Saturday, April 30, 2011

Ford's Chapel


Im Jahre 1808 ritt ein Methodisten-Pfarrer von Tennessee kommend durch das Tennessee-Tal in Nord-Alabama und gründete innerhalb von zwei Wochen sechs neue Kirchen dort. Vier davon sind noch heute in Benutzung.
Nein, ich muss mich korrigieren – seit Mittwoch sind es nur noch drei. Denn eine, Ford’s Chapel in Harvest, wurde an diesem Tag von einem Tornado dem Erdboden gleich gemacht. Es steht nur noch der moderne Anbau aus den 1980er Jahren, doch auch der ist schwer mitgenommen und wahrscheinlich nicht zu retten.

Incarnation Lutheran Church in Harvest ist eine Neugründung der Evangelisch-Lutheranischen Kirchen in Amerika. Vor gut zwei Jahren ist Pastor Mark Borseth aus Minnesota hierher geschickt worden um diese neue Kirche auf zu bauen. Bis vor einer Woche haben sie die Gottesdienste in einer ehemaligen Lagerhalle in einem Industriegebiet an der Jordan Lane gehalten; der vorige Mieter hatte dort eine Motorradreparaturwerkstatt unterhalten.
Die Methodisten in Ford’s Chapel, die sich mittlerweile eine größere und modernere Kirche neben dem alten Gebäude von 1808 gebaut hatten, hörten von Pastor Mark’s unpassenden Räumlichkeiten und boten ihm na, die unbenutzte Kirche von 1808 für seine Gottesdienste zu verwenden.
Also wurde in der Osterwoche umgezogen und am Ostersonntag hielten wir dort den ersten Gottesdienst in der neuen Kirche ab.
Drei Tage später war sie verschwunden.

Ford’s Chapel von 1808 war eine kleine, schlichte Kirche. In den 1980er Jahren hatten die Methodisten die alten Fenster durch bemalte bleiverglaste Fenster ersetzt, die Kirchenbänke erneuert und den Teppich neu verlegt. Achtzig Kirchgänger hatten dort Platz und der Unterschied zur Lagerhalle kann gar nicht mit Worten beschrieben werden.
Nun muss Pastor Mark für seine Gemeinde wieder eine neue Bleibe suchen – die Chancen sind jedoch gut dass wegen der finanziellen Belastungen die Kirche nun ganz aufgegeben wird.

Die neue Methodistenkirche daneben hat durch den Tornado nur den kleinen Kirchturm verloren, einen Anbau und ein paar Teile der Außenverkleidung.
Die Siedlung dahinter hat es jedoch schwer mitgenommen. Kein Baum steht mehr, die Häuser haben zum großen Teil schwere Schäden und wir können von Glück sagen, dass keine Menschenleben zu beklagen sind.
Gebäude kann man wieder aufbauen, wenn auch nicht mehr die alten historischen ...




Friday, April 29, 2011

Supplies

Ich sitze hier im Starbucks in Decatur, weil die free wireless Internet haben - noch bis 5 Uhr, dann wird auch hier der Strom abgestellt.

Ohne Strom sieht das Leben ganz schön düster aus. Keine Geschäfte offen um einzukaufen, denn nicht nur dass die kein Licht haben, auch die Kassen und die Kreditkartenmaschinen funktionieren nicht. Und natürlich schmilzt auch das Eis in den Kühltruhen, die Pizzen tauen auf und das Fleisch im Kühlregal wird schlecht. Ohne Strom funktionieren die Pumpen an den Tankstellen nicht und auch nicht die Ampeln auf den Strassen. Das Telefon ist tot und das Mobilfunknetz ist nutzlos, weil erstens einige Sendemasten von den Tornados getroffen wurden und zweitens die, die noch stehen, keinen Strom haben.
Und natürlich war niemand so richtig auf diese Situation vorbereitet. In den drei Jahren unseres Aufenthaltes hier haben wir jeden April/Mai und Oktober/November zahllose Tornado-Alarme erlebt. So viele, dass so etwas ernst zu nehmen und die notwendigen Vorbereitungen zu treffen, von vielen, die sogar noch länger hier wohnen als wir, ein wenig schleifen gelassen wurde.
Batterien für Taschenlampen gehören ins Haus, Wasser, Brot, Milch, Konserven, ein mechanischer Dosenöffner (!!), ein batteriebetriebenes Radio, Feuerzeuge und vollgetankte Autos.
Nun ja, wir hatten das alles um ein oder zwei Tage ohne Strom durch zu stehen – als Deutsche gehört vorbereitet zu sein zum täglichen Ritual. Aber die Aussicht eine ganze Woche oder noch länger ohne Strom zu sein – das hatten wir uns auch nicht vorgestellt.
Also was tun?
Radio hören und darauf hoffen, dass hier irgendwo in der Nähe ein Supermarkt einen Notstromgenerator betreibt und irgendwann auf macht. Dann sofort ins Auto und (mit halbvollem Tank) los fahren.
So geschehen am Donnerstag Morgen gegen acht Uhr, als die ersten Nachrichten herein kamen, dass der Target Supermarkt auf dem University Drive auf haben würde.

Ich also los, auf die Ampellosen Strassen. Überraschenderweise kein großes Problem, weil jeder sehr vorsichtig und zivilisiert, rücksichtsvoll und in typischer Southern Manier äußerst zuvorkommend fährt. An jeder Kreuzung wird brav gewartet bis man sich per Kopfnicken oder Handzeichen über die Reihenfolge verständigt hat. Das geht sogar recht flüssig, weil wirklich keiner dabei ist der versucht sich vorzudrängeln oder seinen Weg zu erzwingen. Keine Hupe ist zu hören, keine bösen Gesten sind zu sehen – it’s the Southern Way.

Im Target dann dreitausend Leute, die Schlange zu den vier offenen Kassen (von ungefähr vierzig möglichen ... für mehr war nicht mehr Energie da; sie hatten sogar die Transportbänder an den Kassen abgeschaltet, aber wenigstens funktionierte das Bezahlen mit Kreditkarte) wickelte sich dreimal um die Innenseite des Verkaufraumes und es dauerte zweieinhalb Stunden bis man endlich bezahlen konnte.
Brot, Milch, Obst, Taschenlampen, Eis und (stilles) Wasser waren ausverkauft. Ich habe dann das Mini-Regal mit den importierten Wässern (St.Pellegrino, Perrier) abgeräumt – gut dass hier in Alabama keiner Wasser mit Kohlensäure trinkt (außer uns blöden Europäern). Dann noch ein paar Beutel Chips und Brezel, Kekse und Batterien abgegriffen. Das, und die Vorräte in unserem Haus, sollten uns über die prognostizierte Woche bringen. Zum Glück benötigen alle unsere Taschenlampen normale AA Batterien und nicht die sonst üblichen C oder D Größen, die natürlich ausverkauft waren. Das hatte ich beim Kauf damals schon beachtet, weil ich manchmal etwas weiter voraus denke als andere.
Und diese anderen schaffen es manchmal sogar nicht einmal im Angesicht der Krise vernünftig zu handeln. Vor und hinter mir in der Schlange vor der Kasse waren Väter und Mütter mit voll bepackten Einkaufswägen. Und dazwischen zwei achtzehn, neunzehn jährige Mädels, Studentinnen so wie ich mit bekommen habe, mit zwei Tüten Kartoffelchips. Wahrscheinlich mussten sie noch für eine Party einkaufen.

Da ich keine Milch und kein Obst bekommen hatte waren wir dann heute Morgen auf dem Weg zum WalMart auf dem Madison Boulevard, weil es im Radio geheißen hatte die würden um acht Uhr aufmachen. Denkste, die mussten erst noch die ganzen aufgetauten Sachen wegräumen, ehe sie Leute herein lassen konnten.
Aber die Tanke vom WalMart war auf. Also nix wie rein in die Schlange. Polizisten regelten den Verkehr und es dauerte nur gut eine halbe Stunde, bis ich den Nissan auftanken konnte. Der Preis war auch ganz normal, denn wer jetzt die Preise erhöht wird unter Anklage gestellt.
Mit dem vollen Tank ging es dann nach Athens – die waren von dem ganzen Stromausfall nur in den ersten Stunden betroffen und sämtliche Geschäfte hatten auf und waren gut bestückt mit allem, inklusive Brot, Obst und Milch. An der ersten funktionierenden Ampel bin ich vor gekommen wie Robinson Crusoe, der in die Zivilisation zurück kehrt.
Und im Publix dann - Nirvana! Alles da, nur kein Bier, das Regal war merkwürdigerweise völlig leer geräumt. Nun ja, jeder hat seine eigenen Prioritäten.

Jetzt sitze ich hier bei Lynn Layton Nissan-Chevrolet in Decatur – ich hatte einen Service Termin, der schon zweimal verschoben werden musste und da der südliche und nördliche Teil von Decatur Strom haben (nur die Stadtmitte ist tot), hatten sie geöffnet. Und freuten sich über jeden Kunden, der es trotz der widrigen Umstände doch zu ihnen geschafft hatte. Die Inspektion dauert ein wenig länger, weil nur einer der Nissan Techniker es heute zur Arbeit geschafft hat. Aber ich habe mein Netbook mit und schreibe auf was so los war hier die letzten drei Tage.
So, jetzt ist das Auto fertig – und wir müssen hier raus, weil gleich der Strom in diesem Teil von Decatur abgeschaltet wird.





Power Outtage

Ich sitze hier im Starbucks in Decatur - die haben free wireless Internet und noch bis 5 Uhr auf, bevor der Strom in Decatur abgeschaltet wird.

