Von wegen öffentliche Schulen sind hier kostenlos. Ja, man muß keine Schulgebühren bezahlen wie bei den Privatschulen, auch sind die Bücher frei - aber ganz ohne Geld geht trotzdem nichts.
Heute war Schedule Pickup Day für die Seniors - Übersetzung: Der Abschlußjahrgang hat heute die Stundenpläne für ihr letztes Schuljahr abgeholt.
Das ist eine große Sache hier, denn diese Stundenpläne sind individuell für jeden einzelnen Schüler gemacht.
Aus einem dicken Katalog kann man sich bis Anfang Mai die Fächer heraus suchen, die man nächstes Jahr belegen will. Jedes Fach hat dabei einen Punktewert (Theater einen Halben, Mathe einen Ganzen) und in den vier Jahren High School muß man 27 Punkte zusammen bekommen für einen Abschluß.
Das kann man tun indem man jede Menge Sport macht, Theater spielt, in der Schulband musiziert und nur das absolute Minimum der vorgeschriebenen Grundlagenfächer nimmt - oder aber seinen Tag mit Naturwissenschaften, Sprache, Geschichte und ähnlichem voll packt.
zudem gibt es für beinahe jedes Fach noch Abstufungen in der Qualität - die 08/15 Variante, die Honors Stufe mit deutlich gehobenen Anforderungen und dann die AP Stufe, die College-Niveau entspricht.
Das alles wird dann für den Schulabschluß berücksichtigt, den man dementsprechend in vier Stufen bekommen kann. Und es geht in den GPA ein - den Gross Point Average, der bestimmt welche Universitäten einen später einmal aufnehmen und welche Stipendien man bekommt.
Es sind also einige Entscheidungen zu treffen vor jedem Schuljahr und eine Menge Planung geht in die Zusammenstellung des Stundenplanes. Bei uns ist es noch einen Zacken schärfer, weil wir auch die besonderen Erfordernisse des deutschen Systems mit berücksichtigen müssen. Um den US High School Abschluß in Deutschland als Abitur anerkennen lassen zu können muß eine bestimmte Fächerkombination mit einem bestimmten Notendurchschnitt plus bestimmten AP Kursen nachgewiesen werden.
Wenn man dann seine Vorauswahl getroffen hat, geht man zum Schul-Counselor und der sagt einem dann, ob bestimmte Fächer überhaupt angeboten werden, welche Überschneidungen es gibt und all solchen Krams.
Das tun die halbes Dutzend Damen und Herren mit allen zweitausend Schülern und in den Sommerferien strickt das Team dann die individuellen Stundenpläne, unter Berücksichtigung der Klassenraumauslastung und anderen schulbedingten Randbedingungen.
Klingt kompliziert und aufwändig? Oh ja, und wie. Und natürlich bleibt es nicht aus, dass dabei Fehler gemacht werden.
Ist auch bei uns dieses Mal wieder geschehen. Um English AP nehmen zu können muss man zuvor English Honors bestanden haben. Auf dem Stundenplan unseres Großen war das so ausgewiesen, dass er morgens English Honors gehabt hätte und Nachmittags dann den AP Kurs. Macht absolut keinen Sinn, er muß Honors im ersten Halbjahr machen und AP im zweiten - so wie wir es auch mit dem Counselor besprochen hatten.
Normalerweise muß man für jede Änderung des Stundenplans $20 bezahlen - aber da das ja nicht unsere Schuld war, wurde uns diese Gebühr erlassen.
Wir haben dann aber doch knapp über $500 da gelassen - gute Bildung ist halt teuer hier. Um einige Gebühren kommt man nicht herum, andere sind wiederum eher in die Kategorie "braucht man nicht unbedingt, gehört aber irgendwie dazu" einzustufen.
Den Senior Fee, den Student Planer Fee, die AP Course Fees, die AP Exam Fees, die AP Book Fees, die Sport Uniform, den Sportplatzspindplatz, Labor Unterlagen und Unterlagen für Fremdsprachenkurse mussten wir bezahlen.
Die Tickets für das Senior Prom (der Abschlußball) und das Jahrbuch sind sicherlich nicht unbedingt notwendig (... gar nicht, wenn man unseren Großen fragt ...) aber das gehört einfach mit zum Erlebnis "US High School". Diese $100 haben wir auch noch übrig und ob er will oder nicht, er geht zur Prom ...
Na ja, jetzt müssen wir noch ein paar andere Sachen kaufen - Sportschuhe, Stifte und Blöcke, sonstige Materialien.
Dazu muß man noch die vier Bücher rechnen, die er über die Ferien zur Vorbereitung auf das neue Schuljahr lesen mußte (East of Eden von John Steinbeck, 1984 von George Orwell und zwei andere die ich nicht mehr weiß) und zu denen er ein paar kleine Aufgaben am ersten Schultag einreichen muß.
Wir rechnen auch die $250 dazu, die seine Sommerschule gekostet hat. Weil er gerne weiter Spanisch haben möchte und wir das auch ausdrücklich unterstützen (Dreisprachigkeit öffnet Türen ...), das von der verfügbaren Zeit aber nicht in den Stundenplan gepasst hätte, haben wir ihn einen anderen Kurs im Sommer vorziehen lassen um Platz für Spanisch zu schaffen.
Eigentlich sind diese Sommerkurse für Durchfaller gedacht, die dadurch eine letzte Chance bekommen doch noch zu bestehen. Aber da unser Großer einer der besten Schüler ist (3. in seinem Jahrgang von über 700 Schülern) konnten wir einen Deal mit dem Counselor machen und er wurde für den Sommerkurs zu gelassen.
Selbstredend hat ihn der furchtbar gelangweilt - Government/Economics ist einer dieser Kurse, durch den man im Halbschlaf durch kommt.
Das wird im neuen Schuljahr, das in gut zehn Tagen beginnt, anders sein. Er hat drei AP Kurse, mehrere Honors Klassen und Sport - das nervt ihn schon jetzt. Wird anstrengend ...
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