Sunday, October 31, 2010

Hymn

Heute vor 493 Jahren nagelte Martin Luther seine Thesen an die Wittenberger Kirche - und löste damit die Reformation aus. 446 Jahre später haben meine Eltern geheiratet. Und heute haben wir unsere Kinder taufen lassen.
Normalerweise tut man das ja, wenn die lieben Kleinen so klein sind, dass sie sich nicht wehren können ... aber da wir grundsätzlich nichts auf dem "normalen" Weg tun, haben wir das ein wenig heraus geschoben. Es hatte halt bisher nie richtig gepasst ...

War eine schöne Zeremonie in der Messiah Lutheran Church in Madison, Alabama. Ja, auch hier gibt es Lutheraner und Martins Bild hängt groß im Eingangsbereich der Kirche.
Der Gottesdienst unterscheidet sich hier nicht wesentlich von dem in deutschen Landen - soweit ich mich noch erinnern kann, denn das letzte Mal bin ich in der Kirche gewesen ... hmmm, irgendwann zu Weihnachten vor drei Jahren oder so und davor ... wahrscheinlich auch irgendwann mal zu Weihnachten. Ich spare mir die Kirchenbesuche halt auf für die wirklich wichtigen Ereignisse ...
Und dieses war so eines. Das nächste wird dann die goldene Hochzeit meiner Eltern sein und danach wahrscheinlichein Gottesdienst zur 500 Jahr Feier der Reformation in Wittenberg in sieben Jahren - wenn nicht noch die eine oder andere Hochzeit dazwischen kommt.

Jedenfalls, die Taufe dauerte nicht so furchtbar lange, so dass die Kiddies das prima mit gemacht haben. Gleich nach der Zeremonie spielte dann das kirchliche Glockenorchester - ist eine wirklich tolle Darbietung gewesen. Das Orchester besteht aus ungefähr zehn Leuten, die Handglocken erklingen lassen. Große, kleine, alle Tonlagen sind vertreten.

Und als sie so spielten und alles andächtig lauschte, dachte ich so bei mir, die Melodie kennst du doch. Konnte aber eigentlich gar nicht sein, denn - siehe oben - die Chance dass ich mich an ein Kirchenlied erinnere sind ungefähr so hoch wie ein Lottogewinn (ich spiele kein Lotto ...).

Und dann, als ich die Melodie im Geiste mit summte, denn sie war wirklich eingängig, kam es mir plötzlich - es war das Deutschlandlied, unsere Nationalhymne.
Wie kam die denn hier hin?
Mein erster Gedanke war, nun, es ist Reformationstag, die Reformation kommt aus Deutschland, also spielen die ein typisch deutsche Lied. Und was ist typischer, als das Deutschlandlied?
War aber falsch, diese Annahme, denn wie sich nachher herausstellte, wusste niemand unserer Amiländischen Freunde, dass diese Melodie die deutsche Nationalhymne ist. Anscheinend ist das hier eines von vielen Kirchenliedern, es heißt "Glorious Things of Thee are spoken" und wurde von John Newton am Ende des achtzehnten Jahrhunderts getextet (von ihm stammt übrigens auch das weitbekannte Lied "Amazing Grace"). Zu der Zeit, 1797 um genau zu sein, schrieb Joseph Haydn auch die Kaiserhymne "Gott erhalte Franz, den Kaiser". Und der gute Herr Newton, der wohl dichten aber nicht komponieren konnte, hat dann eben ein wenig Copyright-Piraterie betrieben ...
1841 dichtete dann Heinrich Hoffmann von Fallersleben "Das Lied der Deutschen", welches danach, mit Haydns Kaiserhymne als Musik unterlegt zur deutschen Nationalhymne wurde.
Also, was die ökonomische Verwertung einer Melodie angeht, kann der Herr Haydn recht stolz auf sich sein -  mindestens für drei verschiedene Lieder wurde seine Komposition verwendet (und ich zweifle nicht daran, dass es noch mehr Lieder da draußen gibt, die diese treffliche Melodei benutzen ...).

Natürlich gab es ein großes Hallo, als wir Deutsche und Amiländer gegenseitig heraus fanden, welche Bedeutung die eben gehörte Melodie für die jeweils anderen hat. Sachen gibts ...

Friday, October 29, 2010

Wings of Freedom Tour

Es gibt noch ungefähr zwanzig fliegende B-17 Flying Fortress auf der Welt, die Zahl der flugfähigen B-24 Liberator dürfte dagegen einstellig sein, die der P-51 Mustang geht sicherlich in die dutzende.
Von jedem dieser historischen Flugzeuge war heute ein Exemplar auf dem Pryor Field, dem Regionalflughafen von Decatur, AL, zu sehen. Und nicht nur das - für 10 Dollares durfte man sie sogar anfassen und in sie hinein kriechen.
Für mich war nichts wirklich Neues, denn bei meinen knapp 50 Air-Show Besuchen bisher habe ich diese Modelle bereits des öfteren zu sehen bekommen. Aber mein kleiner Sohn, zwei Jahre alt und schon seit längerem ein begeisterter Luftfahrt-Fan, hatte noch nie ein Flugzeug aus der Nähe gesehen, geschweige denn angefasst und darin herumgeturnt.
Also habe ich ihn heute morgen etwas früher aus dem Kindergarten abgeholt und sind nach Decatur gefahren.
Der kleine Mann war völlig hin und weg. Mit glühenden Ohren ist er ein ums andere Mal um die Flieger herumgelaufen, hat gegen die Reifen getreten, hat an Propellerblätter geklopft und ist dann mit dem ächzenden Papa durch die B-24 gekrochen.
Der Höhepunkt war dann, als die Mustang zu einem Flug startete und im Tiefflug über den Flugplatz rauschte.
So einen Flug mit der Mustang kann man übrigens kaufen, denn die Maschine ist zum Zweisitzer umgebaut worden - schlappe 2200 Dollares kostet eine halbe Stunde. Auch in den beiden Bombern kann man mit fliegen - für jeweils 425 Dollares die halbe Stunde.
Die Organisation die diese Flugzeuge betreibt - die Collings Foundation -, ist ein gemeinnützige Stiftung, die sich den Erhalt von historischem Fluggerät widmet. Mit dem fliegen sie durch die Lande, als mobiles Museum sozusagen. Zur Zeit sind sie mit den drei Weltkrieg II Maschinen im 21. Jahr auf der sogenannten Wings of Freedom Tour die ganze Ostküste entlang unterwegs.
Sie haben auch eine F-4 Phantom aus dem Vietnamkrieg, bei der die Flugstunde 9000 Dollar kostet (nein, nicht der Mitflug - nur wenn das Ding eine Stunde in der Luft ist kostet den Betreiber das soviel an Sprit, Wartungskosten, Versicherung etc.).
Klar, dass die versuchen soviel Geld mit den Mitflügen zu machen, wie möglich.
Das haben wir uns dann aber heute doch noch einmal gespart - das Erlebnis am Boden war für den kleinen  Mann schon aufregend genug. Unter Schreien und lautstarkem Protest, sich aus Papas Arm winden wollen und mit den Füßen strampelnderweise ging es schließlich wieder zum Auto. Hat ihm wohl gefallen, seine erste kleine Air Show ...



