Unser Großer ist ja bereits an der University of Alabama in Huntsville angenommen. Da er ein volles Stipendium für sein Studium der Chemie hat, wird auch das Wohnen auf dem Campus in einem der drei oder vier Studentenwohnheime bezahlt. Also haben wir ihn dafür angemeldet - soll er ruhig aus dem warmen Nest raus in die richtige Welt. Zu seiner Beruhigung und der seiner Mutter ist der Campus nur fünfzehn Autominuten von zu Hause entfernt. Aber ein großer Schritt ist es doch, zumal er erst siebzehn Jahre alt sein wird, wenn er im Sommer das Studium anfängt.
Aber zum Glück sind die hier in Amiland auf solche Fälle prima vorbereitet - die zukünftigen Studenten werden an die Hand genommen und langsam in die Materie eingeführt. Im Zweifelsfall veranstaltet man einfach einen Schnupperkurs (... wo hat es den gegeben, als seine Eltern studiert haben ...?! Uns hat niemand an die Hand genommen, wir haben uns selbst durch kämpfen müssen. Na ja, andere Zeit, anderer Kontinent ...).
Und bei einem solchen, inklusive Übernachtung in einem Studentenwohnheimzimmer, war er gestern und heute.
Und, wie war's?! Party war angesagt, mit weiblichen Studenten, Pizza, Musik und Playstation-Turnieren. Das war dann nicht ganz das, was unser Herr Musterschüler von einem Institut höheren Lehrens erwartet hätte. Graue, flüchtige Gestalten die schwer mit Büchern bepackt in Bibliotheken sitzen oder in Laboren herum hantieren hätte er wohl eher erwartet.
Und dann die Vorlesung am nächsten Morgen - ein ständiges kommen und Gehen, ab der dritten Bankreihe im Auditorium keine Chance mehr den Professor vorne auch nur akustisch zu verstehen, der sich im übrigen auch gar nicht um die Studenten geschert hat, sondern völlig unbeeindruckt sein Pensum abzog. Nächste Erkenntnis - auf der Uni ist es jedem total egal ob Du studierst oder feierst. Kein Klassenlehrer, der besorgt bei den Eltern anruft wenn der Student zum dritten Mal unentschuldigt fehlt - Du erscheinst besser aus eigenem Antrieb zu den Vorlesungen, und das auch noch rechtzeitig genug um einen Platz in den ersten drei Bankreihen zu ergattern, oder Du wirst scheitern. Und keiner wird es merken oder auch nur interessiert an Deinem Schicksal sein.
Willkommen im richtigen Leben - aber hatten wir Dir das nicht bereits aus unserer eigenen Erfahrung heraus gesagt?! Aber was kümmert einen das Geschwätz der Eltern, die wissen sowieso immer alles besser ...
Es war also alles in allem eine sehr lehrreiche Veranstaltung, die viele Einblicke in die Abgründe des Studentenlebens gewähren konnte. Aber das wird schon alles klappen - die Nabelschnur ist ja nur fünfzehn Minuten lang ...
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