Kein Strom mehr. Für mindestens eine Woche, wie es heißt. Ganz Nord-Alabama war für einen Tag ohne Strom, weil die Hauptleitung vom Kernkraftwerk Browns Ferry bei Athens und einige Transformatorstationen durch die Tornados zerstört worden sind. Mittlerweile, nach anderthalb Tagen, haben einige Landstriche wieder Strom, und sämtliche Krankenhäuser sind wieder am Netz. Aber für den Großteil der Bevölkerung in Madison und Huntsville wird der stromlose Zustand wohl noch einige Tage, eventuell sogar Wochen andauern. Die Zerstörungen im Stromnetz sind so immens, dass tatsächlich davon gesprochen wird dass das ganze Netz von Grund auf neu aufgebaut werden muss – und das wird dauern.
Wenigstens haben wir noch Wasser (nur Kaltes natürlich) und das Gas ist auch noch da, so dass wir wenigstens mit unserem Gasherd Kochen können. Unsere Informationen beziehen wir aus unserem kleinen batteriegetriebenen Transistorradio, und Abends gehen wir alle ins Bett wenn die Sonne untergegangen ist. Nach draußen darf man nach 8 Uhr Abends sowieso nicht mehr, weil dann für zwoelf Stunden Ausgangssperre ist. Da auch die Ampeln nicht funktionieren und man sich auf den zahllosen Kreuzungen hier per Handzeichen über die Vorfahrt verständigen muss, macht es Sinn den Verkehr in der Dunkelheit auf das notwendigste (Rettungskräfte, Polizei) zu beschränken.
Außerdem will man auch verhindern, dass finstere Gestalten die doch sehr dunkle Situation ausnutzen um in den stromlosen, das heißt Alarmanlagen-losen, Geschäften abzuräumen. Tatsächlich hat das wohl gestern Nacht schon irgend so ein Idiot versucht – er ist aber nur mit drei Kugeln vom Besitzer in seinem Körper wieder heraus gekommen. Der örtliche Sheriff hat daraufhin noch einmal eindrücklich auf das Recht eines jeden Buergers hingewiesen, gerade und besonders in solch einer Situation sein Eigentum mit allem was zur Verfügung steht verteidigen zu können. So ein Vorkommnis zieht dann noch nicht einmal eine Untersuchung nach sich – da gibt es zur Zeit wichtigere Dinge für die Polizei zu tun als erfolgreiche Selbstmordversuche aufzuklären ...

Aftermath

Ich sitze hier im Starbucks in Decatur - die haben free wireless Internet und noch bois 5 Uhr auf, bevor der Strom in Decatur abgeschaltet wird.


9 Tote in Madison County. Über 60 Tote in Nord-Alabama. Über 110 Tote in ganz Alabama, über 210 Tote im ganzen Sueden. 211 einzelne Tornados im ganzen Süden, einer davon in Mississippi mit einer Windgeschwindigkeit von 205 mph (gut 330 kmh), einer Breite von einer halben Meile, der auf einer Laenge von 3 Meilen 14 Menschenleben gekostet hat.
Das war heftig, sehr heftig. Am schlimmsten hat es wohl Tuscaloosa erwischt, aber genaue Informationen haben wir nicht. Wir haben nämlich seit Mittwoch Abend keinen Strom mehr und unsere einzige Informationsquelle ist das Radio. Dort aber geht es vornehmlich um die unmittelbare Umgebung, das County in dem der Sender steht, vielleicht noch das nächste. Überregionale Nachrichten oder sogar Weltereignisse sind nicht mit zu bekommen. Außer dass Präsident Obama heute in Tuscaloosa war und wohl recht erschüttert gewirkt hat. Und danach ist er dann weiter nach Cape Canaveral geflogen, um beim letzten Start der Raumfähre Endeavour heute Nachmittag dabei zu sein.
Unser Großer und ich sind heute Morgen nach Athens gefahren – weil die dort Strom haben und damit auch Benzin (für die Pumpen braucht man auch Strom ...) und Milch (... die muss ja gekühlt werden ...) und Brot (... backen ohne Strom geht auch irgendwie nicht ...). Auf dem Weg dorthin sind wir dann an einigen Stellen vorbei gekommen, wo Tornados eingeschlagen haben. Heftig. Der Schaden wird auf bis zu 5 Milliarden Dollar geschätzt – darin enthalten sind die gut 5 Millionen Hühnchen, die auf den diversen Hühnerfarmen (eine der  Hauptindustrien hier) der Region ums Leben gekommen sind. Das hat uns ganz schön mit genommen und der Wiederaufbau wird einige Zeit dauern ...




Wednesday, April 27, 2011

State of Emergency

Ich schreibe das hier gerade live, während draußen die Welt unter geht.
Seit heute Nacht sind bereits mehrere massive Sturmfronten über den Süden hinweg gefegt, mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 120 kmh. Heute Morgen dann hat es diverse Tornados gegeben, gerade eben wurde einer in unserem Nachbarort Athens bestätigt. Es hat bereits mehrere Tote in der Region gegeben und das war erst der Anfang - die Wetterfrösche im TV rechnen damit dass dieses Wetter noch weitere zehn Stunden anhalten wird. Gerade ist ein wenig Pause mit Sturm, Blitz und Donner und Regen, und alle Schulen verfrachten jetzt ihre Schüler nach Hause bevor es wieder los geht. Ah ja, zu früh gefreut - da geht die Tornado Sirene schon wieder los. Das ist das heimtückische an diesen Dingern, dass sie normalerweise nicht im dicksten Sturm kommen sondern sich meistens hinter der Front entwickeln.
Ich habe unseren Kleinsten bereits aus dem Kindergarten geholt - dort war das reinste Chaos. Die haben dort seit ein paar Wochen einen enormen Zulauf an neuen Kindern und mussten daher schnell ganz viele neue Betreuerinnen einstellen - und die waren mit der Situation total überfordert. Jetzt sitzt er vorm TV und guckt sich seine Lieblings-DVD an. Meine Frau hat diese letzte Phase des Sturms bei unserer Großen im Kindergarten verbracht und wird diese Pause jetzt nutzen um schnell mit ihr nach Hause zu fahren. Viel verkehr dürfte nicht sein ...
Wir haben hier  in den vergangenen drei Jahren ja schon so einige Tornado-Wetter miterlebt - aber so etwas wie heute hat es noch nicht gegeben. Der Gouverneur von Alabama hat den Staats-Notfall ausgerufen und es hat wohl bereits erheblich Sachschäden gegeben. Gerade eben kommt der Große aus der Schule - dann wird die ganze Familie die weiteren Stürme zusammen abwettern. Mal sehen was uns noch bevor steht heute ...


State of Emergency

Ich schreibe das hier gerade live, während draußen die Welt unter geht.
Seit heute Nacht sind bereits mehrere massive Sturmfronten über den Süden hinweg gefegt, mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 120 kmh. Heute Morgen dann hat es diverse Tornados gegeben, gerade eben wurde einer in unserem Nachbarort Athens bestätigt. Es hat bereits mehrere Tote in der Region gegeben und das war erst der Anfang - die Wetterfrösche im TV rechnen damit dass dieses Wetter noch weitere zehn Stunden anhalten wird. Gerade ist ein wenig Pause mit Sturm, Blitz und Donner und Regen, und alle Schulen verfrachten jetzt ihre Schüler nach Hause bevor es wieder los geht. Ah ja, zu früh gefreut - da geht die Tornado Sirene schon wieder los. Das ist das heimtückische an diesen Dingern, dass sie normalerweise nicht im dicksten Sturm kommen sondern sich meistens hinter der Front entwickeln.
Ich habe unseren Kleinsten bereits aus dem Kindergarten geholt - dort war das reinste Chaos. Die haben dort seit ein paar Wochen einen enormen Zulauf an neuen Kindern und mussten daher schnell ganz viele neue Betreuerinnen einstellen - und die waren mit der Situation total überfordert. Jetzt sitzt er vorm TV und guckt sich seine Lieblings-DVD an. Meine Frau hat diese letzte Phase des Sturms bei unserer Großen im Kindergarten verbracht und wird diese Pause jetzt nutzen um schnell mit ihr nach Hause zu fahren. Viel Verkehr dürfte nicht sein ...
Wir haben hier  in den vergangenen drei Jahren ja schon so einige Tornado-Wetter miterlebt - aber so etwas wie heute hat es noch nicht gegeben. Der Gouverneur von Alabama hat den Staats-Notfall ausgerufen und es hat wohl bereits erheblich Sachschäden gegeben. Gerade eben kommt der Große aus der Schule - dann wird die ganze Familie die weiteren Stürme zusammen abwettern. Mal sehen was uns noch bevor steht ...


Friday, April 22, 2011

Happy Easter!

Frohe Ostern!
Mal sehen, vielleicht gucken wir uns die Live-Kreuzigung heute ja tatsächlich an, die Kirche ist bei uns um die Ecke. Wird bestimmt 'ne Riesengaudi ...

