Sunday, November 4, 2012

Veterans Day

Nächsten Sonntag ist hier in Amiland Veterans Day. Dann gibt es allerlei Paraden, Dankesadressen, Kindergartenklassen gehen in Veteranenkrankenhäuser um Geschenke zu überbringen, es werden Schleifen im Tarndruck verteilt die man sich als sichtbares Zeichen der Unterstützung ans Auto pinnen kann und vieles mehr. Dieser Feiertag hat inzwischen in Intensität, Tam-Tam und der Berichterstattung in den Medien den bisher höchsten Feiertag, Thanksgiving, abgelöst. Man kann ihm einfach nicht entgehen. Natürlich ist es schön dass, anders als nach dem Vietnam-Krieg, die Veteranen die für Bush und Co. die Haut hingehalten haben nicht vergessen werden. Was hier im Moment abläuft geht aber weit darüber hinaus - es ist ein Heldenkult entstanden der keine Reflektion über das Warum zu lässt, sondern das Wodurch in den Vordergrund stellt. Und so war auch das heutige NFL Football Spiel in Nashville zwischen den Titans und den Chicago Bears von den Vorfeiern zum Heldengedenktag geprägt. Beim Absingen der Nationalhymne wird in Nashville immer eine riesige US Flagge auf dem Spielfeld ausgerollt. Diesmal sogar in den Umrissen der USA. Flaggenhalter waren Soldaten der 101st Airborne Division, frisch zurück aus Afghanistan. Dann wurde noch eine Extra-Flagge im Stadion gehisst und zwar von einem Veteranen des zweiten Weltkriegs, der über Europa und dem Pazifik Jagdflugzeuge geflogen hatte (kleine Anmerkung: bei seiner Vorstellung auf den zwei  riesigen Bildschirmen an den Stirnseiten des Stadions zuckte ich etwas zusammen als mir da übermannsgroße Hakenkreuze entgegen sprangen - als Abschussmarken am Flugzeug des Piloten ...). Während einer Spielpause wurden einem Angehörigen der Division, der zweimal verwundet worden war, ein offizieller NFL Spielball übergeben. Und danach wurde verkündet, dass der Sponsor der Tennessee Titans, ein großer Baumaterialkonzern, im Laufe des nächsten Jahres sechs neue Häuser für heimkehrende Veteranen bauen wird. Und das erste davon bekommt der eben noch mit einem Spielball ausgezeichnete verwundete Veteran. In anderen Spielpausen wurden Videos von Soldaten abgespielt, die aus Tennessee stammen und gegenwärtig im Einsatz in Afghanistan sind - Go Titans, beat the Bears!
Die Halbzeitshow bestritt dann die Marching Band der 101st Airborne Division. Und vor den unzähligen Verkaufsständen hinter den Tribünen versammelte sich mehrere Male spontan eine Menschentraube, die "USA, USA" skandierte - da lief ein Typ umher, der ganz in Stars and Stripes gekleidet war. Das einzige was bei diesen Festivitäten nicht so recht klappte war dass die zwei F-16 Kampfjets, die auch standardmäßig zur Show gehören, nicht wie üblich am Ende der Nationalhymne im Tiefflug über das Stadion donnerten, sondern erst gut eine Minute später, als das Spiel schon fast angefangen hatte. Das hat aber der Stimmung keinen Abbruch getan. Genauso wenig wie die Meldung von heute, dass im vergangenen Monat in Afghanistan erstmals mehr US Soldaten Selbstmord begangen haben als durch Feindeinwirkung getötet wurden, dem ganzen einen Dämpfer aufgesetzt hat. The Show must go on. Hier wie in Afghanistan. Das Spiel endete übrigens mit 51 zu 20 für die Gäste aus Chicago.


No comments: