Dies ist wieder einmal eine von diesen Geschichten ...
Ich schenke also meiner Frau einen MP3-Player zu Weihnachten. Sie geht auf die Suche nach Musik dafür und stößt dabei auf eine deutsche a capella Gesangsgruppe, deren Programm Madrigale, Renaissance Musik und Gesänge des Mittelalters, Kompositionen der europäischen Romantik und ähnliches umfasst.
Sie mag die Musik des Ensemble Amarcord so sehr, dass sie im Internet ein wenig nach Informationen stöbern geht. Die Gruppe wurde 1992 von fünf ehemaligen Mitgliedern des Leipziger Thomanerchores gegründet zählt heute zu den führenden Vokalensembles weltweit.
Auf ihrer Website listen sie unter anderem auch die Konzerte auf, die in diesem Jahr gegeben werden, überwiegend in Deutschland, mit einem kleinen Abstecher nach Australien - und siehe da, sie kommen auch in die USA. New York, San Diego, Sedona (Arizona), Clarksville (Tennessee) sind die Stationen.
Moment - Clarksville, Tennessee???! Das Clarksville, Tennessee, das nur gute zweieinhalb Autostunden von uns entfernt ist? In der Tat - sie geben ein Konzert in der dortigen Universität.
Eintrittskarte für meine Frau gekauft, Hotel gebucht, Auto vollgetankt und nix wie hin.
Sie war im sechsten Himmel (... der siebte wäre es gewesen, wenn ich auch mit dorthin gekonnt hätte - aber einer musste ja auf die Kiddies aufpassen ...) und kam wieder mit der Aussage: die klingen live ganz genauso wie auf CD/MP3!
Und das obwohl sie einen Mann in Arizona hatten zurück lassen müssen - der liegt mit Gallensteinen in einer Klinik in Sedona. Dadurch wurde das Programm etwas umgeändert, denn für einige Stücke brauchten sie alle fünf Stimmen. Da haben sie eben mehr mittelalterliche Lieder gesungen, das geht wohl auch mit weniger manpower. Wie gesagt, meine Frau war hell auf begeistert.
Die anwesenden Amiländer ... das fiel wohl eher unter die Rubrik "Perlen vor die Säue" ...
So ungefähr zweihundert Zuhörer hatten sich eingefunden, darunter das gesamte Bildungsbürgertum von Clarksville. Da bestand dann doch eine nicht unerhebliche kulturelle Barriere, die nicht nur durch die Sprachhürde (der Amiländer ... die deutschen Sängerknaben waren des Englischen durchaus mächtig ...) definiert war.
Man fragt sich dann natürlich unweigerlich wieso es eine solche Vokalgruppe aus Deutschland nun ausgerechnet in die hinterste Provinz von Tennessee verschlägt.
Nun, in Clarksville gibt es die Austin Peay State University, deren hervorstechendes Merkmal das exquisite Musikdepartment ist. Der 'Professor for Voice', Dr. Thomas King, hat neben drei oder vier Abschlüssen in musikalischen Fachrichtungen einen Masters Degree in deutscher Sprache, eine Zertifizierung als Opernsänger vom Mozarteum in Salzburg und war fünf Jahre lang als Sänger auf deutschen Theater- und Opernbühnen unterwegs. Meine Theorie ist, dass er dabei die Jungs vom Ensemble Amarcord getroffen hat. Und als er dann Professor in Clarksville wurde, hat er sie in 2005 das erste Mal hier her geholt. Denn abgesehen vom Konzert halten sie zusätzlich auch noch einen Workshop in der Uni ab. Wie gesagt, meine Theorie.
Tut aber eigentlich gar nichts zur Sache - Hauptsache, meiner Frau hat es gefallen. Und wenn wir irgendwann wieder in Deutschland sind wird das Ensemble hoffentlich immer noch zusammen sein und dann wird sich schon eine Gelegenheit ergeben sie dort - diesmal gemeinsam - live zu erleben ...
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