Saturday, April 16, 2011

NASCAR in Talladega stinks

Nun ja, da bin ich also mitten in der Nacht aufgestanden, zweieinhalb Stunden durch die Gegend gefahren damit ich auch pünktlich um acht Uhr morgens an der Rennstrecke in Talladega ankomme, weil mein Boxenpass von 8 bis 9:30 Uhr gültig war und dann klappt auch alles ganz prima - nur dass der Zugang zu den Boxen wegen des laufenden Rennens nicht möglich war.
Laufendes Rennen? Das sollte doch erst um 14:00 los gehen ... Tja, aber da es am Abend vorher in Strömen gegossen hatte wurde dieses Rennen einfach auf den Samstag Morgen verschoben.
Na prima. War also nix mit Boxengasse. Dabei war ich weniger sauer wegen des verlorenen Geldes, denn eine Rückerstattung gab es natürlich nicht, da höhere Gewalt im Spiel war. Was mich richtig fuchsig gemacht hat war, dass ich am Freitag Abend extra nochmal so gegen elf Uhr die Websites und facebook accounts von NASCAR und der Rennstrecke selber gecheckt habe - hatte mir sowas schon gedacht, bei mehr als drei Tropfen Regen flippen die hier ja total aus, schließen alle Schulen und die Hamsterkäufe gehen los - und, richtig, nichts in der Richtung gefunden habe. Das fruehe Aufstehen hätte ich mir also gut sparen können, hätte ich nur gewusst was hier gespielt wurde.
Was also tun die nächsten gut sechs Stunden? Das nachgeholte Rennen anschauen. Prima. Nachwuchsfahrer. Kein Dale Earnhardt jr, kein Carl Edwards, kein Trevor Blayne.
Und frieren. Die oberen Tribünen, wo man in der Sonne hätte sitzen können, waren gesperrt. Also geduldig bibbernd auf den unteren Tribünen im Schatten ausharren. Irgendwann war ich dann so durchgefroren - es war ein doch sehr frischer Aprilmorgen - dass ich mir ein T-Shirt zum unterziehen gekauft habe. Eines von diesen sauteuren "officiallz licensed" Dingern mit irgendeinem NASCAR Emblem drauf. Dabei bin ich ja noch nicht einmal Rennsport-Fan, geschweige denn von NASCAR. Was soll so schwierig daran sein zwei Stunden lang mit Bleifuß immer in die Runde zu fahren? Kein Richtungswechsel, kein Schaltvorgang, keine Bremsmanöver, immer feste druf und Vollgas bis die Schwarte kracht. Ein trainierter Affe könnte das und ich selber habe auf deutschen Autobahnen (in meinen wilden Tagen) weitaus spannendere Rennen selber mit gefahren.
Irgendwann bekam ich dann Hunger und entschied mich für ein warmes Bretzel mit Limonade. Dumm nur, dass die meine Dega-Dollars, die zusammen im Paket mit der Boxengassentour kamen, nicht nehmen wollten. Nur fest installierte Stände würden das tun. Wobei die mit ihren doofen Bretzeln und der Limonade sicher seit Jahren immer an der gleichen Stelle plaziert waren. Nur leider hatte der Stand Rollen und war somit per Definition mobil und nicht fest. Also weiter, einen festen Stand gesucht, gefunden, Cheeseburger und Cola geordert, kostet $9, zweimal $5 Dega-Dollars hinüber gereicht ... und ein freundliches Lächeln wieder bekommen. Halsabschneider. Wechselgeld gibt es nicht auf Dega-Dollars.
Kein Wunder, dass NASCAR ein Milliardengeschäft ist. Die nehmen es wo sie es kriegen können.
Nun denn, mittlerweile war das Qualifying für das Rennen am nächsten Tag im Gange. Jeder der durfte zwei Runden drehen und der Schnellste startete dann auf der Pole Position am Sonntag. Nicht, dass das irgend etwas ausgemacht hätte. Bei dreißig bis fünfzig Führungswechseln pro Rennen ist es ziemlich Banane von wo aus man am Anfang der 300 bis 500 Meilen startet.
Langsam wurde es Zeit mich auf den von mir käuflich erworbenen Miet-Sitzplatz im Lincoln Tower, Sektion G, Reihe 50, Platz 1, zu begeben. Diesen Platz hatte ich mir speziell ausgesucht, weil man von dort aus den besten Überblick über die Strecke hat und die Autos auf einen zu gefahren kamen (wichtig für gute Rennfotos).
Komisch nur, dass die Aufgänge in diesem Bereich immer noch gesperrt waren. Und tatsächlich wurden alle Leute, die bereits auf den unteren Tribünen saßen, ebenfalls durch Ordner von dort entfernt - mir kam eine größere aufgebrachte Menge Menschen in Fan-Bekleidung entgegen.
Wie sich heraus stellte, war das gesamte westliche (und auch das östliche) Viertel der Tribünen abgesperrt worden. Eine Erklärung dafür wurde nicht geliefert, wahrscheinlich wollte man sich die Reinigungskosten nach dem Rennen sparen. Also wurden die Kartenbesitzer dort entweder erst gar nicht herein gelassen oder wieder vertrieben, wenn sie schon ihren Platz auf den unteren Tribünen eingenommen hatten. Und was nun? Man solle sich eben irgendwo anders einen Platz suchen, hieß es.
Na prima. Wo denn? Auf der oberen Tribüne war schnell alles besetzt, was bleib waren ein paar Plätze direkt hinter dem Absperrzaun. Sehr nahe dran am Geschehen (weniger als zwanzig Meter) aber von Übersicht und freier Schussbahn für meine Kamera keine Rede.
Ganz große Klasse, ich war bedient. Und natürlich hatten sie die ganze Absperrerei nicht mit einem Wort im Internet erwähnt.
Allerdings stellte sich dann heraus, dass der Platz den ich schließlich fand, doch nicht so schlecht war. Zwar bekam ich vom Rennen nicht so rasend viel mit - aber das interessierte mich eh nur am Rande, ich war ja vor allen Dingen wegen der besonderen kulturellen Aspekte gekommen - dafür konnte ich aber eine Handvoll Fotos machen, die mich wieder etwas mit dem ganzen sonstigen Fiasko versöhnten.
Trotzdem, zu NASCAR und besonders nach Talladega muss ich nicht wieder hin - die werden auch ohne mich weiterhin stumpf in die Runde fahren. Nun ja, außer jemand schenkt mir eine dieser Erlebnispakete, bei denen man selber ein paar Runden in einem NASCAR Auto in Talladega drehen darf. 280 kmh bin ich nämlich selbst auf einer deutschen Autobahn noch nicht gefahren ...

P.S.: Wenn es auf dem mittleren Bild so aussieht, als ob die unteren Tribünen alle voll besetzt sind, dann ist das eine (recht clevere) optische Täuschung. Die Sitze sind dort nämlich in nicht wie sonst üblich einfarbig, sondern schwarz, blau, weiß und rot, was aus der Ferne die Illusion gibt als ob sie tatsächlich besetzt wären.



It's not only a race - it's TALLADEGA!

Laut.
Spektakulär.
Talladega.

In Amiland werden viele Religionen praktiziert aber keine ist so ohrenbetäubend, schnell und aufregend wie NASCAR - und der Talladega Superspeedway ist die längst zum Mythos verklärte Kathedrale dieses Glaubens an Geschwindigkeit, Geld und Vollgas.
Die National Association for Stock Car Racing (NASCAR) ist ein Familienunternehmen, das 1947 gegründet wurde und mittlerweile über 1500 Rennen pro Jahr auf über 100 Rennkursen in 39 US-Staaten auf den verschiedensten Ebenen des Automobilsports durchführt.
Das Unternehmen verkauft pro Jahr 3 Milliarden (!) Dollares nur in lizensierten Fanartikeln und unter den zwanzig höchsten TV-Einschaltquoten für Sportveranstaltungen weltweit findet man siebzehn NASCAR Rennen.


Der Talladega Superspeedway ist die legendärste und gleichzeitig die berüchtigste Rennstrecke im NASCAR Kalender. Natürlich werden dort nur die Rennen der ersten Liga gefahren - die Formel 1 von NASCAR sozusagen.
Mit einer Länge von 4.3 km, vier Kurven mit bis zu 33 Grad Neigung und der ovalen Form ist es im Grunde eine riesige längliche Suppenschüssel, in deren inneren oberen Rand die Auto fahren. Am Boden der Suppenschüssel sind die Boxen und sonstigen Werkstätten, plus ein weitläufiges Areal für Wohnmobile. Am Rand der Suppenschüssel befinden sich die Zuschauertribünen, und im weiteren Areal der Rennstrecke sind dann noch dutzende weitere Campingplätze für Wohnmobile zu finden.
Denn deswegen fährt man eigentlich zweimal im Jahr für ein langes Wochenende nach Talladega - es ist ein großes Campingvergnügen, mit BBQ, Parties und dazwischen Unterhaltung durch die verschiedenen Rennen, die von Freitag bis Sonntag dort statt finden.
Das Stadion selbst fasst 175000 Leute, wobei die tatsächliche Anzahl der anwesenden Menschen an einem Rennwochenende durch die Vielzahl der Camper, die einfach nur dafür angereist sind, wahrscheinlich gut doppelt so groß sein dürfte.

Die Rennstrecke selber gehört der Familie, der wir auch NASCAR zu verdanken haben und offensichtlich haben sie es finanziell nicht nötig, außer den zwei Rennwochenenden im April und Oktober jeden Jahres etwas anderes dort statt finden zu lassen. Ach ja, an bestimmten Wochenenden kann man - gegen gute Bezahlung, versteht sich - selber in ein NASCAR Rennauto steigen und ein paar Runden drehen (6 Runden kosten rund $500). Sonst aber liegt dieses riesige Gelände mit dem Suppenschüsselrennkurs die meiste Zeit brach.
Wenn dann aber Rennwochenende ist, dann ist auch ordentlich was los ...

... nämlich jede Menge Unfälle, Rennabbrüche, Führungswechsel und das alles bei Geschwindigkeiten von bis zu 180 mph (gut 280 kmh).
Die Autos, deren äußeres Erscheinungsbild einem normalen Mittelklasseauto gleicht, haben bis zu 600 PS und würden, ohne das inzwischen obligatorische Begrenzungsblech vor dem Lufteinlass, gut 220 mph (350 kmh) schaffen. Zur Sicherheit begrenzt man die Geschwindigkeit heutzutage, nachdem die Autos so schwer wurden mit der Zeit, dass das Handling bei über 200 mph nicht mehr länger beherrschbar war. Wieso man dann nicht gleich kleinere Motoren einsetzt, anstatt die großen V8, 6 Liter Triebwerke künstlich in ihrer Leistung zu begrenzen ist nicht ganz einsichtig. Aber bei NASCAR ist vieles eine reine Image-Sache und da die US Autofirmen (und einige der ausländischen Firmen ebenso) immer noch Straßenautos mit solchen Motoren (allerdings mit ungefähr halb so vielen PS) anbieten, ist es zu Werbezwecken wohl opportun solche antiquierten Dinosaurier einzusetzen. Elektronik sucht man sowohl in den Motoren als auch in den Fahrzeugen selber vergeblich, alles ist noch rein mechanisch gesteuert, wie vor fünfzig Jahren. Alles ist auf brutale Kraft eingerichtet, Finesse und Ingenieurskunst, wie in der Formel 1 zum Beispiel, sind nicht gewünscht.
Dafür entwickeln diese Boliden aber einen Sound, der dem eines startenden Jumbo-Jets gleicht. Wenn der ganze Pulk von dreiundvierzig Autos in den ersten paar Runden, bevor sich das Feld unweigerlich auseinander zieht, an einem vorbei braust, tut man besser daran sich mit guten Ohrenstöpseln ausstaffiert zu haben - der Lärmpegel erreicht locker über 140 Dezibel, denn auch Schalldämpfer sind bei NASCAR Autos Fehlanzeige.

Das hat man aber nur gut einmal pro Minute auszuhalten, denn für eine Runde brauchen die Renner knapp fünfzig Sekunden. Um noch schneller zu sein hat sich in den vergangenen paar Jahren eine besondere Fahrtechnik entwickelt. Das normale Windschattenfahren wird dadurch so auf die Spitze getrieben, dass zwei Autos so dicht beieinander fahren, dass sich die Stoßstangen berühren. Man gewinnt dadurch bis zu 15 mph zusätzliche Geschwindigkeit, hat dafür aber natürlich auch das größere Risiko an der Mauer zu landen wenn die beiden Partner nicht besonders präzise im Gleichklang fahren. Dabei sucht man sich seinen Windschattentandemfahrpartner je nach Rennverlauf und wechselt auch gerne mehrmals während eines Rennens, je nach Situation.
Entschieden wird dann ein solches Rennen meistens auf den allerletzten Metern in einem Fotofinish - kurz vor der Ziellinie lösen sich die Windschattenpartner und was in den hundertzwanzig Runden vorher war, geht am Ende im Bruchteil einer Sekunde unter.