Organic Veggies

Ja, auch hier in Fast-Food Land gibt es durchaus Leute, die wissen was gut ist. Während in Deutschland die organisch produzierenden Bio-Bauernhöfe an jeder Ecke zu finden ist die Versorgung hier etwas weniger dicht. Nicht gerade wie eine Stecknadel im Heuhaufen aber suchen muss man doch ein wenig.
Etwas zu finden wird zunehmend leichter durch die Community Supported Agriculture (CSA) -Bewegung, die immer mehr Zulauf findet.
Das funktioniert im Grunde wie eine Aktie - vor der Erntesaison kauft man Anteile am erwarteten Ertrag, mit diesem Geld kauft der Farmer dann Saatgut und Hilfsmittel und wenn die Ernte eingebracht wird bekommt jeder Anteilseigner was ihm zusteht. Dabei kann es gut sein, dass man vielleicht keine Erdbeeren bekommt, weil die von einem Schädling befallen wurden. Pech gehabt. Oder aber man wird mit Bohnen überschwemmt, weil die eine ganz tolle Saison hatten. Es hat bei uns in diesem Sommer viel Bohnensalat gegeben, nur so nebenbei.
Der jeweilige Farmer ist dabei natürlich bemüht, ein interessantes Sortiment zusammen zu stellen - immer nur Bohnen und viele Leute würden in der nächsten Saison zu einem anderen wechseln. Aber eine Garantie auf bestimmte Früchte und Gemüsesorten gibt es dabei nicht.
Allerdings geben alle in der CSA organisierten Farmer die Garantie, dass sie nur biologisch-ökologische Landwirtschaft betreiben, also ohne Pestizide, Hormone und künstlichen Dünger. Und, um dem ökologischen Anspruch auch auf dieser Ebene gerecht zu bleiben, wird die Ernte nur in einem relativ kleinen Umkreis ausgeliefert. Die Bio-Äpfel in unserem Supermarkt kamen diesen Sommer aus Chile, China und Neuseeland ... nicht gerade sehr ökologisch.

Unser Lieferant ist die Doe Run Farm in Lincoln County, Tennessee. Sie wird von zwei Rentnern betrieben, die vorher nie etwas mit Landwirtschaft zu tun hatten und dies erst anfingen, nachdem ihr "normales" Arbeitsleben geendet hatte. Sie tun das als Hobby, aus Leidenschaft, aus Idealismus und aus Überzeugung. Mit rund 30 Meilen Entfernung ist Huntsville am äußersten Rand ihres Liefergebietes und gleichzeitig ihr Hauptabnahmezentrum.
Und sie sind richtig gut in dem was sie tun, denn die Mengen an Früchten und Gemüse, die wir im Sommer jede Woche niederkämpfen mussten, war schon enorm. Und das setzt sich jetzt in der Herbstsaison fort. Gestern gab es die erste Lieferung und schon war unser Kühlschrank wieder voll gestopft. Chinesische Radieschen, Rote Beete, Zwiebeln, so eine Art Rhabarber, Kürbisse, grüne Paprika, Tomaten, Süßkartoffeln ... und in einer Woche kommt die nächste Ladung.
Ganz billig ist das Ganze natürlich nicht - aber um nicht ständig den mit Isotopen bestrahlten, mit Hormonen behandelten, ewig haltbar gemachten und geschmacklich neutralisierten Dreck aus dem Supermarkt essen zu müssen, geben wir das Geld gerne aus.
Nur so zum Vergleich, was hier Lebensmittel kosten: ein halber Liter "purified water", das ist durch einen Filter gejagtes Leitungswasser, kostet 39 Cent. Ein dreiviertel Liter sprudelndes Quellwasser - natürlich aus Italien oder Frankreich importiert, denn so etwas kennen die Amis sonst gar nicht - kostet 1,79 Dollares. Also gut dreimal so viel. Und das gilt genauso für organische Bio-Lebensmittel. Kein Wunder, dass wir hier 20% unseres Budgets auf Lebensmittel verwenden - lieber arm und gesund als reich und krank ...

Monday, October 18, 2010

National Champions

Huntsville's semi-professionelles Football Team, die Rocket City Titans, haben in ihrer ersten Saison gleich den nationalen Titel geholt!
Tolle Leistung - hoffentlich kommen dann auch mehr Leute zu den Spielen nächstes Jahr. Ich jedenfalls werde versuchen zu mehr als einem zu gehen ...

Friday, October 15, 2010

Team USA

Mein lieber Kollege Tim ist Triathlet. Einer von denen, die erst vier Kilometer im Meer schwimmen, dann hundertachtzig Kilometer Fahrrad fahren um zum Abschluss mal ganz locker noch einen Marathonlauf dranzuhängen. Fit wie ein Turnschuh, sozusagen. Und das mit 41.
Die spinnen, die Triathleten. Noch spinnerter ist, dass man bei den jeweiligen nationalen Meisterschaften starten darf, wenn man mindestens drei Jahre legal im Land gelebt hat. Wenn man dann einen der vorderen Plätze in seiner Altersgruppe belegt, darf wenn, sofern man noch nie in für eine andere Nation bei einem internationalen Wettkampf angetreten ist, bei der Weltmeisterschaft für das Team USA starten.
Der gute Tim also, seines Zeichens auch noch Offizier der Deutschen Luftwaffe, hat letztes Jahr die Qualifikation für die Weltmeisterschaft zustande gebracht - und ist dann im August diesen Jahres in Immenstadt, Deutschland, für das Team USA gestartet - und zweitbester "Amerikaner" in seiner Altersgruppe geworden (91. insgesamt, von über 600 Teilnehmern).

Bei den diesjährigen US-Meisterschaften hat er dann noch einen draufgesetzt - er hat sich sowohl für das USA Nationalteam der Ü40 für die Weltmeisterschaften über die lange Distanz (1.9 km Schwimmen, 90 km Radfahren, 21.1 km Laufen) nächstes Jahr in Las Vegas, als auch für die Weltmeisterschaften über die Olympische Distanz (1.5 km Schwimmen, 40 km Radfahren, 10 km Laufen) in Peking, China, qualifiziert.

Das mit Las Vegas ist schon gebongt - das ist finanziell keine Hürde. Mit Peking sieht es da schon anders aus. Alleine der Flug soll $1400 kosten, dazu noch Hotel, Futter, etc. Also sucht er jetzt Sponsoren. Hat sich extra ein Buch gekauft, wie man so etwas am besten anfängt. Und was da als eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Bewerbung drinsteht ist, dass man Fotos braucht um den Leuten mal zu zeigen dass man als Werbefläche auch geeignet ist.
Nun hat man als Triathlet nicht unbedingt immer eine wasserdichte Kamera für Selbstporträts beim Schwimmwettkampf dabei. Und die offiziellen Fotos, die auf solchen Veranstaltungen gemacht werden, zeigen einen vielleicht als kleinen Stecknadelkopf unter vielen anderen Stecknadelköpfen. Oder aber, wenn es dann tatsächlich mal ein Solo-Foto von einem gibt, dann ist es in dem Augenblick aufgenommen, wo man kurz vorm Zieleinlauf noch von einem direkten Alterskonkurrenten eingeholt wird, weil man nicht konzentriert war und sich im Kopfe schon die Chancen für die Peking-Qualifikation ausgerechnet hat ... den Gesichtsausdruck muß man keinem Sponsor schicken.

Also sind wir heute in den Dublin Park gefahren, um mal ein paar vernünftige Fotos von ihm zu machen, damit er das Geld für Peking zusammen bringt.
Ist gar nicht so leicht, mit Amateur-Modellen zu arbeiten. Wenn ich bisher Menschen fotografiert hatte, dann waren das Modelle, die wussten was Tango war. Und die nicht nach dem ersten Druck auf den Auslöser das Shooting für beendet hielten ...
In anderthalb Stunden habe ich gut 350 Fotos gemacht - was eher wenig ist für so ein Thema, aber zu mehr fehlte uns die Zeit und das Licht.
Nun ja, ich glaube wir haben trotzdem ein paar gute Bilder heraus bekommen - es würde mich sehr freuen, zum Zustandekommen seines Peking-Abenteuers beigetragen zu haben ...




Wednesday, October 13, 2010

Sunset in Alabama

Auf dem Rückweg vom Little River Canyon bin ich dann noch in einen der schönsten Sonnenuntergänge gefahren, die ich je erlebt habe.
Kurz vor Scottsboro fuhr ich auf einem kleinen Plateau, als plötzlich die Bäume am Straßenrand ein Lücke hatten und ich den Tennessee durchschimmern sah. Keine fünfzig Meter weiter führte eine kleine Straße zu einem Aussichtspunkt - dem Two Eagles Point. Der steht im Moment übrigens zum Verkauf - fotografieren von dort aus kostet sonst Geld. Keine Ahnung, was man damit so einnehmen kann übers Jahr, ich jedenfalls würde gerne Eintritt bezahlen, denn der Blick ist wirklich spektakulär.

