Sunday, July 31, 2011

Tanner Tractor Pull

Wie laut sind 3000 PS? Es tut so richtig in den Ohren weh, selbst wenn man 30 Meter entfernt davon sitzt.
Gut, dass ich mir Ohrenstöpsel mit genommen hatte - sonst wäre das überhaupt nicht aus zu halten gewesen.
Die Amiländer lieben ja alles was laut, stark, groß und spektakulär ist. Und hier im Süden ist diese Liebe besonders ausgeprägt. Tractor Pulling hat hier den Status, den die Formel 1 in Europa hat. Die Fahrer sind heldenverehrte Stars, es gibt Groupies und Boxenluder und die Veranstaltungen sind wahre Zuschauermagneten.

Die Faszination, die dieser Sport hier auf die Massen ausübt liegt sicherlich zum einen begründet in den Monstermaschinen, dem Höllensound und dem umher fliegenden Dreck. Zum anderen aber spricht er die Menschen hier wohl auch an, weil die Regeln relativ simpel sind und man das im Grunde mit dem eigenen Trecker auf einem Stoppelfeld selber veranstalten könnte. Ich denke mal, dass das auch genauso angefangen hat ...
Mittlerweile aber hat sich natürlich eine regelrechte Pulling Szene daraus entwickelt, mit einer eigenen landesweiten Liga, National Tractor Pulling Association (NTPA), Meisterschaften, Sponsoren, teuren Modifikationen an der Hardware, T-Shirts und anderen Fan-Artikeln und einigem Geld, das es bei den Rennen zu gewinnen gibt.
Beim 35. Alabama Championship Tractor Pull in Tanner, kurz hinter Athens, gab es diesmal knappe $40000 an Preisgeldern.

Der Tanner Tractor Pull ist die größte, älteste und beste Veranstaltung dieser Art im Tennessee Valley. An zwei Abenden am letzten Juli Wochenende versammeln sich tausende von Leuten in der extra dafür gebauten Tractor Pull Arena der Tanner High School. Veranstaltet wird das Spektakel vom Tanner Quarterbacks Club, einer wohltätigen Vereinigung zur sportlichen Förderung der Jugend in Tanner, deren Haupteinnahmequelle nicht wie bei anderen Organisationen ähnlichen Anliegens Spenden sind, sondern dieses Ereignis.
Und so tut man noch etwas für einen guten Zweck während man sich die Show ansieht.

Und eine Show ist das - nicht gerade Oper oder Ballett, auch kein Zirkus oder Theater, sondern Motorsport im Redneck-Style.
Geht ganz einfach: der Tractor zieht einen Wagen, auf dem ein Schlitten mit einem Gewicht angebracht ist. Durch eine Seilzugmechanik bewegt sich der Schlitten mit jedem Meter den der Wagen gezogen wird immer weiter in Richtung Vorderkante des Wagens. Dadurch sinkt der Wagen immer tiefer im Boden ein, was es für den Tractor durch den gesteigerten Reibungswiderstand zunehmend schwerer macht die Vorwärtsbewegung aufrecht zu erhalten. Und wer den Wagen dann am weitesten ziehen kann hat gewonnen.
Dabei gibt es acht Klassen von Tractors, von den eingangs erwähnten 3000 PS Monstern über modifiziertes landwirtschaftliches Gerät bis hin zu Pick-up Trucks.

Ich muss zu geben, es ist schon eine Riesengaudi. Die bunt bemalten Tractors, mit so klangvollen Namen wie "Liv'N A Dream", "BAMA Deere", "Raging Bull" oder "Tremor", die schiere Kraft der Motoren, die man als Vibration in der Bauchgegend spürt, die Rednecks um einen herum, die ihre Favoriten frenetisch anfeuern, die Abgasfahnen, die den Abendhimmel verdunkeln, der Gestank nach Diesel, Kerosin und anderen Treibstoffen, der über der Arena wabert - das ist Americana pur.

Übrigens, diese Sportart gibt es auch in Deutschland zu sehen - unter anderem mit einer Klasse, die hier kein sich selbst respektierender Redneck auch nur ansatzweise in Erwägung ziehen würde: umgebaute Rasenmäher ...





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