Allgemein wird ja angenommen, die Amis hätten keine Esskultur. Nur Fast Food, Burger und Hot Dogs. Sicherlich, den Eindruck kann man gewinnen wenn man sich als Tourist von McDonalds zu Burger King zu Pizza Hut hangelt. Aber besonders hier im Süden gibt es eine ganz eigene und sehr lebendige Esskultur, die ihre Patenschaft zu all den zweifelhaften Errungenschaften der cholesterinignoranten Mainstreamküche sicher nicht ganz verleugnen kann. Die aber dennoch so viele Eigenheiten bewahrt hat, dass man mit Fug und Recht doch von einer eigenen amiländischen kulinarischen Identität jenseits der Frittenbuden sprechen kann.
Hier im Süden hat das zunächst einmal mit Barbeque - abgekürzt BBQ - zu tun. Nein, nicht der Burger und das Steak vom Grill - Real Pit BBQ, Southern Style. Schweinefleisch oder Hühnerfleisch wird eingelegt und mit allerlei Gewürzen und Saucen injiziert, dann mehrere Stunden in einem "Smoker" oder einem "Pit" langsam gegart, dann auseinandergezogen ("pulled") und mit verschiedenen weißen und roten Saucen (die Rezepte sind natürlich streng geheim) zu Coleslaw und Kartoffelsalat oder Hush Puppies (kleine frittierte Bällchen aus Kartoffel-Zwiebel Masse) serviert. Dazu eine eiskalte Limonade und schon ist man bereit zu gleuben, dass General Robert E. Lee den Krieg hätte gewinnen können, wenn nur die Versorgung mit pulled pork besser geklappt hätte.
Auch gut kommt Grilled Chicken mit BBQ Sauce und in Schinken eingelegte grüne Bohnen mit gewürzten Grillkartoffeln oder selbstgemachten Kartoffelchips. Ganz zu schweigen von Grits, das zum Frühstück eingenommen wird. Mais wird grob zerrieben und zu einer Art Schleim angedickt. Da es sich dabei dann um eine reichlich geschmacklose Masse von recht zäher Konsitenz handelt, kann man dazu praktisch alles essen was einem schmeckt. Marmelade, Butter mit Salz und Pfeffer, Schinken, Honig - das alles kann man unterrühren und es bleibt doch immer ... Grits.
Wenn man in Huntsville ist hat man einige Plätze zur Auswahl, die echt typisches Southern Food auf der Karte haben. Ein Tourist würde sich nie dorthinein verirren, denn von außen sehen die meisten dieser Restaurants doch recht ... rustikal aus. Von innen übrigens auch. Wer also vor allen Dingen Sauberkeit und Lebensmittelkontrolle als Qualitätsmerkmal eines Lokals empfindet, ist hier definitiv Fehl am Platz.
Aber es gibt auch Restaurant-Ketten, die zwar immer noch den Charme einer abbruchreifen Scheune austrahlen aber immerhin die Kundengesundheit nicht völlig ignorieren.
Absolut zu empfehlen ist Barnhills, ein All-You-Can-Eat Buffet mit einer enormen Auswahl und wirklich himmlisch schmeckendem Food. Gut ist auch Cracker Barrel, das aber schon wieder mehr Richtung Mainstream orientiert ist. Das Hometown Buffet ist die 08/15 Ausgabe von Barnhills. Sehr gut ist auch Gibson's BBQ, von denen es hier in der Gegend zahlreiche gibt. Unschlagbar aber, was sowohl die Atmosphäre als auch das Essen angeht ist Thomas Real Pit BBQ in Madison. Und wer Hush Puppies mag sollte sich das Greenbriers BBQ in Greenbier nicht entgehen lassen.
Und wer etwas ganz ausgefallenes sucht, der wird beim jährlichen Rattlesnake Rodeo in Opp, Lower Alabama, fündig. Dort gibt es gebratenes Klapperschlangenfleisch - aber das ist eine andere Geschichte ...
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