Jede Kultur hat ihre Feste, Feiern, Vergnügungen.
In Deutschland sind es Kirmes, Straßenfest oder Karneval, hier in Amiland ist das Rodeo seit 1888 ein wichtiger Bestandteil der Unterhaltungskultur. Und nicht nur im Westen, wo es eigentlich ja herkommt, sondern auch in solchen Gegenden wie Nord-Alabama, in denen eher nicht so viele Cowboys, sondern zumeist Rednecks und auch ein paar versprengte Hillbillys, zu finden sind.
Trotzdem finden hier an fast jedem Wochenende lokale Rodeos statt, meistens veranstaltet vom örtlichen Sheriff ... aber das ist eine andere Geschichte, die ich vielleicht später einmal erzähle.
Wir waren jedenfalls am Samstag beim zweiten jährlichen Cattlemen's Rodeo im Agribition Center der A&M University.
Um es kurz zu beschreiben: eine Art Peter Steiner's Komödienstadl mit Nutzvieh.
Ein Rodeo-Clown, der auf reichlich plumpe Art seine sexistrischen, homophoben Witzchen riß, unterbrochen von allerlei Fang- und Reitspielen.
Daß den Mustangs beim Bareback-Riding die Weichteile abgebunden werden um sie ordentlich bocken zu lassen, fand ich widerlich.
Der nationalistische Pathos, unter dem die ganze Veranstaltung ablief war ja an und für sich nichts Neues mehr für mich - dass aber vor Beginn der Veranstaltung ein öffentliches Gebet gesprochen wurde, in dem Gott um den Schutz der Truppen in Übersee gebeten wurde, nicht aber, wie sonst eigentlich üblich, auch für das Wohl des Präsidenten, war schon etwas besonderes.
Auch, dass unter den gut achthundert Zuschauern nur ein schwarzes Gesicht zu erblicken war, fiel mir auf.
Als dann noch mit überbordendem Pathos (sorry, ich kann kein anderes Wort finden um es zu beschreiben ...) das Lied "God bless America again" abgespielt wurde, in dem der schlechte Zustand des Landes beklagt und göttliche Intervention erbeten wird doch alles wieder so gut wie früher sein zu lassen, und dazu ein in den Flaggenfarben herausgeputztes kleines Mädchen mit der US-Fahne durch die Manege ritt, fühlte ich mich einigermaßen ... plümerant. Und das lag nicht an dem Viehstallgeruch, der in der stickigen Halle hang - ich bin auf dem Land aufgewachsen, das haut mich nicht um.
Nun ja, es war also ein interessanter Abend. Nicht zuletzt wegen der Leute, die man dort bestaunen konnte.
Minderjährige Mädchen mit knappsten Hot Pants, in Cowboystiefeln und reichlich ausgeschnittenen Oberteilen, die ganz offensichtlich den Gang zwischen Manegengeländer und Tribünen als Laufsteg benutzten. Und das im doch sonst so sittsamen, züchtigen Alabama ... ich würde meine Tochter nicht so aus dem Haus lassen (mein Gott, bin ich spießig ...).
Junge und nicht mehr ganz so junge Burschen mit breiten Gürtelschnallen und Cowboyhut, die Daumen lässig im Görtel verhakt und natürlich auch in Cowboystiefeln - meine Frau meinte, so viele Cowboys auf einem Haufen hat sie seit Bonanza nicht mehr gesehen ...
Und das Geschehen in der Manege? Bareback Riding, Fast Roping mit kleinen, süßen, unschuldigen Kälbchen ... und andauernd der bescheuerte Rodeo-Clown. Mal ganz interessant so etwas live zu sehen. Mehr aber auch nicht. Wir sind dann nach gut anderthalb Stunden zur Halbzeit gegangen. Das Bullenreiten haben wir uns erspart, sind lieber was essen gegangen. Nein, kein Steak ... Chicken.
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