Wednesday, March 30, 2011

The BBQ Quest

Gemeinhin wird in Europa ja gerne über die Esskultur und Küche in Amiland gesagt, dass sie keine haben. Burger und Pommes, Bier in eisgekühlten Plastikgläsern, überall Ketchup drauf, alles ist frittiert und trieft vor Fett. So in etwa geht ja wohl das Vorurteil.
McDoof und Co. sind nur der kleinste gemeinsame Nenner, der die Grundversorgung sicher stellt. Unter dieser bunten Plastikoberfläche aber muss man gar nicht lange suchen und man findet eine herrliche Vielfalt lokaler Eigenheiten und Spezialitäten. 
Lobster in Maine, Krabben in Boston, Steak in Texas, Gumbo in New Orleans, Chili in New Mexico, Pizza in Chicago, Wein in Kalifornien, Kartoffeln in Idaho und Barbeque in den Südstaaten. Die Vielfalt ist enorm und überschaubar, so wie das Land groß und vielfältig ist und die Menschen die darin leben aus den verschiedensten Kulturkreisen zusammen gewürfelt sind.

Hier im Süden ist Barbeque das authentische Gericht. Nein, das nicht eben nicht nur ein Gericht, das ist ein Lebensgefühl, eine kulturelle Eigenheit, ein Teil dessen, was den Süden so unterschiedlich und besonders macht.
Southern BBQ (oder Bar-B-Que, oder Barbeque, oder Bar-B-Q) ist stundenlang über Holz (meist Hickory) geräuchertes Fleisch (Schwein, Rind oder Truthahn), das dann abgepult wird (pulled) und mit spezieller Sauce (selbst gemacht, altes Hausrezept der Ur-Oma meistens) und allerlei Beigaben (Kartoffelsalat, Hushpuppies, gebackene Süßkartoffeln, Bohnen und Speck, Krautsalat und vieles mehr) mit süßem Eistee (sweetened iced tea) in Restaurants serviert wird, deren Äußeres meist einer abbruchreifen Scheune gleicht und deren Inneres in der Regel mit allerlei vergilbten Familienfotos, ausgestopften Jagdtrophäen und Sport-Fanartikeln dekoriert ist. Kein Tourist würde sich jemals dort hinein wagen - daher die Legende, dass die Esskultur in Amerika nur aus McDoof und Co. besteht.

Nun leben wir hier in der Rocket City mitten drin im BBQ Gürtel des Südens. Alleine in den drei Counties Madison (Huntsville Metro Area), Limestone (Athens Metro Area) und Morgan (Decatur Metro Aarea), die mit zusammen gut einer halben Million Einwohnern das Zentrum Nord-Alabamas darstellen, gibt es ungefähr hundert BBQ Restaurants. 
Die Bandbreite reicht dabei von neuen modernen und relativ gesichtslosen Ketten, über urige und hygienisch nicht ganz europäischem Standard entsprechenden Familienbetriebe auf dem Lande bis hin zu fliegenden Köchen mit mobilen BBQ "Gulaschkanonen", die meist Sonnabends an Tankstellen zu finden sind.

Mein Ziel ist es, innerhalb der verbleibenden Zeit, bis wir wieder nach Deutschland zurück gerufen werden, so viele dieser Restaurationen wie möglich zu besuchen - und über das Futter, die Atmosphäre und das Drumherum zu berichten. Zu finden ist das Ganze dann hier - in meinem BBQ Blog, leider in Englisch, denn alleine die ganzen Fachbegriffe in einigermaßen flüssiges Deutsch zu übersetzen (Hushpuppies ... frittierte Maisknödel mit Zwiebeln und Gewürzen ... eher nicht ...) und deren Bedeutung zu erklären, würde einer Doktorarbeit gleich kommen (hmmm, vielleicht sollte ich mir da ein paar Tipps bei einem fränkischen Baron holen, wie man sowas ohne großen Aufwand machen kann ...).

Und wenn ich dann auf Reisen bin, lasse ich mir natürlich die Gelegenheit nicht entgehen auch dort die BBQ Szene aus zu probieren.
So geschehen bei meiner Tour nach Vicksburg.
Meine Reiseroute führte mich durch das ländliche Alabama und dank des Intenets konnte ich mir schon vorher ein oder zwei geeignete BBQ Restaurants auf dem Weg heraus suchen.
Meine Wahl fiel auf den Hat Hill Bar-Be-Que & Grill in Parrish, Alabama, da ich dort sowieso zu tun hatte. Es gibt dort nämlich einen der 9 W.R. Case Exclusive Master Dealers in den USA - und ein neues Messer war mal wieder an der Reihe. Zwar kann man die Case-Messer auch über das Internet bestellen. Doch gerade die Exclusive Master Dealer haben immer auch Besonderheiten und Raritäten auf Lager, die man nur dort findet. Aber das ist eine andere Geschichte.
Nun war ich also in Parrish, hatte mein Messer gefunden und war hungrig. Also nichts wie hin zum Hat Hill Bar-Be-Que & Grill. Typischer Fall von Denkste, die WebSite war noch da aber der Laden wohl schon eine ganze Weile dicht.

 

Was tun? Das nächste Restaurant auf meiner Liste war in Eutaw, gute zwei Stunden entfernt (da auf dem Land ist die Dichte nicht annähernd so groß wie in Huntsville ...) und es war schon früher Nachmittag (die Auswahl des Messers hatte etwas mehr Zeit als geplant in Anspruch genommen ...).
Also doch zu McDoof? Gerne, aber der nächste war auch eine gute Stunde entfernt ... Dann erstmal weiter fahren, irgend etwas wird sich schon ergeben.

Was es dann auch tat. In Oakman, Alabama. Der Nabel der Welt. Wo es das Red Top BBQ gibt, das in einer Art großem Geräteschuppen auf einem Truck-Parkplatz am Ortsausgang zu finden ist, gleich neben dem Dollar General (so eine Art Unterschichten-ALDI ... besser kann man diese Grabbelbude nicht umschreiben ...).


Die haben keine Tische und Stühle dort, sondern man holt sich sein Futter am linken Fenster in einem kleinen braunen Papierbeutel ab (plus jede Menge "Darling", "Sugar", "Sweetie" und so weiter von der Kassiererin ...) und verspeist es dann im Auto. Das ist dann, wenn der Himmel strahlend Blau war wie an diesem Tag, an Atmosphäre kaum noch zu überbieten. Ich hatte eine BBQ Pork Sandwich, das recht gut war und den dazu den besten -DEN BESTEN! - Kartoffelsalat den ich (außer zuhause ...) hier in Amiland jemals gegessen habe! Wahrscheinlich haben sie den aus dem Dollar General ... egal, ich habe mich gefühlt wie Gott in Frankreich.


Auch in Vicksburg habe ich dann natürlich die Gelegenheit genutzt und eine der lokalen BBQ Institutionen aufgesucht - Goldie's Trail BBQ am Interstate 20.



Kein Vergleich zum Vortag - Stühle und Tische, Teller und Besteck, alte Bürgerkriegs-Vorderlader an den Wänden und Bezahlen kann man mit Kreditkarte.


Das Futter - viel! Aber was haben die denn mit dem armen Schwein gemacht??! Das ist nicht gepullt, sondern in Scheiben geschnitten, dann mit Soße vermengt und Zwiebelringe darauf gelegt. Ja sind wir denn hier beim Griechen?! Gyros hatte ich nicht bestellt ... obwohl das, was da auf meinem Teller lag eher aussah wie etwas, das sie auch vom Straßenrand hätten aufklauben können. Barbaren!
Nun ja, nachdem  der erste Schock überwunden war schmeckte es dann doch ganz ordentlich, zumal die Soße wirklich Klasse ist. Aber irgendjemand sollte diesen Leuten in Mississippi vielleicht einmal die zivilisierte Art BBQ zuzubereiten näher bringen - geschnittene Scheiben, was für ein Faux pas!



Nun ja, das war also die kulinarische Seite meines Ausfluges nach Vicksburg um die USS Cairo zu sehen. Ich bin immer noch nicht über das zerstückelte Schwein weg ...


Ten Commandments

... und dann war da noch die verlassene Tankstelle an der State Route 69, kurz hinter Oakman, Alabama, an der ich fast vorbei gefahren wäre auf meinem weg nach Vicksburg letzte Woche.
Verlassene, eingefallene Tankstellen sind hier in Alabama an jeder Ecke zu finden. Und irgendwie sah die jetzt auch nicht so furchtbar interessant aus, das Gebäude stand noch völlig intakt da und alles machte sogar einen irgendwie gepflegten Eindruck.
Was mich dann  doch dazu veranlasste um zu drehen um sie zu fotografieren kann ich wirklich nicht sagen. Ich  habe es halt einfach getan und als ich mich den Zapfsäulen näherte, glaubte ich zuerst meinen Augen nicht zu trauen - da war ein Schild aufgestellt mit den Zehn Geboten drauf.
Nun ist auch das in Alabama nicht unbedingt etwas Bemerkenswertes, religiöse Botschaften in Form von Werbetafeln, frommen Sprüchen an Kirchenschildern, auf Holzbretter am Straßenrand gemalte Warnungen vor der Hölle wenn man nicht genug betet und ähnliches, begleiten einen wo man hier auch hin fährt.
Aber wieso kommt jemand auf die Idee, die Zehn Gebote ausgerechnet hier aufzustellen? Was sind die Chancen, dass dort jemand anhält und sie sich ansieht? Das ist ja nicht gerade eine typische Touristengegend, in der solche Motive täglich hundertfach abgeknipst werden und von der Straße aus erkennt man das Schild auch gar nicht, dazu muss man schon relativ nahe heran gehen.
Ich dürfte seit Jahren so ziemlich der einzige "Tourist" gewesen sein, der dort vorbei gekommen ist. Und der dann auch tatsächlich angehalten hat. Nein, nicht angehalten. Vorbei gefahren, kurz innegehalten und umgedreht.
Kann es sein, dass das Schild da extra für mich hingestellt worden ist ...?!

Parrish Tornadoes

Bevor wir dann endlich zum BBQ kommen, noch schnell ein Sache, die mir auf meiner Fahrt durch das ländliche Alabama nach Vicksburg letzte Woche am Wegesrand aufgefallen ist.
Wir haben hier in Alabama ja im Frühjahr und im Herbst Tornado-Saison. Dabei kommen regelmäßig Menschen ums Leben, Häuser werden zerstört und die meisten Leute könnten wohl ganz gut ohne diese Unannehmlichkeit leben.
Die Kleinstadt Parrish, nicht weit von Oakman gelegen, wurde am 24. April 2010 von einem F3 Tornado getroffen (F5 ist die höchste Stufe). Ungefähr 80 Häuser wurden dabei beschädigt, eines wurde komplett zerstört, mehr als 1000 Bäume wurden entwurzelt. Glücklicherweise kamen dabei keine Menschen zu schaden.
Davor war in 2003 ein F1 Tornado durch Parrish gezogen, was in ungefähr 15 beschädigten Häusern resultierte.

Parrish hat eine High School und die hat, natürlich, denn wir sind hier schließlich in Alabama, ein Football Team - die Parrish Tornadoes.

Würde ich wirklich mein Schulteam nach einer Wetterlage benennen wollen, die in diesem Jahrtausend schon zweimal erhebliche Schäden in meinem Ort hervorgerufen hat? Irgendwie kommt mir da der Gedanke, dass das doch ganz schön frech ist - und der F5 Tornado, der die Umbenennung des Teams hervorrufen wird, sich bereits am Horizont abzeichnet ...

Andererseits gibt es auch in Talladega und in Philadelphia High School oder College Teams, die so heißen. Und auch die Miami Hurricanes, das Football Team der University of Miami in Florida fordert sozusagen ihr Glück mit dieser Namensgebung ständig heraus. Nur die University of Alabama Crimson Tide, die Scharlachrote Springflut, sollte da auf der sicheren Seite sein - die Chancen dass in  Tuscaloosa eine Springflut erscheint sind ungefähr so hoch wie Auburns Chancen in den nächsten 50 Jahren nochmal einen nationalen Titel zu gewinnen. Um das Wetter oder die Naturgewalten müssen die sich jedenfalls keine Sorgen machen - ihr Team heißt ganz langweilig und völlig auf Nummer sicher gehend die Tigers ...

Tuesday, March 29, 2011

A Proud Past and a Promising Future

Eine stolze Vergangenheit und eine viel versprechende Zukunft.
So heißt es auf dem Ortsschild von Oakman, Alabama. Wenn man dann in weniger als einer Minute da durch gefahren ist, auf dem Highway 69, fragt man sich unweigerlich, womit diese frohe Botschaft eigentlich gerechtfertigt ist.
Oakman liegt mitten in Alabama. Mehr mitten in Alabama geht nicht. Es ist so typisch für das ländliche Alabama, dass es dafür einen Preis gewinnen sollte. Tut es aber nicht. Stattdessen liegt es verschlafen und irgendwie verlassen da, unter Alabamas perfektem blauen Himmel, und wartet auf die Zukunft.

Um die 950 Einwohner hat Oakman, eine Polizeistation, eine Tankstelle, einen Dollar General (das ist so etwas wie die Ramsch-Version eines WalMart), eine High School, eine Kreuzung und einen BBQ Schuppen (von dem wird noch zu berichten sein). Wohnen tut man überwiegend in Mobile Homes, das jährliche Durchschnittseinkommen beläuft sich auf ungefähr $25000, wobei gut 20% der Einwohner unterhalb der Armutsgrenze leben und das Verhältnis von weißen zu schwarzen Mitbürgern ist 80 zu 20 (in ganz Alabama liegt das Verhältnis im Durchschnitt bei 70 zu 30).
Redneck Town USA.
Typisch Alabama.
Aber nichts, worüber man die Nase rümpfen sollte - ich kenne so manches Kuhkaff in Deutschland, das gegen Oakman glatt abstinken würde. Denn immerhin haben die eine Polizeistation, eine High School, eine Tankstelle und einen Dollar General. Und einen BBQ Schuppen ...




Saturday, March 26, 2011

Vicksburg, Mississippi

Vicksburg liegt an der Grenze zu Louisiana am Zusammenfluss des Mississippi mit dem Yazoo River. Berühmtheit erlangte die Stadt während des amerikanischen Bürgerkrieges als heiß umkämpfter Schlüssel zum Mississippi. Die für die Union siegreich verlaufende Belagerung der Stadt im Jahr 1863 verhalf dem Norden, zusammen mit der zeitgleich ausgetragenen Schlacht von Gettysburg, letztendlich zum Sieg über die Südstaaten - und dem Unionsbefehlshaber Ulysses S. Grant schließlich zu acht Jahren im Weißen Haus in Washington.

Nach dieser turbulenten Zeit versank die Stadt wieder in einen Dornröschenschlaf und ist auch heute nicht gerade der Inbegriff einer pulsierenden Metropole.
Die Einwohnerzahl beträgt rund 26000, es gibt einen Hafen durch den die Stadt am Handel auf dem Mississippi partizipiert. Aber die Haupteinnahmequelle ist der Tourismus, insbesondere die rund eine Million Besucher, die jährlich in den Vicksburg National Military Park, der zur Erinnerung an die Schlacht im Bürgerkrieg angelegt wurde, strömen.

Ansonsten gibt es noch zwei Casinos auf nachgebauten Mississippi-Dampfern, ein paar Museen, ein paar alte Vorkriegshäuser, eine mit Szenen aus der Stadtgeschichte bemalte Flutmauer am Fluss und eine recht nüdelige Altstadt.
Da kann man durchaus einen Vormittag ohne Langeweile verbringen ...



The first bottle

So gut wie niemand weiß das - aber in Vicksburg ist im Jahre 1894 die erste Flasche Coca-Cola abgefüllt worden. Vorher gab es Coke nur in den Soda Fountains, die zumeist in ein paar wenigen Drogerien und Süsswarenläden in der Stadt aufgestellt waren. Diejenigen, die außerhalb der Stadt wohnten, guckten da ziemlich in die Röhre.
Da sich Coca-Cola aber mittlerweile zu einem richtigen Verkaufsschlager entwickelt hatte und es einen unerschlossenen potentiell riesigen Markt auf dem Lande gab, bedurfte es nur noch eines deutschen Auswanderers, der zum Geschäftssinn auch noch ein paar technische Kenntnisse mitbrachte und der Erfolg war nicht mehr aufzuhalten.
Der Herr Biedenharn aus Neunkirchen  bei Oldenburg, den es nach seiner Einwanderung in die USA schließlich nach Vicksburg verschlagen hatte, war genau der richtige Mann am richtigen Platz zur richtigen Zeit.

Das Haus in der Washington Street, in dem die Familie Biedenharn jahrzehntelang ihr Geschäft betrieb, steht noch - und beherbergt heute ein kleines aber sehr feines Coca-Cola Museum.
In einem halben Dutzend großer Vitrinen werden verschiedenste Memorabilia ausgestellt, darunter auch die ausführliche Geschichte der Biedenharns und natürlich Artefakte aus hundert Jahren Coca-Cola.
Dazu gibt es noch ein Modell der originalen Abfüllanlage, einen Raum der wie eine typische Soda Fountain Bar um 1900 eingerichtet ist und im eigentlichen Hauptraum des ehemaligen Candy Store kann man dann noch inmitten von hunderten Cola-Flaschen aus der ganzen Welt einen Cola-Icecream-Float genießen.


Die Idee Cola in Flaschen abzufüllen hat sich bekanntermaßen als ein Bombenerfolg erwiesen - und trug wesentlich mit zum weltweiten Siegeszug des Getränkes im zwanzigsten Jahrhundert bei. Dass das in einem kleinen verschlafenen Ort, wo sich Yazoo und Mississippi gute Nacht sagen, geschah, ist eine dieser kleinen Geschichten, die das Reisen in Amiland so interessant machen ...




USS Cairo

Am 12. Dezember 1862 lief die USS Cairo auf dem Yazoo River nahe Vicksburg auf eine konföderierte Mine. Die Explosion riss ein meterbreites Loch in die backbordseitige Bugsektion und das Schiff sank innerhalb von zwölf Minuten, ohne Verluste. Damit erlangte es die unfreiwillige Ehre, das erste gepanzerte Kriegsschiff der Welt gewesen zu sein, das durch diese zur damaligen Zeit brandneue Waffe zum Untergang gebracht worden war.

Auf den Tag genau 102 Jahre später wurde sie wieder aus dem Flussbett gehoben. Die meisten metallenen Teile waren noch intakt und auch einiges von der hölzernen Struktur war noch vorhanden.
Die Überreste wurden in einem grandiosen Display im Vicksburg National Military Park, der als Nationalpark zur Erinnerung an die Schlacht um Vicksburg im amerikanischen Bürgerkrieg auf dem ehemaligen Schlachtfeld angelegt worden war, aufgebaut und das Schiff so weit es ging restauriert.

Die USS Cairo ist zusammen mit dem ersten einsatzfähigen Unterseeboot der Welt, der CSS Hunley - die in 2000 im Hafen von Charleston geborgen werden konnte - das einzige (wenigstens teilweise) erhaltene Kriegsschiff des Bürgerkrieges.
Und dort bin ich gestern gewesen.

Von der Fahrt dorthin, durch das ländliche Alabama und quer durch Mississippi, wird noch zu berichten sein. Doch hier geht es erstmal um die USS Cairo.
Von Bildern her und durch verschiedene Bücher war ich mit dem Aussehen des Schiffes bereits bestens vertraut. Daher hätte ich nie erwartet, dass es mich so tief beeindrucken würde wenn ich  in persona davor stehe.
Zunächst einmal ist das Schiff viel größer als erwartet - knappe 60 Meter sind live und in Farbe kein Pappenstiel und durch die massigen Aufbauten des Kanonendecks wirkt das Schiff wie ein riesiger schwimmender Felsen. Es sitzt unter einem weißen Kunststoff-Wetterdach und man kann sogar mittschiffs hinein gehen. Die eisernen Boiler der Dampfmaschinen, die Expansionsmaschinen die das riesige Schaufelrad antrieben, das Schaufelrad selbst und alle originalen Kanonen sind dort aufgebaut. Dazu noch das Holz, das man bergen konnte, hier und da verstreut und in die Struktur aus modernen Balken eingefügt, die dem Schiff seine Form geben. Wie gesagt, sehr beeindruckend, sehr echt das alles.
Natürlich hat man bei der Bergung auch jede Menge Kleinkram mit nach oben geholt - unter anderem die komplette Kücheneinrichtung samt Porzellangeschirr des Kommandanten. Das alles, mitsamt der Schiffsglocke, ist in einem kleinen Museum neben dem Schiff ausgestellt.
Aber die Hauptattraktion ist natürlich die USS Cairo selbst. Ich habe mich sehr viel länger dort aufgehalten als ursprünglich geplant - ich hatte über die Jahre soviel über diesen speziellen Schauplatz des Bürgerkrieges gelesen, inklusive eines sehr faszinierenden Buches das sich nur mit den Kämpfen auf dem Mississippi und seinen Nebenflüssen beschäftigte, da war dieser Besuch nicht nur das i-Tüpfelchen auf diese Studien, sondern (Marine-)Geschichte zum Anfassen.
Mir sind ehrfürchtige Schauer über den Rücken gelaufen ...




Vicksburg National Military Park

Eigentlich war das Ziel meiner Reise ja die USS Cairo. Nur liegt die eben inmitten des Vicksburg National Military Park und den habe ich mir dann natürlich auch gleich mit angesehen.

Vicksburg liegt auf einer Anhöhe am Zusammenfluss des Mississippi mit dem Yazoo, und besaß dadurch im amerikanischen Bürgerkrieg eine enorme strategische Signifikanz - wer Vicksburg hatte, beherrschte die Schifffahrt auf beiden Flüssen.
Die Strategie der Union war, Vicksburg zu erobern und damit die Konföderierten Staaten von Amerika effektiv in zwei Hälften zu teilen, den Rebellen den vitalen Nachschubweg über den Mississippi zu nehmen und ihn selber für den eigenen Nachschub zu nutzen.
Nachdem zwei Sturmangriffe gescheitert waren, entschloss sich der Befehlshaber der Unionstruppen, der spätere US Praesident Ulysses S. Grant, die Stadt zu belagern. Vierzig Tage hielten die Konföderierten Truppen in der Stadt aus, bis sie am 04. Juli 1863 kapitulieren mussten.
Zusammen mit dem Sieg der Unionstruppen in Gettysburg am vorangegangenen Tag war das die entscheidende Kriegswende.

Das damalige Schlachtfeld ist 1899 zu einem Nationalpark umgewandelt worden um die Erinnerung an diese entscheidende Schlacht des amerikanischen Bürgerkrieges lebendig zu halten und die kämpfenden Truppen damit zu ehren.
Der Park ist mehr als sieben Quadratkilometer groß und eine gut 26 Kilometer lange Straße führt an den Stellungen beider Parteien entlang.
An den ehemaligen Stellungen der verschiedenen Einheiten, bis hinunter zur Kompanieebene, sind Monumente, Tafeln oder Büsten der kommandieren Offiziere zu finden - insgesamt 1325 davon, von der einfachen Steintafel mit dem Namen der Einheit bis hin zum spektakulären Mausoleum, das der Staat von Illinois seinen dort gefallenen Söhnen gebaut hat.
Zwei alte Vorkriegshäuser stehen dort auch noch, zusammen mit 144 Kanonen die überall verteilt sind.
Außerdem ist dort noch ein Nationalfriedhof mit den Gräbern von über 18000 bei der Schlacht gefallenen Soldaten untergebracht.

Man fährt also an endlosen Reihen von Monumenten und Kanonen und Schildern und Markierungen vorbei. 26 Kilometer. Das wird irgendwann ermüdend, wenn man nicht gerade ein Civil War Fan ist oder irgendeine persönliche Beziehung zur Schlacht hat, wie zum Beispiel ein Vorfahre der dort mitgefochten hat. Von der örtlichen Bevölkerung wird der Park intensiv für Jogging und Walking genutzt und insgesamt wird er pro Jahr von mehr als einer Million Menschen besucht (Jogger und Walker nicht mit eingerechnet ...).
Einige der Monumente sind sehr spektakulär und groß, doch im Grunde nur für die interessant, die aus dem Staat kommen für deren Soldaten es aufgestellt wurde.
Ja, auch Alabama hat ein Monument dort - man muss sich bei der Beurteilung des künstlerischen Wertes vor Augen halten, dass es um die Jahrhundertwende des neunzehnten ins zwanzigste entstanden ist, wie alle anderen in dem Park auch. Heutzutage neigt der Geschmack wohl etwas mehr in Richtung schlichter, weniger pathetischer Darstellungen.

