ehepaar, das seine Kinder auch in der Providence Academy hat, wollte die im Vertrag festgeschriebenen Freiwilligen-Stunden (... auch so eine Abzockerei ...) damit ableisten, dass sie die diversen Tiere die zur Academy gehören, untersuchen (beide sind Tierärzte ...).
Das haben sie dann doch nicht getan, weil zur vereinbarten Stunde am letzten Wochenende die Besitzerin nicht aufgetaucht war - dafür aber die Rattenkolonie im Pferdestall sich sehr für die beiden Tierärzte interessiert hatte. Nun kann man hier in Alabama ja nicht unbedingt überall klinische Reinheit erwarten - aber Ratten in der Nähe der Kinder ... das zu tolerieren ist ein bisschen viel verlangt.
Und dann wurde uns heute - offensichtlich weil wir andauernd den schäbigen Zustand der Küche reklamiert hatten -  gesagt, dass es den Eltern von nun ab verboten sei, die Küche zu betreten. Aus Hygienegründen. Aber klar doch, was sonst.
Meiner Frau ist der Kragen geplatzt - sie sollte nicht mehr zu ihren Kindern dürfen, wenn die sich in der Küche aufhielten? Entschuldigung?! Der Zugang zu unseren Kindern wird uns von niemandem verwehrt - so einfach ist das.
Also schnell die Anmeldung für die neue Schule fertig gemacht, die Sachen der Kinder geholt, die Kinder eingepackt, die Anmeldung in der neuen Schule vorbeigebracht, Kündigung bei der Providence Academy gelassen - basta.
Die Große fängt also übermorgen in der neuen Schule an (einen Tag "Ferien" bevor sie zur neuen Vor-Schulklasse geht muss schon sein ...) und der Kleine Mann wird erstmal zu Hause bleiben, bis wir für ihn etwas Neues gefunden haben. Bloß weg von diesem Krauter, bevor unsere Kiddies noch Schaden nehmen ...

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