Saturday, August 17, 2013

American Van

Wir fahren einen Dodge Caravan als Familienauto. Das ist ein richtiges Raumschiff, mit genug Platz für einen halben Umzug - das ideale Auto für eine Familie mit drei Kindern. Ich habe ihn damals in 2008, als wir hier her gezogen sind, neu gekauft und mittlerweile hat er gut 60.000 Meilen auf dem Tacho - was nicht viel ist, denn der Jahresdurchschnitt wird hier gemeinhin mit 15.000 Meilen angesetzt. Der Dodge ist also sozusagen von der Fahrleistung her ein Jahr jünger als Autos mit vergleichbarem Alter.
Während meines ersten Aufenthaltes hier in den USA in den 1990er Jahren hat mir mein damaliger Sponsor das Prinzip des Autobesitzes erklärt, nachdem ich ihn gefragt hatte wieso er sich denn alle drei Jahre ein neues Auto kaufen würde. Ganz einfach, sagte er mir damals, die amerikanischen Autos sind so konstruiert, dass während der dreijährigen Garantiezeit so gut wie nichts kaputt geht. Danach allerdings, teilte er mir mit, geht die Kurve rapide nach unten und die Reparaturen fangen an. Das habe ich damals mit Interesse zur Kenntnis genommen, mir aber keine weiteren Gedanken darüber gemacht.

Gestern habe ich unseren Dodge Caravan, der mittlerweile fünf Jahre auf dem Buckel hat, zum zweiten Mal in diesem Jahr in die Werkstatt bringen müssen. Beim ersten Mal, im Juni, haben sie alle möglichen Dinge im Motor gefunden, die repariert und ersetzt werden mussten. $1600 hat das gekostet. Kaum zwei Monate später hört meine Frau Geräusche aus dem Motorraum, das "Check Engine" Licht leuchtet auf und sie hört ein Rallern am hinteren linken Rad = $1000 Reparaturkosten.
Wobei sie den Grund für das Rallern gar nicht gefunden haben, dafür aber ein Leck in einer der Bremsleitungsabdichtungen.

Was eigentlich nur ein schneller Check und vielleicht ein Auswechseln eines teiles werden sollte dauerte dann tatsächlich bis zum nächsten Morgen. Als alles fertig war und nur noch neue Bremsbeläge hinten montiert werden mussten - es war mittlerweile 6 Uhr Nachmittags und der Wagen bereits seit 7 Uhr Morgens in der Werkstatt - konnte der Mechaniker die neuen Bremsbeläge nicht mehr finden. Und da die Werkstatt um 6 Uhr schließt, mussten wir den Caravan über Nacht dort lassen. Was normalerweise kein Problem gewesen wäre, denn wir haben ja zwei Autos. Dumm nur, dass meine Frau just an dem Abend zu einer Yoga-Ausbildung übers Wochenende nach Auburn musste. Ich stand also ohne Transportmittel da - aber nicht für lange. Praktisch sind sie ja, die Amiländer und so gab man mir den Shuttle Van der Werkstatt über Nacht.

Der Shuttle Van ist genau dasselbe Modell wie unser Van, gleiches Baujahr, nur in Weiß und mit gut 20.000 mehr Meilen auf dem Tacho. Und doch ein Unterschied wie Tag und Nacht. Beim Anfahren an der Ampel rüttelt und schüttelt es, und der Wagen kommt nur ganz gemächlich in Schwung, während des Fahrens quietscht und knarzt es, der Motor hört sich an als ob ein Golfschläger im Kühlergrill steckt und die Räder machen auch recht merkwürdige Geräusche. Im Gegensatz dazu ist unser blauer Caravan ein Musterbeispiel der Ruhe. Ja klar, er hat so seine Macken, wie die rechte Schiebetür die nicht immer zu geht wenn man den Schalter zum Schließen drückt. Und ein wenig quietschen tut der Rahmen auch, wenn man durch eine scharfe Kurve fährt. Aber kein Vergleich zu dem Shuttle Van. Erstaunlich, wie unterschiedlich die Qualität der Autos hier ist. Daher ist es auch wichtig, dass man genau das Auto, das man später kaufen will auch tatsächlich Probe fährt. Nicht so wie in Deutschland, wo die Unterschiede vom ausgelieferten Auto zum Vorführwagen minimal sind.

Im Lichte dieser Erfahrung fällt es mir nun tatsächlich leichter das viele Geld zu verschmerzen, das wir bisher in die Reparaturen unseres Van gesteckt haben,. Anscheinend haben wir da eines der guten Autos aus diesem Baujahr abbekommen. Und dass nach drei Jahren die Reparaturen anfangen würden, wusste ich ja. Ein Jahr muß er noch durch halten und hoffentlich war es das jetzt mit größeren Werkstattaufenthalten bis dahin. Obwohl, als ich den Wagen heute morgen abgeholt habe, konnte ich auch ganz deutlich dieses Rallern hören. Als deutsche Ingenieure nehmen meine Frau und ich anscheinend soetwas wahr, während die amiländischen Automechaniker das wohl für die normale Geräuschkulisse halten. Nur in einem muß ich meiner Frau widersprechen - das Geräusch kommt nicht von hinten links, sondern von vorne links. Mal sehen was uns da noch ins Haus steht ...








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