Aber ich war ja eigentlich vor allen Dingen wegen der USS Cairo dort. Den Park habe ich nur so nebenbei mit genommen. War interessant aber nochmal muss ich das nicht haben. Das Land ist ja gepflastert mit Schlachtfedern aus dem Bürgerkrieg, das nächste von uns aus ist in Chattanooga, knappe anderthalb Stunden entfernt. Aber dort gibt es nur Kanonen, Gräber und Erklärungsschilder zu sehen - und jede Menge Landschaft. Aber keine Monumente, die gibt es nur in Vicksburg ...




Sunday, March 20, 2011

i5-760

Vor fast genau acht Jahren habe ich mir hier in den USA einen PC gekauft. Der war als Interimslösung gedacht, weil ich ein Jahr später noch eine richtig gute Maschine zurück nach Deutschland nehmen wollte.
Dazu ist damals aus irgendwelchen Gründen nicht gekommen und so habe ich die Interimslösung bis gestern benutzt.
Heute habe ich dann meinen neuen PC in Betrieb genommen. Meine Frau hat mich dazu ermutigt ihn zu kaufen, denn ich verbrachte in den letzten Monaten doch sehr viel Zeit davor - ungewollt, denn jede Aktion, insbesondere bei der Bildverarbeitung, dauerte und dauerte und dauerte. Dazu kam der Frust, weil sich die unbearbeiten Bilder auf meiner Festplatte stapelten.

Die Wartezeiten sind kein Wunder, denn vor acht Jahren hatte meine beste Kamera 4 Megapixel und ein Bild war so um die 4 Megabyte groß. Mittlerweile hat meine beste Kamera 14 Megapixel und die entwickelten Raw-Dateien daraus sind in der Regel 80 Megabyte groß. Und damit kam der Pentium IV mit 2.4 GHz und 1 GB RAM einfach nicht mehr zurecht.

Ich habe das mal nachgemessen - die selbe Aktion mit derselben Bilddatei durchgeführt brauchte beim alten PC 40 Sekunden. Der neue ist in unter fünf Sekunden damit fertig.
Kein Wunder, ich habe ihn - im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten - extrem auf die Bildverarbeitung hin optimiert. Ein Intel i5-760 Prozessor mit 2.8 GHz Taktrate und 4 Prozessorkernen, 8 GB RAM, eine Grafikkarte mit 1 GB, zwei 500 GB Festplatten, die auf RAID 0 geschaltet sind ... acht Jahre sollte auch dieses Maschinchen durchhalten.
Jetzt habe ich jedenfalls erstmal weniger Frust und wieder mehr Zeit für meine Frau ...

Saturday, March 19, 2011

Hammer Time!

Panem et Circensis ...
Amiland funktioniert nur deshalb noch relativ reibungslos, weil sie einen McDoof an jeder Ecke haben und am Wochenende Sport geboten wird. Ich wage zu behaupten, wenn die arabischen Herrscher, die jetzt von ihren Untertanen massenhaft aus dem Land gejagt werden, das selbe Prinzip angewendet hätten, bräuchte sich jetzt keiner von denen um seine Geheimkonten in der Schweiz fürchten. Ein Kebab-Shop an jeder Ecke, in jeder größeren Stadt ein Fußballverein, eine Kamelrennbahn und eine Dattelkernweitspuckarena und wird hätten diesen ganzen Kuddelmuddel nun nicht. Und das ist ja nun auch wahrlich keine neue Erkenntnis - dieses Rezept haben schon die ollen Römer angewendet. Der Kaiser Trajan veranstaltete einmal (Gladiatoren)Spiele, die 123 Tage dauerten und in denen 10000 Gladiatoren kämpften. Für Circensis war im Römischen Reich also bestens gesorgt - und das US-amerikanische Imperium hat diese althergebrachte Methode, die Massen ruhig zu stellen, absolut perfektioniert.

Die modernen Gladiatorenkämpfe sind natürlich die diversen Sportwettkämpfe hier - sei es nun Football, Fußball, Basketball, Baseball, Eishockey oder eine der Randsportarten wie Lacrosse oder Polo.
Bis letztes Jahr gab es in Huntsville noch ein semi-professionelles Footballteam der sogenannten Arena League. Das ist im Grunde nichts anderes als American Football, nur in der Halle, auf einem um die Hälfte verkürzten Spielfeld, weniger Spielern und deutlich mehr Punkten pro Spiel.
Dann ging die Liga Pleite und hinterließ ein Loch im Wochenende vieler Leute hier.
Also wurde ein neues Team auf die Beine gestellt, das sich einer anderen semi-pro Liga anschloß, der Southern Indoor Football League (SIFL) und diese Mannschaft, die Alabama Hammers, hatte heute ihr erstes Spiel.
Das sie mit 67 zu 20 gegen den amtierenden Meister dieser Liga haushoch, völlig verdient und total hilflos verloren haben.
Wir insgesamt 4079 Zuschauer in der zu gut einem Drittel gefüllten Von-Braun-Arena in Huntsville waren vor dem Spiel hoffnungsvoll, während des Spiels teils entsetzt, teils fassungslos und die meisten auf dem Heimweg bevor das vierte Viertel eine Minute alt war. Das stand es nämlich noch 49 zu 13, die Hammers waren kurz vor der gegnerischen Endzone und dabei den Rückstand zu verkürzen und damit das Spiel noch einmal halbwegs spannend zu machen ... da warf der Quarterback der Hammers eine seiner drei Interceptions. Aus, vorbei, auf Wiedersehen.
Chaos, Unvermögen, Hilflosigkeit, Streitereien auf dem Spielfeld, ein Quaterbeck der den Ball ein halbes Dutzend mal verlor, kein Herz und keine Seele - wenn sie sich wenigstens aufgebäumt und gekämpft hätten. Niemand konnte ernsthaft erwarten, dass der amtierende Meister einfach zu schlagen wäre. Aber sie haben es nicht einmal versucht.
Sehr enttäuschend, das Ganze. Und diametral entgegengesetzt zu den Rocket City Titans, dem semi-professionellen (Outdoor) American Football Team der Stadt, das letztes Jahr in ihrer ersten Saison gleich Meister geworden war.
Nun ja, die Hammers haben dafür die hübscheren Vereinsfarben - gelb-grün ... genau wie die Green Bay Packers, die ja dieses Jahr den Super Bowl gewonnen haben. Bis dahin ist es für die Hammers noch ein weiter, steiniger Weg. Ich werde mir das wohl noch ein, zwei Mal live ansehen, denn die Ticktes sind günstig und es ist einfach etwas anderes Sport im Stadium zu erleben als vor dem TV.
Und da bietet Huntsville mittlerweile einiges an Auswahl. Das sind zwar alles "nur" semi-professionelle Teams (das heißt dass die Spieler noch einen regulären Job haben, denn der Sport alleine reicht nicht um den Lebensunterhalt zu bestreiten), aber dafür spielen dort überwiegend lokale Talente. Die Mannschaft der Hammers besteht zu 90% aus Spielern der örtlichen Colleges, besonders der University of Northern Alabama in Florence. Da kann man sich dann schon besser mit identifizieren als mit irgendeinem NFL Team, mit all den in aller Regel  in ganz Amiland  zusammen gekauften Spielern.
Das gilt auch für die Rocket City Titans, dem Football Team dessen Stars ein ausgemusterter Running Back aus Auburn und ein ehemaliger NFL-Profi, der sich hier in seiner Heimat zur Ruhe setzen wollte, sind. Oder der Fußball-Club Rocket City United, bei dem der Sohn eines meiner Arbeitskollegen im Tor steht. Eine Ausnahme ist da nur das Eishockey Team der Huntsville Havoc, in dem es von Kanadiern und Tschechen nur so wimmelt.
Generell leidet man also durchaus mit, wenn das Team aus Huntsville mit 47 Punkten Differenz untergeht. Zumal die ja auch so einen schönen Namen haben -der kommt vom offiziellen Staatsvogel Alabamas, dem Yellowhammer (in Deutschland ist das die Goldammer).Und der wird sich schon irgendwann wieder rappeln und aus der Asche auferstehen ... denn schlimmer noch als gar keine Gladiatorenspiele sind schlechte, mit einer eigenen Mannschaft die nur verliert. Wenigstens können die heutigen Gladiatoren, auch wenn sie verloren haben, zum nächsten Spiel wieder antreten ...


Tuesday, March 15, 2011

DRV NOW, TXT L8R

Seit September 2010 ist es in Huntsville verboten während man ein Auto steuert eine SMS zu schreiben. Die City of Madison hat einen Monat später gleich gezogen. Die Strafe für Wiederholungstäter beträgt empfindliche $500 - nur kontrolliert das Verbot keiner. Nur wenn man wegen eines anderen Verkehrsvergehens angehalten wird und die Polizei ein Handy im Fahrzeug herum liegen sieht, wird mal nachgefragt. "Und die meisten Leute, direkt gefragt, geben es auch zu", meinte ein Polizeisprecher.
Nun ja, geduldet man sich eben damit, bis man aus Huntsville oder Madison heraus ist, denn im übrigen Alabama haben nur ganz wenige andere Städte ähnliche Vorschriften.
Und das ist, wenn man den zahlreichen Kommentaren in Presse und TV vom Mann auf der Straße Glauben schenken darf, auch völlig richtig so. Wo kämen wir denn dahin, wenn man den Bürgern verbieten wuerde bestimmte Sachen beim Autofahren zu machen? Was ist dann das nächste - Telefonieren, Rauchen, Essen, Schminken, lautes Mitsingen? Und was soll das bringen? Eine Verringerung der Verkehrsopferzahlen? Dass ich nicht lache - in meinem dreieinhalb Tonnen SUV kann mir ja gar nicht passieren! Höchstens sehe ich rot und werde aggressiv wenn mir dann auch noch das TV im Armaturenbrett weg genommen wird - Frechheit, das ist der sichere Weg in den Kommunismus!

Ja, es werden in der Debatte darüber viele Ausrufezeichen benutzt. Dabei kann ich mich noch sehr gut an eine sehr gleiche Diskussion Mitte der 1970er Jahre in Deutschland erinnern, als die Gurtpflicht aufkam. Und das ende vom Lied? Die Verkehrsopferzahlen sind deutlichst zurück gegangen und die angebliche Freiheitsberaubung hat nirgendwo eine dauerhafte Verringerung der Lebensqualität hervor gerufen.
Und nun hat die Vernunft auch schließlich das Staatsparlament von Alabama erreicht. Es ist ein Gesetzentwurf auf dem Weg (zum wiederholten Mal, aber jetzt mit echten Chancen), der das SMSen am Steuer in ganz Alabama verbietet und drakonische Strafen ($25 für das erste Mal, $50 für das zweite Mal und $75 für das dritte Mal) vorsieht.
Die Zahlen sprechen ja auch für sich: 25 % aller Verkehrsunfälle US-weit werden durch SMS-Schreiben während des Lenkens eines Fahrzeuges hervor gerufen. Im Jahre 2008 wurden bei durch SMS-Schreiben ausgelösten Unfällen mehr als 6000 Menschen  getötet und mehr als eine halbe Million verletzt.
Dass es da überhaupt noch eine Diskussion gibt ... 

Aber wenn es um die Einschränkung einer persönlichen Freiheit geht, auch zum Wohl der Gemeinschaft, reagiert man hier allergisch. Und die Frage lautet dann immer: Und was kommt als nächstes? Wenn ich euch (die feindliche Regierung in Washington, die Bürokraten in Montgomery, die von den Chinesen gesteuerte UNO, die Kommunisten in den Stadtparlamenten, ....) das erlaube, was nehmt ihr mir als nächstes weg?
Vernunftargumenten sind diese Leute nicht zugänglich, die sehen nur ihr eigenes gottgegebenes Stückchen Freiheit immer weiter durch die miesen Tricks und dunklen Machenschaften einer ihnen nicht begreifbaren Instanz (... nennt man woanders auch Demokratie ...) schrumpfen.
Gemeinwohl? Unamerikanisch. Jeder soll gefälligst zusehen, wie er selber am besten zurecht kommt, ohne dabei den anderen ins Gehege zu kommen.
In diesem Fall ist die Lösung sowohl sehr einfach als auch noch ökonomisch wertvoll - es steht jedem, der nicht bei einem durch SMS-Schreiben verursachten Unfall in Mitleidenschaft gezogen werden will frei, sich einen ordentlich dicken Truck oder SUV (... ein Hummer würde sich da anbieten ...) zu kaufen - dann passiert ihm schon nichts.

