In Amiland kann man alles bekommen - wenn man dafür bezahlt.
Unser kleiner Stinker, zweieinhalb Jahre alt, geht nun schon seit gut einem Jahr in den Kindergarten. Hier kann man sein Kind bereits mit sechs Wochen in den Day Care geben, ganztägig von 6 Uhr morgens bis 5 Uhr abends, wenn man will. Oder wenn man muss, denn Elternzeit gibt es nicht, Mutterschutz sind eben genau diese sechs Wochen und danach muss man wieder arbeiten gehen - oder man wird auf die Straße gesetzt.
Also gibt es hier Kindergärten wie Sand am Meer und alle richten ihre Öffnungszeiten an der Arbeitszeit der Eltern aus. Natürlich wollen sie dafür Geld haben - umsonst gibt's hier nicht und wird auch nicht gewünscht, denn wenn ich jemandem Geld für eine Leistung zahle, bin ich hier als Kunde König und nicht Bittsteller, wie das bei einem kostenlosen Service wäre.
Unser kleiner Stinker ist also nun soweit, dass er in die nächsthöhere Stufe aufrücken kann - Pre-School. Nun ja, noch nicht ganz, denn erst muss er trocken werden (wir sind auf dem langen, steinigen Weg dorthin ...) bevor sie ihn dort aufnehmen. Aber da das neue Schuljahr erst im August anfängt, haben wir noch ein bisschen Zeit, das kriegen wir schon hin.
Eigentlich müssten wir ihn noch gar nicht dafür anmelden, doch heute hatte seine neue Schule einen Tag der Offenen Tür für alle Interessenten für das neue Schuljahr (Ja, heute ist Sonntag - na und? Unter der Woche haben die Eltern keine Zeit und schließlich will die Schule ja unser Geld haben, da macht man so etwas eben am Sonntag - allerdings erst nachmittags, denn morgens ist ja Kirche ...). Nun kennen wir die Schule aber sehr gut, denn seine Schwester geht dort schon seit gut einem Jahr hin - also brauchten wir sie uns eigentlich gar nicht anschauen.
Weswegen wir trotzdem hin gegangen sind ist um Geld zu sparen. Heute war nämlich die Anmeldegebühr (zur Erinnerung: es ist eine Privatschule, die nehmen für alles Geld ...) für neue Schüler nur die Hälfte dessen, was regulär zu zahlen ist. Und statt $400 dann nur noch $200 zu zahlen, dafür lohnt es sich schon ein paar Minuten zu opfern.
Etwas ähnliches hatten wir bereits vor zwei Wochen, als es darum ging die große Schwester für das nächste Schuljahr (Start ist 22. August) anzumelden - wer das bis Ende Februar tat, zahlte statt $600 nur $300.
Für uns Deutsche ist das alles kein großes Ding, klar planen wir ein halbes Jahr in die Zukunft und zahlen auch gerne im Voraus, damit wir möglichst viel schon im Vorfeld abgebacken haben.
Die Amiländer sind da ganz anders gepolt. Hier bekommen viele, wenn nicht die meisten, ihren Lohn noch vierzehntägig ausbezahlt. Die Kündigungsfrist für Jobs beträgt generell 14 Tage (ahh, darum also auch die vierzehntägige Bezahlung ...), die für Mietwohnungen 30 Tage und alles was über einen Monat herausgeht ist für die meisten Amis nicht mehr planbar, weil ihr Horizont nur bis dahin geht und nicht weiter.
Sich Anfang März bereits für eine Sache zu entscheiden, die im erst im August statt findet, das dann auch gleich noch fest zu machen und zu bezahlen ist für sie etwas, was ihnen Gänsehaut über den Rücken jagt - der totale Horror.
Im Voraus bezahlen - ist das nicht irgendwie kommunistisch? Mein Geld könnte noch ein halbes Jahr für mich arbeiten ... das wäre dann kapitalistisch und somit erzamerikanisch-patriotisch.
Die schule hat natürlich ein großes Interesse daran, so frühzeitig wie möglich eine gesicherte Basis für das neue Schuljahr zu haben, mit der die Personalstärke geplant werden kann.
Also bieten sie großzügige Konditionen an für diejenigen, die sich trauen so weit in die Zukunft zu planen. Gut, dass wir das in Deutschland gar nicht anders kennen - uns haben sich nicht die Zehennägel aufgerollt, als wir den Scheck heute ausgestellt haben. Wir haben uns gefreut, dass wir Geld sparen konnten, einfach indem wir etwas zu einem bestimmten Zeitpunkt getan haben, was wir sowieso in den nächsten Wochen in Angriff genommen hätten. Leicht verdientes Geld also - ist das nicht auch sehr amerikanisch ...?!
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