Sunday, July 25, 2010

Indian Heritage - one year later

Am 05. Juli 2009, also ziemlich genau vor einem Jahr, hatte ich über das kleine Städtchen Oxford berichtet, wo ein alter indianischer Grabhügel einem neuen Einkaufzentrum weichen muß.
Als ich vor zwei Wochen unseren Großen aus dem Summer Camp bei Anniston abholte, war es nur ein minimaler Umweg nach Oxford. Und da ich nun schon einmal in der Gegend war ...
Tatsächlich, die Bauarbeiten sind in vollem Gange. Die Rückseite des Hügels ist schon weitgehend abgetragen (war schwierig zu fotografieren, nur aus dem fahrenden Auto heraus möglich) und auf der Vorderseite (im Bild zu sehen) haben sie auch schon angefangen.
Ich erinnere mit an den Film Poltergeist, in dem eine Siedlung auf einem alten indianischen Friedhof stand und eines Tages nahmen die Geister der Indianer dann Rache an den Bewohnern ... "poetic justice" nennt man das hier. Würde diesen Gierschlunden recht geschehen ...

Locust

Und wieder ein Tierchen mehr aus der unendlichen Artenvielfalt, das es in useren Garten verschlagen hat. Diesmal allerdings ist es eine der sieben biblischen Plagen - eine Heuschrecke aus der Familie
Schistocerca americana (Amerikanische Wüstenheuschrecke).
Heuschrecken sind zwar mit den Fangschrecken, zu denen auch die Gottesanbeterinnen gehören, verwandt - aber längst nicht so grazil und elegant, sondern brutal und stumpfsinnig aussehend. Ein richtiges Monster ...



Advanced Space Academy

Das US Space & Rocket Center in Huntsville bietet für Kinder und Jugendliche in den Sommerferien ein sogenanntes Space Camp an. In drei Altersklassen wird dort mit Raketen experimentiert, im Simulator das Space Shuttle geflogen, Vorträgen von Astronauten zugehört, im Wassertank der Umgang mit Schwerelosigkeit simuliert, die Internationale Raumstation ISS betrieben und vieles mehr. Das Ganze hat seinen Preis, gut $1000 für fünf Tage Vollpension, ist aber jeden Cent wert.Die jungen Menschen werden dort mental, physisch und intellektuell rund um die Uhr gefordert und
Wir haben es an unserem vollpubertären 15-jährigen festgestellt - er kam uns sehr viel erwachsener, in sich ruhender und gelassener vor, als ich ihn am Freitag nach der Graduationszeremonie abgeholt habe. Natürlich hat das nicht lange vorgehalten, heute ist er wieder zurück im alten Trott - aber vielleicht ist doch etwas hängen geblieben.
Auf jeden Fall hat er einen tierischen Spaß gehabt - und mit ihm gut zweihundert andere Schüler aus allen Teilen der USA, Canada, England, Brasilien, Japan ... und vierundzwanzig Schüler aus Lybien, die im Rahmen einer Initiative des US Außenministeriums am Space Camp teilgenommen haben.

Präsident Obamas letztjährige Reise in den Nahen Osten hat dort viele Türen aufgestoßen, die unter seinen Vorgängern seit Jahrzehnten fest geschlossen waren. Mit Lybien hatten die USA gute 25 Jahre keine diplomatischen Besziehungen mehr, jetzt war Botschafter Ali Aujali extra aus Washington gekommen um eine Rede bei der Abschlußzeremonie zu halten.
Natürlich steckt, wie bei allem was Obama macht, auch hier ein teuflischer Plan dahinter - hole die lybische Jugend herüber, bewirte und unterhalte sie königlich, biete ihnen Vollstipendien in Harvard und Cornell an (was zwei Mitgliedern der letztjährigen Gruppe widerfahren ist), bilde sie hier im "american way of life" aus, schicke sie zurück nach Lybien und warte geduldig, bis sich diese Unterwanderungsstrategie auszahlt. Viel effektiver als irgendwelche Bedouinenzelte in der Wüste zu bombardieren, wie unter Reagan und Bush geschehen.

Das war also für unseren Großen ein einmaliges Erlebnis - und vielleicht ein Denkanstoss für die Richtung, die er später einmal in seinem Leben einschlagen will. Bei der nächsten Shuttle Mission fliegen übrigens zum ersten Mal zwei Astronauten mit, die als Kinder am Space Camp teilgenommen haben.

Ach ja, und wenn man das Camp dann erfolgreich bestanden hat, gibt es auch noch einen Credit der University of Alabama in Huntsville, der schon für das Studium dort zählt. Coole Sache.

 

Saturday, July 24, 2010

Starbucks

Ich bin ja nun des öfteren unterwegs. Gute Sache, dass es auf den meisten Flughäfen Filialen von Starbucks gibt. Ich bin ja eigentlich kein richtiger Gewohnheitskaffeetrinker aber ein Grande Frappucino Java Chip ab und zu ist schon was Feines.
Außer Heiß- und Kaltgetränken verkauft Starbucks auch noch Kaffeepulver, Kekse und andere Köstlichkeiten zum mit nach Hause nehmen. Und natürlich Becher und Tassen mit ihrem Logo drauf. Seit kurzem gibt es da eine neue Linie - Kaffeebecher aus Porzellan, mit dem Namen der jeweiligen Stadt und der Skyline oder einem Wahrzeichen darauf. Die Dinger sehen echt schick aus und haben auch noch einen Erinnerungswert. Also habe ich ein neues Sammelfeld gestartet ... nun ja, so neu ist es auch nicht, denn Souvenier-Tassen sammelt meine Frau schon seit Jahren. Dann ist es eben eine Erweiterung des Sammelgebietes ...

Thursday, July 22, 2010

Archilochus alexandri

Unser Habitat  wächst und wächst ... wir werden hier noch zu einer richtigen Arche Noah.

Seit gestern zählen wir nun ein weibliches Mitglied der Familie Archilochus alexandrieinen zu den Bewohnern unseres Backyards. Sie gehört zur hier recht häufig vorkommenden Art der Black-chinned Hummingbirds, ist also ein Kolibri.

Das Bild zeigt die werte Dame auf der Sonnenblume direkt vor unserer Veranda - völlig erschöpft sitzt sie da, nachdem sie sich minutenlang mit einem großen Schmetterling um die besten Zapfstellen der Sonnenblume gebalgt hat. 

Auch an den Blüten unserer Wicke hat sie sich schon zu schaffen gemacht. Aber da muß sie aufpassen, denn Kolibri (ca. 3 g schwer) steht durchaus auf dem Speiseplan von Madam Mantis (ca. 5 g schwer).

Wie gesagt, das wird ein interessanter Sommer in unserem Habitat ...



Sunday, July 18, 2010

Mantid Habitat

Jetzt sind es zwei.
Heute abend haben wir wieder einmal in der Wicke vor unserem Wohnzimmerfenster nach Madam gesucht und dabei eine zweite Gottesanbeterin gefunden.
Diese ist noch relativ klein, so wie Madam vor ungefähr einem Monat war. Woher der Neuankömmling nun  gekommen ist, wieso erst jetzt und ob da noch mehr kommen könnten - alles Fragen auf die wir im Moment keine Antwort haben.
Ich bin erst auf Seite 40 in dem wissenschaftlichen Buch über die Mantiden, das ich mir letzte Woche zugelegt habe. Vielleicht schreibe ich mal einem der Autoren und frage ganz dumm nach, was da jetzt eigentlich passiert in unserem Habitat ...
Madam jedenfalls ist zu einem echten Monster gewachsen, sie ist gut und gerne an die zehn Zentimeter lang. Meine Frau wollte eigentlich die vertrockneten Blätter aus der Wicke schneiden - das traut sie sich jetzt nicht mehr so recht, weil sie dabei die kleine Gottesanbeterin verletzen könnte oder aber Madam ihre Finger für Futter halten könnte ...


