Saturday, October 17, 2009

I can't dance


This is the Deep South - dies sind die Südstaaten. Man hört das hier immer wieder, wenn unterstrichen werden soll dass etwas anders ist als in den übrigen USA.
Nach einiger Zeit beginnt man dann die meist feinen Unterschiede selber zu erkennen und braucht diesen Hinweis nicht mehr.

Man nehme nur das Tanzen als Beispiel.
In den USA wird ja überwiegend Square Dance getanzt. In den ganzen USA? Nein, ein kleines gallisches Dorf ...
Nun, hier in der Huntsville-Region (376.753 Einwohner) gibt es genau zwei Square Dance Clubs ( davon einer ausschließlich für Singles ...). Soviele gibt es mittlerweile auch in jeder mittleren deutschen Großstadt.
Ballroom Dancing (klassischer Gesellschaftstanz) andererseits findet man hier, wie in jeder mittleren deutschen Großstadt auch, an jeder Ecke - selbst die Kirchen bieten das an, siehe Bild.

 

Das ist schon eine recht merkwürdige Statistik, zumal der Square Dance, wie in 18 anderen US-Staaten, der offizielle Staats-Tanz von Alabama ist (es gibt auch den offiziellen Staats-Süßwasserfisch, -Salzwasserfisch, -Pferd, -Nuß, -Insekt, -Fossil, -Stein ...und vieles, vieles mehr).

Na gut, denkt man sich, man ist hier in den USA, will etwas typisch amerikanisches machen und tanzen fällt offensichtlich aus, wie wäre es denn mit Western-Reiten - auch so eine Ikone des amerikanischen Lebensstils.
Nun ja, reiten kann man hier durchaus - im europäischen Stil, also britische Fuchsjagd und so'n Zeugs. Western-Reiten? Nicht unbedingt totale Fehlanzeige, aber ähnlich wie Square Dance nur sehr spärlich vertreten.

Da kommt man dann doch schon ins Grübeln. Wie viel hat das hier noch mit den USA zu tun, die man aus TV, Kitsch und Klischee zu kennen glaubt?
Well, this is the Deep South.
Und hier richtet man sich nicht nach den kruden Moden der Yankees, sondern pflegt die feineren gesellschaftlichen Bräuche des kultivierten Europa.
Square Dance wurde schließlich in Neu-England erfunden - im Herzen der Nordstaaten. Und Western-Reiten hat hier auch nichts zu suchen- das sollen die Cowboys, die ja, wie man seit diesem Film weiß, sowieso alle andersherum sind, unter sich aus machen.
Hier gibt man den Subdivisions so Ur-britische Namen wie Wellington, Cobblestone, Steeplechase oder Fox Hunt, hier wird noch jährlich das Ritual der Debütantinnenbälle zelebriert, hier ziert die Staatsflagge das rote  Andreas-Kreuz, das auch Bestandteil des britischen Union Jack ist. Kurzum, hier ist das Bollwerk der europäischen (englischen) Lebensart gegen die barbarischen Un-Sitten der Yankee-Unkultur. Bei Gott, die da oben im Norden nennen ja sogar ihre Grillfeste "BBQ" - unwissende, einfältige Bastarde die sie sind. Dabei weiß doch hier im Süden jeder Säugling, dass echtes BBQ nichts mit grillen zu tun hat, sondern aus geräuchertem Pulled Pork, Turkey oder Beef besteht. Und dass man dazu weiße Soße reicht ... aber das ist wieder eine andere Geschichte.


Und was ist nun mit Square Dance als Staats-Tanz? Wurde von der Landesregierung in 1981 so bestimmt. Aber diese "Good Ol' Boys" nimmt in Alabama sowieso keiner richtig ernst. Sollen sie das eben in Montgomery tanzen - hier wird der Walzer rechtsherum gedreht ...


Sunday, October 4, 2009

Street Festival

Gestern fand hier in Madison das alljährliche Straßenfest statt - eine Mischung aus Karneval, Kirmes und Freiluftausstellung.
Es fing an um 08:45 Uhr mit der großen Parade durch die Altstadt von Madison und hörte auf um Punkt 16:00 Uhr. Es gab einige Freßbuden (griechisches Gyros!), Limonadenstände, keine Bierbuden natürlich, jede Menge Infostände von verschiedenen Gechäften, politischen Parteien, Kirchen und gemeinnützigen Organisationen, zwei Bühnen mit Musik- und Tanzvorführungen, Hüpfburgen und Face Painting, eine Greifvogelvorführung, eine Auto-Show, Fundraiser und Tombolas - kurz, alles was Madison so zu bieten hat.
Das Wetter war traumhaft, Mitte zwanzig Grad Celsius mit wolkenlosem Himmel und einem leichten Wind - ein perfekter Tag für die ganze Familie.
Hier ein paar Impressionen:



 

 







 

 




 

 

 

 

 

 

Friday, October 2, 2009

First Class

Bis Jahresende werde ich von den verbleibenden zwölf Wochen fünf mit Dienstreisen zubringen. Habe ich mir nicht ausgesucht, das bringt der Job halt so mit sich.
Als Angehöriger einer multinationalen Regierungsagentur bin ich dabei den üblichen Sparsamkeitsgrundsätzen verpflichtet um das Geld der Steuerzahler nicht unnütz zu verschwenden - also fliege ich Holzklasse. Unsere Vertragspartner bei der Industrie fliegen Business Class, das haben sie sich so in den Vertrag hinein schreiben lassen. Was dazu führt, dass sie nach einem zehn Stunden Flug nach Europa frisch und ausgeruht in die Meetings kommen, während wir Regierungsvertreter zerschlagen, gnarzig und halbtot vor Müdigkeit dort herum hängen - was irgendwie schon ein unfairer Vorteil für die andere Seite ist. Aber das ist eine völlig andere Geschichte und ich wollte es nur mal so nebenbei erwähnen.

Nun war ich also in dieser Woche auf der ersten der fünf Dienstreisen und konnte meinen Augen nicht trauen - für den Rückflug von Orlando nach Atlanta gestern war ich in der First Class gebucht. Keine Ahnung wieso, vielleicht hat die Agentur einen Vielfliegerbonus eingelöst, vielleicht hatte Delta keine Holzklassensitze mehr frei auf diesem Flug - egal, erste Klasse ist erste Klasse, da stellt man keine Fragen, sondern genießt diese Gelegenheit. Leider nur für knappe neunzig Minuten, denn länger dauerte der Flug nicht.

Aber das ist schon ein Unterschied.
Es fängt damit an, dass man als erster ins Flugzeug darf. Kein Gedrängel im Gang, keine Probleme das Handgepäck unterzubringen, weil irgendwelche Idioten meinen sie müßten die Overhead Stauräume mit ihren Überseekoffern zustopfen. Nein, mit nur zwanzig Passagieren in der ersten Klasse gibt es kein Gerangel, keine Wartezeit und keine Hektik.
Nachdem man also seine Habseligkeiten locker verstaut hat setzt man sich ... nein, man setzt sich nicht so einfach, man logiert. Die Sessel, ledergepolstert selbstverständlich, sind breit und tief und hoch und haben einen Sitzabstand den man tatsächlich als solchen bezeichnen kann. In der Holzklasse kämpfe ich andauernd mit meinen Vorderleuten, die ihre Lehnen zurücksetzen wollen und dabei mit meinen Knien kollidieren. Sie drücken, ich drücke und irgendwann einigen wir uns dann entnervt auf eine Mittelposition.
Nicht so in der ersten Klasse, hier herrscht Freiheit - Beinfreiheit!
Man richtet sich also gemütlich ein und schon kommt die Stewardess und kümmert sich um das leibliche Wohlbefinden - Cola, Bier, Wein, Cocktails, was hätten Sie denn gerne?!
Währenddessen tobt hinter einem, in der Holzklasse, der übliche Kleinkrieg beim Einsteigen, herrscht Chaos und Hektik und immer wieder kommt die Durchsage, man möge doch den Gang freimachen und sich gefälligst hinsetzen damit wir endlich los können.
Mich ficht das diesmal nicht an, ich sitze bereits seit gut einer Viertelstunde gemütlich und entspannt in meinem Ledersessel, sehe den Piloten bei den Startvorbereitungen über die Schulter und schlürfe an meiner Cola.




Ach ja, das Eis beginnt langsam zu schmelzen - könnte ich ... aber natürlich bekomme ich ein frisches Glas, serviert mit einem strahlenden Lächeln.
Glas. Nicht Plastik. Ein Glas, aus echtem Glas. Nicht Plastik. Aber das sagte ich schon. Wer es nicht glaubt - ein Bild sagt mehr ....





Und als Snack hatte ich die Auswahl zwischen Peanuts, Brezeln, Twix, Cookies, Kaviar und Hummer ... na ja, ich habe mich dann für das Twix entschieden, Kaviar auf nüchternen Magen vertrage ich nicht so gut.

Ich habe niemals zuvor so einen entspannten und bequemen Flug gehabt. Und natürlich waren wir erste Klasse Passagiere auch die ersten, die in Atlanta das Flugzeug wieder verlassen haben -  hätte ich mich erst durch die Holzklasse nach draußen kämpfen müssen, wäre mein Anschlußflug auch nicht zu schaffen gewesen.


Ein großes Problem habe ich jetzt natürlich - wie kann ich nach dieser Erfahrung jemals wieder Holzklasse fliegen? Ich bin von nun an verdorben für diese Art des Massentransports und mein einziges Ziel im Leben wird fortan sein, wieder in den Genuß dieser exquisiten Erfahrung zu kommen - vielleicht sogar bei einer Dienstreise nach Europa. Zehn Stunden erste Klasse - das ist wie eine kleine Gehaltserhöhung ...

Thursday, October 1, 2009

Drive, Lane, Court ... again

Hirnlos.
Das ist das einzige, was mir zur Namensgebung der Straßen in unserer Siedlung einfällt.
Wer diesen Blog mitverfolgt hat, der weiss inzwischen um die Problematik mit den drei identischen Straßennamen, die nur durch die Bezeichnungen "Court", "Lane" und "Drive" voneinander unterschieden werden. Erschwerend kommt noch dazu, dass es in allen drei Straßen die gleichen Hausnummern gibt. Richtig dumm gelaufen ist es für uns, die wir im "Drive" wohnen - denn nach der Einfahrt in unsere Siedlung kommt zuerst "Lane", was aber niemand so richtig mitbekommt, denn der Straßenname stimmt ja, da achtet man doch nicht mehr auf das folgende Kürzel. Und wer rechnet schon damit, dass es in einer Siedlung drei Straßen mit dem selben Namen gibt? Eben.

Die letzte Episode hatten wir ja vor nicht all zu langer Zeit, als die Dachdecker ihr Zeug am Samstag in der "Lane" abluden und, als sie den Fehler bemerkt und den ganzen Sums wieder aufgeladen hatten, es zu spät war bei uns mit dem neuen Dach anzufangen und wir deshalb am Sonntag das Vergnügen hatten ...

Das ab und zu mal Pakete im "Lane" landeten, Post dort abgeliefert wurde und beim Einzug der Truck mit unserem Container dort hinfuhr ist ja schon längst Geschichte und fast schon wieder vergessen.
Dass hier andauernd Inkassobüros, ominöse Kreditvergeber und professionelle Mahner anrufen nervt uns schon deutlich mehr. Die haben anscheinend nur die Adresse ihres Schuldners, diese (ohne groß auf Drive/Lane/Court zu achten) durch die Rückwärtssuche im Internet gejagt ... und sind mit unserer Telefonnummer heraus gekommen. Egal dass da ein anderer Name steht - man kann sich hier auch als "Winnetou" eintragen lassen wenn man möchte ...

Und gestern hatten wir dann für mehr als einen Tag kein Wasser. Kein Tropfen kam aus den Leitungen. Nada, Zilch, Nothing.
Diverse emails und Anrufe beim Wasserwerk (andauernd besetzt ... vielleicht ist es ein Problem in der ganzen Nachbarschaft und jeder will sich jetzt dort beschweren ...) brachten schließlich heute morgen den Tatbestand ans Licht: unsere Freunde aus der "Lane" ziehen aus und hatten das Wasser abbestellt.
Und dieses eine Mal hat dann jemand tatsächlich nicht die erste verfügbare Straße mit dem Namen angesteuert - was in diesem Fall ja die richtige Adresse gewesen wäre - sondern die zweite. Und hat dann uns das Wasser abgedreht. Nicht witzig. Überhaupt nicht.

Mittlerweile stinkt uns diese Sache ganz gewaltig. Aber was kann man machen? Vielleicht ein großes Schild am Eingang zur Siedlung aufbauen, welches den Sachverhalt schildert. Oder die Straßen einfach umbenennen ... aber dann müßten ja alle Bewohner ihre Abonnements umstellen, ihre Hauskredite umschreiben lassen und ihre Adressaufkleber ändern ... not going to happen.

Bleibt uns also nur der Ärger über soviel Hirnlosigkeit. Und nicht zuwenig davon - von beidem ....