Monday, October 15, 2012

Silicon Valley

Plötzlich waren unsere Fußböden glatt. Und auf dem Laptop meiner Frau lag ein öliger Film. Und auf dem Stuhl vor ihrem Schreibtisch auch. Und auf dem Schreibtisch selbst.
Wir fragten uns woher das kam - dass es zwar am heftigsten im Arbeitszimmer meiner Frau vor kam, davon aber offensichtlich auch der Fußboden im unteren Stockwerk betroffen war, schloss eine lokale Ursache so gut wie aus. Also etwas globales.
Die Klimaanlage. Die hatte noch nie richtig einwandfrei funktioniert und nun versprühte sie anscheinend eine ölige Flüssigkeit durch die Ventilationsschlitze in den Zimmerdecken. Kühlflüssigkeit. Das musste es sein, wir hatten ein Freonleck in unserer Klimaanlage.
Sofort ausstellen und den Notdienst anrufen. Klar, es ist Sonntag und selbst im kundenorientierten Amiland ist der vom Vermieter vorgegebene Notdienst nicht erreichbar.
Macht auch erstmal nichts, die Klimaanlage ist aus und kann so keinen weiteren Schaden anrichten.
Erste Versuche die Ölschicht vom Laptop zu entfernen fruchten allerdings auch nichts - das schmiert nur noch mehr wenn man darauf herum reibt.
Also erstmal die Versicherung angerufen und vorsorglich einen Versicherungsanspruch angemeldet - vor meinem geistigen Auge sah ich schon die Grundreinigung unseres Hauses auf uns zu kommen, inklusive Tiefenpflege der Teppiche und Entsorgung der kontaminierten Oberflächen auf einer Giftmüllhalde.
Und natürli8ch war meine Versicherung problemlos zu erreichen - und Josh sprach sogar richtiges Amerikanisch und nicht irgendeinen indischen Dialekt. Vielleicht hatte ich durch Zufall auch nur einfach den amerikanischen Supervisor der indischen Telefonsklaven ans Rohr bekommen - egal, innerhalb von fünf Minuten hatte ich jedenfalls eine Referenznummer, die Adresse von drei industriellen Reinigungsunternehmen hier in der Gegend und die Zusage dass sich am nächsten Tag ein örtlicher Vertreter bei mir melden würde.

Am nächsten Tag dann erstmal sofort zum Vermieter - wir brauchen sofort eine Klimaanlagenfirma die den Schaden an der Anlage repariert. Denn tagsüber wird es bei uns in Nord-Alabama auch im Oktober noch an die dreißig Grad warm. Außerdem muss erst die Belüftung des Hauses wieder funktionieren, ehe wir daran denken können mit der Reinigung - die bestimmt den heftigen Einsatz von Chemikalien beinhaltet - zu beginnen.
Und prompt steht Chad vor der Tür.
Dumm nur, dass Chad nichts finden kann. Die Klimaanlage funktioniert einwandfrei, es ist kein Leck aufzutreiben und Chad kann sich den Ölfilm auf unseren Sachen auch nicht erklären. Mit der Klimaanlage, dessen ist er sich allerdings sehr sicher, hat das nichts zu tun.
Na prima. Was also ist es dann?
Da beginnt es meiner Frau zu dämmern.
Für ihre Fahrradtour durch den Zion Nationalpark in der Woche davor hatte sie überlegt ihr Triathlon-Spray mit zu nehmen. Das ist eine Substanz auf Silikonbasis, die dazu dient die Haut an empfindlichen und besonders beanspruchten Stellen - wie die Innenseiten der Oberschenkel - gegen Abrieb und andere Belastungen zu schützen.
Sie hatte sich dagegen entschieden, denn so strapaziös versprach die Tour dann doch nicht zu werden und hatte die fast volle Flasche auf dem Schreibtisch stehen lassen.
Und nun war sie weg.
Eine kurze Suche im Haus produzierte sie dann recht schnell - sie war nur noch zu gut einem Drittel gefüllt.
So langsam dämmerte es uns, was da passiert war. Aber um Gewissheit zu haben brauchten wir Beweise. Ein Geständnis würde es auch tun.

Nachdem wir die Kinder aus der Schule abgeholt hatten, zeigten wir ihnen die Flasche und fragten sie ob jemand etwas darüber wüsste.
Unser vierjähriger Alles-Ausprobierer verzog keine Miene - aber seine sechsjährige Schwester krähte es gleich heraus: "Ich habe gesehen, wie er es getan hat!".
Na also.
Anscheinend war der Herr Alles-Ausprobierer in einem unbewachten Augenblick mit der Sprayflasche los gezogen und hatte das Silikon-Zeug großzügig im ganzen Haus verteilt.
Hat bestimmt einen Riesenspaß gemacht.
Nicht so viel Spaß gemacht hat die Säuberung der betroffenen Sachen. Zum Glück lässt sich das Silikonspray mit Seife und Wasser wieder entfernen - aber eine Riesensauerei ist es doch.
Ach ja, und natürlich mussten wir auch die ganze Sache mit industrieller Reinigung, Versicherungsschaden und so weiter abbiegen. Braucht auch keiner.
Diesmal sind wir noch relativ glimpflich davon gekommen - mal sehen, was dem kleinen Schlawiner als nächstes einfällt ...

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