Madam Mantis




Mini-Me Mantis

Wednesday, July 7, 2010

DFW

Und dann war da noch dieser Flughafen ...
Mein Rückweg von Deutschland führte mich diesmal über den Airport Dallas-Ft.Worth in Texas.
Von Frankfurt aus zehneinhalb Stunden mit einer Boeing 777 - auf dem Hinweg waren es drei Stunden weniger von Washington mit einem Airbus A330.
Nun also fünf Stunden Aufenthalt in Dallas-Ft.Worth (ja, es war eine lange, lange Rückreise).
Zeit genug, um sich den Airport ein wenig anzusehen.
Erster Eindruck - groß. Extrem groß. Supergroß. Wow!
Tatsächlich ist DFW (so das internationale Kürzel) mit rund 7300 ha, sieben separaten Landebahnen und knapp 650 000 Flugbewegungen pro Jahr einer der größten Flughäfen der Welt.
Nur Denver ist flächenmäßig größer, Chicago hat genauso viele Landebahnen - wobei DFW der einzige Airport der Welt ist, der gleich vier Landebahnen hat die länger als 4000 m sind - und nur Atlanta und Chicago haben mehr Flugbewegungen.
Die Architektur im brandneuen, erst 2005 eröffneten internationalen Terminal D ist weit, hell und freundlich. Die Gate-Areas sind offen gestaltet, mit Sitzgelegenheiten im Überfluß. Ein gutes Dutzend Restaurants, vom Starbucks bis hin zum Nobel-Mexikaner, dazu die üblichen Einkaufsmöglichkeiten, sehr saubere Toiletten und viele Ladestationen für die heutzutage nicht mehr wegzudenkenden elektronischen Geräte komplettieren die Ausstattung. Hier kann man schon mal fünf Stunden gut über die Runden bringen.


Das Terminal A, von dem aus der Inlandsflug nach Huntsville abging, ist dagegen nicht mehr ganz auf dem Stand der Zeit. Bis 2017 sollen allerdings auch die älteren Teile des Airports grundüberholt werden - dann wird dieses beeindruckende Stück Infrastruktur zu einer richtigen Perle.

DFW ist der Haupt-Hub von American Airlines und die silbernen Jets mit den blau-weiß-roten  Streifen dominieren das Vorfeld.


Aber so richtig beeindruckend wirkt das alles erst aus der Luft. So weit das Auge reicht - Flugplatz. Das ist eben Texas - dort ist alles grundsätzlich eine Nummer größer ...

Tuesday, July 6, 2010

Koblenz

Nun ja, zugegebenermaßen war Koblenz noch nie meine Lieblingsstadt (diese Ehre teilen sich Rinteln, Lübeck, San Diego und Charleston, SC). Ich habe gut elf Jahre in und um Koblenz herum gelebt und habe dort auch gearbeitet.
So richtig ans Herz gewachsen ist sie mir in dieser Zeit nicht gerade. Zu viel Verkehr, zu viel Beton, zu wenig Stil. Trotz all der vielen Touristenattraktionen, die sie vordergründig so attraktiv erscheinen läßt, hat sie zu viele häßliche Seiten.
Doch das wird jetzt anders - in 2011 findet in Koblenz die Bundesgartenschau statt und dafür wird sie gerade ordentlich aufgehübscht. Überall sind sie am buddeln, aufreißen und absperren.


Die Hauptfußgängerzone in der Löhr Straße ist eine einzige Baustelle und auch um den Kaiser herum, am deutschen Eck, regieren die Bagger.


Eine wesentliche neue Attraktion, die extra für die BuGa errichtet wurde, ist allerdings schon fertig - die neue Panoramaseilbahn quer über den Rhein zur Festung Ehrenbreitstein.
Was sich die Initiatoren dabei gedacht haben ist nur schwer nachzuvollziehen. Eine größere Verschandelung der Aussicht hätte man auch mit viel bösem Willen nicht hinbekommen. Klar, die Touristen werden es lieben in den rundum verglasten Gondeln über dem Rhein zu schweben und das Ding wird seinen Betreibern sicherlich eine goldene Nase verdienen.
Und soweit ich mich erinnere, soll die Seilbahn ein Jahr nach der BuGa wieder abgebaut und die Aussicht auf Ehrenbreitstein wieder in den Ursprungszustand versetzt werden - kein Grund zur Sorge also.
Wer's glaubt ... wenn erstmal die Euronen sprudeln, wird sich schon die eine oder andere Ausnahmegenehmigung finden lassen ...

Colors

Schwarz-Rot-Gold überall. Bin ich ja aus Amiland gewohnt, da flattert Old Glory über jedem Gebrauchtwagenhändler. Aber in Deutschland ist das schon ein eher ungewöhnliches Bild. Da muß erst eine WM - und eine tolle Nationalmannschaft - kommen, damit die Farben aus dem grauen Alltag hervortreten und sichtbar werden.

Unter all den VuVuzelas, Girlanden, Flaggen, Hüten und Sonnenbrillen in Schwarz-Rot-Gold hat mir eine Variante am besten gefallen - der Spiegelbikini.
Habe mir auch einen mitgebracht, nach Alabama. Und bis zum Endspiel werde ich den wohl dran lassen, an unserem Star Wars Versa - der mit dem Yoda-Nummernschild. Möge die Macht in den nächsten beiden Spielen mit unserem Yogi sein ...



Monday, July 5, 2010

Differences

Nach zweieinhalb Jahren war ich letzte Woche mal wieder in Deutschland (der Kurztrip letztes Jahr - Dienstag hin, Donnerstag wieder zurück - zählt nicht) - ich kam mir vor wie ein Alien.
Nicht, dass man mich wegen meines Crimson Tide Championship T-Shirts angestarrt hätte. Aber mir kamern die Gebräuche, Sitten und Verhaltensweisen der Menschen dort merkwürdig vor.

Schon alleine das normnale Straßenbild, völlig anders als in Huntsville - unzählige junge Menschen, Teenager und Twens, in leichter, beim weiblichen Teil zuweilen extrem sparsamer, Sommerkleidung tummelten sich in den Fußgängerzonen und Einkaufszentren. Hier sieht man soetwas nicht -  Minderjährige, die am Wochenende nach 18 Uhr in der Mall ohne Begleitung eines Erwachsenen angetroffen werden, werden als Streuner und Hausfriedensbrecher behandelt. Auch sonst achtet die Polizei sehr genau darauf, dass die Jugend unter Kontrolle bleibt - rotten sich mehr als drei Jugendliche irgendwo zusammen ohne dass ein Erwachsener Aufsicht führt, sind die Streifenwagen nicht weit. Sich irgendwo treffen um gemeinsam ins Kino zu gehen? Besser fragt man Mama oder Papa ob sie Zeit haben die Gruppe zu begleiten ...

Der Burger-Index als universeller Gradmesser des Wohlstands eines Landes (man nehme den Preis eines BigMac und berechne welchen Anteil am Durchschnittsverdienst das ausmacht) ist ja hinlänglich bekannt und akzeptiert. Ein weiterer Gradmesser für die "Modernheit" eines Landes ist, wie die jeweiligen McDonalds infrastrukturell ausgestattet sind. In Amiland funktioniert der typische McDonalds immer noch so, wie vor dreißig Jahren - jede Menge Personal, spackige Sitze, free refills.
Nur langsam taucht hier und dort ein McCafe auf - die wirklichen Inovationen (auch auf kulinarischer Seite) probiert das Unternehmen mitlerweile lieber erst in Europa (und hier vor allen Dingen in Deutschland) aus.
Und siehe da, auf dem Frankfurter Flughafen findet sich eine "Easy Order" Station. Kreditkarte rein, auf dem drucksensitiven Bildschirm die Auswahl treffen und das Menu am Counter abholen. Das die dort auch free refills haben und ein McCafe, versteht sich von selbst.




Auch auf dem Energiesektor glänzen die USA nicht gerade mit überbordenden Ideen, um die Abhängigkeit vom Öl loszuwerden.
Man erträgt lieber mit geballter Faust eine Ölpest wie jetzt im Golf von Mexico, anstatt auf saubere, zukunftsträchtige Energiegewinnung zu setzten.
Man mag von den Windrädern, die mitlerweile in Deutschland überall wie Pilze aus dem Boden schießen, aus ästhetischer Sicht halten was man will - aber eine sauberere Energie gibt es kaum.


Nun, vielleicht noch Sonnenernergie. Als ich meine Eltern besuchte ist mir aufgefallen, wieviele Dächer im Dorf inzwischen mit Fotovoltaik-Platten bedeckt sind. Zusammen mit der Windernergie reicht das sicherlich nicht aus um Schwerindustriebetriebe zu betreiben - aber ein Beitrag zur Umwelt- und Energieressourcenschonung ist das allemal. Und ein Schritt in die richtige Richtung. In den USA weiß man noch nicht einmal, dass soetwas wie eine "richtige Richtung" in der Energiepolitik überhaupt möglich ist. Und die, die es ahnen, trauen sich nicht es zu sagen - Öl wird nicht in Frage gestellt, sonst landet man auf der Liste der "Ökoterroristen".
Dieses Bewußtsein, dass Öl zu einer Sackgasse geworden ist und dass diejenigen, die es aussprechen keine gefährlichen Spinner und Umstürzler sind, muß in Amiland erst noch geschaffen werden.