Ich kann dem nur beipflichten. SMSen am Steuer ist ja nun wirklich harmlos. Das lernt jeder Teenager von seinen Freunden und falls er die Volljährigkeit wirklich erreichen sollte, ist er zu dem Zeitpunkt so geübt darin, dass das in der Nase bohren eine heiklere Ablenkung vom Fahren darstellt.
Neulich haben meine Frau und ich gesehen, wie eine Frau (im SUV natuerlich ...) beim Fahren ihr Baby gestillt hat. Das ist die persönliche Freiheit, für die dieses Land jederzeit bereit ist in den Krieg zu ziehen ...




Sunday, March 6, 2011

Saving Money

In Amiland kann man alles bekommen - wenn man dafür bezahlt.
Unser kleiner Stinker, zweieinhalb Jahre alt, geht nun schon seit gut einem Jahr in den Kindergarten. Hier kann man sein Kind bereits mit sechs Wochen in den Day Care geben, ganztägig von 6 Uhr morgens bis 5 Uhr abends, wenn man will. Oder wenn man muss, denn Elternzeit gibt es nicht, Mutterschutz sind eben genau diese sechs Wochen und danach muss man wieder arbeiten gehen - oder man wird auf die Straße gesetzt.
Also gibt es hier Kindergärten wie Sand am Meer und alle richten ihre Öffnungszeiten an der Arbeitszeit der Eltern aus. Natürlich wollen sie dafür Geld haben - umsonst gibt's hier nicht und wird auch nicht gewünscht, denn wenn ich jemandem Geld für eine Leistung zahle, bin ich hier als Kunde König und nicht Bittsteller, wie das bei einem kostenlosen Service wäre.

Unser kleiner Stinker ist also nun soweit, dass er in die nächsthöhere Stufe aufrücken kann - Pre-School. Nun ja, noch nicht ganz, denn erst muss er trocken werden (wir sind auf dem langen, steinigen Weg dorthin ...) bevor sie ihn dort aufnehmen. Aber da das neue Schuljahr erst im August anfängt, haben wir noch ein bisschen Zeit, das kriegen wir schon hin.
Eigentlich müssten wir ihn noch gar nicht dafür anmelden, doch heute hatte seine neue Schule einen Tag der Offenen Tür für alle Interessenten für das neue Schuljahr (Ja, heute ist Sonntag - na und? Unter der Woche haben die Eltern keine Zeit und schließlich will die Schule ja unser Geld haben, da macht man so etwas eben am Sonntag - allerdings erst nachmittags, denn morgens ist ja Kirche ...). Nun kennen wir die Schule aber sehr gut, denn seine Schwester geht dort schon seit gut einem Jahr hin - also brauchten wir sie uns eigentlich gar nicht anschauen.
Weswegen wir trotzdem hin gegangen sind ist um Geld zu sparen. Heute war nämlich die Anmeldegebühr (zur Erinnerung: es ist eine Privatschule, die nehmen für alles Geld ...) für neue Schüler nur die Hälfte dessen, was regulär zu zahlen ist. Und statt $400 dann nur noch $200 zu zahlen, dafür lohnt es sich schon ein paar Minuten zu opfern.
Etwas ähnliches hatten wir bereits vor zwei Wochen, als es darum ging die große Schwester für das nächste Schuljahr (Start ist 22. August) anzumelden - wer das bis Ende Februar tat, zahlte statt $600 nur $300.

Für uns Deutsche ist das alles kein großes Ding, klar planen wir ein halbes Jahr in die Zukunft und zahlen auch gerne im Voraus, damit wir möglichst viel schon im Vorfeld abgebacken haben.
Die Amiländer sind da ganz anders gepolt. Hier bekommen viele, wenn nicht die meisten, ihren Lohn noch vierzehntägig ausbezahlt. Die Kündigungsfrist für Jobs beträgt generell 14 Tage (ahh, darum also auch die vierzehntägige Bezahlung ...), die für Mietwohnungen 30 Tage und alles was über einen Monat herausgeht ist für die meisten Amis nicht mehr planbar, weil ihr Horizont nur bis dahin geht und nicht weiter.
Sich Anfang März bereits für eine Sache zu entscheiden, die im erst im August statt findet, das dann auch gleich noch fest zu machen und zu bezahlen ist für sie etwas, was ihnen Gänsehaut über den Rücken jagt - der totale Horror.
Im Voraus bezahlen - ist das nicht irgendwie kommunistisch? Mein Geld könnte noch ein halbes Jahr für mich arbeiten ... das wäre dann kapitalistisch und somit erzamerikanisch-patriotisch.
Die schule hat natürlich ein großes Interesse daran, so frühzeitig wie möglich eine gesicherte Basis für das neue Schuljahr zu haben, mit der die Personalstärke geplant werden kann.
Also bieten sie großzügige Konditionen an für diejenigen, die sich trauen so weit in die Zukunft zu planen. Gut, dass wir das in Deutschland gar nicht anders kennen - uns haben sich nicht die Zehennägel aufgerollt, als wir den Scheck heute ausgestellt haben. Wir haben uns gefreut, dass wir Geld sparen konnten, einfach indem wir etwas zu einem bestimmten Zeitpunkt getan haben, was wir sowieso in den nächsten Wochen in Angriff genommen hätten. Leicht verdientes Geld also - ist das nicht auch sehr amerikanisch ...?!

Saturday, March 5, 2011

Pfaff

Vierzehn Jahre hat die Pfaff-Nähmaschine meiner Frau gehalten - jetzt ist ein Teil abgebrochen und sie funktioniert nicht mehr. Sie hat auch ihre Pflicht und Schuldigkeit durchaus getan, hat über die Jahre  unsere diversen Mittelalterkostüme, dünne und dicke, kleine und große Quilts, allerlei kleine und große sonstige Projekte und so manche Kinderjeans genäht.
Also muss eine Neue her. Am liebsten wieder eine Pfaff, denn da weiß man, was man hat. Und siehe da, in Huntsville gibt es tatsächlich einen Laden, der Pfaff führt. Und nicht nur das - die Auswahl braucht sich hinter keinem deutschen Laden zu verstecken, inklusive Ersatzteilen, Reparaturservice im Haus und Nähkursen an den diversen Modellen.
Wir also hin und Maschinen ausprobiert.
Zunächst einmal gibt es fast keine mehr ohne Elektronik. Sechstausend verschiedene Sticharten, dreitausend verschiedene Knopflöcher, tausend verschiedene Nähbreiten ... für die Bedienung dieser Geräte braucht man glatt einen Doktortitel (aber den gibt's ja heutzutage fast gratis, einfach bei anderen abschreiben und fertig ist die Laube).
All das hat natürlich seinen Preis - von knapp über tausend bis hin zu zweieinhalb tausend Dollares reicht die Spanne der Amateurgeräte, die Profiliga geht dann bis sechs- oder siebentausend.
Und wenn man all den Schnickschnack nicht will, die ganzen Stiche nicht braucht und eigentlich nicht erst eine zwei Seiten lange Entscheidungsmatrix ausfüllen will, bevor man eine Einstellung an der Maschine verändert? Nun ja, es gibt auch ein Modell ohne Elektronik - aber auch das kostet knapp einen Tausender.
Also doch keine Pfaff - zumal einige Modelle Made in Taiwan sind, andere aus Tschechien kommen und die Profiliga in Schweden gefertigt wird. Ist auch kein Wunder, denn seit 1998 gehört Pfaff, mitsamt dem Slogan "German Innovative Design", der schwedischen Firma Husquarna. Sicherlich auch keine schlechte Adresse aber eben doch nicht mehr das Original.
Herausgefunden haben wir das alles, indem wir jede Maschine in den Laden umgedreht und das Typenschild gelesen haben. Wir wollten nämlich nachschauen, ob die Spannung von 110 V (US) auf 220 V (deutsch) umschaltbar ist. Denn das Ding danach in Deutschland immer mit einem dicken Transformator zu betreiben wollen wir uns dann doch ersparen.
Aber Pustekuchen, nur die Profigeräte haben die Option, alle anderen haben nur die 110 V Spannungsversorgung eingebaut.
Die Verkäufer in dem Laden hatten so einen Wirbel offensichtlich noch nie erlebt - zwei deutsche Ingenieure, die jeden Stein umdrehten, alles auseinander bauen wollten und schrecklich detaillierte Frage stellten.
Zwar sind wir schließlich ohne neue Maschine heraus gekommen, dafür haben wir aber erfahren, dass die Reparatur der alten möglich ist und gar nicht so teuer werden sollte.
Zur Sicherheit, und weil die gute alte computerfreie vollmechanische Pfaff viel zu kostbar ist, werden wir hier noch eine billige 110 V Maschine von Bernina kaufen, nur mit ein bisschen Elektronik und gut 80% preisgünstiger als das billigste Modell von Pfaff. Das ist eine (habe ich mir sagen lassen) sehr bekannte und gute Marke aus der Schweiz, wobei natürlich die billigen Modelle auch  Made in Sonstwo-jedenfalls-nicht-in-der-Schweiz sind. Egal, Hauptsache nicht Made in China ...

Friday, March 4, 2011

Progress

Wir können wieder ruhig schlafen. Unser kleiner Stinker, zweieinhalb und dickköpfig, hat endlich beschlossen seine Terrorherrschaft über unsere Abende aufzugeben.
Für ein gutes Vierteljahr hat er uns von sieben bis elf Uhr konstant in Atem gehalten - das waren seine vier Stunden, in denen er täglich die nervlichen und physischen Grenzen seiner armen alten Eltern getestet hat. Die übliche Prozedur war, dass er sich zehn Minuten nachdem er und seine Schwester im Bett waren nackig auszog, die Tür zu seinem Zimmer aufmachte, an seinem Gitter (wir haben ein Gitter vor der Tür, sonst turnt er uns mitten in der Nacht noch sonstwo rum) rüttelte und nach uns rief. Ignorieren half da nix, weil er durch den Radau seine Schwester aufwecken würde.
Also hoch, wieder anziehen, noch ein Gute-Nacht-Lied singen, Licht aus, Tür zu ... und fünf Minuten später das Gleiche in Grün. Und so ging das dann vier Stunden lang, wobei sich das Gute-Nacht-Lied singen zwischendurch in Schimpfen wandelte.
Vor allen Dingen, wenn er dann, zumeist so gegen Halbzeit seiner Vorstellung, sein großes Geschäft verrichtete. Da er zu dem Zeitpunkt natürlich wieder einmal nackig war, landete alles auf dem teppich, im Bett, oder wo er sonst gerade hockte.
Wenn wir dann hoch kamen, hatte er normalerweise bereits mit den Kötteln gespielt und streckte sie uns ganz freudig erregt entgegen. Nun ja, manchmal waren es dann auch keine Köttel sondern Brei, was dazu führte dass alles was der kleine Stinker anfasste mit brauner Masse kontaminiert wurde.
Also packte sich einer den kleinen Scheißer, ab ins Badezimmer und Grundreinigung ausführen - besonders spaßig war dabei immer, den Sums unter den Fingernägeln weg zu bekommen. Er fand das alles "very funny" ...
Der andere säuberte inzwischen das Zimmer so gut es ging. Wände abputzen, Tür reinigen, Teppich saugen und desinfizieren, Bettwäsche auswechseln ... very funny.

Aber seit gut einer Woche ist es nicht mehr passiert. Wir legen ihn hin, er singt noch ein wenig und turnt im Bett herum aber nach wenigen Minuten ist Ruhe und er schläft.
Er geht jetzt auch regelmäßig und ohne Jammern auf Potty - nicht immer kommt etwas heraus aber er versucht es wenigstens.
Wir sind nur froh, dass diese Phase jetzt anscheinend vorbei zu sein scheint - lange genug hat es ja gedauert. Und im Gegensatz zu vielen Ami-Eltern hier, die in so einer Situation zu Medikamenten, Psychologen oder beidem gegriffen hätten, kam das für uns nicht in Frage. Es werden noch andere Phasen kommen, in denen er sich wer weiß was ausdenkt, was er für "very funny" hält. Wenn es dann Medikamente gibt, sind das höchstens welche für uns ...