Friday, April 2, 2010

Good deal

Als wir in Deutschland unseren Fiat Doblo gekauft haben, sind wir zum Autohaus gegangen und haben ersteinmal eine Probefahrt gemacht - mit einem Beziner, denn den Diesel den wir wollten hatten sie nicht da. Als nächstes dann mit dem Autohändler zusammen gesessen und Broschüren gewälzt - Farbe, Ausstattung, Motorisierung, Extras ... und danach die kurze Preisverhandlung, den Auftrag unterschrieben und wieder gegangen.
Nach fünf Wochen dann ein Anruf - er wird in den nächsten zwei Tagen ausgeliefert, man mache sich bereit zur Übernahme.

Beim Versa-Kauf diese Woche hat das Ganze drei  Stunden gedauert - inklusive Kaffee beim Starbucks, shoppen in der Hobby Lobby, aller Papierkram erledigt, Scheck von der Bank geholt und Auto bezahlt - dann sind wir mit unserem neuen Auto vom Hof gefahren.

Zunächst wollten wir ja zum örtlichen Nissan Dealer nach Huntsville fahren (der an diesem Tag übrigens bis Mitternacht aufhatte ... es war Quartalsende, siehe weiter  unten). Ein kurzer Blick ins Internet verriet uns aber, dass das gleiche Model (Ausstattung, Farbe) beim Dealer in Decatur (ca. 30 Minuten entfernt) $160 billiger angeboten wurde. Außerdem ist in Decatur die Sales Tax um einen halben Prozentpunkt niedriger als in Huntsville, was nochmal runde $100 ausmachen würde. Also haben wir den Minivan gesattelt und sind nach Decatur gefahren.

Noch bevor wir den Motor unseres Dodge Caravans auf dem Kundenparkplatz bei Lynn Layton Cadillac-Nissan in Decatur, Alabama ausgemacht hatten, kam er schon aus der Eingangstür, den Blick taxierend auf seine neuesten Opfer gerichtet - der Autoverkäufer. Der allgemeine Konsens hier in Amiland, den ich aus eigener leidvoller Erfahrung beim Versuch in 2008 einen Kia Mini-Van zu kaufen (wir fahren bekanntermaßen Dodge stattdessen ...) voll bestätigen kann, ist dass der Carsalesmanus Americanus eine ganz eigene Unterart des Menschen darstellt - schleimig, aggressiv, listig, verschlagen, unehrlich und generell unangenehm. So eine Mischung aus Schlange und Blutegel auf zwei Beinen.

Tatsächlich stellte sich dann heraus, dass Tim ein echter Southerner (mit Southern Drawl - das ist diese eigentümliche Art und Weise wie sie hier sprechen) ist, nett und zuvorkommend, gar nicht aggressiv und ganz sicher nicht schleimig. Ein Mensch, der Sweet Home Alabama als Klingelton auf seinem Handy hat, bei dem ein Taschenmesser an der Hosentasche hängt, dessen sechzehn Jahre alte Tochter den Sport des Barrel-Racing (ist so eine Art Slalom zu Pferde, nur nicht mit Stangen sondern mit Tonnen) betreibt - auf die ist er furchtbar stolz - und in dessen Büro eine Bibel auf dem Aktenschrank liegt, kann eigentlich gar kein schlechter Mensch sein.

Also dann, wir wußten was wir wollten (Ausstattung: Klima, ABS, Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber, Automatic; Farbe: Grau-Metallic; Motor: 1.8l; Variante: Fließheck) und wußten auch was sie auf dem Hof stehen hatten, Internet sei dank.
Zwei Autos die in Frage kamen, einen herausgepickt, eingestiegen und Probe gefahren. Nach kurzer Zeit war klar - den nehmen wir, das Autochen ist in einigen Belangen (extrem enger Wendekreis, Übersichtlichkeit, hohe Sitzposition, tiefe Rückbank) besser als wir uns das vorgestellt hatten. In anderen Bereichen ... nun, es kommt nicht mit einer Kofferaumabdeckung, die muß man separat kaufen. Keine Sorge, sagte Tim, wenn ihr das nächste Mal zum Ölwechsel hierher kommt, ruft mich vorher an und ich gebe sie euch zum Einkaufspreis.

Nun ja, welches Auto wir nehmen würden war nun klar, jetzt begann der Tanz um die zweite und dritte Stelle des Preises.
Wir waren am letzten Tag einer großen Rabattaktion gekommen, also wußten wir dass wir $1250 sowieso in der Tasche hatten. Außerdem war es Quartalsende und somit Rechnungsabschluß mit dem Hersteller und wenn sie da noch ein Auto mehr mit draufschreiben könnten, würde die Prämie noch ein wenig steigen.
Ob wir denn bereit wären heute zu kaufen, fragte Tim. Nun ja, antwortete meine Frau, wenn der Preis in Ordnung ist ... das wirkte. Denn eines ist ganz klar - wenn sie ersteinmal eine Kaufabsichtszusage haben ist der Preis kein wirklicher Hinderungsgrund mehr. Die lassen dann nicht eher locker, als bis sie eine Unterschrift haben.
Also gingen wir in Tim's schmuckloses Kabuff und er schrieb eine Zahl auf einen Zettel - Rabatt, Mark-Down, Gebühren, Steuern. Nicht übel, schon in der Nähe aber natürlich noch zu hoch.
Er müsse mal "ihn" fragen, sagte Tim, ob da noch was zu machen sei und verschwand.
Standard Taktik. Es gibt immer einen "ihn", den sie erst fragen müssen, war bisher bei allen vier Autos die ich hier in Amiland beim Dealer gekauft habe so. Keine Ahnung, ob es diesen Mystery-Man wirklich gibt oder ob das nur eine Masche ist den Kunden im eigenen Saft schmoren zu lassen, ihm Zeit zu geben nachzudenken über sein schändliches Ansinnen den Preis zu drücken - wir sind doch alle Amerikaner, Patrioten und von der Ökonomie gebeutelt, wie kannst du da nur verlangen ...
Nun gut, Tim kam zurück und erzählte uns irgendetwas von einem splitting-Manöver das sie tun würden oder so ... völlig egal, er hätte auch erzählen können dass sie einen versteckten Bonus für Yankee-Fans entdeckt hatten, weil die letztes Jahr die Meisterschaft gewonnen haben. Ist mir doch Banane, wie die zu ihren Zahlen kommen. Ich will nur wissen, was die Bottom-Line ist, der Betrag der nachher auf dem Scheck stehen wird.
Und das haben wir Tim auch gesagt. Und dass wir jetzt mal eben kurz herausgehen um uns zu beraten. Nicht mit "ihm" sondern nur wir zwei unter uns selbst.
Meine Frau schlug vor zu versuchen mit dem Lockmittel "Barzahlung" den Preis nochmals zu drücken.
Gesagt, getan, sie sagte ihm unseren Wunschpreis, er ging heraus um "ihn" zu konsultieren und nach kurzer Zeit kam er wieder und sagte, dass "er" zugestimmt hätte, weil ja heute das Quartalsende sei und sie so viele Autos wie möglich auf der Abrechnung stehen haben wollten.


So einfach war das. Hat gar nicht weh getan. Und meine Frau hat wirklich prima verhandelt - ich bin eigentlich nur als Dekoration mitgekommen.
Danach noch ein bißchen Papierkram, dann sind wir zur Bank gefahren und haben den Cashiers Check besorgt ... und haben uns dann ein kleines Päuschen bei Starbucks gegönnt. Noch schnell bei der Hobby Lobby vorbei, einen Keramikhahn gekauft (long story ...).

Dann wieder zurück zu Lynn Layton - Tim erklärte uns das Auto, führte uns durch die Werkstatt und gab mir einen ganzen Schwung Visitenkarten. Für meine Kollegen und Freunde, ich solle ihn weiterempfehlen. Werde ich machen, versicherte ich ihm - tatsächlich hatte er uns ja auch sehr fair und respektvoll behandelt. Und der Preis den wir bekommen haben ist auch prima - umgerechnet in Euro ungefähr ein Drittel weniger als ein vergleichbarer Tiida (so heißt der Versa in Deutschland) gekostet hätte.
Und so bin ich dann nach gut drei Stunden mit einem neuen Auto vom Hof gefahren. Hat gar nicht weh getan.

Nun muß ich nur noch schnell saugfähige Sitzbezüge kaufen, damit wir auch mal die Kinder darin transportieren können ...

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