Saturday, April 17, 2010

Serving the City as One

 

Der Gemeinschaftssinn ist ja hier in den USA durchaus eine allgemeingültige Charaktereigenschaft der Gesellschaft.
Wo man kann, hilft man - das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen.
Es war das Jahr 1996, ich war auf dem Weg von Dothan nach Enterprise und bei meinem Thunderbird war der hintere rechte Reifen geplatzt. Also habe ich den Automobilclub angerufen. Und siehe da, nach ein paar Minuten hielt dann auch ein Truck mit allerlei Werkzeugen und Gerätschaften neben mir. Der Mann im schmutzigen Overall machte gar nicht viele Worte, sondern holte den Reservereifen hervor (den ich nicht gefunden hatte - der war ganz blöd in der Seitenverkleidung des Kofferaums versteckt ...), pumpte ihn auf (... natürlich war auch keine Luft mehr drauf - immerhin war der Thunderbird schon neun Jahre alt und der Reifen garantiert nie gewartet worden ...) und wechselte ihn. Das ging ruck-fatz und nach der Frage ob ich denn sonst noch was brauchen würde, die ich verneinte, brauste er wieder ab. Ich war gerade wieder eingestiegen und wollte losfahren, da hielt ein weiterer Truck neben mir an - das war der vom Automobilclub geschickte ....
Soetwas ist hier nicht die Ausnahme, sondern die Regel - man hilft sich einfach gegenseitig, wo man kann.

Natürlich gibt es auch organisierte Hilfe. So findet einmal im Jahr in Madison und Huntsville eine Aktion statt, die sich "Serving the City as One" nennt.
An einem Samstag im April trifft man sich in verschiedenen Kirchen (... es läuft hier fast alles über die Kirchen) und tut Gutes.
Darunter sind dann Dinge wie Süßigkeiten in Polizeistationen und Feuerwachen verteilen, eine kostenlose Autowäsche anbieten, Rollstuhlrampen in Privatwohnungen bauen, den Spielplatz im Dublin Park aufräumen und mulchen, Decken für Altenheimbewohner herstellen, Briefe mit netten Botschaften an Krankenhauspatienten schreiben und in der Stadt umhergehen und bei Feuerwachen, dem Rathaus und Polizeistationen beten.

In Madison waren es gut und gerne dreihundert Leute (darunter meine Frau), die sich in der Turnhalle der Crosspointe Church versammelt hatten um die diversen Projekte durchzuführen.
Vieles davon sind sicherlich eher kleine Projekte, wie die Polizei und die Feuerwehr mit Süßigkeiten zu versorgen, manche muten uns nüchternen Europäern sicherlich auch eher merkwürdig an (... beten in der Feuerwache ...), während andere, wie die Rollstuhlrampen für Leute, die es sich nicht leisten können ihr Haus behindertengerecht zu machen, oder Decken für Altersheimbewohner herzustellen, eine echte fassbare Hilfe darstellen.

Der Sinn ist aber gar nicht so sehr, wirklich etwas furchtbar nützliches und sinnvolles auf die Beine zu stellen. Es geht vielmehr darum, ein Zeichen zu setzen und die Leute daran zu erinnern, wann immer möglich etwas für die zu tun, die das Leben nicht so begünstigt hat oder die dafür sorgen, dass wir sicher und in Frieden leben können. Und auch, denen zu zeigen, daß sie nicht vergessen sind und man sich um sie kümmert.
Und da ist jede Kleinigkeit, jede Geste, jeder gute Gedanke willkommen. Und wer weiß, vielleicht hilft es dem Bürgermeister ja besser zu regieren, wenn man ordentlich für ihn betet ... er kann jede Hilfe wirklich gut gebrauchen.

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