Vierzehn Jahre hat die Pfaff-Nähmaschine meiner Frau gehalten - jetzt ist ein Teil abgebrochen und sie funktioniert nicht mehr. Sie hat auch ihre Pflicht und Schuldigkeit durchaus getan, hat über die Jahre unsere diversen Mittelalterkostüme, dünne und dicke, kleine und große Quilts, allerlei kleine und große sonstige Projekte und so manche Kinderjeans genäht.
Also muss eine Neue her. Am liebsten wieder eine Pfaff, denn da weiß man, was man hat. Und siehe da, in Huntsville gibt es tatsächlich einen Laden, der Pfaff führt. Und nicht nur das - die Auswahl braucht sich hinter keinem deutschen Laden zu verstecken, inklusive Ersatzteilen, Reparaturservice im Haus und Nähkursen an den diversen Modellen.
Wir also hin und Maschinen ausprobiert.
Zunächst einmal gibt es fast keine mehr ohne Elektronik. Sechstausend verschiedene Sticharten, dreitausend verschiedene Knopflöcher, tausend verschiedene Nähbreiten ... für die Bedienung dieser Geräte braucht man glatt einen Doktortitel (aber den gibt's ja heutzutage fast gratis, einfach bei anderen abschreiben und fertig ist die Laube).
All das hat natürlich seinen Preis - von knapp über tausend bis hin zu zweieinhalb tausend Dollares reicht die Spanne der Amateurgeräte, die Profiliga geht dann bis sechs- oder siebentausend.
Und wenn man all den Schnickschnack nicht will, die ganzen Stiche nicht braucht und eigentlich nicht erst eine zwei Seiten lange Entscheidungsmatrix ausfüllen will, bevor man eine Einstellung an der Maschine verändert? Nun ja, es gibt auch ein Modell ohne Elektronik - aber auch das kostet knapp einen Tausender.
Also doch keine Pfaff - zumal einige Modelle Made in Taiwan sind, andere aus Tschechien kommen und die Profiliga in Schweden gefertigt wird. Ist auch kein Wunder, denn seit 1998 gehört Pfaff, mitsamt dem Slogan "German Innovative Design", der schwedischen Firma Husquarna. Sicherlich auch keine schlechte Adresse aber eben doch nicht mehr das Original.
Herausgefunden haben wir das alles, indem wir jede Maschine in den Laden umgedreht und das Typenschild gelesen haben. Wir wollten nämlich nachschauen, ob die Spannung von 110 V (US) auf 220 V (deutsch) umschaltbar ist. Denn das Ding danach in Deutschland immer mit einem dicken Transformator zu betreiben wollen wir uns dann doch ersparen.
Aber Pustekuchen, nur die Profigeräte haben die Option, alle anderen haben nur die 110 V Spannungsversorgung eingebaut.
Die Verkäufer in dem Laden hatten so einen Wirbel offensichtlich noch nie erlebt - zwei deutsche Ingenieure, die jeden Stein umdrehten, alles auseinander bauen wollten und schrecklich detaillierte Frage stellten.
Zwar sind wir schließlich ohne neue Maschine heraus gekommen, dafür haben wir aber erfahren, dass die Reparatur der alten möglich ist und gar nicht so teuer werden sollte.
Zur Sicherheit, und weil die gute alte computerfreie vollmechanische Pfaff viel zu kostbar ist, werden wir hier noch eine billige 110 V Maschine von Bernina kaufen, nur mit ein bisschen Elektronik und gut 80% preisgünstiger als das billigste Modell von Pfaff. Das ist eine (habe ich mir sagen lassen) sehr bekannte und gute Marke aus der Schweiz, wobei natürlich die billigen Modelle auch Made in Sonstwo-jedenfalls-nicht-in-der-Schweiz sind. Egal, Hauptsache nicht Made in China ...
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