Im Oktober 1864 versuchte eine 39000-Mann starke Konföderierte Armee unter Generalleutnant Hood von Georgia kommend in Alabama über den Tennessee zu setzen. Nachdem die ersten Versuche bei Guntersville wegen der Anwesenheit von Unions-Flusskanonenbooten und starker Verteidigungskräfte keinen Erfolg versprachen zog man 40 Meilenn weiter nach Decatur, um es dort erneut zu versuchen.
In der darauf folgenden Schlacht gelang es den zahlenmäßig ungefähr zehnfach unterlegenen Unionstruppen, die diesen Flussabschnitt verteidigten, aufgrund clever angelegter Verteidigungswerke sämtliche Angriffe der Konföderierten unter großen Verlusten für den Gegner abzuwehren.
Nachdem General Hood unverrichteter Dinge wieder abgezogen war, brannten die Unionstruppen die Stadt Decatur nieder und zogen sich nach Tennessee zurück
Heute ist Decatur eine Stadt mit gut 60000 Einwohnern, in der die Bürgerkriegsgeschichte ein Dasein im Verborgenen fristet und nur noch am Rande für die Touristenwerbung verwendet wird. Es gibt ein paar Erinnerungstafeln im Stadtgebiet, jährlich wird die Schlacht um Decatur an einem Wochenende im September (da ist das Wetter besser als im Oktober ...) von der örtlichen Civil War - Reenactmentruppe nach gespielt - und das war es dann auch schon.
Nun ja, nicht ganz. Denn da gibt es noch Robert Parham, der hier das größte private Bürgerkriegsmuseum in den USA betreibt. Angeschlossen ist ein Laden in dem er mit Bürgerkriegsdevotionalien handelt - ausgegrabene Pistolen, Säbel, alte Fahnen, Kanonenkugeln, Uniformknöpfe, Gewehrkugeln und vieles andere mehr.
Das Museum ist ein regelrechte Waffensammlung - es wurden damals von beiden Seiten ungefähr 500 verschiedene Gewehrtypen genutzt und er hat so ziemlich alle davon in seinen Vitrinen. Dazu noch Kanonenkugeln, Uniformen, Säbel, Pistolen, Trommeln, Steigbügel und ein in Harz gegossenes originales Stück Hartzwieback, das vor ein paar Jahren bei einer Dachbodenausräumung in einer Kiste mit anderen Bürgerkriegssachen gefunden worden war.
Die eigentliche Attraktion aber ist Robert selbst. Da weder sein Laden noch sein Museum von den Kunden überlaufen werden hat er Zeit um Geschichten zu erzählen - wie er einzelne Stücke seiner Sammlung ergattert hat, wie man damals gelebt hat, wie bestimmte Gewehre benutzt wurden, woher sie kamen, wie er als Kind in Decatur beim Spielen noch selber Artefakte im Boden gefunden hat, was seine Frau dazu sagt dass er gerade dabei ist für viertausend Dollar einen Unions-Kavalleriesäbel mit reichen Gravuren in Top-Zustand von einem Typen in Nashville zu erwerben. Er nimmt sich gerne Zeit, denn das hier ist der Süden, für so etwas ist immer Zeit und er liebt es über die Geschichte seiner Heimat zu erzählen, nicht so sehr über den Krieg sondern über die Menschen, die kleinen Geniestreiche die das Alltagsleben damals auch ohne Elektrizität und fließendem Wasser erträglich gemacht haben, über Veteranen, über Decatur und Alabama.
Das Bild zeigt ihn mit einem Säbel den er zum Verkauf anbietet - für rund zweieinhalb tausend Dollares. Eigentlich ist er gute viertausend wert aber in der derzeitigen miesen Wirtschaftslage ist er froh, wenn er ihn überhaupt los wird.
Es ist ein Unions-Kavalleriesäbel mit einer Klinge aus Klingenthal, Thueringen. Das reicht verzierte Griffstück aus Bronze ist von Tiffany"s in New York. Ja, das berühmte Tiffany's der teuren Schmuckstücke. Es gab damals schon einige Dandys, die mit solcherart Kostbarkeiten in die Schlacht gezogen sind. Nur vom Feinsten.
Wenn ich Zeit habe werde ich demnächst nochmal hinfahren und mir den neuen Säbel anschauen - der soll noch reicher verziert sein. Und bestimmt hat Robert dann eine interessante Geschichte zu Herkunft und Schicksal dieser Waffe zu erzählen ...
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