Kurz vor Huntsville hatte sich dann der Sonnenuntergang von diesem merkwürdigen orangenem Leuchten in eine Endzeitszenerie aus einem Charlton-Heston-Bibel-Monumentalfilm verwandelt. Ebenso spektakulär ...


Little River Canyon

Im äußersten Nordosten von Alabama, ungefähr zwei Autostunden von Huntsville entfernt, findet man eine kleine Perle der Natur - wenn man sie denn sucht.
Das Little River Canyon National Preserve gehört zum Nationalparksystem der USA, ist aber kaum jemandem außerhalb von Nord-Alabama und Süd-Tennessee bekannt. Dabei wird er der "Grand Canyon des Südens" genannt.
Nun ja, im Größenvergleich verliert er haushoch gegen seinen "Rivalen" im Westen - aber 400 m hohe Wände sind auch nicht zu verachten. Im Gegensatz zum Grand Canyon, dessen Felswände nackt sind, ist der Little River Canyon überwiegend bewaldet. Auch ist der Little River eher ein Rinnsal, im Gegensatz zu den oftmals reißenden Fluten des Colorado River.
Trotzdem, beeindruckend ist es schon - und eine schöne Landschaft kann man dort allemal bewundern. Vor allen Dingen im Herbst, wenn die Bäume ihre Farben wechseln. Nun hat Nord-Alabama längst nicht den hohen Ahorn-Anteil, der die Neuengland-Statten jedes Jahr in ein rotes Blättermeer verwandelt. Hier sind es eher dezente Schattierungen in Rost, Braun und Karmesin, durchsprinkelt mit ein paar gelben Akzenten, die das Bild beherrschen. Hat auch was.
Nachdem wir ja letzte Woche in den Smokies eine Woche zu früh dran waren um die Herbstfarben in voller Pracht zu erleben, war es für den Little River Canyon schon etwas spät - viele Blätter lagen schon auf dem Boden.
Es hat sich trotzdem gelohnt - der Park ist alles andere als überlaufen und so kann man in aller Ruhe die schöne und teilweise richtig spektakuläre Landschaft genießen. Nur Bären, die gibt es dort nicht ...


Columbus' Ships

Christopher Columbus fuhr mit drei Schiffen los, um den Seeweg nach Indien zu entdecken - wo er stattdessen heraus kam ist hinlänglich bekannt.
Die Santa Maria, das größte der drei Schiffe, mit 24 Metern Länge und 39 Mann Besatzung, lief am Weihnachtstag 1492 auf eine Sandbank vor dem heutigen Haiti auf und konnte nicht mehr gerettet werden. Das Holz wurde für den Bau der ersten spanischen Siedlung auf amerikanischem Boden, La Navidad, verwendet.
Die Pinta war das schnellste der drei Schiffe, mit 21 Metern Länge und 26 Mann Besatzung.
Die Nina war das kleinste der Schiffe, mit 20 Metern Länge. Sie nahm an drei der Reisen von Columbus in die neue Welt teil und war bei der zweiten Reise sein Flaggschiff.
Über das weitere Schicksal der Pinta und der Nina ist nichts weiter bekannt - es waren halt typische Handelsschiffe des ausgehenden 15. Jahrhunderts und als solche austauschbar für ihre Eigner.
Für uns, fünfhundert Jahre nach den Entdeckungsfahrten von Columbus, haben sie einen großen Symbolwert und eine  hohe geschichtliche Bedeutung. Kein Wunder also, dass es mittlerweile einen originalgetreuen Nachbau (so weit das überhaupt noch möglich war ... denn Pläne oder auch Bilder gab es nicht mehr) der Nina.

Im Jahre 1986, sechs Jahre vor dem 500. Jahrestag der Entdeckung der neuen Welt durch Columbus, wurde auf den Britischen Jungfrauen Inseln eine Gesellschaft gegründet, die es sich zum Ziel gesetzt hatte bis 1992 alle drei Schiffe von Columbus nachzubauen.

In dem kleinen Fischerdorf Valenca in Brasilien gab es eine winzige Werft, die immer noch nach den Methoden und mit den Werkzeugen des Mittelalters Schiffe baute. Dort wurde das erste Schiff, die Nina, auf Kiel gelegt. Das ganze Unternehmen dauerte dann doch so lange und verschlang so viele Ressourcen, dass schließlich statt der drei Schiffe nur die Nina rechtzeitig fertig wurde.
Im Dezember 1991 verließ die Nina Brasilien in Richtung Costa Rica, das sie Mitte Januar 1992 erreichte - eine Reise von rund 4000 Seemeilen.

Seit dem schippert sie, und seit 2005 auch der Nachbau der Pinta (die 50 Prozent größer als das Original gebaut wurde um mehr Platz auf Charterreisen zu haben), um die Welt als schwimmendes Museum und quasi Geschichte zum Anfassen.

2010 und 2011 machen die beiden Schiffe eine ausgedehnte Tour an der Ostküste der USA und auf den großen Flüssen im Inland - unter anderem befahren sie dabei auch den Tennessee River. Und der liegt bei uns direkt vor der Haustür. Leider haben wir es nicht mitbekommen, dass sie letzte Woche in Huntsville Station gemacht haben - da war nix in der Zeitung ...
Erfahren habe ich dann, dass sie da gewesen sind und bis heute zwölf Uhr Mittags in Guntersville liegen, als ich gestern nach unserer Rückkehr aus den Smokies die Sonntagszeitungaufschlug und mir auf der ersten Seite ein Bild der beiden Schiffe entgegen sprang.
Klar, da mußte ich hin! Guntersville ist nur eine gute Stunde von Huntsville entfernt, ich habe Urlaub und der einzige Wermutstropfen war, dass meine Frau nicht mitkommen konnte - der Kleine Mann muß um zwölf Uhr aus dem Kindergarten abgeholt werden.

Der erste Eindruck, wenn man vor der Nina steht - Nußschale. Wie haben die auf der Rückfahrt von der zweiten Reise 125 Leute damit transportieren können? Mit mir waren zwei Schulklassen von ungefähr sechzig Kindern mit an Bord und man hat kaum ein Bein los gekriegt.
Man bekommt einen Riesenrespekt vor der Leistung, die Columbus und seine Männer vollbracht haben, wenn man auf den Planken dieses nordseeküstenfischkuttergroßen Gefährts steht - das hätte auch genauso gut total schief gehen können!

Ich habe den Schiffen dann noch beim Ablegen zugeschaut - leider keine Segel, nur Motorkraft ... auf dem Tennessee kommt gegen den Wind kreuzen nicht so gut, da müßten ja alle Hobbyangler mit ihren Booten Platz machen ... - und sie ein Stück des Weges nach Chattanooga begleitet. Dort bleiben sie zwei Wochen, bevor es weiter geht nach Knoxville.

Das war schon eine tolle Sache, so ein Stück Geschichte einmal live und in Farbe selber anfassen zu können (auch wenn es nicht die Originale waren ... ). Im übrigen suchen sie Freiwillige für ihre Reisen, vier bis sechs Wochen Törns, keine Segelerfahrung notwendig, aber große Toleranz gegenüber Nähe zu seinen Mitmenschen ... hatte ich schon erwähnt, dass das Nußschalen sind ...?!


Tuesday, October 12, 2010

Perfect Weather

Mitte Oktober 2010 in den Smokies - 32 Grad Celsius, leichter Wind, strahlend blauer Himmel. Leider war durch das warme Wetter die Laubfärbung noch nicht sehr weit voran geschritten ... man kann nicht alles haben.



