Im September werden wir unsere Quote um glatte 1,64 Kinder übererfüllt haben. Das bringt uns in Deutschland dann schon an den Rand der Armutsgrenze. Hier ist die Geburtenrate 2,1, was aber dem gefühlten Niveau nicht ganz entspricht. Vielleicht liegt es am südlichen Klima, dem Grundoptimismus der Amerikaner oder einfach nur daran, dass hier immer noch "seid fruchtbar .... " gepredigt und auch danach gelebt wird - um uns herum jedenfalls wimmelt es von Kindern. Familien mit vier Kindern im Abstand von zwei Jahren, mit dem nächsten Baby schon unterwegs, sind hier ein alltägliches Bild. Aber es kann auch sein, dass die Einstellung zu Kindern hier eine grundsätzlich andere ist. Was wir immer wieder zu hören bekommen von Amerikanern, die erfahren dass wir das dritte Kind erwarten ist: "You're blessed". Und genau so fühlen wir uns auch. Kinder werden hier immer noch als ein Geschenk, eine Bereicherung des Lebens, als Chance und Verantwortung empfunden und nicht als Pflichtaufgabe, Last oder gar Behinderung. Wie gesagt, ist alles eine Sache der Einstellung.
Nachtrag am 06.05.2008:
Wieder wurden Kinderleichen gefunden in Deutschland. Diesmal drei Mädchen, die gleich nach der Geburt in einer Tiefkühltruhe "entsorgt" wurden und dort 20 Jahre lang lagen, bis sie vom Sohn der Familie auf der Suche nach einer Tiefkühlpizza entdeckt wurden.
Das ist ja beinahe mittlerweile kaum noch eine Schlagzeile wert in Deutschland. Neun Kinderleichen in Blumentöpfen, verhungerte, totgeschlagene, allein gelassene Kinder - das alles kommt mit einer grausamen Regelmäßigkeit vor. Lieben wir Deutschen unsere Kinder nicht mehr? Hier in den USA kommen solche Tragödien sicherlich auch vor. Aber nach meiner Wahrnehmung alle Jubeljahre mal und nicht in dieser Krassheit. Ich könnte heulen, vor Wut, vor Machtlosigkeit, vor Mitleid - und bin gleichzeitig froh, dass unsere Kinder es so gut haben. We're truly blessed - mit dieser Grundeinstellung werden wir sie aufwachsen lassen.
Nachtrag am 28.05.2008:
Auszug aus den Nachrichten vom Tage:
"... Eine 20 Jahre alte Frau hat in Horb in Baden-Württemberg ihr lebendes Neugeborenes in einen Gefrierschrank gelegt. Angehörige entdeckten die Leiche.... Die 20-Jährige soll das Kind vor drei bis vier Wochen zu Hause entbunden haben. Das Motiv der Tat ist noch unklar. "Wir haben den Eindruck, die beiden wollten noch kein Kind", sagte ein Polizeisprecher auf einer Pressekonferenz. Das Paar ist berufstätig."
Weiterer Auszug, vom 18.05.2008:
...Wir brauchen zwar Kindergärten und Tagesstätten, aber offenbar möchten Viele diese Einrichtungen nicht in der eigenen Nachbarschaft haben. Die Klagen häufen sich, Anwohner fühlen sich belästigt von den spielenden Kindern. Deshalb bleibt die Suche nach einer geeigneten Immobilie für die Träger oft erfolglos, manche werden sogar aus ihren bestehenden Häusern geklagt....
...Elisabeth Weiß-Söllner, Leiterin Schul- und Kultusreferat München: "Ich will es nicht zwingend als Kinderfeindlichkeit betrachten, aber eine sehr viel größere Egozentrik ist spürbar. Die Menschen sind sehr viel mehr auf ihr Wohlbefinden konzentriert und haben weniger Verständnis für den ganz natürlichen und auch wünschenswerten Lärm, in Anführungszeichen, den Kinder erzeugen."...
Mein Kommentar dazu: Mich schaudert es, wenn ich daran denke mit unseren drei Kindern wieder zurück in dieses Land zu müssen. Es ist eine verdammte Schande.
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