Tuesday, May 31, 2011

Rest Rooms

Und dann war da noch dieses Schild aus Gusseisen von 1929 auf dem Dog Days Flea Market.
Ein Stück Geschichte, wenn auch von der dunklen Seite des letzten Jahrhunderts. Für $15 musste ich das einfach mit nehmen. Sozusagen als mahnendes Gegengewicht zu all den rassistischen, geschmacklosen, dummen, dumpfen, revanchistischen und ewiggestrigen Dingen, die auf dem Dog Days Flea Market in Ardmore sonst noch zu sehen waren.
Wie das Messer, in dessen Griff die drei großen K's (Ku Klux Klan) eingelegt waren.
Oder dem T-Shirt mit Bin Laden im Fadenkreuz - "Gotcha!".
Oder der Confederate Battle Flag mit dem Spruch "Southern lood in my veins, Yankee Blood in my yard".
Oder dem gerahmten und signierten Bild des größten Rassisten aller Zeiten, des Ex-Gouverneurs von Alabama, George Wallace.
Oder der Tatsache, dass unter den abertausend Menschen dort nicht ein einziger Farbiger zu sehen war.
Die getrennten Toiletten existieren immer noch heute - nur die Schilder davor wurden abgenommen ...

Pickled

Squash und Okra, eingelegt in milder Essigsauce.Und dann noch eine kleine Phiole der schärfsten Sauce diesseits des Rio Grande - Tennessee Wildfire. Und ein Glas Old Goat U-Skedaddle 2 BBQ Sauce, "for people who can eat anything".
Alles hausgemacht und nur auf den Volksfesten und Flohmärkten in Süd-Tennessee und Nord-Alabama zu haben. Beim Dog Days Flea Market in Ardmore zum Beispiel.
Vom im Jahre 2008 selbst angesetzten Tabasco haben wir dann doch Abstand genommen, wie auch von den eingelegten Eiern, die uns irgendwie, nun ja, schleimig erschienen. Irgendwo kurz vorm Mega-Dünnpfiff hört dann die Abenteuerlust und das Interesse an den kulturellen und lukullischen Eigenheiten der Region doch auf.
Aber an dem eingelegten Squash konnte ich einfach nicht vorbei gehen. Der wurde nämlich von einem ganz entzückenden alten Ehepaar verkauft, die beide zusammen sicherlich an die 200 Jahre alt sind. Die Tennessee Wildfire Sauce hingegen wurde von einer kettenrauchenden, freundlichen und schwer verständlichen Redneck-Frau unter die Leute gebracht. Wahrscheinlich greift das Teufelszeug das Sprachzentrum im Gehirn an und sie hat bei Entwicklung und Testprogramm der Sauce zu viele Eigenversuche durchgeführt.
Die Old Goat BBQ Sauce ist hingegen ein Tierchen, das einen von hinten anspringt. Zuerst denkt man, ach, so scharf ist das gar nicht. Und dann fängt es nach ein paar Minuten an zuerst im Rachen und dann im Magen nach zu brennen. Mal sehen, ich werde das mal auf pulled pork probieren - und ein Glas Milch daneben stehen haben ...

My Gun is my God ... no, wait, God is my Gun ... no, how about Guns and God ... yeah, that sounds right

Die Knarre geschultert, das kleine blonde Mädchen an der Hand, lief Opa von Stand zu Stand und ließ sich Gewehre und Munition und Gewehr- und Munitionszubehör zeigen.
Und da war er nicht der einzige auf dem Dog Days Flea Market in Ardmore gestern Morgen, die mit ihren Gewehren durch die Menge liefen. Allerdings war er der einzige, der seine kleine Enkelin dabei hatte.
Alle anderen verhielten sich aber genauso wie er - hier mal an einem Stand gucken, da ein Schwätzchen mit anderen Gewehrschulterern führen, sich gegenseitig die Knarren zeigen und überhaupt so tun als ob das das normalste von der Welt sei.
Ist es auch. Dies hier sind schließlich die USA, genauer die Südstaaten, noch genauer Alabama und Tennessee. Gott und Gewehre, das ist hier das Motto. Und "God and Guns" heißt auch das elfte Studioalbum von Lynard Skynard aus dem Jahre 2009 - das sind die mit "Sweet Home Alabama". Der Bible Belt ist schwerer bewaffnet als die durchschnittliche europäische Armee von heute.
Selbst ich als Ausländer hätte mir an einem der Stände ohne Probleme eine Knarre kaufen können. Die sonst obligatorischen Background Checks, ob man kein Terrorist, Mörder, iranischer Staatsbürger, Nordstaatler oder all of the above ist, entfallen nämlich bei solchen Events. Die gelten nur, wenn man die Knarre im Laden kauft. Dann muss man drei Tage warten bevor man sie abholen kann, damit die Homeland Security auswürfeln kann ob man damit nicht vor hat irgendeinen Schindluder zu treiben. Das funktioniert natürlich nicht wenn man das Geschäft am letzten Tag eines Flohmarktes tätigt - am nächsten Tag ist der Händler weg und der Deal kann nicht gemacht werden. Das geht natürlich nicht, Geld kommt hier immer vor Pseudosicherheit und ehe man wegen solcher Marginalien, die sowieso nur von finsteren Machtzentren in D.C. ausgedacht wurden um die Bevölkerung wehrlos zu machen damit man den Süden wieder gefahrlos knechten kann, ein Geschäft sausen lässt, müsste schon das Ende aller Tage vor der Tür stehen.
Also mit Bargeld und einem Führerschein bewaffnet kann sich dort jeder der nicht gerade wie Ali Turbanträger aussieht, sofort und auf der Stelle mit genügend Schießeisen und Munition versorgen um mal richtig die Sau raus zu lassen.
Und wem das nicht reicht, der kann sich eine kleine Kanone aus dem Bürgerkrieg zulegen. Die ist zwar ein altmodischer Vorderlader, macht aber bestimmt mächtiges Badabumm ...




Coon Dogs and Chicken

Aus Wikipedia: "Als Coonhound bezeichnet man mehrere in den USA entwickelte Hunderassen, die hauptsächlich für die Waschbärjagd eingesetzt werden (von engl. Raccoon oder kurz Coon für Waschbär). Die Hunde haben die Aufgabe, Waschbären aufzuspüren, sie spurlaut auf einen Baum zu jagen und dort zu verbellen."
Die frühen Siedler hatten bald heraus gefunden, dass es viele Wildtiere in Amerika gibt, die ihr Heil in der Flucht auf Bäume suchten. Die zu der Zeit gängigen Jagdhunderassen aus Europa verloren jedoch die Spuren, sobald sie sich vom Boden entfernten und waren damit nicht brauchbar für die Jagd hier drüben. Denn Opossums, Berglöwen, Schwarzbären und dergleichen gibt es halt nicht in Europa.
Die Lösung war, spezialisierte Coon-Dogs für die Jagd in Amerika zu züchten. Es gibt gut ein halbes Dutzend verschiedene Rassen, davon einige mit Schwimmhäuten zwischen den Krallen für die Jagd in wasserreichen Gegenden. Die Hunde genießen hier im Südosten der USA legendären Heldenstatus, werden in Schrift und Bild verehrt und es gibt sogar einen Friedhof extra nur für Coon-Dogs bei Tuscumbia.
Auf einem T-Shirt beim Dog Days Flea Market gestern stand: "Ich habe einen neuen Coon-Dog für meine Frau bekommen - der beste Tausch,  den ich jemals gemacht habe." Das trifft den Kern der Sache recht gut und lässt den Stellenwert erahnen, den diese Tiere hier genießen.

Der Dog Days Flea Market in Ardmore, TN, hat ja ursprünglich als Markt für Jagdhunde angefangen. Und auch heutzutage werden sie immer noch dort angeboten. Ein Treeing Walker Coonhound Welpe ist dabei schon für $50 zu haben - und das Geschäft geht gut. Als wir am Montag da waren, hatten die meisten Händler nur noch ein oder zwei Welpen übrig, aus Würfen von einem halben Dutzend oder mehr.
Süßsind sie ja und bestimmt auch gute Familienhunde.Aber sie brauchen auch viel, viel Auslauf, den wir im Moment einfach nicht bieten können.
Da wäre ein kleines flauschiges Hühnchen oder Entchen schon leichter zu haben. Und für $2 das Stück auch finanziell kein Grund lange zu überlegen. Nun ja, ob es die Liebesbezeugungen unserer Kinder lange überleben würde ist eine andere Frage.
Letztendlich haben wir dann doch keines der vielen Tiere gekauft die man uns auf dem Flea Market angeboten hat. Vielleicht, wenn die Kinder größer sind - dann aber einen Hund. Federvieh kommt mir nicht ins Haus ...


Monday, May 30, 2011

Dog Days

In den 1940er Jahren kamen immer Montag morgens vor der Arbeit Jäger und Hundezüchter der Region in Ardmore, Tennessee, zusammen um Jagdhunde (die sogenannten Coon-Dogs) zu kaufen und zu verkaufen.
Irgendwann kamen dann auch andere Händler zu diesen Treffen und langsam entwickelte ich daraus dann der größte Flohmarkt im Südosten der Vereinigten Staaten.
Dieser Dog Days Flea Market wird seit 2000 an zwei langen Wochenenden im Jahr, Memorial Day im Mai und Labor Day im September, von Freitag bis Montag abgehalten. Um die 1000 private und gewerbliche Händler nehmen dann daran teil und so um die 40000 Leute besuchen die Veranstaltung jedes Mal.
Dabei ist gut fünfzig Prozent der angebotenen Waren Kruscht und Pröll, meistens irgendwelche Geschmacksverirrungen aus den 1970er Jahren, seien es nun Salz- und Pfefferstreuer in Form von Truthähnen oder Kugelschreiber mit Elvis-Motiv.
Gut dreißig Prozent sind neue Waren, allerdings qualitativ eher minderwertig. Werkzeuge, Küchenutensilien oder Jeans sind meistens Made im Reich der Mitte, sehr preisgünstig und bestimmt äußerst langlebig.
Die große Ausnahme sind Waffen, vor allen Dingen Gewehre, die von der Flohmarktklientel als so eine Art Statussymbol angesehen werden wie in Deutschland ein Mercedes. Dementsprechend wird hier auf Qualität geachtet und nicht jeder Schund klaglos akzeptiert.
Gute zehn Prozent der waren sind Tiere - Federvieh aller Arten, Ziegen, Schweine, alles was der Bauernhof so hergibt. Und natürlich Hunde - überwiegend Coon-Dogs aber auch hier und da mal solche Exoten wie Pitbulls.
Die restlichen zehn Prozent teilen sich in selbst gemachte landwirtschaftliche Produkte aus der Region und echte Schnäppchen und Kostbarkeiten, die man aber natürlich unter all dem Pröll erstmal finden muss.
Dazu später mehr.

Der überwiegende Teil der Besucher, wie auch die meisten Händler, lassen sich gut unter einem Begriff zusammen fassen - Rednecks.
Auch dazu später mehr.
Natürlich habe ich auch etwas gekauft dort - es ist völlig unmöglich der Versuchung zu widerstehen. Dazu ist die selbst gemachte Tennessee Wildfire Hot Sauce für zwei Dollares einfach ein zu verlockendes  Angebot um in die Besonderheiten der Redneck-Kultur herein schnuppern zu können.
Wenn Yard- und Garage Sales, die gerade zu dieser Jahreszeit jedes Wochenende wie Pilze aus dem Boden schießen, der Nationalsport der Rednecks sind, dann ist der Dog Days Flea Market in Ardmore die Weltmeisterschaft. Im Kruscht und Pröll umverteilen. Und für einen Touristen wie mich gilt da das modifizierte olympische Motto: Mitgemacht haben muss man wenigstens einmal ...



Saturday, May 28, 2011

Lucky Landing

James, ein massiger Farbiger in Trainingshose und gelbem T-Shirt, war ganz aufgeregt. Er hatte vierundzwanzig Jahr in der US Army gedient, davon vier in Zweibrücken in Deutschland, aber so etwas hatte er noch nicht gesehen. Es war gerade mal kurz vor acht Uhr morgens am Samstag des Memorial-Day Wochenendes, als die Heißluftballone anfingen vom Himmel zu fallen - und in den Vorgärten der Siedlung in der er lebt zu landen. Ob die sich alle verabredet hätten hier zu landen, fragte er sich - und mich. Denn ich war ihnen vom Start im Point Mallard Park in Decatur bis hierher am Rande von Athens gefolgt und sah wohl mit meinem Fotoapparat aus wie jemand, der Ahnung hatte.
Nein, beruhigte ich ihn, das ist keine Verschwörung und es hat auch niemand irgendeine wichtige Mitteilung verpasst. Verantwortlich für den Landepunkt war alleine der Wind. Und natürlich der Hase, das heißt den Führungsballon, den alle anderen gejagt hatten. Ziel bei der Hasenjagd ist es seinen eigenen Ballon so nah wie möglich an dem Landepunkt des Hasen-Ballons herunter zu bringen. Und der lag heute eben auf einer Wiese, an deren Rand eine Siedlung lag. Bei über 60 mitmachenden Ballons kommt es dann schon einmal vor, dass ein paar davon in der Nähe von Häusern nieder gehen.
Wichtig war, dass niemand verletzt wurde, weder Ballonfahrer noch Hausbesitzer. Ein paar abgebrochene Zweige, ein paar Furchen im Rasen, ein oder zwei zertrampelte Blumenbeete - der Schaden hielt sich in überschaubaren Grenzen.
Es war eine Mordsgaudi für alle Beteiligten, Aktive und Zuschauer. Nachdem mein erster (und bis dahin einziger) Versuch die Ballonrennen des Alabama Jubilee mitzuerleben vor zwei Jahren am widrigen Wetter, das den Aufstieg der Ballone verhindert hatte, gescheitert war, hatten wir heute perfektes Flug- und Fotografierwetter.Von den Vorbereitungen über den Start bis hin zur Landung konnten wir (ich hatte unseren Großen mit dabei) alles hautnah mit erleben.
Und auch James wird sich wohl bald wieder beruhigt haben - nach einer guten Stunde voller Hektik und Betriebsamkeit hatten die Balloncrews ihre Fluggeräte wieder eingepackt und in ihre Anhänger verladen und waren auf dem Weg zum Frühstück.Und hinterließen ein paar abgebrochene Zweige, zertrampelte Blumenbeete und ein paar gute Geschichten, die James und seine Nachbarn sicherlich noch jahrelang ihren Freunden und Arbeitskollegen erzählen werden  ...


Friday, May 27, 2011

Shameless

Nach der Tornado-Katastrophe im April rollte eine Welle der Hilfsbereitschaft über Nord-Alabama. Jeder wollte etwas beitragen und helfen, und so waren dann schließlich tausende Menschen mit Kleider-, Essen- und sonstigen Sachspenden im Auto unterwegs.
Nicht dass das irgendwie organisiert gewesen wäre - meine Frau hatte große Schwierigkeiten unsere Spenden überhaupt los zu werden. Erst in der dritten oder vierten Kirche war man bereit, ihr die Sachen ab zu nehmen. Aber, so wurde sie gleich darauf hin gewiesen, da man keine Kapazitäten habe um die Sachen auch zu sortieren und an die Bedürftigen zu verteilen, würde man sie eben im Moment nur sammeln und nichts weiter damit machen. Daraufhin ist sie eben gleich da geblieben und hat mit geholfen - für zwei Wochen dann jeden Tag.
Es war eine Erfahrung, die alles beinhaltete - Ernüchterung, Ärger, Empörung, Hilflosigkeit, Frustration und ja, auch ein wenig Freude.

Die Organisation der Hilfsmaßnahmen wurde überwiegend durch einige (aber längst nicht alle) örtlichen Kirchen durchgeführt. Die haben einfach die Mittel, Möglichkeiten, die Manpower und Räumlichkeiten um so etwas zu stemmen.
In den örtlichen Zeitungen war ein Aufruf abgedruckt, dass jeder der nicht direkt mit einer der helfenden Kirchen verbunden war, sich täglich in Huntsville bei einer zentralen Stelle melden sollte, die dann die Leute je nach Bedarf verteilen würde. So weit die Theorie. In der Praxis hieß das Chaos, Leute die im  Norden wohnten und nach Süden geschickt wurden, stundenlanges herumstehen bis man abgefertigt wurde, Kirchen die keine Hilfe angefordert hatten und die dann mit Helfenden überschwemmt wurden und so weiter.
Meine Frau, als gute Deutsche mit dem Prinzip der zentralen Organisation und Zuständigkeit vertraut, marschierte also am zweiten Tag ihrer Hilfsmission auch dorthin. Nachdem sie aber mit bekommen hatte wie das dort lief, ist sie dann lieber schnurstracks wieder zu der Kirche gefahren, in der sie schon am Vortag mit geholfen hatte.

Good Shepherd United Methodist Church ist eine dieser typischen Kirchen, von denen es hier zehn pro  Quadratkilometer gibt. Die Methodisten waren bei der ganzen Hilfsaktion an vorderster Front, gefolgt von den Baptisten. Das liegt zum einen daran, dass diese beiden Konfessionen hier im Süden sehr stark vertreten sind, zum anderen aber sicherlich auch daran, dass Methodisten ganz allgemein sehr praktische, zupackende Menschen sind. Eigentlich ist meine Frau ja Mitglied der lutheranischen Kirche hier am Ort, aber dort war man sehr zurückhaltend mit Soforthilfe und  musste die Situation erst einmal gründlich überdenken.

Wie also sah der typische Tag in Good Shepherd aus?
Hilfsgüter sortieren, vor allen Dingen Kleidung, Kleidung und noch mehr Kleidung. Nach ein paar Tagen war die große Versammlungshalle, die als Lager umfunktioniert worden war, brechend voll mit riesigen Kleiderhaufen. Es kam weitaus mehr herein als heraus ging, denn die Menschen, denen durch die Tornados das Dach über dem Kopf weggeblasen worden war, brauchten vor allem Nahrungsmittel und Dinge des täglichen Gebrauchs. Kleidung wurde eher selten nachgefragt.
In den ersten paar Tagen, als die Organisation bei Good Shepherd noch nicht rund lief, wurde dort sehr viel Lehrgeld bezahlt.
Eine der Lehren, die nach und nach umgesetzt wurden war, dass sämtliche Spenden, so weit es ging, aus ihren Originalverpackungen heraus genommen wurden und mit dickem Marker 'Good Shepherd' darauf geschrieben wurde. Damit wurde verhindert, dass irgendwelche Schlaumeier zum Beispiel eine Packung Windeln bei Good Shepherd abgriffen, um sie dann im nächsten Supermarkt "zurück zu geben". Die meisten Geschäfte hier verlangen nämlich beim Umtausch von waren im Geiste der Kundenfreundlichkeit einen Kassenzettel nur dann, wenn man den Betrag auf die Kreditkarte zurück gebucht haben will. Bei Barzahlung geht das auch ohne Bon.
Schäbiges Verhalten? Absolut. Aber im allgemeinen Chaos nach den Tornados ein sehr häufiges Vorkommnis, leider. Klar ist das Diebstahl - aber die Polizei hat im Moment ganz andere Prioritäten und so ist das für die Schweinepriester ein recht geringes Risiko. Und ein lukratives Geschäft noch dazu. Pro Tag zehn Windelboxen bei zehn verschiedenen Kirchen abgegriffen und, schwupps, hat man dreihundert Dollares in der Tasche.

Und dann sind da die Leute, die selbst im Elend - nicht ihrem eigenen, dem der anderen - ein Anspruchsdenken an den Tag legen,, dass es einem die Sprache verschlägt.
Als sich die Organisation nach einer halben Woche oder so einigermaßen eingependelt hatte und in Good Shepherd so eine Art kleiner Supermarkt mit den gespendeten Waren aufgebaut worden war, konnte ein anderes recht schäbiges Verhalten beobachtet werden.  
Dämchen (meist mit etwas dunklerer Hautfarbe), goldkettenbehängt, Handy ans Ohr getackert, fahren im dreissigtausend Dollares Mittelklassewagen vor und gehen handtaschenschwenkend auf Shopping Tour. Für lau natürlich, denn die Spenden werden ja nicht verkauft, sondern an Hilfsbedürftige verteilt. Und auch an diejenigen, die die Chuzpe haben sich selbst als hilfsberechtigt einzustufen, nach dem Denkmuster "ich bin zwar kein Tornado-Opfer aber als unterdrückte Minderheit hier auch arm dran und habe daher das Recht mich hier ungeniert zu bedienen ...".
Das gipfelt dann darin, dass die - überarbeiteten, freiwilligen - Helfer hinter den Tischen mit den Hilfsgütern angemacht werden, weil sie nicht die Cerealiensorte vorrätig haben, die man bevorzugt.

Grundsaetzlich gibt es keine  Möglichkeit den Missbrauch ganz abzustellen, nur der hilflose Versuch ihn auf ein erträgliches Maß einzudämmen.
Und so wurden dann nach einer Weile, mit zusätzlichem Aufwand für die Helfer, schließlich jeden Morgen Hilfspakete zusammengestellt, mit allem notwendigen darin für den Tag - Essen und Trinken, Toiletten- und Hygieneartikel, und so weiter. Das wurde dann, statt der Supermarktselbstbedienung, an die Bedürftigen verteilt - take it or leave it. Wer wirklich Not litt, der nahm es gerne und mittlerweile kannte man seine Pappenheimer ja auch. Trotzdem gab es einige unfreundliche Auseinandersetzungen mit enttäuschten "Kunden" - starke Nerven waren sehr gefragt in diesem "Job".

Nach zwei, drei Wochen wurden die Hilfestationen dann langsam eine nach der anderen wieder abgebaut. Die erste Not war überstanden, die meisten Bedürftigen hatten bei Familie oder Freunden Unterschlupf gefunden, die Versicherungen zahlten, die Arbeitsstellen hatten wieder geöffnet, Benzin, Strom und Wasser war wieder vorhanden, die Trümmer waren von den Straßen geräumt und das Leben normalisierte sich langsam wieder.
Was blieb waren die ungeheuren Berge von Kleidung, die sich in den Kirchen angesammelt hatten. Die wurden dann generell en masse an Stoffverwertungsfirmen verkauft und das Geld den allgemeinen Hilfsfonds der Kirchen zugeführt.
Heute, einen Monat nach den Tornados, sind die Wunden noch sichtbar und der Schrecken noch allgegenwärtig. Aber durch die selbstlose Hilfe von abertausenden Freiwilligen hat es keine Toten durch den zeitweiligen flächendeckenden Zusammenbruch der zivilisatorischen Infrastruktur gegeben. Hunger, Durst, Erschöpfung, Kälte oder Wind und Wetter wurden durch die Hilfe dieser Menschen aus der Gleichung heraus genommen. Viele haben alles verloren, doch wir alle haben auch etwas gewonnen - für ein paar Wochen das Gefühl, alle in einem Boot zu sitzen und in einer Notsituation zusammen zu stehen. Für meine Frau, so frustrierend und ernüchternd ihr Hilfseinsatz bei Good Shepherd auch teilweise war, überwiegte dann am Ende doch das Gefühl zu etwas sinnvollem und notwendigem beigetragen zu haben.

Blue and Gray Museum

Im Oktober 1864 versuchte eine 39000-Mann starke Konföderierte Armee unter Generalleutnant Hood von Georgia kommend in Alabama über den Tennessee zu setzen. Nachdem die ersten Versuche bei Guntersville wegen der Anwesenheit von Unions-Flusskanonenbooten und starker Verteidigungskräfte keinen Erfolg versprachen zog man 40 Meilenn weiter nach Decatur, um es dort erneut zu versuchen.
In der darauf folgenden Schlacht gelang es den zahlenmäßig ungefähr zehnfach unterlegenen Unionstruppen, die diesen Flussabschnitt verteidigten, aufgrund clever angelegter Verteidigungswerke sämtliche Angriffe der Konföderierten unter großen Verlusten für den Gegner abzuwehren.
Nachdem General Hood unverrichteter Dinge wieder abgezogen war, brannten die Unionstruppen die Stadt Decatur nieder und zogen sich nach Tennessee zurück

Heute ist Decatur eine Stadt mit gut 60000 Einwohnern, in der die Bürgerkriegsgeschichte ein Dasein im Verborgenen fristet und nur noch am Rande für die Touristenwerbung verwendet wird. Es gibt ein paar Erinnerungstafeln im Stadtgebiet, jährlich wird die Schlacht um Decatur an einem Wochenende im September (da ist das Wetter besser als im Oktober ...) von der örtlichen Civil War - Reenactmentruppe nach gespielt - und das war es dann auch schon.
Nun ja, nicht ganz. Denn da gibt es noch Robert Parham, der hier das größte private Bürgerkriegsmuseum in den USA betreibt. Angeschlossen ist ein Laden in dem er mit Bürgerkriegsdevotionalien handelt - ausgegrabene Pistolen, Säbel, alte Fahnen, Kanonenkugeln, Uniformknöpfe, Gewehrkugeln und vieles andere mehr.

Das Museum ist ein regelrechte Waffensammlung - es wurden damals von beiden Seiten ungefähr 500 verschiedene Gewehrtypen genutzt und er hat so ziemlich alle davon in seinen Vitrinen. Dazu noch Kanonenkugeln, Uniformen, Säbel, Pistolen, Trommeln, Steigbügel und ein  in Harz gegossenes originales Stück Hartzwieback, das vor ein paar Jahren bei einer Dachbodenausräumung in einer Kiste mit anderen Bürgerkriegssachen gefunden worden war.
Die eigentliche Attraktion aber ist Robert selbst. Da weder sein Laden noch sein Museum von den Kunden überlaufen werden hat er Zeit um Geschichten zu erzählen - wie er einzelne Stücke seiner Sammlung ergattert hat, wie man damals gelebt hat, wie bestimmte Gewehre benutzt wurden, woher sie kamen, wie er als Kind in Decatur beim Spielen noch selber Artefakte im Boden gefunden hat, was seine Frau dazu sagt dass er gerade dabei ist für viertausend Dollar einen Unions-Kavalleriesäbel mit reichen Gravuren in Top-Zustand von einem Typen in Nashville zu erwerben. Er nimmt sich gerne Zeit, denn das hier ist der Süden, für so etwas ist immer Zeit und er liebt es über die Geschichte seiner Heimat zu erzählen, nicht so sehr über den Krieg sondern über die Menschen, die kleinen Geniestreiche die das Alltagsleben damals auch ohne Elektrizität und fließendem Wasser erträglich gemacht haben, über Veteranen, über Decatur und Alabama.
Das Bild zeigt ihn mit einem Säbel den er zum Verkauf anbietet - für rund zweieinhalb tausend Dollares. Eigentlich ist er gute viertausend wert aber in der derzeitigen miesen Wirtschaftslage ist er froh, wenn er ihn überhaupt los wird.
Es ist ein Unions-Kavalleriesäbel mit einer Klinge aus Klingenthal, Thueringen. Das reicht verzierte Griffstück aus Bronze ist von Tiffany"s in New York. Ja, das berühmte Tiffany's der teuren Schmuckstücke. Es gab damals schon einige Dandys, die mit solcherart Kostbarkeiten in die Schlacht gezogen sind. Nur vom Feinsten.
Wenn ich Zeit habe werde ich demnächst nochmal hinfahren und mir den neuen Säbel anschauen - der soll noch reicher verziert sein. Und bestimmt hat Robert dann eine interessante Geschichte zu Herkunft und Schicksal dieser Waffe zu erzählen ...


Wednesday, May 25, 2011

Locked

Ich gehe jede Woche dreimal Morgens vor dem Dienst schwimmen im örtlichen YMCA. Auch unseren Großen schleppe ich dazu mit, damit er auch mal ein bisschen Sport treibt.
Das Indoor-Schwimmbad im Y hier in Madison ist nicht so besonders groß, gerade mal genug Platz für vier Bahnen nebeneinander hat es, bei fünfundzwanzig Metern Länge - nicht gerade olympische Ausmaße aber dafür auch nicht so überlaufen.

Nach den üblichen 30 Bahnen bin ich dann heute Morgen wie immer unter die Dusche und dann zurück zum Spind in dem meine Sachen waren. Den Spind hatte ich wie immer mit einem Vorhängeschloss gesichert.
Ich hatte mir extra eine teurere Variante gekauft, mit tatsächlichen Rastpunkten auf dem Ziffernblatt, nicht nur aufgedruckten Strichen bei denen man nie sicher ist ob man nun auch den richtigen getroffen hat.
Denn die Zahlenschlösser, die es hier gibt, sind von der Machart "Single-Dial" (oder auf Neudeutsch "Safe-Schließwerk"), das heißt sie haben eine zentrale Wählscheibe vorne, die man mehrmals in entgegen gesetzte Richtungen drehen  und jeweils an einer bestimmten Stelle (Zahl) stoppen muss um das Schloss zu öffnen.
Bei meinem Schloss ging das so: Das Rad auf Null stellen, dreimal über Null nach rechts drehen, weiter bis zur 4, danach nach links drehen, über die 4 bis zum T, dann wieder nach rechts drehen bis zur 9.
Hört sich kompliziert an. Und es dauert. Ein deutsches Schloss mit drei Walzen hat man in fünf Sekunden auf, bei einem amerikanischen Schloss steht man eine gute Minute tropfend und frierend vor seinem Spind, bevor man ihn auf hat.

