Tuesday, October 12, 2010

Brakes

Unser Ferienhaus in den Smokies war natürlich wieder sehr idyllisch gelegen - mit Blick auf die Berge, im Wald, an einem steilen Hang. Da mit dem Auto über die schmalen Serpentinenstraßen ohne Leitplanken im Dunklen herauf zu kommen - nichts für schwache Nerven.
Was ich allerdings nicht gedacht hätte war dass das herunterfahren ein noch viel heftigeres Unternehmen werden würde.
Natürlich fährt man dort im ersten oder zweiten Gang herunter - zum Glück lässt die Automatik  unseres Caravan es zu, dass man sie umgeht und alle sieben Gänge manuell anwählt. Trotzdem musste ich andauernd auf der Bremse stehen, weil die Steigungen einfach so steil waren, dass die Motorbremse alleine nicht ausreichte.
Und das ging dann gute zwanzig Minuten so, bis wir den Fuß des Berges erreicht hatten. In einer dicken Rauchschwade.
Die Bremsen hatten total überhitzt und die Bremswirkung war dementsprechend nur noch eingeschränkt vorhanden. Mag auch daran gelegen haben, dass es brandneue Bremsen waren, denn sie waren erst eine Woche zuvor erneuert worden (ich fahre ja nicht in die Berge ohne die Bremsen vorher durchsehen zu lassen ...). Vielleicht mussten sie erst eingefahren werden ...
Nun ja, da wir noch vier weitere Tage Rauf- und Runterfahrerei vor uns hatten (die Smokies sind nicht gerade platt wie ein Pfannkuchen ...), mussten sie von einem Fachmann unter die Lupe genommen werden bevor es weitergehen konnte.
Dann also los, eine Werkstatt finden - zum Glück hat unser TomTom GPS diese Infos parat, nur mit althergebrachter Straßenkarte wären wir da echt aufgeschmissen gewesen.
Die Familie im nächstgelegenen Chick-Fil-A (so eine Art gehobener Burgerladen, der nur Huhn serviert aber dafür mit prima Qualität - plus, jede Filiale hat einen Indoor-Spielplatz) abgesetzt und zu Thomas gefahren. Der Laden machte einen recht guten Eindruck, was auch dadurch bestätigt wurde, dass die Warteliste bis zum nächsten Montag reichte ... es war Freitag.
Weiter zum nächsten, der gleich daneben war - das gleiche Dilemma.
Dann erinnerte ich mich dunkel, dass ich auf dem Weg zum Chick-Fil-A eine kleine Klitsche gesehen hatte, Allstar irgendwas - der TomTom zeigte sie allerdings nicht an. Klitsche eben. Egal, hingefahren und ... keiner da. Nur ein alter Mann im Schaukelstuhl, der mich freundlich angrinste und sich dann wieder seiner Schaukelei widmete.
Ich also rein in die Werkstatt, ins Office ... nix. Keiner da.
Da wurde es draußen plötzlich lebhaft - ein junger Bursche in einem großen Truck rauschte an und brachte ... das Mittagessen. Da ließ sich dann auch Mike blicken, der Besitzer und auch irgendsoein anderer Typ stand plötzlich in der Gegend rum.
Nachdem ich kurz mein Unglück geschildert hatte nickte Mike, der übrigens ein T-Shirt an hatte auf dem zu lesen stand "Redneck Mechanic", wissend und der andere Typ, der eine Art Muscle-Shirt über dem Bierbauch trug, fing gleich an zu erzählen, wie er damals in diesem heftigen Truck, den ihm sein Schwager zusammengeschraubt hatte, einem Ford ursprünglich, ohne Bremsen auf ein Stauende zugerast sei und dann, er hatte sich schon damit abgefunden den kostbaren Truck in den Graben zu setzen, es doch noch geschafft hatte die Karre rechtzeitig anzuhalten.
Währenddessen hatten Mike und sein Schrauber die Reifen am Caravan abgenommen, die Bremsen geprüft, "die sind ja fast wie neu" ausgerufen und mir versichert, dass das ein altes Problem von Dodge und die Bremsen an meinem Auto völlig in Ordnung seien. Wenn das wieder passieren sollte, müsse ich eben einfach anhalten und abwarten, bis die Bremsen sich wieder abgekühlt hätten.
Zehn Dollar wollte Mike dann noch von mir haben und ging dann zufrieden mit seinem Tagwerk zurück zu seinem Burger ... und ich fuhr auch zufrieden, in der Gewissheit dass ein Redneck Mechanic alles für in Ordnung erklärt hatte, meine Familie abholen.
Selbstredend bin ich danach immer sehr, sehr vorsichtig und langsam die Berge herunter gefahren - und die Bremsen haben tadellos gehalten - 1230 Kilometer minus 2 Kilometer ...

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