Auch in dem Feld, in dem Öl am meisten eingesetzt wird, im Transport von Menschen und Gütern, gibt es himmelweite Unterschiede. In Amiland setzt man sich ins Flugzeug, holt sich am Zielort einen Mietwagen und ist unabhängig und frei.
In Deutschland fährt man innerhalb des Landes bei Fernreisen mit Bussen und Bahnen. Grundsätzlich ja nicht schlecht, hat jedoch so seine Tücken.
Eine davon ist, dass es in den Zügen der Deutschen Bahn keine Abstellmöglichkeiten für größere Koffer gibt. Alles was man in den Hutablagen über den Sitzen unterbringen kann, sind Reisetaschen oder Rucksäcke. Flug/Fernreisende, eventuell sogar mit mehr als einem Koffer, gucken da in die Röhre. Vielleicht ist das ja eine so verschwindend geringe Minderheit, dass es sich einfach nicht lohnt darauf Rücksicht zu nehmen, dass manche Leute mit mehr Gepäck als einem MP-3 Player und einer Wasserflasche reisen. Hat mich sehr geärgert, dass ich meinen wirklich nicht übermäßig großen Koffer nirgends vernünftig unterbringen konnte auf meinen diversen Bahnfahrten durch die deutschen Lande.
Dafür waren die Züge aber alle recht pünktlich und die Preise auch gar nicht so schlimm - wenn man früh genug Tickets mit Zugbindung kauft. Und mit dem ICE durch die Landschaft zu rauschen macht schon Spaß - man sieht viel von Deutschland, wenn auch nicht immer die Schokoladenseite.


Viel sehen tut man auch, wenn man bei einem Radler und einem leichten Snack in der Fußgängerzone einer schönen Altstadt, zum Beispiel in Rinteln, sitzt. Das kann man in Amiland zum großen Teil vergessen, weil sie dort erstens generell keine schönen Altstädte haben und zweitens gerade in Alabama die Klimabedingungen so sind, dass kein vernünftiger Mensch auch nur fünf Minuten zur Mittagszeit im Freien verbringen würde. Die Temperaturen waren tatsächlich relativ vergleichbar in der Woche, nur ist die Luftfeuchtigkeit in Alabama ca. 80%, während sie in Deutschland nicht weiter erwähnenswert war. Trotzdem, lieber Alabama-Wetter mit Klimaanlage, als Deutschland-Wetter ohne.


Außer gutes Bier zu trinken und gut zu essen habe ich in der Woche vor allen Dingen eingekauft. An manche Sachen kommt man in den USA nämlich nicht (oder nur sehr schwer und extrem teuer) heran - Rum Aroma für's Backen zum Beispiel oder gute, verträgliche Kindermedikamente, die die Kleinen nicht gleich in den nächsten Orbit schießen.
Oder vernünftige Schuhe - in meinem Fall welche von GEOX, die mit der atmungsaktiven Sohle. Dafür fährt man dann auch schon mal dreißig Kilometer bis nach Cammer, zu Niemöllers. Die haben ein großes Geschäft in einem ehemaligen Bauernhof eingerichtet, gleich neben Päpinghausen. Keine böhmischen, sondern westfälische Dörfer.



In Amiland fahre ich zur nächsten Mall, die hat alles und ist in der Regel nur zehn Minuten weit entfernt - sofern man nicht in der totalen Provinz lebt, dann ist sie praktisch außer Reichweite. In deutschland gibt es solche gegenden, völlig abgeschnitten vom 21. Jahrhundert, überhaupt nicht.
Nun ja, dafür gibt es Malls mittlerweile auch in Deutschland. Das Löhr-Center in Koblenz qualifiziert als solche und jetzt auch die neue Stadtgalerie in Hameln. Und genau wie in den US Einkaufszentren sieht man in den meisten Geschäften kaum Kunden und man fragt sich, wie die überhaupt überleben können.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen den deutschen und den amiländischen Einkaufszentren ist, dass das Parken in den ersteren Geld kostet und in den zweiteren frei ist.
Ansonsten schreitet die Amerikanisierung der Konsumtempel immer weiter voran - in der Stadtgalerie in Hameln gibt es sogar einen Subway Fast Food Laden.


Die ganzen Ami-Fast-Food-Ketten bräuchte es dabei gar nicht in Deutschland, denn die inzwischen zur Multi-Kulti gewandelte Gesellschaft hat die Auswahl zwischen allen möglichen exotischen Geschmacksrichtungen.
Waren es früher noch die italienischen, jugoslawischen und griechischen Restaurants, danach die Döner-Buden, die für Abwechslung im Speiseplan sorgten, ist das Angebot heute unüberschaubar geworden.
Und anders als in den USA, wo jeder Chinese, jeder Mexikaner sein Angebot dem Geschmack der breiten Ami-Masse anpasst (was meist frittiertes Zeug mit viel Käse innen drin und außen herum bedeutet), bleibt die Identität des fremden Essens in Deutschland überwiegend erhalten.
Das gilt leider auch für die Identität der meisten nicht-in-Deutschland-geborenen-Bürger. Die behalten sie, geben sie an ihre Kinder weiter und verweigern sich der Anpassung an ihre neue Umgebung. Vielmehr versuchen sie, diese nach ihren eigenen Vorstellungen zu prägen. Integration sieht anders aus.
Auf dem hannoverschen Hauptbahnhof kam ich mir vor wie in einem Städtchen hinterm Ural - alles um mich herum sprach russisch. Nun ist das verständlich bei älteren Leuten, die damit aufgewachsen sind und gar nicht anders können. Aber auch die junge, wahrscheinlich bereits in Deutschland geborene Generation, macht offensichtlich keine großen Anstrengungen, sich einzugliedern.
In den USA mag die Generation der Eltern auch noch die Sprache der alten Heimat sprechen. Ihre Kinder und Enkel jedoch sind dann schon nicht mehr von den anderen Amiländern zu unterscheiden. Jeder versucht sich so schnell und perfekt wie möglich anzupassen, einzugliedern, mitzumachen. Über die Gründe dafür kann man bestimmt trefflich spekulieren - einer davon könnte vielleicht in der Tatsache liegen, dass man in den USA brutal scheitert und untergeht, wenn man nicht mitspielt und in Deutschland permanent versucht wird die Regeln so zu ändern, dass auch der unangepassteste  Aussenseiter ja seine Chance bekommt.
Multi-Kulti ist ja ganz schön, aber mehrere Parallel-Gesellschaften in einem  Land zu haben wird auf die Dauer nicht funktionieren - das gibt garantiert irgendwann Stunk.


Aber vielleicht bewahrt uns ja die ganz besondere deutsche Sicherheits-Mentalität vor dem Schlimmsten. In den USA wird jedem ersteinmal grundsätzlich vertraut, in Deutschland kontrolliert man besser.
In US Supermärkten sind in der Regel zwischen Kasse und Ausgang noch Regale mit Waren aufgestellt. Cola-Produkte, Fünf-Kilo-Beutel mit Eiswürfeln, Hundefutter oder Katzenstreu ist so das übliche, was man dort findet. Entweder fährt man mit seinem Einkaufswagen einfach an der Kasse vorbei, lädt das Hundefutter ein, dreht um und fährt dann erst mit seinen Einkäufen zur Kasse. Oder aber man geht erst zur Kasse und sagt, was man noch aus dem Regal beim Ausgang mit zu nehmen gedenkt und bezahlt das gleich. Klar, die Möglichkeit statt einem Sack Hundefutter gleich zehn einzuladen besteht. Aber wie gesagt, man vertraut auf die Ehrlichkeit der Leute - und das klappt auch überraschend gut.
In Deutschland stattdessen findet man am Eingang eines Supermarktes in den meisten Einkaufszentren eine Boxengasse vor - in die man (gegen Pfand natürlich) gefälligst seine Handtasche, Einkaufstüten oder Rucksack einsperrt, bevor man den Verkaufsraum betritt. Man könnte sich da ja zehn Sack Hundefutter reinstopfen und damit abhauen.
Wie gesagt, Kontrolle ist die Mutter der Porzellankiste und Vertrauen ist keinen Cent wert.



Es sind generell nicht die großen Unterschiede, die ein fremdes Gefühl aufkommen lassen wenn man ein anderes Land besucht, sondern die Summe der kleinen. Dinge, die man tut ohne darüber nachzudenken, und die in der einen Gesellschaft völlig normal sind und in der anderen Kopfschütteln, Gelächter oder Entsetzen hervorrufen.
Wenn man lange genug in einem anderen Land lebt nimmt man die speziellen Gewohnheiten an und die Erfahrungen und die Routinen, die man mitgebracht hat, treten in den Hintergrund. 
Es ist wie mit dem Fahrradfahren - man verlernt es zwar nicht, wenn man es jahrelang nicht mehr ausgeübt hat, aber bevor man wieder sicher wird, ist erstmal ein Schlingerkurs angesagt.

Ich bin jedenfalls froh, jetzt wieder zu Hause zu sein und hier drüben wieder Auto fahren zu können - mit Klimaanlage ...