Friday, December 30, 2011

Chargers Hockey

Huntsville ist die selbst proklamierte Eishockey-Hauptstadt des Südens. Zwar hat Nashville einen NHL-Verein, die miserablen Predators, aber Huntsville hat ausser einem Semi-Pro Verein, den Havoc, auch noch eine College Mannschaft, die in der obersten Stufe der National Collegiate Athletic Association (NCAA) mit spielt.
Die University of Alabama in Huntsville (UAH) Chargers sind ein absoluter Exot. Nicht nur, dass Eishockey hier im Süden nicht gerade der Sport ist, der einem als ersten in den Sinn kommt wenn man an College Aktivitäten denkt. Und so besteht die Mannschaft überwiegend aus Kanadiern oder Studenten, die mit einem vollen Sport-Stipendiat aus den nördlichen US-Bundesstaaten wie Wisconsin, Michigan oder Illinois hier her gelockt wurden. Aber vor allen Dingen begründet sich dieser Exotenstatus aus der Tatsache, dass die UAH eine rein technische Universität ist, an der der Anteil der unsportlichen Nerds bei weitem die Mehrheit der Studierenden stellt.

Vor gut einem Monat sollte es dann auch vorbei sein mit der Herrlichkeit - der Kanzler der Hauptstelle der University of Alabama in Tuscaloosa, dort wo der Football alles regiert, von den Oberen dort zum Interims-Praesidenten der UAH nach dem Ausscheiden des Vorgängers bestellt, hatte angekündigt das Eishockeyprogramm nächstes Jahr wegen zu hoher Kosten auf das sogenannte Club-Level zurück zu stufen.
Von der Bundesliga in die Kreisliga.
Das hatte er sich schön ausgedacht. Zu dumm nur, dass es hier einige sehr kluge Köpfe in Huntsville gibt - und das nötige Geld reichlich vorhanden ist.
Also wurde flugs ein neuer Praesident gewählt - Dr. Altenkirch, seines Zeichens Maschinenbauingenieur (der Interims-Präsident ist Wirtschaftswissenschaftler ...) und, man höre und staune, in seinem vorigen Amt an der Purdue University Vorsitzender des Ausschusses, der für den Neubau des Stadions der New Jersey Devils verantwortlich war. Die New Jersey Devils sind ein NHL Verein. Eishockey. Big Time Eishockey.
Und seine erste Amtshandlung? Den Beschluss mit dem Club-Level wieder rückgängig machen. Und seine zweite, sich um Sponsoren zu kümmern. Rund ein Drittel des benötigten Geldes für die neue Saison, die erst im Herbst 2012 beginnen wird, ist schon zusammen.
Es wird also auch weiterhin Spitzen-Eishockey auf dem College-Level in Huntsville geben. Dafür durfte er auch heute, beim vorletzten Heimspiel der Chargers, den ersten Puck werfen (ich bin da nicht so vertraut mit den Ritualen beim Eishockey ... kann sein, dass er ihn auch nur anschubsen durfte ...).

Das Spiel selber war recht stressig. teilweise schnürten die Chargers den Gegner von der Mercyhurst University (eine Katholische Uni in Pennsylvania) regelrecht ein. Am Ende des zweiten Drittels hatten die Chargers gut dreißig Mal auf das gegnerische Tor geschossen, die Jungs aus Mercyhurst nur gut zehn mal.
Am Ende hieß es dann aber 5 zu 1 für die anderen, weil die Chargers einfach aus ihrer Überlegenheit keine Tore machen konnten - und hinten dann nachlässig wurden. auch sonst war die Saison bisher eine einzige Enttäuschung - gerade mal ein Spiel wurde gewonnen, von gut zwanzig.
Aber das war sicherlich auch auf die Unsicherheit und das Hick-Hack im Zusammenhang mit der Club-Level Geschichte zurück zu führen. Die Stipendien der Spieler, von denen viele sich nur so ihr Studium überhaupt finanzieren können, wären nämlich damit auch gestrichen worden. Mit so einem Damokles-Schwert über einem spielt es sich bestimmt nicht leicht.

Aber trotz alle dem hatte ich jede Menge Spaß - und habe sogar einen Puck abstauben können. Der hatte seinen Weg, trotz Plexiglas und Netz darüber durch eine Lücke im Netz bei einem hohen Schuss im ersten Drittel zu mir gefunden. Ein tolles Souvenir, zumal ja auch unser Krosser nächstes Jahr ein Charger sein wird. Allerdings tritt er nicht beim Eishockey an, sondern bei den Gehirnakrobaten ...


 

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