Saturday, November 22, 2008

Communication

Da fliege ich also von Atlanta nach Orlando, der Bomber ist proppevoll und soweit ist auch alles ganz in Ordnung - bis wir dann landen und der Pilot noch auf der Rollbahn die Benutzung von elektronischen Geräten freigibt.
Der Ionensturm, der danach losbricht läßt sich kaum vorstellen. Jeder in dem Flugzeug zieht blitzschnell seinen Blackberry heraus und guckt ganz hektisch nach, ob sich in der Stunde die wir nun in der Luft waren, die Welt auch weitergedreht hat ... nun ja, sie checken halt ihre emails.
Hier in Amiland hat die SMS ja bisher ein ziemliches Schattendasein geführt, hat man sich gar nicht erst mit abgegeben, die Begrenzung auf 256 Zeichen ist ja total unamerikanisch, das grenzt ja fast schon an Kommunismus. Stattdessen hat man hier gleich Nägel mit Köpfen gemacht und emails verschickt. Das kann natürlich kein simples Handy, dafür gibt es den Blackberry. Und irgendwann kam dann das i-Phone und das konnte das dann auch, nur viel schöner und mit Musik. Aber das ist eine andere Geschichte.
Bleiben wir also beim Blackberry. Auf dem winzigen Bildschirm ergießt sich also der sinnfreie email-Verkehr der Amiländer, "Hallo, ich bin gerade gelandet, was macht Du ...?", "Toll, wie war der Flug, ich bohre gerade in der Nase ...". Halt all das, was man sich früher am Telefon zugerufen hat.
Ach ja, früher. Was haben wir eigentlich damals, vor gut zehn Jahren, ohne Handy gemacht? Kann ich genau berichten, ich war live dabei. Damals, also 1998, hingen noch in jedem Flughafen endlose Reihen von Münztelefonen. Und der erste Weg des amerikanischen Flugpassagiers nach verlassen des Flugapparates war ... genau, in die Schlange vor den Münztelefonen. Und war man dann endlich dran, wählte man ganz hektisch eine Nummer nach der anderen und erkundigte sich , "Hallo, ich bin gerade gelandet, was macht Du ...?", worauf die Gegenseite erwiderte "Toll, wie war der Flug, ich bohre gerade in der Nase ..."
Nur dass damals so ein Anruf ein paar Cent gekostet hat. Und heute die monatliche Gebühr für die ständige und immerwährende Kommunikationsbereitschaft bei $99 für den Blackberry und $129 für das i-Phone liegt.
Klar, dass man den Service bei solchen Preisen auch ordentlich nutzen muß um vor sich selbst diese horrenden Ausgaben zu rechtfertigen.
Ganz besonders wichtig sind dann solche Typen, wie ich einen vor mir hatte auf diesem Flug. Der hatte nicht nur einen Blackberry, der betrieb zeitgleich auch noch ein Handy. Wahrscheinlich schicke er sich selbst Messages hin und her, weil er in Wirklichkeit ein ganz einsamer Mensch war, der keine Freunde hatte, die er fragen konnte "Hallo, ich bin gerade gelandet, was macht Du ...?" ...

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