Friday, December 9, 2011

Von Braun Astronomical Society

Als Wernher von Braun und sein Team von deutschen Raketentechnikern Anfang der 1950er Jahre in Huntsville landete, kamen sie in eine Region die rückständig, arm und weitab jeglicher Modernität war. Die ungefähr 16000 Menschen, die damals hier lebten, bestritten ihren Lebensunterhalt vorwiegend mit dem Anbau von Baumwolle oder waren bei der Eisenbahn oder in der kleinen Army-Garnison im Redstone Arsenal beschäftigt.
Huntsville war damals also der Inbegriff der tiefsten Provinz, dort wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen und das kulturelle leben daraus besteht am Wochenende fischen oder jagen zu gehen.
Und dann kam das amerikanische Raketenprogramm mit seinen gut hundert deutschen Raketenleuten hierher und alles änderte sich. Die von Braun Truppe hatte nämlich so überhaupt keinen Bock auf ein Leben in der Provinz, dass sie die kulturelle Landschaft in Huntsville umgehend um das bereicherten, was sie aus Europa gewohnt waren. Sie gründeten das hiesige Symphonie-Orchester und die Oper, die Universität und viele andere kleine kulturelle und wissenschaftliche Aktivitäten, darunter auch die Rocket City Astronimical Society.
Klar, das große Ziel der Raketenbauer war damals ja der Flug zum Mond und zu den Sternen, also war das Interesse groß sich die Zielobjekte schon einmal von der Erde aus an zu sehen.
Also bauten sie sich, mit den eigenen Händen, in 1957 auf dem Monte Sano Mountain im Osten Huntsvilles eine Sternwarte mit angeschlossenem Planetarium. Ausgerüstet wurde das ganze mit abgelegten Geräten der NASA und selbst zusammen gebauten Eigenkonstruktionen. So entstand zum Beispiel das große Spiegelteleskop von den Konstruktionszeichnungen bis zur letzten Schraube in Eigenarbeit. Aber auch die große Kuppel aus Holz, die größte ihrer Art die in denn USA immer noch in Benutzung ist, haben sie selber gebaut, obwohl das sicherlich weniger in ihrer Natur als Maschinenbauer und Elektroniker lag.

Mehr als fünfzig Jahre später gibt es die Society, die sich nach von Brauns Tod ihm zu Ehren in von Braun Astronomical Society (VBAS) umbenannt hatte, immer noch. Auch das alte Teleskop wurde mittlerweile nach Jahren der Vernachlässigung wieder in Stand gesetzt und in Betrieb genommen.
Meine Frau und ich waren vor gute einer Woche dort zu einem Vortrag über den Weihnachtsstern und als wir das Planetarium betraten, waren wir wie vor den Kopf gestoßen - dort hatte sich - außer dem Teppich, der zwischendurch einmal ausgewechselt wurde, seit einem halben Jahrhundert nichts verändert. Die Sitzbänke, die Technik, die Atmosphäre - wie als ob man eine riesige Zeitkapsel aus 1957 geöffnet hätte.
Und dann das Teleskop - ein Sammelsurium von fünf Jahrzehnten NASA-Technik, mit dem das originale vom von Braun Team gebaute Gerät ergänzt und instand gesetzt wurde. Der Steuerungscomputer stammt noch vom Mercury-Programm - das war das Vorgängerprogramm zu Apollo ...

Nach einer Minute stand fest, das musste ich fotografieren - nur wie?
Ganz einfach,  wie sich heraus stellte. Ich erinnerte mich, dass einer meiner Mitarbeiter Mitglied der VBAS war. Was ich nicht wusste ist, dass er dort eine Funktion hatte - Equipment and Facilities Director, verantwortlich für die Gebäude und die installierte Technik.
Nun bin ich also im Besitz der Schlüssel und kann dort hingehen wann und wie lange ich will und alle Fotos machen die mir einfallen. Ich darf sogar das Teleskop bewegen, die Kuppel aufmachen und im Planetarium den Sternenprojektor anschalten.
Heute war ich zu meiner ersten Foto-Session dort, die ganz dem Teleskop gewidmet war (der Sternenprojektor funktioniert im Moment nicht ... ist halt etwas in die Jahre gekommen).
Das war schon etwas besonderes, dort ungestört in jede Ecke hinein kriechen zu können. Nach zwei Stunden hatte ich die Fotos im Kasten, war mental völlig erschöpft und total durch gefroren.
Bis zum Ende des Jahres werde ich dann noch im Planetarium fotografieren und einige andere kleine Ecken dort mir ansehen.
Ziel ist es, einen Bildband zu erstellen - den kann die VBAS dann vielleicht bei ihren Veranstaltungen verkaufen und so ein wenig Geld in die Kasse bekommen. Die nächste Reparatur kommt bestimmt ...


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