Wednesday, May 25, 2011

Locked

Ich gehe jede Woche dreimal Morgens vor dem Dienst schwimmen im örtlichen YMCA. Auch unseren Großen schleppe ich dazu mit, damit er auch mal ein bisschen Sport treibt.
Das Indoor-Schwimmbad im Y hier in Madison ist nicht so besonders groß, gerade mal genug Platz für vier Bahnen nebeneinander hat es, bei fünfundzwanzig Metern Länge - nicht gerade olympische Ausmaße aber dafür auch nicht so überlaufen.

Nach den üblichen 30 Bahnen bin ich dann heute Morgen wie immer unter die Dusche und dann zurück zum Spind in dem meine Sachen waren. Den Spind hatte ich wie immer mit einem Vorhängeschloss gesichert.
Ich hatte mir extra eine teurere Variante gekauft, mit tatsächlichen Rastpunkten auf dem Ziffernblatt, nicht nur aufgedruckten Strichen bei denen man nie sicher ist ob man nun auch den richtigen getroffen hat.
Denn die Zahlenschlösser, die es hier gibt, sind von der Machart "Single-Dial" (oder auf Neudeutsch "Safe-Schließwerk"), das heißt sie haben eine zentrale Wählscheibe vorne, die man mehrmals in entgegen gesetzte Richtungen drehen  und jeweils an einer bestimmten Stelle (Zahl) stoppen muss um das Schloss zu öffnen.
Bei meinem Schloss ging das so: Das Rad auf Null stellen, dreimal über Null nach rechts drehen, weiter bis zur 4, danach nach links drehen, über die 4 bis zum T, dann wieder nach rechts drehen bis zur 9.
Hört sich kompliziert an. Und es dauert. Ein deutsches Schloss mit drei Walzen hat man in fünf Sekunden auf, bei einem amerikanischen Schloss steht man eine gute Minute tropfend und frierend vor seinem Spind, bevor man ihn auf hat.

Oder sogar noch länger, wie ich heute. Denn mein Schloss ging nicht wieder auf. Irgendwie hatte sich wohl die Zahlenkombination verstellt als ich es zugemacht hatte (so meine Vermutung) - das sollte natürlich nicht vorkommen, tut es aber leider manchmal. Made in China eben. Alles Schrott. Außen Metall, innen Plastik. Made in China. Billiger Schrott.
Nun stand ich da also, tropfend und halbnackt und ohne Kleider und alles wackeln und fluchen und zerren und nochmal probieren fruchtet nichts. Zum Glück lässt sich der Große mit dem Anziehen nach dem Schwimmen immer sehr viel Zeit. Also rein in die Jugendumkleide, da war er noch. Hast Du Dein Handy dabei? Ja, das liegt im Schulranzen. Klasse, der ist im Auto und die Autoschlüssel sind sicher verstaut in meinem Spind.Dann geh mal an die Anmeldung und frag mal ob Du von da aus telefonieren kannst. Ruf Mama an, dass sie mir schnell Klamotten vorbei bringt.
Das tat er dann auch und kam bald darauf mit der Nachricht wieder, dass Mama unterwegs sei. Und mit einem Bolzenschneider. Anscheinend wurde der hier öfter mal gebraucht - klar, bei all den Schlösser die Made in China sind ...
Also das Schloss geknackt, meine Frau angerufen, angezogen, den Großen noch pünktlich  zur Schule gebracht und ich auch noch einigermaßen pünktlich in den Dienst gekommen.

Damit mir das nicht noch einmal passiert habe ich dann gleich ein paar vernünftige Abus-Zahlenschlösser in Deutschland bestellt. an so etwas denkt man ja nicht, wenn man in die USA zieht. Klar werden die hier auch Zahlenschlösser haben, ist ja nicht Takatukaland. Tatsache ist, dass vieles hier von minderer Qualität ist und es gute Qualität wie in Deutschland teilweise selbst für viel Geld gar nicht mehr gibt. Alles nur noch billiges Schrottplastik mit einer Lebensdauer von ein paar Monaten. Siehe unsere Brotmaschine, deren Plastikgetriebe nach zwei Jahren abgeraucht ist.
Also bringt man sich besser ein paar Dinge aus Deutschland mit - wie zum Beispiel Zahlenschlösser. Dann muss man später nicht nachbestellen und zu seinen Eltern schicken lassen - Mama, wenn die Dinger ankommen bitte eintüten und mir schicken ...

Ach ja, noch eine völlig nutzlose aber  doch recht interessante Information: Die Marke Master Lock, von denen das Schloss ist, gehört zur gleichen Unternehmensgruppe wie Kümmerling und Jim Beam. Passt doch Klasse zusammen, oder ...?!

Und noch eine Info, genauso nutzlos wie die erste: Die Firma Abus befindet sich seit 1924 im Familienbesitz und wird nach christlichen Unternehmensgrundsätzen geführt. Abus ist der Weltmarktführer bei Vorhängeschlössern. So wird das gemacht ...!

No comments: