Jetzt hat auch Huntsville endlich eine professionelle Football-Mannschaft. Nein, nicht in der NFL - in der PSFL: die Rocket City Titans!
Die PSFL ist eine Semi-Professionelle Liga hier im Süden der USA. Wenn man als College-Spiler im Draft nicht von einem der NFL Vereine genommen wurde, aber trotzdem den Traum einer Football-Karriere nicht aufgeben will, kann man sich in so einer Semi-Pro Liga verdingen - und nebenbei beim WalMart Regale einräumen um über die Runden zu kommen. Tatsächlich hat es in den vergangenen Jahren durchaus die eine oder andere Erfolgsstory in der NFL gegeben mit Spielern, die diese "Ehrenrunde" gedreht haben.
Aber die Regel ist das sicherlich nicht. Für viele dürfte die PSFL nur eine Verlängerung der Leiden sein. Oder aber eine Verlängerung ihrer College-Zeit, um den Football nicht ganz aufgeben zu müssen. Denn hier gibt es keine Sportvereine, in denen man noch seiner Leidenschaft nachgehen kann bis die Knochen es nicht mehr mitmachen. Football spielt man in der Schule, auf dem College und dann bei den Profis. Oder auch nicht.
Nun ja, jetzt hat die PSFL halt auch in Huntsville ein Team - und heute war das erste Spiel der Rocket City Titans überhaupt, gegen die Memphis Panthers.
Die Titans gehören zwei jungen Männern, 23 und 24 Jahre alt. Der eine hat nach dem College Karriere in der Versicherungsbranche gemacht und ist in kurzer Zeit landesweit der siebtbeste Verkäufer seinesKonzerns geworden. Außerdem ist er auch noch Quarterback der Titans. Der andere arbeitet bei einem der lokalen Rüstungsunternehmen und wartet darauf seine Pilotenausbildung bei der US Navy beginnen zu können. In der Zwischenzeit fungiert er auch noch als Linebackers Coach bei den Titans.
Die Mannschaft besteht überwiegend aus lokalen College-Spielern, gespielt wird im Milton-Frank Stadium mitten in Huntsville, das sonst von den lokalen High Schools genutzt wird. Das hat den Charme einer Freiluft-Bahnhofshalle und so richtig Stimmung und Atmosphäre kann da eigentlich gar nicht aufkommen.
Egal, so ungefähr 3000 Leute waren heute trotzdem da - viele von denen erkennbar Familie und Freunde der Spieler - was das Stadion zu ungefähr der Hälfte füllte.
Das nächste Mal werden es dann bestimmt mehr sein, denn es wird sich herumsprechen dass man etwas geboten bekommt für's Geld ($8 kostet der Eintritt).
Nein, keine Cheerleader (vielleicht im Laufe der Saison, die Sichtung der Kandidatinnen hat erst Anfang Mai statt gefunden, jetzt müssen die Kostüme geschneidert und die Cheographie eingeübt werden ...), keine Hot Dogs/Hamburger/Pizza (Chips und Schokoriegel gibt es zu kaufen ...) und auch keine Halbzeitshow (es wurde ein Flat-Screen TV verlost ...).
Dafür aber Football mit Herz und Seele.
Zwei Minuten vorm Spiel hörte man aus den Katakomben des Stadions ein grollendes "Hu-Hu-Hu-Hu-Hu". Dann erfolgte ein langezogenes "Huaaaaarrr" und der Spieler mit der Nummer 6 kam wie aus der Kanone geschossen aufs Feld gestürmt. Er sprang herum wie ein Gorilla auf glühenden Kohlen, schlug sich mit den Fäusten auf die Brust und schrie sich die Seele aus dem Leib.
Dann hielt er plötlich inne, drehte sich um und erkannte dass er ganz allein auf weiter Flur war.
Offensichtlich waren die Rituale der neuen Mannschaft noch nicht so ganz eingespielt - er hatte einen klassischen Frühstart hingegelegt, das "Huaaaaarrr" war nicht das Zeichen zum Aufbruch.
Aber so aufgeputscht wie er waren sie dann alle - auch wenn andere Sachen auch noch nicht so recht klappten. Die Nebelmaschine startete erst als schon die halbe Mannschaft auf dem Feld war, die Nationalhymne vom Band schwankte in der Lautstärke zwischen zu leise und zu laut, der erste Ballbesitz des Gegners resultierte gleich in einem Touchdown.
Aber je weiter der Abend voranschritt, desto sicherer wurden die Titans - auf dem Feld und außerhalb. Und das Publikum erwärmte sich auch zunehmend mit dem neuen Team und am Ende des Spiels waren alle begeistert.
Nicht unwesentlich dazu beigetragen hatte der Running Back der Titans, Danny Moon - der die Nummer 6 trägt. Drei Touchdowns und ein Siegeswille, der bis in die letzten Ränge der Tribünen zu spüren war machten ihn zum sofortigen Publikumsliebling.
Das Glanzstück der Titans ist allerdings die Abwehr, die für zwei Interceptions mit anschließendem Touchdown verantwortlich war. Weniger massiv als der Gegner, dafür aber blitzschnell und unermüdlich, haben sie in der zweiten Halbzeit absolut dominiert.
Das Resultat war, dass die Titans das erste Spiel ihrer Geschichte mit 34 zu 21 gewonnen haben.
Dank ihrer guten Abwehr, des Super-Teamgeistes, der Unterstützung der Zuschauer und dem Siegeswillen ihres Running Back, Danny Moon - der die Nummer 6 auf dem Rücken trägt ...
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