Sunday, July 31, 2011

Dixie on my Mind and in my Soul

Nein, niemand hier im Süden erwägt ernsthaft sich (wieder) von den Vereinigten Staaten zu lösen. Im Moment. Aber die Grundströmung ist da, sie braucht nur eine Stimme, einen Anlass, eine Perspektive um wieder in den Vordergrund zu treten.

Die Kriegsflagge der Konföderierten Staaten  von Amerika aus den Bürgerkriegsjahren ist hier im Straßenbild regelmäßig zu sehen und niemand stört sich groß daran. Sie gehört einerseits zur Folklore, zur Geschichte des Südens und wird andererseits als Ausdruck einer persönlichen "Rebellengesinnung" akzeptiert - gegen was auch immer sich diese Rebellion richtet, sei es das Gefühl zu viel Steuern zu zahlen oder vorsorglich einen Standpunkt zur möglichen Verschärfung der föderalen Waffengesetze zu dokumentieren.
Vor allen Dingen aber steht sie für "Dixie" - das Leben im Süden der USA, die Traditionen und die Geschichte der Region, das Essen und die Sprache, den Lebensrhythmus und den Lebensstil der hier vorherrscht. Zu all dem bekennt man sich, wenn man die Flagge auf einem T-Shirt oder einer Baseball-Cap trägt, sie an seinem Auto kleben hat oder sie vor dem Haus wehen lässt. Es ist gegenwärtig eher ein kulturelles Manifest als ein politisches, doch ein gewisser politischer Unterton ist durchaus in den letzten Jahren dazu gekommen.

Die generelle Unzufriedenheit mit der Bundesregierung in Washington, das große Misstrauen gegenüber der politischen Klasse, die Deals zum Schaden des kleinen Mannes hinter geschlossenen Türen aushandelt, die mittlerweile bereits vollzogene Spaltung dieser politischen Klasse in zwei unversöhnliche Lager die jede vernünftige Einigung gegenseitig blockieren, die wirtschaftlichen Probleme die daraus entstanden sind und die erstmalig ganz konkreten Zukunftsängste eines Großteils der Bevölkerung macht so manchen empfänglich gegenüber den politischen Rattenfängern und Brandstiftern.
Noch ist man nicht bereit sich Gedanken über alternative Staats-Modelle zu machen, noch funktioniert die Einigung auf den kleinsten gemeinsamen Nenner, das Star Spangled Banner. Noch hat es niemand gewagt die Saat der Abspaltung aus zu bringen. Aber der Nährboden dafür wird täglich fruchtbarer und wenn die herrschende Klasse nicht bald etwas unternimmt um die Angst im Lande wieder ab zu bauen, wird sich schon jemand finden der diese Situation ausnutzt.

Die Tea Party Bewegung wird dabei eine entscheidende Rolle spielen. Dort haben sich schon heute alle die zusammen gefunden, die weniger Regierung und mehr Eigenverantwortung, weniger Steuern und mehr Kapitalismus, weniger Sozialleistungen und mehr private Dienstleistungen haben wollen.
Ein wesentliches Merkmal dieser Bewegung ist, dass es keine Führung gibt, keinen Parteivorsitz und kein offizielles Parteiprogramm. Aber wenn dann schließlich ein starker Mann oder eine starke Frau daher kommt braucht es nicht viel um das Ganze in eine bestimmte Richtung zu lenken und die Bewegung dafür zu Instrumentalisieren. Und wer sagt, dass es nicht jemand aus dem Süden sein wird, der das Heil für diesen Teil des Landes in der Verselbstständigung von "Dixie"sieht, der dort schließlich das Ruder übernimmt?
Die USA sind auf einem langen und schmerzvollen Weg nach unten, politisch und wirtschaftlich, an dessen Ende durchaus die Spaltung stehen könnte. Der Bürgerkrieg, der hier nie als Krieg wegen der Sklavenfrage wahrgenommen wurde, sondern als Krieg für oder gegen das Selbstbestimmungsrecht der Bundesstaaten, ist noch immer in den Köpfen vieler hier - als Beispiel für Wehrhaftigkeit gegenüber der Diktatur aus Washington.
Und die zur Schaustellung der Konföderierten Kriegsflagge, vor allen Dingen in den unteren sozialen Schichten der Bevölkerung, zeigt die grundsätzliche Offenheit gegenüber solchen Denkmustern. Das geht weit über einen Nostalgietrip, Modeaccessoires oder Traditionsbewusstsein hinaus. Revolutionen sind noch nie von den oberen Klassen begonnen worden, sondern es waren immer die unteren sozialen Schichten die zuerst auf die Barrikaden gingen - aus mehr oder minder freien Stücken oder, weitaus häufiger, weil sie dazu von Demagogen verführt worden sind und die revolutionäre Botschaft auf aufnahmebereiten Boden fiel.

So gesehen kann einem die Anhäufung der Flagge auf T-Shirts, Caps, Messern, Tassen und so weiter bei relativen Mainstream-Veranstaltungen, wie einer Jagd- und Angelausstellung oder einem Tractor Pulling, schon zu Denken geben. Natürlich ist das kein repräsentativer Querschnitt durch die Bevölkerung, der sich dort versammelt. Dazu fehlen alleine schon die Schwarzen und Latinos, die Professoren und Wissenschaftler, die Zugereisten aus dem Norden und die liberalen Demokraten.
Aber - siehe oben - die würde man ja auch nicht unbedingt auf den Barrikaden finden, wenn es einmal los geht ...



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