Eines Samstagsmorgens wachen wir durch einen infernalischen Lärm auf. Als ob einer eine Brücke abreißen würde. Ein schneller verschlafener Blick durch die Jalousie bringt auch keine Aufklärung. Vor unserem Haus steht ein Wagen der Firma Terminix - aber die rücken ihren kleinen, meist omnipedalen Arbeitsplatzbeschaffern gewöhnlich mit der chemischen Keule zu Leibe und nicht mit schwerem mechanischen Gerät. Also schnell ein paar Klamotten übergeworfen, den großen Zeh am Spielyeug der Kinder gestoßen und fluchenderweise die Treppe runtergehumpelt. Haustür auf, ein angestrengter Terminixmann mit einem Riesenbohrer in der Hand steht mit fragendem Blick vor zwei frischen Löchern, die er gerade in die Betonplatte vor unserem Eingang gebohrt hat. Meine Frage, was er hier denn tue und überhaupt, wie er dazu komme so einfach unseren Beton zu durchlöchern, so quasi mitten in der Nacht am frühen Samstagmorgen, versteht er nicht. Mein perplexer Gesichtsausdruck muß ihm dann aber wohl den entscheidenden Hinweis gegeben haben, dass hier irgendetwas nicht stimmen mochte. Er zog einen Zettel aus der Tasche, der sich bei genauerer Inspektion als Arbeitsauftrag entpuppte. Der bisherige Todesstreifen rund ums Haus sollte von Trockenködern auf Flüssiggift umgestellt werden - viel effektiver und garantiert nicht gesundheitsschädlich. Dumm nur, dass uns niemand etwas davon gesagt hatte, wo doch sonst unser Vermieter jeden Hammerschlag telefonisch ankündigte. Hier konnte etwas nicht stimmen und auch daß zwar unsere Adresse korrekt da stand aber ein anderer Name als unserer genannt war, ließ auf einen Fehler im System schließen. Nach einiger Herumtelefoniererei mit seiner Zentrale stellte sich dann auch heraus, daß der Terminix-Mann beim falschen Haus gebohrt hatte. Hier in unserer Siedlung gibt es drei verschiedenen Straßen mit dem selben Namen - die nur durch die Zusätze Drive, Lane und Court voneinander unterschieden werden. Er hatte im Drive gebohrt, die Arbeiten waren aber von der gleichen Hausnummer in der Lane beauftragt worden. Und das ist wahrlich nicht das einzige Mal gewesen, dass soetwas passiert ist. Angefangen hatte es bereits mit unserem Umzugsgut, als der Container im Court stand und wir uns wunderten, wo er denn so lange bleibt. Und die Leute, die unseren Zaun machen sollten, sind unverrichteter Dinge wieder abgezogen, weil da ja schoen einer stand - ja klar, in der Lane. Nicht bei uns im Drive.
Wir werden uns wohl damit abfinden müssen, daß Pakete fehlgeleitet werden, Handwerker einfach nicht auftauchen und unsere Sonntagszeitung verschütt geht. Denn ändern werden sie die Straßennamen wohl eher nicht - diese Umstellung würde ein noch größeres Chaos hervorrufen.
Die Löcher hat der Terminix-Mann übrigens wieder zugemacht, sieht man nix mehr. Und sich vielmals dafür entschuldigt, daß er das Baby aufgeweckt hat.
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