Der nächste Eintrag auf meiner "Was ich immer schon gesehen haben wollte aber noch nie dazu gekommen bin" Liste konnte heute gestrichen werden - Oakville Indian Mounds.
Vor gut 2000 Jahren haben hier in Nord-Alabama die sogenannten Copena gelebt. Die Copena hatten eine hoch entwickelte Gesellschaft, in deren Zentrum künstlich aufgeschüttete Hügel standen. Diese wurden für Zeremonien genutzt und als Grabstätten. Bei Danville, ca. 1 Stunde Fahrzeit von uns entfernt, existieren noch 20 dieser Hügel, als Teil eines Denkmal-Schutzgebietes des Staates Alabama.
Nun sind diese Hügel für den geschichtlich nicht so bewanderten oder interessierten Durchschnitts-Amiländer nicht gerade, nun ja, unterhaltsam. Oder gar spektakulär, wie die Pyramiden in Ägypten, wo sie ja auch Leute drin begraben haben. Nein, diese Hügel sind geradezu unauffällig und unspektakulär. Erst in Verbindung mit dem eigenen, oder dem beim Besuch dieser Stätte vermittelten, Wissen sieht man was wirklich dahinter steckt - und dann bleibt einem vor Ehrfurcht fast der Atem stehen.
Die ollen Römer, die zur gleichen Zeit in Europa Straßen und steinerne Monumente gebaut haben, sind durchaus vergleichbar mit den Copena und ihren Zeitgenossen auf dem amerikanischen Kontinent.
Die damaligen Amiländer haben zwar in Erde gebaut, aber auch diese Monumente sind heute noch sichtbar. Sie haben Handel quer über den ganzen Kontinent betrieben, bis hin zur Pazifikküste. Sie hatten komplexe Verhaltensregeln und Gesetze und alle sonstigen Ingredienzien, die eine Zivilisation ausmacht. Das einzige was sie nicht hatten war eine Schrift und die Möglichkeit ihre Geschichte, Gedanken und Gefühle für die Nachwelt zu konservieren. Hier gilt das alte Römerwort - wer schreibt, der bleibt.
Und so konnten die europäischen Eroberer leicht behaupten, es mit Barbaren zu tun zu haben - der Schrift unkundig, mit Holz und Erde bauend, ja sogar mit matriarchalen Machtstrukturen innerhalb der Stämme.
Tatsache ist, dass Nordamerika vor Kolumbus reich bevölkert und zivilisiert war - nur eben auf andere Weise als die Eroberer aus dem Osten es kannten. Auch heute noch wollen die meisten Amiländer nichts davon wissen und verdrängen die Tatsache einfach, dass ihr ach so großartiges Imperium auf den Gräbern einer viel älteren Zivilisation gebaut wurde. Ein sehr empfehlenswertes Buch dazu (leider nur auf Englisch) ist 1491-The Americas before Columbus von Charles C. Mann.
Die alte Tradition lebt am Rande der heutigen Gesellschaft mühsam weiter und wird irgendwann sicherlich völlig in Vergessenheit geraten. Da helfen auch solch schön angelegte und gepflegte Denkmäler wie die Oakville Indian Mounds nicht. Denn wer fährt da schon hin - nur diejenigen, die das oben erwähnte Buch gelesen haben, fürchte ich ...
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