Tuesday, March 15, 2011

DRV NOW, TXT L8R

Seit September 2010 ist es in Huntsville verboten während man ein Auto steuert eine SMS zu schreiben. Die City of Madison hat einen Monat später gleich gezogen. Die Strafe für Wiederholungstäter beträgt empfindliche $500 - nur kontrolliert das Verbot keiner. Nur wenn man wegen eines anderen Verkehrsvergehens angehalten wird und die Polizei ein Handy im Fahrzeug herum liegen sieht, wird mal nachgefragt. "Und die meisten Leute, direkt gefragt, geben es auch zu", meinte ein Polizeisprecher.
Nun ja, geduldet man sich eben damit, bis man aus Huntsville oder Madison heraus ist, denn im übrigen Alabama haben nur ganz wenige andere Städte ähnliche Vorschriften.
Und das ist, wenn man den zahlreichen Kommentaren in Presse und TV vom Mann auf der Straße Glauben schenken darf, auch völlig richtig so. Wo kämen wir denn dahin, wenn man den Bürgern verbieten wuerde bestimmte Sachen beim Autofahren zu machen? Was ist dann das nächste - Telefonieren, Rauchen, Essen, Schminken, lautes Mitsingen? Und was soll das bringen? Eine Verringerung der Verkehrsopferzahlen? Dass ich nicht lache - in meinem dreieinhalb Tonnen SUV kann mir ja gar nicht passieren! Höchstens sehe ich rot und werde aggressiv wenn mir dann auch noch das TV im Armaturenbrett weg genommen wird - Frechheit, das ist der sichere Weg in den Kommunismus!

Ja, es werden in der Debatte darüber viele Ausrufezeichen benutzt. Dabei kann ich mich noch sehr gut an eine sehr gleiche Diskussion Mitte der 1970er Jahre in Deutschland erinnern, als die Gurtpflicht aufkam. Und das ende vom Lied? Die Verkehrsopferzahlen sind deutlichst zurück gegangen und die angebliche Freiheitsberaubung hat nirgendwo eine dauerhafte Verringerung der Lebensqualität hervor gerufen.
Und nun hat die Vernunft auch schließlich das Staatsparlament von Alabama erreicht. Es ist ein Gesetzentwurf auf dem Weg (zum wiederholten Mal, aber jetzt mit echten Chancen), der das SMSen am Steuer in ganz Alabama verbietet und drakonische Strafen ($25 für das erste Mal, $50 für das zweite Mal und $75 für das dritte Mal) vorsieht.
Die Zahlen sprechen ja auch für sich: 25 % aller Verkehrsunfälle US-weit werden durch SMS-Schreiben während des Lenkens eines Fahrzeuges hervor gerufen. Im Jahre 2008 wurden bei durch SMS-Schreiben ausgelösten Unfällen mehr als 6000 Menschen  getötet und mehr als eine halbe Million verletzt.
Dass es da überhaupt noch eine Diskussion gibt ... 

Aber wenn es um die Einschränkung einer persönlichen Freiheit geht, auch zum Wohl der Gemeinschaft, reagiert man hier allergisch. Und die Frage lautet dann immer: Und was kommt als nächstes? Wenn ich euch (die feindliche Regierung in Washington, die Bürokraten in Montgomery, die von den Chinesen gesteuerte UNO, die Kommunisten in den Stadtparlamenten, ....) das erlaube, was nehmt ihr mir als nächstes weg?
Vernunftargumenten sind diese Leute nicht zugänglich, die sehen nur ihr eigenes gottgegebenes Stückchen Freiheit immer weiter durch die miesen Tricks und dunklen Machenschaften einer ihnen nicht begreifbaren Instanz (... nennt man woanders auch Demokratie ...) schrumpfen.
Gemeinwohl? Unamerikanisch. Jeder soll gefälligst zusehen, wie er selber am besten zurecht kommt, ohne dabei den anderen ins Gehege zu kommen.
In diesem Fall ist die Lösung sowohl sehr einfach als auch noch ökonomisch wertvoll - es steht jedem, der nicht bei einem durch SMS-Schreiben verursachten Unfall in Mitleidenschaft gezogen werden will frei, sich einen ordentlich dicken Truck oder SUV (... ein Hummer würde sich da anbieten ...) zu kaufen - dann passiert ihm schon nichts.

Ich kann dem nur beipflichten. SMSen am Steuer ist ja nun wirklich harmlos. Das lernt jeder Teenager von seinen Freunden und falls er die Volljährigkeit wirklich erreichen sollte, ist er zu dem Zeitpunkt so geübt darin, dass das in der Nase bohren eine heiklere Ablenkung vom Fahren darstellt.
Neulich haben meine Frau und ich gesehen, wie eine Frau (im SUV natuerlich ...) beim Fahren ihr Baby gestillt hat. Das ist die persönliche Freiheit, für die dieses Land jederzeit bereit ist in den Krieg zu ziehen ...




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