Saturday, April 16, 2011

NASCAR in Talladega stinks

Nun ja, da bin ich also mitten in der Nacht aufgestanden, zweieinhalb Stunden durch die Gegend gefahren damit ich auch pünktlich um acht Uhr morgens an der Rennstrecke in Talladega ankomme, weil mein Boxenpass von 8 bis 9:30 Uhr gültig war und dann klappt auch alles ganz prima - nur dass der Zugang zu den Boxen wegen des laufenden Rennens nicht möglich war.
Laufendes Rennen? Das sollte doch erst um 14:00 los gehen ... Tja, aber da es am Abend vorher in Strömen gegossen hatte wurde dieses Rennen einfach auf den Samstag Morgen verschoben.
Na prima. War also nix mit Boxengasse. Dabei war ich weniger sauer wegen des verlorenen Geldes, denn eine Rückerstattung gab es natürlich nicht, da höhere Gewalt im Spiel war. Was mich richtig fuchsig gemacht hat war, dass ich am Freitag Abend extra nochmal so gegen elf Uhr die Websites und facebook accounts von NASCAR und der Rennstrecke selber gecheckt habe - hatte mir sowas schon gedacht, bei mehr als drei Tropfen Regen flippen die hier ja total aus, schließen alle Schulen und die Hamsterkäufe gehen los - und, richtig, nichts in der Richtung gefunden habe. Das fruehe Aufstehen hätte ich mir also gut sparen können, hätte ich nur gewusst was hier gespielt wurde.
Was also tun die nächsten gut sechs Stunden? Das nachgeholte Rennen anschauen. Prima. Nachwuchsfahrer. Kein Dale Earnhardt jr, kein Carl Edwards, kein Trevor Blayne.
Und frieren. Die oberen Tribünen, wo man in der Sonne hätte sitzen können, waren gesperrt. Also geduldig bibbernd auf den unteren Tribünen im Schatten ausharren. Irgendwann war ich dann so durchgefroren - es war ein doch sehr frischer Aprilmorgen - dass ich mir ein T-Shirt zum unterziehen gekauft habe. Eines von diesen sauteuren "officiallz licensed" Dingern mit irgendeinem NASCAR Emblem drauf. Dabei bin ich ja noch nicht einmal Rennsport-Fan, geschweige denn von NASCAR. Was soll so schwierig daran sein zwei Stunden lang mit Bleifuß immer in die Runde zu fahren? Kein Richtungswechsel, kein Schaltvorgang, keine Bremsmanöver, immer feste druf und Vollgas bis die Schwarte kracht. Ein trainierter Affe könnte das und ich selber habe auf deutschen Autobahnen (in meinen wilden Tagen) weitaus spannendere Rennen selber mit gefahren.
Irgendwann bekam ich dann Hunger und entschied mich für ein warmes Bretzel mit Limonade. Dumm nur, dass die meine Dega-Dollars, die zusammen im Paket mit der Boxengassentour kamen, nicht nehmen wollten. Nur fest installierte Stände würden das tun. Wobei die mit ihren doofen Bretzeln und der Limonade sicher seit Jahren immer an der gleichen Stelle plaziert waren. Nur leider hatte der Stand Rollen und war somit per Definition mobil und nicht fest. Also weiter, einen festen Stand gesucht, gefunden, Cheeseburger und Cola geordert, kostet $9, zweimal $5 Dega-Dollars hinüber gereicht ... und ein freundliches Lächeln wieder bekommen. Halsabschneider. Wechselgeld gibt es nicht auf Dega-Dollars.
Kein Wunder, dass NASCAR ein Milliardengeschäft ist. Die nehmen es wo sie es kriegen können.
Nun denn, mittlerweile war das Qualifying für das Rennen am nächsten Tag im Gange. Jeder der durfte zwei Runden drehen und der Schnellste startete dann auf der Pole Position am Sonntag. Nicht, dass das irgend etwas ausgemacht hätte. Bei dreißig bis fünfzig Führungswechseln pro Rennen ist es ziemlich Banane von wo aus man am Anfang der 300 bis 500 Meilen startet.
Langsam wurde es Zeit mich auf den von mir käuflich erworbenen Miet-Sitzplatz im Lincoln Tower, Sektion G, Reihe 50, Platz 1, zu begeben. Diesen Platz hatte ich mir speziell ausgesucht, weil man von dort aus den besten Überblick über die Strecke hat und die Autos auf einen zu gefahren kamen (wichtig für gute Rennfotos).
Komisch nur, dass die Aufgänge in diesem Bereich immer noch gesperrt waren. Und tatsächlich wurden alle Leute, die bereits auf den unteren Tribünen saßen, ebenfalls durch Ordner von dort entfernt - mir kam eine größere aufgebrachte Menge Menschen in Fan-Bekleidung entgegen.
Wie sich heraus stellte, war das gesamte westliche (und auch das östliche) Viertel der Tribünen abgesperrt worden. Eine Erklärung dafür wurde nicht geliefert, wahrscheinlich wollte man sich die Reinigungskosten nach dem Rennen sparen. Also wurden die Kartenbesitzer dort entweder erst gar nicht herein gelassen oder wieder vertrieben, wenn sie schon ihren Platz auf den unteren Tribünen eingenommen hatten. Und was nun? Man solle sich eben irgendwo anders einen Platz suchen, hieß es.
Na prima. Wo denn? Auf der oberen Tribüne war schnell alles besetzt, was bleib waren ein paar Plätze direkt hinter dem Absperrzaun. Sehr nahe dran am Geschehen (weniger als zwanzig Meter) aber von Übersicht und freier Schussbahn für meine Kamera keine Rede.
Ganz große Klasse, ich war bedient. Und natürlich hatten sie die ganze Absperrerei nicht mit einem Wort im Internet erwähnt.
Allerdings stellte sich dann heraus, dass der Platz den ich schließlich fand, doch nicht so schlecht war. Zwar bekam ich vom Rennen nicht so rasend viel mit - aber das interessierte mich eh nur am Rande, ich war ja vor allen Dingen wegen der besonderen kulturellen Aspekte gekommen - dafür konnte ich aber eine Handvoll Fotos machen, die mich wieder etwas mit dem ganzen sonstigen Fiasko versöhnten.
Trotzdem, zu NASCAR und besonders nach Talladega muss ich nicht wieder hin - die werden auch ohne mich weiterhin stumpf in die Runde fahren. Nun ja, außer jemand schenkt mir eine dieser Erlebnispakete, bei denen man selber ein paar Runden in einem NASCAR Auto in Talladega drehen darf. 280 kmh bin ich nämlich selbst auf einer deutschen Autobahn noch nicht gefahren ...

P.S.: Wenn es auf dem mittleren Bild so aussieht, als ob die unteren Tribünen alle voll besetzt sind, dann ist das eine (recht clevere) optische Täuschung. Die Sitze sind dort nämlich in nicht wie sonst üblich einfarbig, sondern schwarz, blau, weiß und rot, was aus der Ferne die Illusion gibt als ob sie tatsächlich besetzt wären.



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