Wednesday, February 8, 2012

Edith Ann's

Es gibt hier im TV eine Serie auf dem Food Channel, die heißt "Diners, Drive-Inns and Dives". Ein  Koch und Restaurantbesitzer aus Kalifornien, Guy Fieri, tingelt da durch die Lande und besucht typische amerikanische Lokale - nicht die allgegenwärtigen Kettenrestaurants, sondern die althergebrachten Etablissements, wo das Essen noch per Hand zubereitet wird und die Ingredienzien nicht aus der Tube kommen.
Von solchen "American Diners" gibt es nicht mehr besonders viele, sie wurden zumeist von den Applebee's, TGIF's und Chili's mit ihrem 08/15-Standardfutter aus dem Geschäft gedrängt.
Aber ab und zu findet man noch ein solches Juwel der alten US-Kultur, als Individualität nicht etwas war, das man von der Stange kaufen konnte und das gegrillte Hähnchen in New Orleans noch völlig anders schmeckte als in St. Louis oder Seattle.
Hier in Huntsville und Umgebung gibt es auch noch ein paar wenige von diesen altmodischen Etablissements und heute waren wir in einem davon - Edith Ann's Diner auf der Pratt Avenue im Five Points District.

Bevor Edith Ann's letztes Jahr dort einzog war in dem Gebäude irgendwann einmal das Rockabilly's Restaurant untergebracht. Der neue Besitzer hat an dem Aussehen, außer dem großen Schriftzug in den Fenstern,  nichts geändert, und auch das Mobiliar scheint er vollständig übernommen zu haben.
Benannt hat er das Restaurant nach seiner Mutter, von der er das Kochen gelernt hat. Gutes, old-fashioned Südstaaten-Futter hat sie ihm beigebracht, vor allen Dingen Frühstück.Das bekommt man dort den ganzen Tag, wenn man will, oder aber man bestellt etwas von der Lunch-Karte - was im Grunde nichts anderes ist als das Frühstücksmenu ohne Eier und Speck, dafür mit Kartoffelbrei und Bohnen.

Meine Frau und ich hatten die geräucherten Schweinelenden - ich mit Kartoffelbrei, Kartoffelauflauf und grünen Bohnen, sie mit frittierten Okra, Navy-Bohnen und frittierten grünen Tomaten.
Dazu gab es noch Maisbrot frisch aus dem Ofen - göttlich. Richtig gutes altmodisches Südstaaten Soul Food. Dazu noch die nüdelige Atmosphäre im fünfziger Jahre Stil, das sehr gemischte Publikum aus Arbeitern, Rentnern, Geschäftsleuten und Familien, die freundliche Bedienung, die mich gleich ersteinmal "Sweetheart" nannte - so muss Amerika gewesen sein, als es noch der Traum jedes europäischen Teenagers war. Bevor Big Business die Landschaft planierte und alle Individualität unter den Parkplätzen der Mega-Shopping Center begraben wurde. Bevor Fast Food, Life on the Go, iPad-Apps und SUVs die amerikanische Kultur shanghaiten. Als ein Hähnchen in New Orleans anders schmeckte als in St. Louis oder Seattle.



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