Saturday, November 10, 2012

Chick-fil-A

Ich weiß eigentlich gar nicht ob ich das öffentlich zugeben soll, dass ich des öfteren zu Chick-fil-A gehe. Aber von all den myriaden Fast-Food Läden hier ist das immer noch der Beste. Es gibt dort ausschließlich Hühnchen - als Burger, als Suppe, als Strips oder Nuggets, gebraten oder paniert und gebraten. Dann haben die noch Fruchtbecher mit echten Früchten, Salate und ganz prima Softeis. Ja klar, alles nicht so furchtbar gesund aber ich traue denen weitaus mehr, was die Lebensmittelhygiene und eklige Beimischungen zum Burgerfleisch angeht, als den Typen mit den goldenen Doppelbögen. Wieso? Weil Chick-fil-A eine auf christlichen Prinzipien basierende Fast-Food-Kette ist.
Doch, so etwas gibt es hier. Außer in der Qualität des Essens merkt man es auch an anderen Dingen. Zum Beispiel sind alle Chick-fil-A Filialen mit einem Spielplatz ausgestattet - sehr kinderfreundlich. Weiterhin ist es dort immer pikobello sauber und die Angestellten sind immer adrett angezogen und extrem freundlich und zuvorkommend. Irgendwie habe ich auch den Eindruck, dass sie fast alle weiß sind - aber da muss ich nochmal genauer hin gucken, das kann bei einem Anteil der schwarzen Bevölkerung von gut 30 Prozent hier eigentlich statistisch schon gar nicht sein. Nur morgen kann ich das nicht weiter eruieren, da ist Sonntag und am Tag des Herrn hat Chick-fil-A zu. Damit die Angestellten nicht vom Kirchgang abgehalten werden. Zur Kirche geht natürlich auch der Besitzer der Kette und seine Familie. Und zu einem christlichen Lebensstil hier im Süden gehört es auch sich zur Familie zu bekennen, wie Gott sie beabsichtigt und in der Bibel festgeschrieben hat.
Also als Einheit von Mann und Frau.
Das hat der Sohn des Besitzers, der zugleich auch Vorstandsvorsitzender ist, vor ein paar Wochen ganz unschuldig einem Reporter in den Block diktiert. Worauf hier ein Shitstorm allererster Kajüte losbrach, mit Boykotten, Demonstrationen, Petitionen, Leserbriefen und allem drum and dran. Denn obwohl er es nicht direkt gesagt hatte, meinte der Vorstandsvorsitzende mit seiner Aussage, dass er natürlich als gläubiger Christ die von Gott nicht gewollte Form des familiären Miteinanders ablehnt - also Mann mit Mann oder Frau mit Frau. Also haben die Liberalen los geschrien, worauf die konservativ-christlichen zurück geschrien haben.
Für gut eine Woche konnte man zu keinem Chick-fil-A gehen ohne von Aktivisten der einen oder anderen Seite belästigt zu werden. Hier in Huntsville manifestierte sich das durch fast kilometerlange Auto-Schlangen, die sich vor den Filialen bildeten. Man war hier eindeutig auf der Seite des christlichen Abendlandes und seines Vorstandsvorsitzenden und wollte durch vermehrtes Essen von Hühnerbrüsten den Untergang der  Zivilisation verhindern.
Nun ist mir das persönlich völlig schnuppe, wer mit wem ins Bett steigt und wer die Bibel wie interpretiert. Aber wenn ich nun in so einem Laden Geld lasse, unterstütze ich damit nicht Intoleranz und Engstirnigkeit? Also lieber meine Kinder mit den fragwürdigen Lebensmitteln der Konkurrenz füttern, auf spackigen Stühlen an schmierigen Tischen sitzen und unauffällig die Gangster-Rapper am Nebentisch im Auge behalten? Nein, Danke.
Ich halte es da mit dem alten Fritz - jeder soll nach seiner Façon selig werden. Und solange sie mir statt eines Chicken-Sandwich nicht ein christliches Pamphlet in die Hand drücken werden sie mit mir auch keine Probleme bekommen. Der Vorstandsvorsitzende hat genauso das Recht auf eine eigene Meinung wie ich. Solange wir das beide respektieren kann ich gut damit leben, dass sie am Sonntag zu haben ...



No comments: