Sunday, March 29, 2009

The Blue Donk


Ich bin heute mit einigen amerikanischen Freunden im Kino gewesen - zu sehen gab es den Film "Watchmen".
Das ist eine Comic-Book Verfilmung über Superhelden. Die Story spielt zur Zeit des Kalten Krieges im Jahr 1985 und die Watchmen müssen die Erde vor der nuklearen Selbstzerstörung durch die Russen und die Amis retten. Dabei gehen sie buchstäblich über Leichen und stellen im Verlaufe dieser Rettungsaktion den American Way of Life, Patriotismus, Nationalismus und alles andere was hier sonst noch lieb und heilig ist in Frage.
Enden tut das dann damit, dass der Friede nur gerettet werden kann indem die US-Ostküste völlig ausgelöscht wird - es werden Millionen geopfert um Milliarden zu retten.
Sehr, sehr zynisch dieser Film. Und sehr brutal. Und sehr lang. Aber durchaus spannend und zum Nachdenken anregend. Für mich jedenfalls - ich war 1985 auf einem Schiff der Bundesmarine in der Ostsee und habe tatsächlich miterlebt, wie wenig "kalt" dieser "Krieg" manchmal doch war. Wir haben bei einer Gelegenheit einem polnischen Aufklärungsschiff, das in die Kieler Bucht eingedrungen war, vier Schuß 40mm Munition durch die Takelage gejagt. Er hat die Warnung verstanden und ist umgedreht ...
Für mich war also der Hintergrund der Story sehr lebendig und präsent. Hat mich nachdenklich gemacht, was wohl gewesen wäre, wenn ...
Nicht so meine amerikanischen Freunde. Für die war etwas ganz anderes das Thema des Abends.
Einer dieser Superhelden, Dr. Manhatten, war nämlich ein Physiker, der bei einem Unfall verstrahlt worden war und nun gottgleiche Kräfte besaß.
Und sich präsentierte, wie Gott (und die Verstrahlung) ihn schuf: Nackt (und Blau).
Eine Bemerkung nach dem Film war: Oh, mein Gott! Ich habe mich wirklich gefragt, ob ich schon alt genug bin, soetwas zu sehen ...!
Die Frau ist Mitte Fünfzig, war bei den Marines und hat zwei erwachsene Söhne ...
Der blaue Dr. Manhatten war also überwiegend nackt zu sehen im Film und der Regisseur hatte keinerlei Ängste, mit der Kamera auch voll auf das blaue Gebamsel zu halten. Na ja, nicht so richtig in Großaufnahme (das hätte wohl Ohnmachtsanfälle gegeben im Kino ...), sondern mehr als Ganzkörperbild von vorne.
Also wirklich halb so wild ... denkt man da als Europäer, der schon vor Jahren den Schniedel von Gerard Depardieu ins Gesicht gehalten bekommen hatte ...
Aber hier, da hat das doch eine ganz andere Qualität - "Did you see the Blue Donk?" war die am meisten gestellte Frage des Abends. Erwachsene Leute, mit Bildung und Intelligenz, machten ihre Witzchen und launigen Bemerkungen über einen Film-Schniedel, wie siebzehnjährige High-School Kids. Und dabei war der noch nicht einmal so besonders spektakulär, wie die einhellige Meinung der anwesenden Weiblichkeit schließlich war ...



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