Beim heutigen Aaron's 312 Nationwide NASCAR Race war die Entscheidung dann doch nicht ganz so spannend. Nach 56 Führungswechseln, 11 Rennunterbrechungen, 2 Rennabbrüchen, 10 Unfällen (einer davon mit 21 Autos), kamen schließlich von 43 gestarteten Autos noch 17 über die Ziellinie, wobei die letzte Runde wegen des letzten Unfalles des Tages ganz schiedlich-friedlich hinter dem Pace Car beendet wurde.
Aber das ist Talladega - jede Menge Chaos, Unfälle, Wracks, Qualm, Lärm, umher fliegende Teile und dabei kaum einmal jemand, der ernsthaft verletzt wird. Und das, obwohl es so gut wie keine Auslaufzonen gibt, sondern nur stabile Begrenzungsmauern, Fangzäune an den Zuschauertribünen und Autos, die tatsächlich noch aus Stahlrohren und Blech bestehen.

Noch eine letzte Besonderheit von NASCAR sei kurz erwähnt. Sponsoring.
Nun ist man es ja auch in Europa längst gewohnt, dass Stadien nach Versicherungen oder Biermarken benannt werden und dass Michael Schumacher mit mehr Trikotwerbung auf seinem Rennanzug herum läuft als die gesamte Fußball-Bundesliga samt Ersatzspielern zusammen.
Aber hier bei NASCAR ist das noch etwas verschärfter, da wird sogar in die Renndistanz eingegriffen, weil es der Sponsor so will.
Das Aaron's 312 Nationwide Rennen wird im Rahmen des Nationwide Cups ausgetragen. Dabei ist Nationwide nicht etwa eine Bezeichnung wie "Nationalliga", sondern der Name der Versicherung welche diesen Cup sponsort (d.h. gegen viel Geld ihren Namen dort voraus stellen darf). So nebenbei, der andere große NASCAR Wettbewerb ist der Sprint Cup - das ist nicht etwa eine Serie von  Kurzstreckenrennen, sondern der Name eines großen Telekommunikationsunternehmens.
Normalerweise fährt man bei NASCAR Rennen mit geraden Meilenangaben - 250, 300, 500. Nun ist es aber so, dass der Werbeslogan von Aaron's, einem nationalen Auto-Leasing Anbieter, folgendermaßen lautet: "3 ways to buy, 12 reasons to shop at Aaron's" (in etwa: 3 Arten zu einem Auto zu kommen, 12 Gründe um bei Aaron's zu kaufen).
Daher also die Renndistanz von 312 Meilen.
Auch bei der Nennung der Fahrer und ihrer Autos spielt immer und überall der Sponsor mit: "Kyle Busch, im Nummer 18 Z-Line Designs Toyota ...", oder "Morgan Shepherd, im Nummer 89 Racing with Jesus / Imperial Bedding Company Dodge ...". Nein, das habe ich mir nicht ausgedacht. Das ist hier eben so. Und bei NASCAR eben noch viel lauter ...






Saturday, April 9, 2011

Habitat for Humanity

Es gibt viele Wege, Menschen in Not zu helfen. Geldspenden, Sachspenden, Zuspruch und persönliche Anteilnahme, Rat - und Tat.
Habitat for Humanity ist eine Organisation, die sich dem Helfen durch Taten verschrieben hat - man baut Häuser für Menschen, für die ein Dach über dem Kopf ein erster großer Schritt aus der Not heraus in ein normales Leben ist.
Nun wäre es ja sehr bequem, einfach Spenden zu sammeln und mit dem Geld dann eine Firma zu beauftragen das Haus zu bauen. Aber das widerspräche dem Gedanken, der dieser Aktion zu Grunde liegt, nämlich dass man gemeinschaftlich, mit dem späteren Hausbesitzer, das Haus baut und so ein Zeichen setzt gegen Gleichgültigkeit und die Mentalität "jetzt habe ich Geld gegeben, also lasst mich zufrieden damit". Es wird von der Gemeinschaft in der Gemeinschaft für die Gemeinschaft gebaut.
Vom späteren Eigentümer wird dabei verlangt dass regelmäßig mit geholfen wird - Vorkenntnisse sind nicht notwendig, Wasser holen und Sandwiches schmieren gilt auch.
Natürlich bekommt niemand so ein Haus geschenkt - es muss alles brav abbezahlt werden. Da aber die Arbeitsleistung zum großen Teil unentgeltlich kommt und auch viele Materialien von örtlichen Firmen gesponsort werden und zudem der Baukredit in der Regel von kirchennahen Instituten zu extrem günstigen Konditionen gewährt wird, sind beste Voraussetzungen geschaffen.
Nein, Paläste entstehen auf diese Weise nicht. Man kann zwischen zwei oder drei einfachen Hausplänen wählen, die alle mehr oder weniger einem mittleren Standard entsprechen. Und selbstverständlich ist das Haus dann ein typisch amerikanisches Holzhaus - ohne große Isolierung, alles genagelt statt geschraubt, alles auf die billige Art statt auf die solide. Dadurch, dass beim Bau überwiegend freiwillige mit machen, von denen die meisten eher weniger Erfahrung im Umgang mit Holz, Hammer und Hochdrucknagelpistole haben ist auch nicht unbedingt die höchste Qualität zu erwarten.Wobei natürlich der Werkstoff Holz sehr nachgiebig gegenüber Unerfahrenheit ist - was nicht passt wird mit Hammer und Säge schon passend gemacht.
Für die Ewigkeit wird hier sowieso nicht gebaut, man geht davon aus das man in seinem ersten Haus die Kinder groß zieht und dann, nach etwa zwanzig Jahren wenn die Kinder ihre eigenen Wege gehen, sowieso in ein kleineres Haus zieht. Das hält dann nochmal zwanzig Jahre, bis man pensioniert ist und sich nach Florida in eine kleine Wohnung am Strand verzieht.


Ungefähr vier Monate dauert es bis so ein Habitat Haus fertig ist. Denn weil da überwiegend Freiwillige arbeiten wird hauptsächlich Samstags gebaut - das zieht sich dann etwas. Jedes Haus wird dabei von einer oder mehreren Kirchen gesponsort, was bedeutet dass sich die Freiwilligen zum großen Teil aus diesen Kirchen rekrutieren. Habitat for Humanity ist eine konfessionsübergreifende christliche Stiftung, deren prominenteste Förderer der ehemalige US Präsident Jimmy Carter und seine Frau sind.
Das neue Haus der Familie Moore in Huntsville wurde zum Beispiel von den umliegenden Lutheraner-Gemeinden gesponsort - und  meine Frau hat dort mit gebaut.
Und was sie mir so erzählt hat, wie dort gebaut wird ... ich bin ja nicht ganz unbeleckt, habe in den Ferien immer mit meinem Vater auf dem Bau gearbeitet, weiß also grundsätzlich Bescheid - so manches hat nur Kopfschütteln bei mir hervor gerufen. Von meinem Vater habe ich gelernt was Qualität heißt und wie man Sachen richtig zu Ende führt.Und auch meine Frau hat dieses - ich weiß nicht typisch deutsche? - Bedürfnis alles korrekt und so gut wie möglich zu machen, ohne Abkürzungen zu nehmen und Kompromisse in Kauf zu nehmen. gerade wenn es um so etwas grundsätzliches wie ein Haus geht. Aber da haben die Amiländer ein ganz anderes Verständnis. Hauptsache einfach und schnell - nageln mit der Pressluftpistole statt umständlich schrauben. Egal, zwanzig Jahre wird das schon halten ...
Tueren werden mit Spaltmassen von halben Zentimetern und mehr eingebaut - das schließt nix fugendicht, aber egal, irgendwie zu sind sie halt schon.
Andererseits haben sie aber auch einige Dinge die recht gut durchdacht sind - so ist grundsätzlich alles genormt und  ein Haus ist entweder zwei oder drei oder vier Lattenlängen lang und eine Lattenlänge hoch. Dreieinhalb mal eineinhalb gibt es nicht, denn dann passt schon die Nässeschutzfolie, die von einer großen Rolle einmal im Ganzen um das Haus gewickelt wird (die Fenster werden später heraus geschnitten) nicht mehr und man müsste stückeln - undenkbar. Andererseits gibt es diese Folie in jedem Baumarkt, was die Logistik erheblich vereinfacht.

Ein anderes Merkmal amerikanischer Baustellen ist die Anzahl der Arbeiter, die dort herum wuseln. Inkompetenz und Ineffizienz wird dort einfach mit der schieren Masse der Beteiligten ausgeglichen.
Meine Frau ist ein ums andere Mal frustriert nach Hause gekommen, wenn mal wieder etwas zu kompliziert, völlig falsch oder auch nur ineffizient ausgeführt worden war. Als Ingenieurin treiben sie solche Sachen die Wände hoch und zum Schluss hin wurden dann auch endlich ihre Vorschläge wie es besser zu machen sei akzeptiert - da wundert man sich irgendwann nicht mehr, wie die Amis es geschafft haben in so kurzer Zeit auf den Mond zu kommen ... nur mit Hilfe ihrer deutschen Ingenieure.
Kaufen würden wir jedenfalls eines dieser Ami-Häuser auf keinen Fall - vorher schon nicht und jetzt, nachdem besonders meine Frau einen unmittelbaren und sehr tiefen Blick in die Produktion werfen konnte, schon gar nicht. Alles nur zusammen geschustert und auf hübsch gemacht aber keine Substanz dahinter.
Trotzdem, wenn im Herbst wieder gebaut wird, hat sie vor wieder mit dabei zu sein. Denn das Bauen an sich macht ihr schon sehr viel Spaß - und in Deutschland gibt es diese Möglichkeit nicht. Ich kann sie verstehen - etwas dauerhaftes mit den eigenen Händen zu schaffen erfüllt einen schon mit Stolz und einem Gefühl etwas besonderes geleistet zu haben ...

Sunday, April 3, 2011

Pool Season

28 Grad Celsius heute. Damit war dann die Pool-Saison eröffnet ...

Friday, April 1, 2011

The Great Moonbuggy Race 2011

An diesem Wochenende fahren sie wieder, die tollkühnen Schüler und Studenten in ihren klapprigen Kisten. Leider ist das Wetter zur Zeit sehr kalt hier, sodass keine neuen Rekordzeiten erwartet werden können. Dafür aber fühlt sich das Team der Carleton University aus Ottawa, Kanada, sehr wohl - wie mir ihr Piloteur strahlend versichert hat. Um zum Flieger nach Huntsville zu kommen, hatten sie sich in Ottawa vor ein paar Tagen noch durch einen Schneesturm kämpfen müssen - dagegen sind die 5 Grad Celsius, unter denen wir hier heute zu leiden hatten schon richtig gehend tropische Temperaturen für das Team ...