Oder sogar noch länger, wie ich heute. Denn mein Schloss ging nicht wieder auf. Irgendwie hatte sich wohl die Zahlenkombination verstellt als ich es zugemacht hatte (so meine Vermutung) - das sollte natürlich nicht vorkommen, tut es aber leider manchmal. Made in China eben. Alles Schrott. Außen Metall, innen Plastik. Made in China. Billiger Schrott.
Nun stand ich da also, tropfend und halbnackt und ohne Kleider und alles wackeln und fluchen und zerren und nochmal probieren fruchtet nichts. Zum Glück lässt sich der Große mit dem Anziehen nach dem Schwimmen immer sehr viel Zeit. Also rein in die Jugendumkleide, da war er noch. Hast Du Dein Handy dabei? Ja, das liegt im Schulranzen. Klasse, der ist im Auto und die Autoschlüssel sind sicher verstaut in meinem Spind.Dann geh mal an die Anmeldung und frag mal ob Du von da aus telefonieren kannst. Ruf Mama an, dass sie mir schnell Klamotten vorbei bringt.
Das tat er dann auch und kam bald darauf mit der Nachricht wieder, dass Mama unterwegs sei. Und mit einem Bolzenschneider. Anscheinend wurde der hier öfter mal gebraucht - klar, bei all den Schlösser die Made in China sind ...
Also das Schloss geknackt, meine Frau angerufen, angezogen, den Großen noch pünktlich  zur Schule gebracht und ich auch noch einigermaßen pünktlich in den Dienst gekommen.

Damit mir das nicht noch einmal passiert habe ich dann gleich ein paar vernünftige Abus-Zahlenschlösser in Deutschland bestellt. an so etwas denkt man ja nicht, wenn man in die USA zieht. Klar werden die hier auch Zahlenschlösser haben, ist ja nicht Takatukaland. Tatsache ist, dass vieles hier von minderer Qualität ist und es gute Qualität wie in Deutschland teilweise selbst für viel Geld gar nicht mehr gibt. Alles nur noch billiges Schrottplastik mit einer Lebensdauer von ein paar Monaten. Siehe unsere Brotmaschine, deren Plastikgetriebe nach zwei Jahren abgeraucht ist.
Also bringt man sich besser ein paar Dinge aus Deutschland mit - wie zum Beispiel Zahlenschlösser. Dann muss man später nicht nachbestellen und zu seinen Eltern schicken lassen - Mama, wenn die Dinger ankommen bitte eintüten und mir schicken ...

Ach ja, noch eine völlig nutzlose aber  doch recht interessante Information: Die Marke Master Lock, von denen das Schloss ist, gehört zur gleichen Unternehmensgruppe wie Kümmerling und Jim Beam. Passt doch Klasse zusammen, oder ...?!

Und noch eine Info, genauso nutzlos wie die erste: Die Firma Abus befindet sich seit 1924 im Familienbesitz und wird nach christlichen Unternehmensgrundsätzen geführt. Abus ist der Weltmarktführer bei Vorhängeschlössern. So wird das gemacht ...!

Saturday, May 21, 2011

Mooresville

Der kleine Ort Mooresville liegt am Interstate 565, auf halber Strecke zwischen Huntsville und Decatur und zur Zeit leben gut sechzig Personen dort.
Was diese Siedlung so einzigartig macht ist ihre Unversehrtheit - die Häuser dort stammen zum großen Teil noch aus der Zeit vor dem Bürgerkrieg (1861-1865) und in Mooresville steht das älteste noch im Originalgebäude operierende Postamt der USA (seit 1840).

Die ersten Siedler kamen 1805 nach Mooresville und 1818 wurde der Ort dann als erste Stadt im Staat Alabama anerkannt - wobei Alabama selber erst ein Jahr später offiziell ein Staat wurde. Die ältesten noch erhaltenen Häuser in Mooresville stammen aus der Zeit um 1830 herum und sind heute wie damals bewohnt. Mooresville ist kein Museumsdorf, sondern ein ganz normaler Ort - mit sehr gut erhaltenen alten Häusern eben. Und in einer der beiden Kirchen hat einmal der spätere US Praesident James A. Garfield gepredigt, während in einem der ältesten Haeuser der spätere Praesident Andrew Johnson während seiner Schneiderlehre lebte.
Jede Menge Historie ist da also in diesem kleinen Ort versammelt. Und alle zwei Jahre am dritten Wochenende im Mai machen die Mooresviller dann eine sogenannte Walking Tour. Dann werden die (sehr wenigen ...) Straßen für Autos gesperrt und die Häuser und Gärten für das (zahlende) Publikum geöffnet.
Die Bewohner schmeißen sich dann in Schale und zwar in die, die so um die Bürgerkriegszeit herum in Mode war.
An jeder Ecke spielen Bluegrassbands auf und jede Menge Kunsthandwerker (natürlich auch in zeitgemäßer Gewandung) säumen mit ihren Ständen die Straßen.
Wir haben heute einiges Geld für eine handgeschnitzte Schüssel, zwei handgemachte Messer und zwei CDs einer Bluegrass-Gospel Familienband (The Carell Family) aus der Gegend ausgegeben.
Und einige sehr interessante Dinge über das Leben der Leute hier in Nordost-Alabama zur Zeit des Bürgerkrieges erfahren.
Das einzige was wirklich sehr gestört hat waren die Unmengen an Zikaden, die in den Unmengen an Bäumen, die dort überall die Straßen säumen, gesessen haben und munter "musizierten" - das war so laut, dass man teilweise die echten Musiker nicht mehr hörte, selbst wenn man direkt vor ihnen stand.
So schön, idyllisch und malerisch der Ort auch sein mag, mit schattigen Alleen, wirklich nüdeligen Häusern, ohne Hektik und ohne Verkehr, dafür mit ganz viel Flair und Vergangenheit, würde ich mich doch mit Händen und Füßen dagegen sträuben dort zu wohnen - es ist einfach viel zu laut im Sommer ...



It's the End of the World ...

Heute Punkt 6 Uhr Abends Ortszeit ist die Welt untergegangen. Also vor fünf Minuten ...
Na ja, so ganz richtig ist das nicht - die Welt, inklusive Universum und dem ganzen Kladderadatsch wird erst in fünf Monaten untergehen. Und dabei alle Sünder, das  sind 97% der Weltbevölkerung, in die ewige Verdammnis verbannen. Die restlichen 3% sind gerade eben, nämlich vor fünf Minuten, gen Himmel gefahren. "Rapture" nennt man das hier, das ist die Theorie von der besonderen Belohnung für die Gerechten, jene 3% die vor dem Tag des jüngsten Gerichts, also heute in fünf Monaten, in den Himmel geholt werden. Wieso gerade 3% und nicht mehr oder weniger weiß ich nicht. Ist halt so. Steht bestimmt irgendwo in der Bibel - natürlich nur, wenn man den Geheimcode zischen den Zeilen  entziffern kann.

Den genauen Termin dieser beiden Ereignisse hat ein Reverend Camping ausgerechnet. Der hatte das schon einmal, nämlich für 1994, vorhergesagt. Dazu ist es dann aber damals doch nicht gekommen. Er hatte sich verrechnet.
Aber diesmal ist es ganz bestimmt korrekt - kann ja gar nicht anders sein, denn die Bibel lügt nicht. Wie er auf die Daten gekommen ist? Ganz einfach (nachfolgendes ist schamlos aus einem Spiegel-Online Report geklaut - das ist einfach zu gut geschrieben, so gut bekäme ich das nie hin):
Die Zahl 5 bedeutet seiner Meinung nach "Sühne", 10 ist die "Vollständigkeit" und 17 steht für "Himmel". Warum das so sein soll, weiß wohl nur Camping. Weiter im Text: Jesus soll am 1. April des Jahres 33 gestorben sein. Zählt man die Jahre bis zum 1. April 2011, ergibt sich die Zahl 1978. Jetzt multipliziert Camping 1978 mit 365,2422. Warum? Weil 365,2422 die Anzahl der Tage in einem tropischen Jahr sei. Das ist der Zeitraum zwischen zwei Frühlingstagundnachtgleichen. Okay, das stimmt nicht ganz. Der korrekte Wert liegt bei 365,24219052 Tagen, beziehungsweise 365 Tagen, 5 Stunden, 48 Minuten und 45,261 Sekunden.
1978 multipliziert mit 365,2422 ergibt dann 722449 - zumindest wenn man die Nachkommastellen vernachlässigt. Vom 1. April bis zum 21. Mai sind es 51 Tage. Addiert man 51 zu 722449, dann ergibt das 722500. Außerdem ergibt 5 mal 10 mal 17 multipliziert mit 5 mal 10 mal 17 ebenfalls 722500. Oder, wie Camping es sagt: "Sühne mal Vollständigkeit mal Himmel zum Quadrat".
"5 mal 10 mal 17 erzählt eine Geschichte", sagte Camping dem "San Francisco Chronicle". "Es ist die Geschichte der Zeit, als Christus für unsere Sünden starb bis zu unserer kompletten Erlösung. Ich sagen Ihnen, ich bin fast vom Stuhl gefallen, als ich das entdeckte."
Und deswegen geht nun am 21. Mai die Welt unter. Sagt Camping.

Nun ja, Pech gehabt, schon wieder verrechnet. Alle meine Nachbarn sind noch da und die sind alle ganz furchtbar nett und würden sich garantiert für diese Himmelfahrt qualifizieren.
Damit fällt dann der Weltuntergang im Oktober wahrscheinlich auch aus - muss ich meine Stromrechnung wohl jetzt doch bezahlen ...

Saturday, May 14, 2011

Rocket City Rumble

Rrrrriot Girrrrlz.
Mit jeder Menge Tattoos am Körper, überall Metallteile die durch die Haut und das Fleisch gestochen sind, grell gefärbte Haare, enge schwarze Jeans, Schlabbershirts und Doc Martens. Punk lebt und er tobt auf Rollschuhen durch die Gegend.

Nun schon zum dritten Mal veranstalteten die Dixie Derby Girls aus Huntsville das Rocket City Rumble, ein Turnier mit einem halben Dutzend Roller Derby Mannschaften.
Was Roller  Derby ist? Frauen zwischen Achtzehn und Mitte Vierzig, die auf Rollschuhen im Kreis laufen und dabei versuchen sich gegenseitig so zu blocken dass der Gegner keine Punkte erzielt während man selbst punktet. Das tut man, indem ein designierter Skater, der Jammer, die gegnerische Mannschaft überholt. Für jedes Mitglied des Gegners gibt es einen Punkt, und einen Zusatzpunkt wenn man auch noch deren Jammer überrundet. Ganz einfache Regeln also.

Angefangen hat dieser Sport bereit vor mehr als hundert Jahren, damals noch als Ausdauerrennen im Stile eines Sechstage-Rennens im Radsport. Im Jahre 1938 hat dann ein findiger Promoter den Körperkontakt eingeführt, was in der Hochzeit des Sports in den 1950er und 1960er Jahren, zusammen mit knappen Outfits und provokativer Vermarktung zu einer Zirkusveranstaltung wie etwa das Wrestling degenerierte.
In den 1970er Jahren starb Roller Derby durch einige Faktoren, einer davon die Ölkrise von 1973, fast völlig aus.
Erst zu Beginn des neuen Jahrtausends wurde Roller Derby, diesmal als reiner Frauensport, wiederbelebt und erfreut sich mittlerweile wachsender Beliebtheit.
Dabei vermischen sich beim neuen  Roller Derby ein provokativ zur Schau getragener Punk-Lifestyle mit feministischen Untertönen und dem Anspruch eine ernst zu nehmende Sportart zu betreiben.
Obwohl bei den Veranstaltungen Eintritt genommen wird und über T-Shirt und sonstige Fan-Artikel Verkäufe Geld eingenommen wird, ist es keine professionelle Sportart, sondern die Mitglieder der Teams sind alle Amateure - auch das gehört zum Selbstverständnis der Frauen, die den kommerziellen Ausverkauf ihrer Sportart ablehnen. Sie machen das vor allen Dingen um mit Gleichgesinnten Spaß zu haben.

Zum Spaß gehört auch, dass jede Skaterin einen Kampfnahmen hat. Syko Path, Asian Invasion, Chocolate Demolition, Femifist, Rosie the Wrecker, Cherry Bloodbath ... Wortspiele, Verballhornungen, oder auch nur ganz einfache, möglichst gefährlich und brutal klingende Namen werden gewählt.
Auch das Outfit spielt eine große Rolle - es erinnert an Madonna in den 1980er Jahren. Netzstrümpfe, möglichst dekorativ zerrissen, knappe Shirts und Hot Pants, manchmal noch eine mehr oder weniger wilde Gesichtsbemalung, Nietengürtel, und überall Totenköpfe und Tattoos. Hier kann sich Frau noch einmal so richtig austoben, sich mit ihren Freundinnen verkleiden und für einen Nachmittag in eine Rolle schlüpfen. Mit fünf war es die Prinzessin, mit fünfunddreißig ist es das Riot Girl.

Das habe ich mir also heute angesehen. Roller Derby kannte ich aus alten Hollywood-Filmen und hatte das für ein Phänomen der Rock'n'Roll Ära gehalten.
Aber seit 2004 gibt es auch in Huntsville einen Ableger und die richten, wie schon erwähnt, einmal im Jahr ein großes Turnier aus.
Diesmal waren Mannschaften aus Atlanta, Houston, Memphis, Tallahassee und Tulsa, Oklahoma, dabei.
Ausgetragen werden die "Bouts" im der hiesigen VonBraunCenter, in einer Nebenhalle mit Betonfußboden. Das ist zwar prima um Rollschuh darauf zu laufen aber nicht so prickelnd wenn man mal hin fällt - oder besser hingefallen wird. So richtig brutal geht es zwar nicht zu aber die Mädels tragen ihre Knie-, Hand- und Ellenbogenschützer und die Helme nicht wegen als Modeaccessoires.
Toll ist, dass man als Zuschauer ohne Absperrung direkt neben dem mit farbigen Klebeband markierten "Spielfeld" sitzen darf. Allerdings muss man da schon aufpassen dass einem nicht plötzlich die Rollschuhe um die Ohren fliegen wenn geblockt, gestoßen und hingefallen wird.
Auch sind nicht alle Skater, nun, sportlich athletisch. Einige, oder sogar relativ viele, sind eher quadratisch praktisch. Und alle Altersklassen sind vertreten, wobei aber die meisten in ihren Zwanzigern sein dürften. Auch noch anzumerken ist, dass es überwiegend weiße Frauen sind und nur ganz wenige Farbige dort mit machen. Hat vielleicht was damit zu tun, dass man Tattoos auf dunkler Haut nicht so gut sieht ...
Na ja, wird wohl eher daran liegen dass Punk und Feminismus auch eher aus der weißen Kultur kommen und dort verwurzelt sind.

So wie ich das mit bekommen habe, ist die Party nach dem Turnier noch wichtiger gewesen als das Turnier selbst. So ganz dollen Zuspruch hat das Turnier von Seiten der Huntsviller dann auch nicht gehabt. Es waren vielleicht so gegen dreihundert zahlende Besucher dort, viele von denen erkennbar Freunde und Familie einzelner Skater.
Aber mir hat es Spaß gemacht - war mal etwas anderes und der dargebotene Sport war sehr unterhaltsam. Am spannendsten waren aber natürlich die Leute, die sich da herum trieben. Ein bizarres Punk-Paralleluniversum in das ich da hinein geschielt habe ...