Brakes

Unser Ferienhaus in den Smokies war natürlich wieder sehr idyllisch gelegen - mit Blick auf die Berge, im Wald, an einem steilen Hang. Da mit dem Auto über die schmalen Serpentinenstraßen ohne Leitplanken im Dunklen herauf zu kommen - nichts für schwache Nerven.
Was ich allerdings nicht gedacht hätte war dass das herunterfahren ein noch viel heftigeres Unternehmen werden würde.
Natürlich fährt man dort im ersten oder zweiten Gang herunter - zum Glück lässt die Automatik  unseres Caravan es zu, dass man sie umgeht und alle sieben Gänge manuell anwählt. Trotzdem musste ich andauernd auf der Bremse stehen, weil die Steigungen einfach so steil waren, dass die Motorbremse alleine nicht ausreichte.
Und das ging dann gute zwanzig Minuten so, bis wir den Fuß des Berges erreicht hatten. In einer dicken Rauchschwade.
Die Bremsen hatten total überhitzt und die Bremswirkung war dementsprechend nur noch eingeschränkt vorhanden. Mag auch daran gelegen haben, dass es brandneue Bremsen waren, denn sie waren erst eine Woche zuvor erneuert worden (ich fahre ja nicht in die Berge ohne die Bremsen vorher durchsehen zu lassen ...). Vielleicht mussten sie erst eingefahren werden ...
Nun ja, da wir noch vier weitere Tage Rauf- und Runterfahrerei vor uns hatten (die Smokies sind nicht gerade platt wie ein Pfannkuchen ...), mussten sie von einem Fachmann unter die Lupe genommen werden bevor es weitergehen konnte.
Dann also los, eine Werkstatt finden - zum Glück hat unser TomTom GPS diese Infos parat, nur mit althergebrachter Straßenkarte wären wir da echt aufgeschmissen gewesen.
Die Familie im nächstgelegenen Chick-Fil-A (so eine Art gehobener Burgerladen, der nur Huhn serviert aber dafür mit prima Qualität - plus, jede Filiale hat einen Indoor-Spielplatz) abgesetzt und zu Thomas gefahren. Der Laden machte einen recht guten Eindruck, was auch dadurch bestätigt wurde, dass die Warteliste bis zum nächsten Montag reichte ... es war Freitag.
Weiter zum nächsten, der gleich daneben war - das gleiche Dilemma.
Dann erinnerte ich mich dunkel, dass ich auf dem Weg zum Chick-Fil-A eine kleine Klitsche gesehen hatte, Allstar irgendwas - der TomTom zeigte sie allerdings nicht an. Klitsche eben. Egal, hingefahren und ... keiner da. Nur ein alter Mann im Schaukelstuhl, der mich freundlich angrinste und sich dann wieder seiner Schaukelei widmete.
Ich also rein in die Werkstatt, ins Office ... nix. Keiner da.
Da wurde es draußen plötzlich lebhaft - ein junger Bursche in einem großen Truck rauschte an und brachte ... das Mittagessen. Da ließ sich dann auch Mike blicken, der Besitzer und auch irgendsoein anderer Typ stand plötzlich in der Gegend rum.
Nachdem ich kurz mein Unglück geschildert hatte nickte Mike, der übrigens ein T-Shirt an hatte auf dem zu lesen stand "Redneck Mechanic", wissend und der andere Typ, der eine Art Muscle-Shirt über dem Bierbauch trug, fing gleich an zu erzählen, wie er damals in diesem heftigen Truck, den ihm sein Schwager zusammengeschraubt hatte, einem Ford ursprünglich, ohne Bremsen auf ein Stauende zugerast sei und dann, er hatte sich schon damit abgefunden den kostbaren Truck in den Graben zu setzen, es doch noch geschafft hatte die Karre rechtzeitig anzuhalten.
Währenddessen hatten Mike und sein Schrauber die Reifen am Caravan abgenommen, die Bremsen geprüft, "die sind ja fast wie neu" ausgerufen und mir versichert, dass das ein altes Problem von Dodge und die Bremsen an meinem Auto völlig in Ordnung seien. Wenn das wieder passieren sollte, müsse ich eben einfach anhalten und abwarten, bis die Bremsen sich wieder abgekühlt hätten.
Zehn Dollar wollte Mike dann noch von mir haben und ging dann zufrieden mit seinem Tagwerk zurück zu seinem Burger ... und ich fuhr auch zufrieden, in der Gewissheit dass ein Redneck Mechanic alles für in Ordnung erklärt hatte, meine Familie abholen.
Selbstredend bin ich danach immer sehr, sehr vorsichtig und langsam die Berge herunter gefahren - und die Bremsen haben tadellos gehalten - 1230 Kilometer minus 2 Kilometer ...

Monday, October 11, 2010

Bear Sightings

Wir waren über ein verlängertes Wochenende in den Smoky Mountains - Donnerstag und Freitag waren hier Herbstferien und heute war Feiertag, das haben wir so richtig ausgenutzt.
Hat sich auch gelohnt, meine Familie hat zum ersten Mal in ihrem Leben echte Bären in freier Wildbahn erlebt.
Die erste Sichtung war gleich am Ankunftstag - wir fuhren abends die Serpentinenstraße zu unserer Cabin hoch, da sahen wir hinter einer Kurve wie ein Bär die Böschung hoch verschwand. Na ja, eigentlich war es nur der Hintern des Bären, den wir zu sehen bekamen. Er hatte sich wohl zwischen den Häusern herumgetrieben auf der Suche nach menschlichen Essabfällen als er unser Auto hörte und sich entschloss das Weite zu suchen. Das galt also nicht wirklich.

Richtig gegolten hat es dann aber am Sonntag, als wir in Cades Cove erst einen Bären im Wald sahen, der sich den Bauch mit Eicheln voll schlug. Leider war er gute zweihundert Meter entfernt und die meiste Zeit von Bäumen und Ästen verdeckt, so daß die Fotos alle nicht sonderlich gut geworden sind. Egal, unsere Kinder waren völlig hin und weg davon und auch meine Frau hat das sicherlich beeindruckt - obwohl sie wilde Raubtiere in Sichtweite ihrer Kleinen nun gar nicht gut abkann.
Für mich war es nicht so furchtbar aufregend - allerdings habe ich mich doch sehr gefreut, nach über vierzehn Jahren mal wieder einen der nur noch rund 1600 Smoky Mountains Bären live erleben zu können. Das erste Mal waren wir deutlich näher dran, fast zum Greifen nahe zu einer Mutter mit zwei Jungen.

Die zweite Bärensichtung an diesem Tag war dann gut eine Viertelstunde später, als wir wieder mit dem Auto auf der Cades Cove Loop Road unterwegs waren. Eine Mutter mit drei Jungen, alle dieses Jahr geboren, in einer Wiese. Zum Schutz der Tiere ließen die Park Ranger aber niemanden dort anhalten, sodaß es davon keine brauchbaren Fotos gibt. Bei Müttern mit Jungen sind sie sehr heikel und das ist auch gut so. Aber wir konnten sie trotzdem einige Minuten aus größerer Entfernung beobachten, als wir uns in der Autoschlange langsam an der Szene vorbei bewegten.

Hat sich also gelohnt - war ein tolles Erlebnis und die Familie hatte einen Bärenspaß ...

Sunday, October 3, 2010

Books and Calendars

Nur so nebenbei - habe in den letzten zwei Wochen drei meiner Fotos an den Mann bringen können.
"Pure" ziert den Buchumschlag des ersten Buches aus dem neuen Jesbin-Verlag (www.jesbin.de).
"Fighting Polar Bears" und "High Key Eisbär" wurden für einen Eisbärenkalendar der Firma Systemprint Medien aus Leipzig.

Reich wird man dabei nicht. Will ich auch gar nicht, mein Amateurstatus ist mir da wichtiger. Mehr Stress als bisher kann ich auch nicht unbedingt gebrauchen. Am Ende müsste ich für ein paar Euro fünfzig dann womöglich noch Steuern zahlen ... so bekomme ich das Buch und den Kalender als "Honorar" und mein Name wird genannt.
Das reicht mir völlig aus. Ein bisschen Anerkennung tut manchmal mehr für die Seele als Geld auf dem Konto aufzuhäufen  ...