Christmas in Alabama. Klar ist es anders.
Da wäre zunächst einmal das Wetter. In Deutschland hat man sich ja mittlerweile an schneelose, warme Feiertage gewöhnt. Nun ja, hier wäre Schnee schon eine mittlere Sensation - stattdessen war es an Heiligabend nachmittags knappe 20 Grad Celsius warm und regnete in Strömen. Da kommt man so richtig in Weihnachtstimmung - es hätte eigentlich nur noch ein Weihnachts-Tornado gefehlt ...
Und auch die Reihenfolge der Ereignisse ist hier anders. Die Geschenke gibt es am 25 Dezember, in Deutschland der erste Weihnachtsfeiertag, morgens. Haben wir diesmal auch so gemacht - und es hat uns gefallen!
Kein Stress um noch rechtzeitig fertig zu werden zur Bescherung, die Kinder hatten den ganzen Tag um mit ihren neuen Sachen zu spielen und mußten nicht unter Geschrei und Drama um Mitternacht ins Bett gezwungen werden.
Nur irgendwie war es doch komisch, dass am 25. alle Geschäfte zu waren. Das ist nicht so dramatisch wie in Deutschland, wo es eine halbe Woche nix zu kaufen gibt, wenn der zweite Feiertag mal auf einen Samstag fällt. Aber ein inzwischen völlig ungewohntes Gefühl war es doch, zu wissen dass man nicht einfach losfahren konnte, wenn für den Festtagstruthan noch was fehlen sollte ...
Aber er ist dann auch so sehr gut gelungen. Nur ist ein 15 Pfund schwerer Vogel einfach zuviel für eine fümfköpfige Familie - es blieb soviel übrig, dass wir ncoh Tage nachher Reste hatten. Bis zum nächsten Thanksgiving brauche ich nun erstmal keinen Turkey mehr, denke ich ...
Eigentlich ist ja Smoked Ham, also geräucherter Schinken, hier das traditionelle Weihnachtsessen. Haben wir auch versucht. Der Schinken sah auch ganz toll aus und hat prima geschmeckt. Er verursachte nur Ausschlag. Die Zutatenliste war länger als das Telefonbuch und irgendeine der vielen chemischen Verbindungen hat sich dann doch nicht mit unseren europäischen Metabolismen vertragen.
Also gab es Turkey ...
... stattdessen würde ich mittlerweile lieber mal wieder richtig schön griechisch essen.
(Nicht, dass wir uns falsch verstehen - der Turkey war exzellent. Alle vier Tage, die wir an ihm gegessen haben ...).
Mexikaner, Chinesen, Burgerbuden und BBQ-Schuppen gibt es hier wie Sand am Meer. Aber nix Mediterranes. Na ja, Olive Garden, Maccaroni Grill und Terranova firmieren unter "Italienisch" - ich arbeite mit Italienern im Büro und die haben mir versichert, dass an dem Essen, das man da bekommt allenfalls die Namen italienisch sein würden ...
Also selber machen. Kein Problem - allerdings kostet ein Glas Feta hier schon mal so um die 8 Dollares - aber was soll's, wenn der Heißhunger groß genug ist, sind 8 Dollar kein Betrag um den man sich Gedanken machen würde.
Was das mit Weihnachten zu tun hat?
Alles. Einer meiner Wünsche für Geschenke aus Deutschland war nämlich das, was zu einem ordentlichen griechischen Essen unbedingt dazu gehört und das es natürlich hier nicht gibt - Bohnensalat. Und nicht irgendeiner, nein der herzhafte von Hengstenberg muß es sein.
Also habe ich mir den gewünscht und bin nun im Besitz von drei Gläsern dieser lukullischen Kostbarkeit. Nun ... eigentlich sind es nur noch zwei Gläser, denn eines ist bereits am Heiligabend (noch vor dem offiziellen Auspacken der Geschenke ... aber ich mußte ja nachsehen, ob alles unbeschädigt angekommen war) weggeputzt worden. Zu Würstchen und Kartoffelsalat schmeckt das nämlich auch ganz toll ...
Ein kleines Stück Heimat ( ... und das schließt ganz Europa mit ein ...) also hier in Alabama. Ansonsten machen die auch anderes ganz anders als in good old Europe.
Zum Beispiel behängen die ihre Häuser mit allerlei bunten Lichtern, stellen große Plastik-Weihnachtsmänner, Rentiere und Schneemänner auf ihren Rasen und verbraten eine Elektrizität dabei, dass einem als ernergiebewußtem Europäer ganz Angst und Bange vor der nun sicherlich jetzt ganz bald kommenden Klimakatastrophe wird.
Aber schön anzusehen ist es schon. Und auch wir haben mitgemacht - ganz moderat allerdings. Ein paar Weihnachtsbäume vor dem Haus und ein paar beleuchtete Sterne im Fenster zur Strasse. Mal sehen, vielleicht rüsten wir nächstes Jahr auch noch ein bißchen auf ...
Denn wenn man in Rom ist, muß man tun was die Römer tun ... so jedenfalls geht ein alter Spruch hier.
Oder in unserem Fall: Let's have a Redneck X-Mas, y'all!
Und dazu gehört selbstverständlich auch ein stilechter Weihnachtsbaum. Aus Plastik natürlich, behängt mit Sachen, die manchmal nicht unbedingt auf den ersten Blick etwas mit Weihnachten zu tun haben.
Der Santa in der Tarndruckweste mit dem Gewehr und dem Feldstecher ist da sicher ein gutes Beispiel. Aber was so ein echter Alabamian ist, der geht nach dem Geschenkeauspacken direkt mit seiner neuen Shotgun auf Turkeyjagd - schließlich muß ja was zünftiges auf den Tisch und die Familie kann sich ja auch nicht das ganze Jahr nur von Roadkill ernähren ...
Den Santa auf dem Trecker haben wir übrigens einer befreundeten Familie in Deutschland geschenkt ... die haben einen Bauernhof, wie man unschwer erahnen kann ...
Nun ja, unser Baum sah dann wirklich toll aus und nur wer nah dranging konnte die kleinen Südstaaten-Akzente erkennen, die wir mit dem Großeinkauf von Ornamenten in der Hobby Lobby gesetzt hatten.
Und unsere Freunde und Familie in Deutschland haben wir auch gleich damit versorgt - immer nur Lametta ist doch langweilig ...
Und so war unsere diesjährige Weihnacht ... anders eben.
1 comment:
Hallo und ein frohes neues Jahr euch da drüben!
Der Schneemann hatte einen Ehrenplatz in unserem Baum und war wirklich mal etwas ganz anderes ;-)
Die Truthahn-Sache können wir nachvollziehen. Selbst mit 11 Personen schafften wir keine 17-Kilo-Pute am 2. Weihnachtstag so haben wir uns bis Silvester von den Überresten ernähren können.
Alles Gute
Andrea & Jens
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