Monday, May 9, 2011

Magnolia Terrace

Freunde von uns, Sharron und Tony Triolo, leben in Magnolia Terrace in Athens, Alabama. Er ist Berufsfotograf und sie arbeitet für eine der vielen kleinen Unterstützungsfirmen hier in der Rocket City.
Seit dem 27. April sind sie allerdings ohne feste Unterkunft. Einer der 23 Tornados, die Nord-Alabama so heftig getroffen haben, hat nämlich auch ihr Haus in Mitleidenschaft gezogen. Zwar steht die linke Hälfte noch, doch wird wohl die gesamte Struktur so in Mitleidenschaft gezogen worden sein, dass nur noch eines übrig bleibt - Abriss. Dabei sind sie erst vor wenigen Jahren dort hin gezogen - und haben dabei eine größere Hypothek aufgenommen als sie eigentlich wollten. Aber das Haus war groß und repräsentativ, das Geld war billig und die Zinsen günstig, der amerikanische Traum halt. Man kann nur hoffen, dass sie gut versichert waren - auch was das Auto angeht, denn das dürfte auch nur noch Schrottwert haben ...


Auch die anderen Häuser in Magnolia Terrace sind übel zugerichtet worden - gut dreiviertel der Gebäude sind unbewohnbar oder völlig zerstört.


As good as new

Das ging dann doch sehr schnell. Heute Morgen kurz beim Vermieter Bescheid gesagt, der sofort den Klempner raus geschickt, aha, neuer Heizkessel muss her, einen kaufen gegangen, eingebaut und um 12 Uhr mittags hatten wir dann wieder Wasser - warmes und kaltes.

Allerdings sollte ein deutscher Handwerker, mit drei Jahren Lehre, vielleicht sogar einem Meistertitel, nicht so genau hin gucken ... auch Du nicht, Papa ...:). Den Durchbruch in der Wand hätte man ja auch noch abdichten können und dass die eine Leitung jetzt direkt vor dem Kessel entlang läuft anstatt dahinter, weil der neue Kessel etwas größer ist und daher die Länge nicht mehr ganz gepasst hat - geschenkt. Alles nur Kosmetik, die Hauptsache ist, dass wir wieder Wasser haben - warmes und kaltes, fließend.

Saturday, May 7, 2011

Belinda's Goats

Nicht nur Zerstörung und Verlust haben die Tornados gebracht, sondern für einige wenige auch unerwarteten Gewinn. Die Sekretärin meines Chefs, Belinda, wohnt in Elkmont, einem kleinen Kuhdorf an der Grenze zu Tennessee.
Von den Tornados sind sie dort verschont geblieben, es hat hat ordentlich geblasen und geregnet.
Als Belinda dann am nächsten Morgen zur Koppel in der sie ihre Pferde hat gefahren ist, um nach zu sehen ob die Tierchen das Unwetter überstanden hatten, fand sie dort Rechnungen, Bilder und einen Teil einer Wandtapete aus einem Jugendzimmer im Gras. Die Rechnungen wiesen eine Adresse in Phil Campbell aus, einem Ort mit knapp über tausend Einwohnern ungefähr 120 Kilometer südwestlich, der von den Tornados fast gänzlich zerstört wurde.
Und dann waren da noch die fünf Ziegen, die vorher nicht dagewesen waren ... ein Bock, eine Ziege und drei Jungtiere.
Zerzaust und sichtbar mitgenommen grasten sie zwischen ihren Pferden. Da die Zäune der Koppel und auch das Gatter unbeschädigt waren, gab es nur eine plausible Erklärung - der Sturm hatte sie dort hin getragen.
Aus Phil Campbell, 120 Kilometer weit?
Sie fragte bei ihren Nachbarn herum aber keiner von denen vermisste irgendwelche Ziegen. Was also tun? In Phil Campbell kannte sie niemanden den sie hätte fragen können und so lässt sie die Tierchen halt da wo sie jetzt sind. Vielleicht wird sich mit der Zeit ja eine Spur auftun, die sie zum Besitzer führt.
Und ja, es ist durchaus nichts ungewöhnliches dass Trümmer, Papiere und auch Menschen und Tiere von einem Tornado fortgerissen und weit entfernt wieder "ausgespuckt" werden.
Da gibt es die Geschichte von der Familie, die von einem der Tornados überrascht wurde und der Vater gerade noch die beiden kleinen Söhne aus ihren Zimmern in den Stormshelter bringen konnte. Zu seinem Achtjährigen kam er nicht mehr, musste sogar hilflos mit zu sehen, wie der Junge vom Tornado aufgesogen und fort getragen wurde.
Ein paar Stunden später, die Familie suchte verzweifelt in den Trümmern ihres Hauses und der Umgebung nach dem Sohn, kam er auf der Straße angehumpelt. Der Tornado hatte ihn einige Meilen weiter auf einem Feld wieder ausgespien und außer ein paar Kratzern und Prellungen hatte er keine Verletzungen davon getragen.
Und auch die Geschichte von der Bibel, die von einer zerstörten Kirche hier bis ins über 300 Kilometer entfernte Knoxville in Tennessee getragen wurde ist zwar unglaublich aber durchaus glaubhaft.
Tornados tun so etwas und manchmal landen dann eben Ziegen auf einer Wiese in Elkmont ...

Can't catch a break

Heute hatten meine Frau und ich Hochzeitstag. Einen zum sich immer dran erinnern.
Nachdem wir ja letzte Woche die Tornados und den darauf folgenden fünftägigen Stromausfall glimpflich überstanden hatten, und eine unserer Kreditkarten von einem Betrüger benutzt worden war, jetzt also dieses - Wasserrohrbruch in der Garage.
Nun ja, eigentlich war kein Rohr gebrochen, sondern der Heizkessel für unser Warmwasser hatte ein Leck bekommen. Da war irgendeine Manschette durch gerostet und nun klaffte da ein drei Zentimeter weites Loch aus dem munter das Wasser heraus sprudelte.
Zum Glück haben wir das relativ bald bemerkt - aber dann war die große Frage, wo ist der Haupthahn bei dem Haus. Schnell die Notfallleitung des Wasserwerkes angerufen und der freundliche Mitarbeiter führte uns dann - mit Taschenlampen bewaffnet, denn es war mittlerweile nach Sonnenuntergang und dunkel geworden - per Telefon zum Bürgersteig. Dort war eine Klappe im Boden unter der sich der Wasserzähler und das Absperrventil befand. Das natürlich auch fest gegammelt war. Aber meine Frau macht ja zum Glück Krafttraining und schließlich gelang es ihr das Wasser zu unserem Haus ab zu stellen.
Jetzt sitzen wir also auf dem Trockenen und können mal vergleichen was schlimmer ist - keinen Strom oder kein Wasser zu haben.
Ich bin nur noch genervt, hatte ich mir für Montag doch Urlaub genommen um das zu erledigen was während der stromlosen Tage - an denen ich übrigens auch Urlaub hatte - liegen geblieben war. Statt dessen werde ich mich wohl mit der Versicherung herum schlagen müssen, mit dem Vermieter, mit Handwerkern ... wie gesagt, nur noch genervt, ich kriege nichts mehr erledigt und bin nur noch mit Krisenmanagement beschäftigt.

Nun ja, ich hoffe nur dass wir durch sind mit Krisen und Katastrophen bevor dann in zwei Wochen die Oma aus Deutschland zu uns kommt ...

Friday, May 6, 2011

Got him

Der Teufel ist tot. Nein, nicht Osama bin Laden, der Massenmörder, sondern der Leibhaftige Satan. Von nun an wird nur noch Frieden in der Welt sein und alle werden sich ganz doll lieb haben und vertragen ...
Könnte man meinen, wenn man den Jubel und die Freude hier erlebt hat, nachdem die Nachricht von der Navy Seal Operation in Pakistan letztes Wochenende über das Radio kam (wir hatten da ja immer noch keinen Strom und waren auf batteriebetriebene Kommunikation angewiesen ...).
Nach einer guten Woche, jetzt da auch al-Kaida selbst den Tod ihres Führers eingestanden hat, ist die Feierstimmung etwas der Ernüchterung gewichen. Zwar macht sich hier niemand, aber auch wirklich gar keiner, Gedanken ob es nun völkerrechtlich vertretbar war, ob er nun bewaffnet war, ob die Seebestattung eine Verletzung des islamischen Glaubens darstellt, oder ob er nicht besser hätte verhaftet werden sollen statt getötet. Solche theoretischen Haarspaltereien überlassen die praktischen Amerikaner gerne den Europäern. Aber gestern wurde hier die Terrorgefahrstufe auf BRAVO erhöht - das hatten wir schon lange nicht mehr. Jedem ist klar, dass die Vergeltung der Terroristen kommen und dass es dagegen wahrscheinlich keinen Schutz geben wird.
Das nimmt man hin als Preis der Gerechtigkeit. Und so dreht sich die Spirale immer weiter.
Aber bis es soweit ist, feiert man noch ein wenig - zum Beispiel mit einer Sonderedition eines Taschenmessers. Die Firma Case ist bekannt für ihre patriotischen Motive und so hat es auch nur ein paar Tage gebraucht um die neueste Kreation zu schaffen - We got him! Justice is served. Für $83.99 kann man sich jetzt also ein Stück Geschichte in die Vitrine legen. Obwohl ich auch Case-Knives habe und ihre Qualität und das Design sehr schätze, werde ich hier wohl passen. Man muss ja nicht jede Geschmacksverirrung mit machen ...


Tuesday, May 3, 2011

Fraud

Die Aufregungen reißen nicht ab ...
Da unser Office immer noch ohne Strom ist und mein Boss mir gesagt hat dass ich einfach zu Hause bleiben soll bis er sich wieder meldet, habe ich nun etwas Zeit um mich um andere Sachen zu kümmern. Wie zum Beispiel unsere Finanzen. Das mache ich sowieso regelmäßig, checke online die Kreditkartenbuchungen und den Kontostand bei der Bank, trage unsere Ausgaben und Einnahmen in eine Tabelle ein und so weiter.
Und gerade eben, als ich eine unserer Kreditkarten überprüft habe, hat mich fast der Schlag getroffen - in den letzten sechs Tagen, also ziemlich genau als wir alle hier ohne Strom waren, hat jemand die Karte benutzt um massiv einzukaufen: Flugtickets, Geschenkgutscheine, Internet-TV Service und so weiter, im ganzen für über 2000 Dollares.
Also gleich bei der Kreditkartenfirma angerufen und denn Betrug gemeldet. Die Karte wurde sofort gesperrt und der Fall wurde der Betrugsabteilung übergeben.
Wo und wie der Betrüger an unsere Daten kommen konnte können wir nicht nachvollziehen, denn wir passen immer sehr gut auf unsere Kreditkarten auf. Wahrscheinlich ist das ist einem dieser Restaurants geschehen, wo sie die Karte zum Bezahlen mit nehmen und sie dann mit dem Wisch zum unterschreiben an den Tisch zurück bringen. Da das hier in dreiviertel der Restaurants so üblich ist, kann das überall gewesen sein.
Nun ja, jetzt ist es gemeldet, die betrügerischen Vorgänge werden zurück gebucht, und innerhalb von sieben Tagen werden wir dann neue Karten bekommen. Auf ein Neues also ...

Numbers

362 Tornados während des Unwetters das den ganzen Südosten der USA am 27. April 2011 überzog, davon 23 mit Bodenberührung in Alabama. Der heftigste, ein EF5 (höchste Kategorie) zog mit einer Breite von 2 km auf einer Länge von gut 210 km quer durch den Staat.
340 Tote, davon 236 in Alabama.
36 der 67 Counties in Alabama sind zu nationalen Katastrophenregionen erklärt worden.
118000 Haushalte, Geschäfte und Fabriken in Nord-Alabama immer noch ohne Strom. Es wird geschätzt, dass die Stromversorgung für alle erst im August wieder hergestellt sein wird.
Die letzte Tornado-Katastrophe mit ähnlichen Zahlen war 1925. Das war also ein Jahrhundertereignis - zum Glück ...

Monday, May 2, 2011

Back from the Black

Seit heute Nacht gegen ein Uhr haben wir wieder Strom. Die Kiddies finden das nicht so toll, für die waren die letzten fünf Tage ein riesiges Camping-Vergnügen. Am besten fanden sie, dass wir alle Eiskreme aufessen mussten, bevor sie uns im stromlosen Gefrierschrank dahin schmolz. Auch, dass wir mit Taschenlampen unter der Bettdecke mit ihnen Bücher gelesen haben hat ihnen gefallen.
Zum Glück war das Wetter prima - so Mitte zwanzig Grad Celsius, leichter Wind, trocken und sonnig. Also sind wir mit ihnen draußen gewesen, auf dem Spielplatz, Fahrrad fahren und am Samstag sogar in Athens beim Chick-fil-A (so eine Art McDonalds wo es nur Hühnchen gibt ... und einen tollen Indoor-Spielplatz). Dass unsere TV-Junkies auch mal fünf Tage ohne Thomas the Tank Engine, Dinosaur Train und Bob the Builder auskommen konnten ohne sich gegenseitig umzubringen war eine echte Überraschung für uns.

Während sich Mama und Papa insgeheim Sorgen gemacht haben, wie die Verpflegung organisiert werden kann, wenn der Stromausfall länger andauert, wie wir unsere Autos mit Benzin füllen und Wäsche gewaschen kriegen und wie wir uns alle sauber und gesund halten, war es für unsere drei Minderjährigen eine Art Abenteuerurlaub. Da brauchen wir also das nächste Mal gar nicht mehr in die Smoky Mountains zu fahren - wir machen einfach wieder alle Sicherungen raus ...

Sunday, May 1, 2011

Accoustic Service

Immer noch kein Strom. Aber das Leben geht weiter. Und Sonntags ist hier Kirche angesagt. Nun gibt es hier solche, die recht klein und überschaubar sind, aber eben auch solche, die in ihrer Größe mehr an einen gotischen Dom erinnern. Einige haben wenige kleine Fenster, andere viele große Fenster. Und normalerweise schmeißt man sich zum Kirchgang hier auch ordentlich in Schale, egal ob große oder kleine Kirche, viele oder wenige Fenster.

An diesem Sonntag aber ist alles anders. Kein Strom bedeutet kein Licht, keine (elektrisch unterstützte) Musik und keine Lautsprecher. Also rückt man etwas näher zusammen, der Pastor spricht etwas lauter als sonst, man zündet Kerzen an wo kein Licht durch die Fenster kommt und die Kleidung steht unter dem Motto "Come as you are ..." - Komm wie du bist.
Und vielleicht gibt es auch nur einen Service statt wie üblich zwei oder drei - wichtig ist, dass der Gottesdienst statt findet, gerade in solchen Zeiten, in denen die Menschen sich austauschen, über das Erlebte sprechen und sich Ballast von der Seele reden müssen. Die Region ist traumatisiert, jeder kennt andere, die durch die Tornados in Mitleidenschaft gezogen wurden und durch den weitläufigen Stromausfall ist auch jeder unmittelbar von den Folgen des Unwetters betroffen. n solch einer Situation  braucht man schon manchmal Beistand und Aufmunterung ...