Saturday, January 10, 2009

Turnovers


Es reicht. Ich schicke meine Titans Gameday Cap in Pension. Es tut mir leid, denn ich mag diese Cap sehr. Sie ist nicht eine von diesen auf jede Kopfgröße einstellabren "One Size Fits All" Dingern, sondern eine nur auf meine Kopfgröße passende Mütze. Habe sie damals im November 2008 anläßlich meines ersten Live-Spiels gegen die Jets gekauft. Dieses Spiel haben die Titans verloren. Und heute habe ich sie dann zum Playoff-Spiel gegen die Ravens getragen ... die Cap ist 0-2 nun ... das reicht. Vielleicht werde ich sie, nach einer gehörigen Schamzeit, im Haus und in der Stadt tragen. Aber bestimmt nie mehr zu Titans Spielen. Sie hatte ihre Chance ...




... und die hatten auch die Titans heute, das Spiel zu gewinnen. Sechsmal waren sie kurz vor der Endzone und haben es nicht geschafft Punkte zu erzielen. Der Umschwung kam dann endgültig, als sie ein Yard vor der Endzone den Ball verloren haben - jeder in den Zuschauerrängen um mich herum hat das gespürt und obwohl eigentlich noch viel Zeit war das Ding doch noch umzudrehen, blickte ich in leere Gesichter, aus denen jegliche Zuversicht gewichen war. Und die Mannschaft hat das wohl auch gespürt, denn das Aufbäumen war nur halbherzig und letztlich vergebens. Nun ja, vielleicht nächstes Jahr ...





Aber wie immer, war das eigentliche Spiel nur der Anlaß, nicht das Hauptereignis. Man befindet sich für vier Stunden zusammen mit den zwölf oder fümfzehn Leuten in der unmittelbaren Umgebung in einem anderen Universum.
Neben mir der Fan war extra aus Utah angereist für dieses Spiel. Er war ursprünglich aus Kentucky und somit von der geografischen Nähe her zum Titans Fan geworden. Jetzt geht er im Mormonenstaat zum College und hatte sich diese Reise so zwischendurch mal geleistet. Der war vielleicht bedient, als das Spiel verloren war ... oder, wie der Quarterback der Titans, Kerry Collins, nach dem Spiel sagte: "This one's going to hurt for a while."
Nicht, weil es keinen Sieg gegeben hat, sondern vielmehr weil man ihn leichtfertig aus der Hand gegeben hatte.
Aber die fast vier Stunden bis dahin haben wir alle jede Menge Spaß zusammen gehabt.
Und natürlich gabe es auch nebenher wieder so einiges interessantes zu beobachten.
Der Typ mit der Gesichtsbemalung war dabei schon recht spooky ...




... der Mensch mit dem selbstgebastelten Titans-Fan-Hut auf fällt da schon eher unter die Kategorie "seltsamer Vogel".



Und natürlich gab es auch wieder jede Menge nationalen Pathos. Im Bild unten singt gerade Martina McBride, hier drüben ein Superstar der Country Music, die Nationalhymne. Währenddessen entfalten Soldaten der 101st Airborne Division, frisch von den Schlachtfeldern in Irak und Afghanistan eingeflogen, eine riesige US Flagge. Am Ende donnern dann Kampfjets der US Air Force über das Stadion - aber die hat man leider nur gehört und nicht gesehen, weil nämlich der Regen viel zu dicht war und die Wolken zu tief hingen.



Auch ein Erlebnis war diesmal der Anmarsch zum Stadion. Ich hatte einen Zeitpunkt erwischt, zu dem die gesamten mitgereisten Fans der anderen Mannschaft aus Baltimore ins Stadion wollten. Um mich herum ein Meer von Lila, den Vereinsfarben der Ravens, und nur hier und dort ein paar Sprengsel Hellblau (die Vereinsfarben der Titans).



Und Downtown Nashville wurde beim Durchzug der Ravens-Fans dann kurzerhand zur "Ravenstown" erklärt. Das waren zwar nur so um die fünf- bis sechstausend und im Statdion sind sie dann im Meer der anderen sechzigtausend Titans-Fans geradezu unter gegangen. Aber imposant war das doch, wie sie als geschlossener Pulk durch die Stadt gezogen sind.
Dabei kam es dann immer wieder zu nicht ernst gemeinten Wortgefechten und Frotzeleien - nie jedoch war die Stimmung in irgendeiner Weise gefährlich oder aufgeheizt. Man stelle sich vor, die Schalke-Fans zögen so durch Dortmund ... Nein, hier waren Kinder mit dabei und Pensionäre, ungefähr die Hälfte ds Publikums sind sowieso Frauen. Es ist halt ein Familienereignis und keiner muß Angst haben in eine dunkle Ecke gezogen zu werden , nur weil er die falschen Farben trägt.


Tja, und hier noch ein kleiner Eindruck, wie laut es ist, wenn die Titans Defense auf dem Feld steht. Man hat das mal gemessen und unten auf dem Feld die Lärmwerte eines startenden Jumbos aus 100m Entfernung festgestellt. Das ist dann tatsächlich der 12. Mann, der mit auf dem Feld steht ...




Fazit: Es hat sich gelohnt, auch wenn der Ausgang ruhig anders hätte sein können.
Das war mein zweites Playoff-Spiel der Titans, das ich Live gesehen habe. Das erste, das legendäre "Music City Miracle", als ein schon verlorenes Spiel mit einem der wahnsinnigsten Spielzüge die die NFL je gesehen hatte in den letzten Sekunden doch noch gedreht wurde, war 1999. Dazwischen gab es dann nur noch zwei weitere Spiele, bei denen ich nicht dabei sein konnte. Ich hoffe, dass ich bis zum nächsten Mal nicht wieder zehn Jahre warten muß ....


No comments: