Im Jahre 2002 kam die Chamber of Commerce, also die Handelskammer, des kleinen Städtchens Ardmore auf die Idee, man könne zur Ankurbelung der Geschäfte eine der immer populärer werdenden Renaissance Faires veranstalten. Gesagt, getan und mit der Hilfe der örtlichen SCA-Gruppe wurde dann auf einem insektenverseuchten Feld ein reichlich improvisiertes Wochenende mit Schwertkämpfen, Fechter, einigen Gewerbetreibenden und jeder Menge leerem Raum dazwischen gefüllt. Nun ist Ardmore nicht unbedingt der Touristenmagnet schlechthin. Eigentlich fährt man, wenn man nicht gerade dort wohnt, nur durch. Die Stadt hat rund eintausend Einwohner und ist das "Crape Myrtle Capitol of the South", wobei die Crape Myrtle ein Baum ist, der wunderschöne lila-rote Blüten hat. Natürlich gibt es jeden Juli ein entsprechendes Festival, mit einer Crape Myrtle Queen und einer Parade. And that's it. Klar, das Ardmore da noch eine andere Attraktion brauchte. Und so wurde das Ren Faire ins Leben gerufen.
Das letzte Mal war ich in 2004 dort und war ganz erstaunt, wie sehr es doch in vier Jahren gewachsen ist. Nun muß man sich das nicht unbedingt wie einen der vielen Mittelaltermärkte in Deutschland vorstellen. Eher wie ein open-air Kostümfest mit historischem Thema. Wobei es da überhaupt keine Rolle spielt, welche Epoche der Historie denn nun gemeint ist. Wer in Klamotte kommt, zahlt einen Dollar weniger Eintritt und so tummeln sich Piraten wie aus dem Disney-Film dort und Gestalten mit Elfenflügeln, Barock-berockte genauso wie spanische Konquistadoren. Hauptsache irgendwie "historisch".
Die lokale Bauchtanzgruppe tritt auf, eine Art Falkner, nur mit einem Papagei als Vogel, eine historische Musikgruppe, sie haben eine Hüpfburg für die Kinder und ein paar Leute von der SCA sind da, die dem Ganzen eine relative "mittelalterliche" Anmutung geben. Dazu Stände wo man Elfenflügel und Krönchen kaufen kann, eine Wahrsagerin die aus der Hand liest, ein paar Freßbuden, ein paar Stände mit Schwertern und allerlei Lederkrams, ein paar Stände mit Klamotten und allerlei Tuchkrams und Baron Pog, der seine alte verrostete Rüstung ausstellt und vor seinem Zelt sitzend Fragen aller Art beantwortet, während er Teile eines Kettenhemdes aus kleinen Metallringen herstellt.
Es sind nicht gerade die Kaltenberger Ritterspiele, sondern eher das charmante, familiäre und freundschaftliche Event um die Ecke. Und am Abend treffen sich die Helfer und Organisatoren dann in Baron Pog's Haus zu Pizza und Bier und erzählen sich gegenseitig all die kleinen Geschichten und Ereignisse des Tages. Und dann wird angefangen, das Crape Myrtle Festival in drei Monaten zu planen. Und so läuft das Leben in Ardmore, der Stadt die sowohl in Alabama als auch in Tennessee liegt, immer weiter und läßt jeden daran teilhaben, die Durchfahrenden wie auch die Einheimischen.
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